Deutschland wirklich ein kinderfeindliches Land?

vom 31.10.2011, 12:38 Uhr

Wir waren eben mit dem Auto unterwegs und haben Radio angehabt. Dort wurde davon gesprochen, dass Deutschland als kinderfeindliches Land gilt. Überall würden Kinder weniger die Leute stören als in Deutschland. Sie haben auch Leute auf den Fußgängerzonen befragt, was sie von Kindern halten, die beim Einkaufen quengeln, in den Restaurants jammern, oder eben im Bus in die Hose machen und stinken. Keiner der Befragten hat positiv darauf geantwortet. Es wurden auch nur Leute befragt, die ohne Kinder unterwegs waren.

In Italien, Spanien, Österreich und Niederlanden wurden wohl die gleichen Umfragen gemacht und die fielen auch alle positiver aus. Was haltet ihr davon, dass Deutschland als derart kinderfeindlich gilt? In den Ländern, die ich oben aufgeführt habe konnte man sogar in öffentlichen Toiletten Kindertoiletten und Kinderwaschbecken beobachten, welche hier in Deutschland allenfalls in Kindertagesstätten oder Kindergärten montiert sind.

Ist Deutschland wirklich so kinderfeindlich oder sind die anderen Länder einfach nur kinderfreundlicher als die Deutschen? Kinderfeindlich ist so ein schlimmes Wort. Wenn man so allgemein schaut, wird in Deutschland genug für unsere Kinder gemacht oder wird weniger gemacht als in den anderen Ländern?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich würde Deutschland weder als kinderfeindlich noch als kinderfreundlich einstufen. Ich lebe mittlerweile seit einigen Jahren in Deutschland und ich muss jedoch sagen, dass hier in der Stadt unheimlich viel für den Nachwuchs gemacht wird. Es finden viele Veranstaltungen für Kinder statt, Spielplätze werden regelmäßig erneuert und viele Restaurants bieten auch Spielecken für Kinder an. Sogenannte Kindertoiletten habe ich bisher noch nie gesehen, aber ich schließe es nicht aus, dass es sie gibt. Ich kenne zum Beispiel einen Supermarkt hier in der Nähe, wo es garantiert Kindertoiletten gibt, auch wenn ich diese noch nie gesehen hab.

Ich denke sogar, dass die Kinderfreundlichkeit in Deutschland von Stadt zu Stadt verschieden ist. Deutschland mag vielleicht im internationalen Vergleich schlecht abschneiden, aber was ist mit dem nationalen Vergleich? Außerdem wurde das Ergebnis ja irgendwie verfälscht, in dem nur kinderlose Menschen befragt wurden. Es gibt durchaus Länder, die bedeutend mehr für Kinder machen. Ich kann jetzt auch nur von der Stadt reden, in der ich lebe, und kann somit nur meine Eindrücke festhalten, allein aus dem Grund, weil ich die Infrastrukturen der anderen Städte nicht wirklich kenne.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12594 » Talkpoints: 13,15 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Kinderfeindlich ist Deutschland wahrscheinlich nicht, eher gleichgültig. Für Kinder wird ebenso wenig gemacht wie für alte Menschen, jugendliche oder auch Menschen im Alter von 30 bis 50.

Was ich selbst beobachte (unter anderem auch an mir selber) ist, wenn Kinder sich im Geschäft auf den Boden werfen, weil sie etwas nicht bekommen und die Eltern nicht in der Lage sind, diese Kinder zu bändigen. Das nervt mich ungemein. Allerdings hat das nichts mit Kinderfeindlichkeit zu tun, sondern eher mit der Unfähigkeit, der Eltern, ihre Kinder unter Kontrolle zu bekommen. Ich rege mich dann nicht über das Kind selber auf, sondern vielmehr über die Mutter oder den Vater. Die versagen in der Erziehung und alle anderen dürfen daran teilhaben.

Ansonsten sollte man in Deutschland eher sinnvolle Möglichkeiten für die Jugend schaffen. In den Großstädten mag das alles noch funktionieren, allerdings auf dem Land hat gerade die Jugend kaum etwas um ihre Freizeit ein wenig abwechslungsreich zu gestalten. Da liegen einige der Probleme. Außerdem sollte endlich mal wieder etwas mehr auf Bildung geachtet werden. Allerdings nicht nur die schulische Bildung, sondern auch das, was die Eltern mit ihren Kindern zu Hause an Bildung noch auf die Reihe bekommen. Denn Bildung und deren Qualität fängt zu Hause an. Nicht erst im Kindergarten oder der Schule.

