Nationaler Rap

vom 14.10.2011, 21:31 Uhr

Ich habe einfach mal diesen Thread erstellt, da ich mal ein allgemeines Meinungsbild von euch über nationalen Rap bekommen würde. Die Szene ist ja leider wie viele andere nur so von Klischees gespickt. Meine Frage ist deshalb auch ob derartige Klischees immer noch aktuell sind un gerne genutzt werden, wenn es um HipHop geht. Vielleicht kann man ja hier mal das eine oder andere Vorurteil hier aus der Welt schaffen?

In erster Linie denken die meisten wohl, dass Rapper drogensüchtig sind, immer nur Klamotten tragen, die ihnen drei Nummern zu groß sind und vor allem nur von Gewalt rappen und erzählen. Dem ist natürlich nicht so, natürlich gibt es drogensüchtige Rapper, genauso gibt es aber auch drogensüchtige Sänger, Rocker oder auch andere Menschen wie Du und Ich. Genauso gibt es auch Rapper die nur viel zu große extreme Kleidung. Gibt es natürlich auch, ist aber nicht die Norm, die Masse kleidet sich nur ganz normal. Obwohl normal auch schwer zu sage ist, wer definiert die Norm?

Letzteres stimmt gar nicht. Die Rapper die immer nur über Gewalt rappen sind keine echten Rapper, wie ich persönlich finde. Sie prägen ein Sub-Genre des HipHop, allerdings würden sie den normalen Rap damit entfremden. Achtung jetzt kommt meine persönliche Meinung. Größen der Szene, die ich aber nicht das repräsentieren, was Rap eigentlich ist und davon auch keine wirkliche Ahnung haben sind Leute wie Bushido oder Sido in seinem alten Ego. Er persönlich hat sich aber ja wenigstens noch zum guten Entwickelt. Was Rap aber eigentlich sein soll, sind Texte die auf keinen Fall Gewalt verherrlichen, sondern Texte , die konstruktiv Kritik an der Gesellschaft üben. Rapper die das repräsentieren (und zwar auf höchstem Niveau) sind beispielsweise Samy Deluxe oder Casper. Das ist es was Rap meiner Meinung nach ist und sein sollte.

So das war es dann auch, nehmt es mir nicht übel, das wollte ich mir schon immer mal von der Seele schreiben und nun bin ich äußerst gespannt auf eure Meinung und eure Antworten. Was stellt ihr euch unter HipHop und Rap Musik vor?

Benutzeravatar

» Weezy » Beiträge: 262 » Talkpoints: 0,87 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich glaube Du hast ein falsches Bild davon, welches Bild das Volk von deutschem HipHop hat und es ist auch nicht richtig Bushido oder Sido, allgemein Aggro Berlin vom HipHop zu entfremden. Auch das ist HipHop, auch wenn das den Samy Deluxe Fans vielleicht nicht schmeckt.

Wenn Du allerdings sagst, dass Künstler mit aggressiven und gewalttätigen Texten nicht zum Genre Deutscher Hip Hop zählen und stattdessen Samy Deluxe oder Casper nennst, dann musst Du die wahren Größen noch am ehesten nennen: Kool Savas, Fanta Vier, Fettes Brot oder die Massiven Töne. Auch Afrob und Curse zählen noch zu dieser Old School Zeit. Aber nur weil etwas neues rauskommt, heißt es nicht, dass es kein HipHop sein kann. Jeder hat seinen Geschmack und infolgedessen kannst Du nicht sagen, dass das kein Hip Hop ist.

Schließend ist es auch eine falsche Behauptung alle Rappe zu pauschalisieren, die aggressive und gewalttätige Texte in ihren Liedern verwenden. Es gibt ein paar geniale Köpfe, ich spreche gezielt die Gruppe K.I.Z. an, die einen top HipHop macht, auf einem Niveau, wie es selten vorkommt. Viele hören leider nur die "krassen" Texte, aber die Artikulation und Satzstruktur spricht Bände, man merkt, dass die was im Köpfchen haben und obwohl die Text wirklich hart sind, ist es HipHop. Und kein schlechter!

