Warum kosten deutsche Automodelle in USA viel weniger?

vom 26.10.2011, 18:22 Uhr

Die Tochter meines Mannes wohnt ja in Amerika und als sie letztes Jahr hier war erzählte sie, was sie sich für ein Auto gekauft hat. Einen Neuwagen, der hier in Deutschland kaum bezahlbar ist, hat sie für die Hälfte von dem, was hier ein Auto kostet gekauft. Dann haben wir mal im Internet geschaut und gesehen, dass durchweg die Modelle, die hier wirklich sehr teuer sind, in Amerika nur ein Bruchteil kosten. Warum ist das so? Selbst Autos wie VW Modelle, die also "Deutsche Wertarbeit" sind, sind in Amerika günstiger und zwar nicht nur ein bisschen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Eine konkrete Antwort darauf habe ich leider auch nicht, aber mehrere Erklärungsansätze, die mir plausibel erscheinen. Erstens zahlen wir in Deutschland wesentlich höhere Steuern, als in Amerika, wo diese zwar von Bundesstaat zu Bundesstaat verschieden, aber immer noch deutlich niedriger als bei uns sind. Das können nicht einmal die Kosten für den Export von ausländischen Wagen nach Amerika wieder aufwiegen.

Zweitens hat ein US-Amerikaner gar keine Lust, sich einen Wagen zu bestellen und dann ein viertel Jahr darauf zu warten. Er will seinen Wagen nach einer Probefahrt sofort mitnehmen können. Deshalb werden die Autos nach typisch amerikanischen Vorstellungen mit Klima-Anlage und Co. direkt produziert. Wenn ein Auto aber nicht individuell, sondern in Form von Baukastensystemen produziert wird, spart das im Endeffekt einiges an Herstellungskosten.

Drittens stellt ein Amerikaner weniger hohe Anforderungen an seinen neuen PKW als der Deutsche. Oft werden für den US-Markt also billigere Marterialien verarbeitet. Wenn man davon ausgeht, dass die Geschwindigkeitsbegrenzung in den USA bei 55 Meilen (umgerechnet knapp 90 km/h) pro Stunde liegt, müssen bestimmte Bauteile auch nicht so belastbar sein, wie in Deutschland, wo es auf den Autobahnen nur dann und wann eine zulässige Höchstgeschwindigkeit gibt (von den zahlreichen Dauerbaustellen einmal abgesehen).

Und viertens ist der Dollar derzeit im Vergleich zum Euro eine schwache Währung. Wollen vor allem europäische Autohersteller auf dem US-Markt konkurrenzfähig bleiben, müssen sie ihre Preise dem dortigen Niveau anpassen, auch wenn ihre Gewinnmargen dadurch sinken. Letztere kann man ja auch in Deutschland wieder reinholen, denn die Deutschen sind bereit, den geforderten Preis zu zahlen. Die Amerikaner dagegen würden sich in diesem Fall eben für einen einheimischen Wagen entscheiden, wenn das in Europa produzierte Modell zu teuer ist.

» Doreen82 » Beiträge: 316 » Talkpoints: 7,93 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Das ist ein Apfel- und Birnenvergleich, denn wie teuer das Fahrzeug wirklich ist, wüsstest du erst, wenn du es hier in Deutschland zugelassen vor der Haustür stehen hättest. Und bis dahin warten eine Menge Schwierigkeiten und Kosten auf dich. Das Auto muss zum Hafen, es muss verschifft werden, dann kommen noch Zoll und Einfuhrumsatzsteuer, Umbauten und Gutachten und du musst es abholen. Du aber vergleichst nur einen in Euro umgerechneten Dollarkurs eines möglicherweise sogar in den USA produzierten Fahrzeuges (zu dortigen Arbeitskosten) mit hiesigen Preisen.

Aber zugegeben, der Dollarkurs macht es in der Tat leicht, auch mal über so etwas nachzudenken.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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