Schüler machtlos gegen Lehrer?

vom 28.10.2011, 19:34 Uhr

Im Schulalltag kann einem schnell die Machtlosigkeit gegenüber dem Lehrpersonal bewusst werden. Besonders bei mündlichen Noten, die häufig auf der subjektiven Meinung der Lehrer beruhen, empfindet man schnell das Gefühl ungerecht behandelt zu werden. Sollte man sich also bei der jeweiligen Lehrkraft beschweren, oder verschlimmert man damit eher weiter die Situation beziehungsweise die Sympatie die ein Lehrer gegenüber einem selber hat?

Ich selbst konnte mich bis heute nie wirklich für eine der beiden Optionen entscheiden. Die einzige Erfahrung die ich machen musste ist, dass meine Meinung oder auch die Meinung von Freunden nie einen richtigen Einfluss auf meine Noten hatte. Ist man also der Willkür der Lehrer ausgesetzt?

Ich würde gerne eure Meinung zu diesem Thema hören. Bedarf das deutsche Schulsystem einer Überarbeitung und wenn ja, wie soll diese aussehen. Sollte man Lehrer beispielsweise nach ihrer Leistung beurteilen?

» Lars1337 » Beiträge: 53 » Talkpoints: 44,29 »



Da muss ich dir leider zustimmen. Auch ich finde, dass man oft nichts gegen solche Lehrkräfte unternehmen kann und wenn man sich beschweren möchte, reagieren sie entweder nicht auf die Beschwerde oder sie reden alles runter, also das man selber alles komplett falsch sieht und nur der Leher recht hat.

Es gibt aber natürlich auch andere Fälle, dies kommt auf die Lehrperson an. Es gibt auch durchaus Leher, welche auf Kritik eingehen und dann auch wirklich versuchen Fehler zu verbessern oder aus ihrer Kritik zu lernen. Aber leider gibt es auch solche Lehrkräfte, wie du sie beschrieben hast, dessen Willkür man gnadenlos ausgesetzt ist. Man bekommt immer schlechte mündliche Noten und wenn man sich beschwert, bekommt man das nächste mal noch schlechtere Noten oder man wird im Unterricht gar nicht mehr beachtet. In solchen Fällen hilft eigentlich nur noch ein Gang zum Klassenlehrer oder Stammkursleiter und in besonders drastischen Fällen, währe sogar ein Gang zum Schulleiter zu empfehlen.

Ich habe aber eigentlich öfters die Erfahrung gemacht, dass sich eine Beschwerde in allen Fällen lohnt, meisten bringt es nämlich doch öfters was und wenn es nichts bringt, hat man es wenigsten versucht.

» Verdion1337 » Beiträge: 763 » Talkpoints: 7,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Zunächst einmal: Ein Lehrer ist auch nur ein Mensch. Und der Mensch ist nun einmal seinen subjektiven Eindrücken sowie seinem Sympathie- und Antipathie-Empfinden unterworfen. Jeder sortiert sein Gegenüber unbewusst in bestimmte Kategorien ein und beurteilt jemanden, den er mag, positiver als jemanden, den er nicht leiden kann. Davor ist auch ein Lehrer nicht gefeit. Ein guter Lehrer nimmt sich aber der Kritik seiner Schüler an, während ein schlechter sich persönlich angegriffen fühlt und eventuell Rachegedanken gegen die kritischen Schüler hegt. Um die Reaktion eines Lehrers abzuschätzen, bedarf es eines gewissen Maßes an Menschenkenntnis.

Fühlt man sich ungerecht behandelt, sollte man allerdings immer erst einmal das Gespräch mit dem Lehrer suchen. Wichtig ist, dass man sein Problem diplomatisch vorbringt und nicht anfängt, zu lamentieren. Mit "Sie benoten mich immer total unfair!" wird man nicht weit kommen. Geht man dagegen auf den betreffenden Lehrer zu und fragt beispielsweise, was man tun kann, um seine eigene Leistung zu verbessern, kann man durchaus Pluspunkte sammeln. Wenn der Lehrer dann nur einen lapidaren "Du musst mehr lernen"-Kommentar übrig hat, kann man immer noch einen anderen Lehrer um Unterstützung bitten.

Gleich zur Direktion zu rennen und sich über den ach so gemeinen Lehrer zu beschweren, halte ich nicht für ein sinnvolles Mittel. Denn auch der Schüler gibt in dem Fall nur das wieder, was er persönlich und damit subjektiv empfindet. Existieren nicht von gerade von zahlreichen Schülern Beschwerden über einen bestimmten Lehrer, wird die Direktion gar nichts unternehmen. Für sie gibt es keine Veranlassung dazu, anzunehmen, dass ein Lehrer einen bestimmten Schüler nur aus einer Laune heraus schlecht beurteilt.

Dass die Meinung von Schulfreunden für den Lehrer bei seiner Beurteilung wenig Gewicht hat, ist für mich vollkommen logisch. Natürlich möchte ein Freund dem anderen helfen und für ihn eine bessere Note durchsetzen.Gibt ein Lehrer dem aber nach und es spricht sich herum, dass der Lehrer über die Notenvergabe mit sich diskutieren lässt, wird bald kaum einer seiner Schüler Ruhe geben, bevor er nicht eine eins oder zwei erstritten hat. Mit absichtlicher Willkür hat das also nichts zu tun.