» benutzer7 » Beiträge: 2116 » Talkpoints: 49,80 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Grundsätzlich habe ich keine Vorurteile was einige Künstler, welche oft in eine Schublade gesteckt werden, angeht. Meiner Meinung nach muss man zunächst einmal die Intention des Rappers betrachten. An dem Beispiel Kollegah lässt sich dies gut verdeutlichen. Kollegah ist ein deutsch/kanadischer Rapper, welcher aus einer kleineren Stadt in Hessen stammt. Betrachtet man seinen Lebenslauf würde man niemals zu dem Schluss kommen, dass dieser Abiturient, der sogar in seiner Schulzeit Malwettbewerbe gewonnen hat, harten Gangsterrap aufnimmt.

Behält man dies im Hinterkopf und betrachtet sich dann seine Texte genauer kann man schnell zu dem Schluss kommen, dass Kollegah nicht "real" ist und damit hat man vollkommen Recht. Hört man sich nun einige Lieder an und betrachtet sich die Struktur der Texte, die Art der Vergleiche und der Metaphern, wird einem plötzlich bewusst, dass ein unintelligenter Rapper niemals in der Lage gewesen wäre einen solchen zu Verfassen, obwohl die Themenwahl das typische Gangsterimage wiederspiegelt. Er verpackt also höhere Schreibkunst hinter einer primitiven Fassade und kreiert somit einen Stil der eine sehr Breite Masse anspricht.

Kollegah hat also überhaupt kein Bedürfnis danach "real" zu sein. Ihm geht es lediglich um den Unterhaltungswert seiner Musik, der meiner Meinung nach definitiv vorhanden ist. Mir selbst fallen nach mehrfachem Hören seiner Texte immer wieder Textpassagen auf, welche ich nie in ihrer vollkommenen Genialität verstanden habe. Wobei dies auch an seiner teilweise sehr schnellen Rap-Technik, dem sogenannten "Doubletime" liegen kann.

» Lars1337 » Beiträge: 53 » Talkpoints: 44,29 »



Vorurteile gibt es natürlich immer, im deutschen Hip-Hop natürlich auch. Bushido und Sido sind mittlerweile nicht mehr die Aushängeschilder von deutschem Hip-Hop, sondern Casper, der derzeit der erfolgreichste Rapper Deutschlands ist.

Die Vorurteile sind natürlich nicht zwingend pauschal zutreffend. Bushido zum Beispiel hat auch Abitur und ist nicht zu unterschätzen, da er vom Musik-Geschäft richtig Ahnung hat und viele Künstler unter Vertrag genommen hat. Deutscher Rap ist im Jahr 2011 lyrisch sehr anspruchsvoll (Beispiel Casper oder Prinz Pi). Sogar im Battle-Rap kommt man um Talent beim Textschreiben nicht herum, beispielsweise bauen diese Texte auf lustige Wortspiele auf (Kollegah).

Andererseits gibt es auch Rapper, die keinen Schulabschluss haben, und mit ihren Texten Unterschicht-Klischees bedienen, wodurch sie aber keineswegs schlechter oder besser sind als andere, Musik ist ja immernoch Geschmackssache. Hip-Hop ist eine aggressive Kultur, die mit vielen Beef-Geschichten mit Rappern untereinander zusammenhängt. Meiner Meinung nach wird aber dieses Verhalten in den Medien total überspitzt dargestellt. Einigen Rappern wird Dummheit nachgesagt und die Kunst am Hip-Hop wird nicht erkannt und schlechtgeredet, von wegen "es hat zum Singen nicht gereicht", dabei liegt der Schwerpunkt der Musik beim Hip-Hop auf dem Rhythmus, mit dem einige Rapper verstärkt arbeiten (Kollegah -> Doubletime). Hip-Hop ist also eine sehr vielseitige Musikrichtung und ich finde es einfach nur schade, dass diese Musikrichtung geprägt von Vorurteilen und Medien-Gestaltung ist.

» weezy15 » Beiträge: 188 » Talkpoints: 2,98 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^