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» martin22 » Beiträge: 231 » Talkpoints: 0,58 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich denke, in Deutschland herrscht einfach eine große Diskrepanz zwischen kinderlosen Menschen und denen die Kinder haben. Wer selbst Elternteil ist, sieht eher darüber hinweg, wenn ein fremdes Kind rotznasig und quengelnd an der Hand der Mutter herum läuft. Wer noch keine Kinder hat oder sich gänzlich dagegen entschieden hat, welche zu bekommen, ist dagegen wesentlich schneller genervt, weil er die Lebenswelt eines Kindes nicht täglich miterlebt bzw. sich in die entsprechenden Situationen hineinversetzen kann.

Allerdings ist es in Deutschland auch kaum noch ein erstrebenswertes Familienmodell, Kinder zu bekommen. Seitens der Gemeinden und Kirchen mag ja hier und da noch ein gewisses Angebot für Kinder vorhanden sein. Aber Vater Staat jammert zwar stets und ständig, dass Deutschland immer älter wird. Doch wenn es darum geht, das Kinderkriegen im eigenen Land zu fördern, hinkt er anderen Ländern doch deutlich hinterher. Wenn ich mir beispielsweise überlege, dass eine in Deutschland arbeitende Frau in unbefristeter Stellung nach Beendigung ihres Mutterschaftsurlaubs nur noch drei Monate beschäftigt werden muss, bevor ihr die Kündigung präsentiert werden kann, spielen doch Existenzängste beim Kinderkriegen eine große Rolle. Zudem habe ich hier im Forum in letzter Zeit sehr häufig gelesen, dass einige Mütter gern wieder ins Berufsleben einsteigen würden, aber noch über ein Jahr auf einen Betreuungsplatz warten müssen. Was nutzt es, wenn man einen gesetzlichen Anspruch auf einen Krippenplatz ab dem ersten Lebensjahr des Kindes hat, dieser aber dank mangelnder Kapazitäten seitens der Betreuungseinrichtungen nicht wahrgenommen werden kann?

Der Staat könnte m.E. also einiges dazu beitragen, die Kinderfreundlichkeit unseres Landes zu verbessern. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen und Kinder wieder als Zukunft des Landes wahrgenommen werden, wird vermutlich auch die Toleranz der Kinderlosen gegenüber den Kindern wieder steigen.

» Doreen82 » Beiträge: 316 » Talkpoints: 7,93 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich habe bereits hier Ältere Dame beschimpft Familie mit Kleinkind beschrieben, wie es mir erst neulich in einem Supermarkt ergangen ist. Deshalb liegt mein Urteil ganz klar bei kinderunfreundliches Deutschland, da ich auch schon in anderen Supermärkten ähnliche Situationen erlebt habe mit Müttern mit quengeligen Kindern, wo andere Leute die Kinder oder die Mutter beschimpft bzw. angegangen haben.

In vielen vor allem südlichen Ländern kommen die Leute auch richtiggehend auf einen zu, wenn man mit kleinen Kindern unterwegs ist und spricht mit ihnen. Allerdings normal und in freundlichem Tonfall. Auf die Idee Kinder oder deren Eltern zu beschimpfen kommt dort niemand. Im Gegenteil! In vielen südlichen Ländern stört es überhaupt niemanden, wenn Kinder quengeln oder herumtoben.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Um eine solche Frage für sich selbst zu beantworten, sollte man einfach versuchen, in einer Großstadt eine bezahlbare große Wohnung zur Miete zu finden. Und wenn man so was geschafft hat, sollte man dem potentiellen Vermieter eröffnen, dass man selbst mit kleinen Kindern einziehen möchte. Schon hat man eigentlich die Bestätigung, dass Kinder eher nicht gerne gesehen werden. Selbst wenn Vermieter selbst eher unvoreingenommen sind, gibt es hier die Angst, sich nur unnötig Ärger ins Haus zu holen. Sei es durch einen erhöhten Reinigungaufwand, durch Probleme mit den Nachbarn oder aber nur aus Angst vor einer stärkeren Abnutzung der Wohnung.