Eine vollkommen objektive Leistungsbeurteilung wird es aufgrund der Subjektivität, der jeder Mensch unterworfen ist, nie geben. Es gibt Studien, in denen verschiedenen schulfremden Lehrern schriftliche Arbeiten vorgelegt wurden und bei denen teilweise ein und dieselbe Arbeit mit Noten von sehr gut bis ungenügend bewertet wurde. Um eine vollkommene Objektivität zu erreichen, müssten Schülerarbeiten wohl von Computern ausgewertet werden.

» Doreen82 » Beiträge: 316 » Talkpoints: 7,93 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich denke schon, dass du da teilweise Recht hast. Aber es gibt auch sicherlich genauso viele Schüler wie Lehrer, die ihre Leistungen selber falsch einschätzen und sich einfach immer ungerecht behandelt vorkommen. Da fällt mir das Beispiel ein, dass einer aus meiner Klasse in jedem Fach noch eine Note herausschlagen wollte. Er hat sich wirklich oft gemeldet. Aber das, was er dann so von sich gegeben hat, war einfach nicht gerade das beste. Meistens hat er einfach die Ergebnisse der anderen vorher noch einmal in seinen Worten zusammen gefasst und einfach nur nachgeplappert. Oder eben irgendwelche Sachen aus dem Text zitiert, was nun auch nicht so viel eigene Leistung ist. Dazu hat er nie Hausaufgaben gemacht, schlechte Klausuren geschrieben und kaum seine Unterlagen dabei gehabt. Aber er hat sich in jedem Fach ungerecht behandelt gefühlt, selbst wenn er schon viel zu gut bewertet war.

Was man da machen kann, kommt immer auf den Lehrer an. Ich würde den Lehrer wahrscheinlich in einer ruhigen Minute mal nach einer Begründung für die Note fragen. Manchmal schätzt man sich selber einfach zu gut ein und vor allem, wenn man dazu neigt, dann sollte man das schon eher einsehen und sich damit zufrieden geben. Andere Lehrer benoten einen dafür meistens besser, als man eigentlich ist und daher gleicht sich das ungefähr immer etwas aus. Ansonsten bringt es eben meiner Meinung nach viel, wenn man sich mit dem Lehrer auch auseinander setzt und fragt, wie man sich noch verbessern kann und dies dann auch umsetzt, damit dieser am Ende keinen Grund hat, einem wieder die gleiche und eventuell ungerechtfertigte Note zu geben.

Wenn man wirklich ganz unfair behandelt wird, würde ich mich gar nicht mehr mit dem Lehrer auseinander setzen. In einem schriftlichen Fach Klausuren gegen korrigieren lassen und in einem mündlichen Fach mit der Klasse zusammen schließen und den Schulleiter aufsuchen. Das schlimmste, was da für den Schüler passieren kann, ist dass er in einer eventuellen mündlichen Prüfung vor anderen Lehrern versagt und noch eine schlechtere Note bekommt. Was aber ja eigentlich nicht der Fall sein sollte, wenn man denn wirklich so "gut" ist, dass man sich ungerecht behandelt fühlt.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Machtlos im Sinne das man keinen Einfluss auf die Beurteilung nehmen kann, ist der Schüler und die Schülerin in jedem Fall. Der Lehrer (oder die Lehrerin) fällt hier eine Entscheidung bzw. bewertet nach den vorgegebenen Kriterien. Allerdings ist es nicht so, dass Lehrer hier im irgendwie im luftleeren Raum die Noten willkürlich vergeben. Vielmehr begründen sie dies sogar schriftlich bei ihren Schülerbeobachtungen! Gegenüber der Lehrerkonferenz kann so jede Lehrerin und jeder Lehrer genau begründen, wieso ein Schüler eine entsprechende Zensur erhalten hat! Ein System der Willkür herrscht also nicht wirklich, auch wenn es auf der anderen Seite so erscheinen mag. Und selbstverständlich ist auch ein Lehrer nur ein Mensch und wird auch bei persönlicher Sympathie tendenziell bessere Noten vergeben. Aber eine Schlechterstellung bei Antipathie ist eher unwahrscheinlich. Nur die Bevorzugung würde fehlen.

Es ist übrigens für Schüler oftmals deshalb schwer nachzuvollziehen, wie ein Lehrer oder eine Lehrerin die Leistung bewerten, weil diese das ganze Jahr beobachten und nicht einzelne Tage, an denen der Schüler das Gefühl hat, prima mitgemacht zu haben. Daher bringt ein Einwand am Ende gegen bestimmte Bewertungen wirklich nichts. Man befindet sich schließlich nicht auf einem Bazar um über die Notenvergabe zu verhandeln oder zu feilschen.

Besser ist es, wenn man wirklich daran interessiert ist, das ganze Jahr über z.B. alle zwei Monate man anzufragen, wie die eigene Leistung gesehen wird. Hier verschließt sich kein Lehrer und im persönlichen Gespräch kann dann auch dargestellt werden, auf welche Punkte der Lehrer eben achtet und ob eben bei diesen Punkten Auffälligkeiten zu erkennen sind. Allein die Nachfrage würde sich übrigens schon positiv auswirken, weil der Lehrer so das Gefühl vermittelt bekommt, dass der Schüler sich für eben diese Bewertungen interessiert und an einer guten Leistung Interesse hat (auch wenn es eigentlich nur eine gute Bewertung ist, an der Interesse herrscht!).

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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