Ebenso erfreut zeigen sich idR. Arbeitgeber, wenn sich Menschen auf eine Stelle bewerben und dabei klar machen, in der Familie auch die Person zu sein, die sich um die Kinder kümmert (im Krankheitsfall oder in den Ferien oder aber wenn es darum geht, sie zur Schule oder in den Kindergarten zu bringen bzw. wieder abzuholen).

Gerne kann man auch austesten, wie tolerant die Mitmenschen sind, wenn man mit Kindern in ein Restaurant geht und die Kinder eben nicht sehr eng führt. Dabei muss es noch nicht einmal so weit kommen, dass die Kinder überdurchschnittlich lärmen oder sich unmöglich benehmen. Auch hier wird einem mindestens gezeigt, dass man nicht wirklich erwünscht ist.

Kinder sind tatsächlich nichts, womit man sich heute schmücken kann. Im Idealfall sind Kinder dann zu erwähnen, wenn sie Erwachsen und Erfolgreich sind. Aber in einem Alter, in dem sie wirklich Hilfe und Unterstützung der Eltern brauchen (ja auf sie angewiesen sind), sind Kinder ein Makel bzw. eine Behinderung und sorgen nur dafür, dass die Eltern selbst nicht voll einzusetzen sind bzw. stören die anderen Menschen in ihrer gewollten Ruhe.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich glaube so pauschal kann man das nicht sagen. Es gibt in Deutschland viele Städte, in denen eine Menge für Kinder getan wird. Manchmal muss mal sich auch schonmal die Mühe machen, besser hin zu schauen.

Wenn man die Leute fragt, welche keine Kinder haben, ob selbige sie stören, sollte sich vielleicht die Überlegung stellen, warum sie keine Kinder haben. Einige entscheiden sich aus diversen Gründen gegen Kinder und ich glaube nicht, das man von ihnen dann ein solches Verständnis erwarten kann, wie von Leuten mit Kindern. Jeder sollte seine eigene Einstellung zu diesem Thema haben dürfen und um mal ganz ehrlich zu sein, selbst wenn man Kinder hat, ist es doch hin und wieder der Fall, das einem andere Kinder nicht nur positiv auffallen.

Die Eltern sollten vielleicht auch mal versuchen, ein bischen Eigeninitiative zu zeigen. In den Schoss, fallen einem die Möglichkeiten bestimmt nicht, aber wir leben in einer Gesellschaft, wo einem das Kämpfen beigebracht werden sollte. Egal in welchem Bereich. Aber als kinderfeindlich, würde ich Deutschland dennoch nicht bezeichnen.

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» fleissigesbienchen » Beiträge: 339 » Talkpoints: 35,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Obwohl ich selbst Kinder habe, bin ich trotzdem manchmal von fremden Kindern genervt. Sei es beim Einkaufen, wenn sie sich quengelnd auf den Boden werfen, weil sie unbedingt ihren Willen durchsetzen wollen oder im Restaurant, wo sie durch die Gegend schreien. Ein solches Verhalten kenne ich von meinen Kindern nicht und daher stört es mich dann bei anderen Kindern.

Aber insgesamt habe ich schon erleben dürfen, das man in einem deutschen Restaurant mit Kindern nicht willkommen ist und man mehr oder weniger hinauskomplimentiert wird. Sicherlich gilt das nicht für alle deutschen Lokalitäten, denn ich habe da auch schon sehr gute Erfahrungen gemacht. Wenn man mit Kindern essen gehen will, würde ich immer zum Italiener raten oder anderen südländisch geführten Lokalen, da diese einen anderen Familiensinn haben.

Ansonsten bin ich der Meinung, das dies in Deutschland regional unterschiedlich ist, wie willkommen Kinder sind. Hier in Plauen sind alle sehr kinderfreundlich. Ob das der Bäcker um die Ecke ist oder eine Ladenkette in einem Einkaufszentrum. Man ist da schon sehr um die Kunden von Morgen bemüht. Auch was die Freizeitangebote angeht, sind wir hier sehr gut auf Kinder eingestellt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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