Woher kommt das Ammenmärchen des Welpenschutz?
Ich höre sehr oft, dass man vom Welpenschutz redet, wenn ein kleiner Hund einem größeren Hund begegnet. Dieser sogenannte Welpenschutz ist und bleibt ein Ammenmärchen, was sich aber standhaft hält. Einzig und alleine werden die Welpen bei der Mutter und bei den anderen Hunden im Rudel geschützt sein. Wenn fremde Hunde aus einem anderen Rudel kommen ist es nicht garantiert, dass diese den Welpen nicht sogar tot beißen, wenn dieser ältere Hund nicht gut sozialisiert ist oder sein Revier verteidigen will.
Ich habe lange genug im Tierschutz gearbeitet, um zu wissen, dass dieser Welpenschutz wirklich totaler Quatsch ist. Aber warum hält sich dieses Ammenmärchen so standhaft und wie kam man überhaupt auf so einen Mist?
Dass es den Welpenschutz nur innerhalb des eigenen Rudels gibt, versuch ich den Leuten auch schon einige Zeit zu erklären und ernte immer wieder böse Blicke, wodurch ich mir selbst schon Gedanken gemacht habe. Ich glaube, es sind mehrere Faktoren. Da spielt wohl sehr stark das Kindchenschema eine Rolle. Wir finden Welpen niedlich und gehen automatisch davon aus, dass auch die Hunde so denken müssen. Schließlich leckt das Muttertier die Kleinen doch auch so süß ab. Wir wollen uns gar nicht vorstellen, dass unsere freundlichen Hunde auch böse zu einem tapsigen kleinen Welpen sein könnten.
Dazu kommt, dass man in diversen Filmen immer wieder sieht, wie die Kleinen aufgezogen werden. Und nie passiert ihnen was. Dass das nur daran liegt, dass sie sich in ihrem eigenen Rudel befinden, wird den Zuschauern nicht erzählt und sie kommen von selbst auch nicht drauf, sodass sie es auf alle Tiere beziehen. Dazu dann solche Geschichten, dass eine Hündin auch fremde Welpen aufzieht (oder kleine Kätzchen). Dass Hündinnen auch anderen Tieren gegenüber Mutterinstinkte haben können, führt wohl auch dazu, dass wir das von allen Hunden annehmen.
Ich habe sogar in der Welpenschule schon erlebt, wie Junghunde, die noch als Welpen gelten aufeinander los gegangen sind und sich blutig gebissen haben und der Leiter der Hundeschule meinte dann nur, dass sowas Zufall ist und eigentlich der Welpenschutz greifen müsste. Ich habe meinen Hund damals geschnappt und bin aus dieser Welpenschule bzw. Hundeschule ausgetreten, weil ich daran gemerkt habe, dass die Trainer inkompetent sind und absolut keine Ahnung haben.
Gut sozialisierte Hunde würden auf keinen Hund los gehen. Aber nicht, weil er ein Welpe ist, sondern, weil er eben ein gut sozialisierter Hund ist. Aber dennoch muss man aufpassen, weil eben auch die Revierverteidigung eine große Rolle spielt und auch ein erwachsener Hund dann einen Welpen sehr verletzen kann.
Der Irrglaube wurde eben einfach gut verbreitet. Wenn man das aus allen Richtungen hört, dann glaubt man es als Anfänger vermutlich und so trägt sich das ja weiter. Als ich meinen ersten Hund bekam, habe ich das auch sehr oft gehört und erst einige Zeit später hat man mich dann ordentlich darüber aufgeklärt, dass es den Welpenschutz eben nicht gibt. Wobei ich sagen muss, dass die Welpen es zum größten Teil doch recht gut drauf haben sich zu ergeben und somit sicherlich das ein oder andere Mal schlimmeres verhindern können.
Ich denke aber auch, dass man viel mit Erziehung machen kann, denn umsonst geht kein Hund auf den anderen los. Dafür muss es ja immer einen Grund geben. Und wer spielende Hund mal beobachtet hat der weiß auch, dass die sich im Spiel nichts tun. Allerdings muss man seinen Hund schon genau kennen, um die Situation auch entsprechend einschätzen zu können. Sowas kann ja auch eskalieren.
Mir hat das früher immer eine Freundin erzählt, die einen Welpen hatte. Schon als der Hund kaum noch Welpe war hat ihn mal ein anderer Hund attackiert, der ziemlich verwildert und kaum erzogen war. Meine Freundin hat sich total aufgeregt und gemeint, mit dem anderen Hund stimmt was nicht, wenn er den Welpenschutz einfach so ignoriert und dass man den anderen Hund einschläfern sollte. Ich konnte das damals schon nicht so recht glauben, weil der andere Hund dafür bekannt war schlecht erzogen zu sein.
Natürlich ist es auch Erziehungssache. Wenn aber ein "dummer kleiner Welpe" nie gelernt hat sich auch zu untergeben, kann es dem wohl erzogensten Hund auch passieren, dass er sich einfach nur wehrt und dann auch zubeißt. Wenn ein Welpe schon nicht sozialisiert ist und nie gelernt hat, wie er sich untergeben muss, kann das durchaus passieren. Deswegen sollte ein Welpe ja auch mindestens 12 Wochen bei der Mutter bleiben, damit sie ihn sozialisieren kann. Damit die Mutter ihm beibringen kann, wie er sich "großen" Hunden gegenüber verhalten muss.
Wenn dann auch noch ein Hund keine gute Erziehung genossen hat und der Welpe gut sozialisiert hat, kann es genauso zu Kämpfen kommen. Der Welpe weiß dann nicht, wie ihm geschieht. Fakt ist einfach, dass es nie einem Welpenschutz gegeben hat und auch nie geben wird und dass sich die Hundebesitzer das einreden. Und ich finde es schade, dass nicht mal die sogenannten "Fachkräfte" in den Hundeschulen das wissen.
Vielleicht meinte man mit Welpenschutz ursprünglich eher, dass sie die Mutter gegenüber ihrem Wurf freundlich verhält und die eigenen Kinder erst dann gewissermaßen „aus dem Revier“ haben möchte, wenn diese erwachsen sind. Irgendwann wurde diese Annahme dann eventuell auch auf fremde Hunde übertragen und es wurde vermutet, dass alle jungen Hunde älteren gegenüber „Welpenschutz“ hätten.
Aus unserer menschlichen Sichtweise heraus ist es ja auch nicht so einfach zu verstehen, wie ein älterer Hund auf einen jungen losgehen kann oder diesen beißen kann. Wir denken da doch immer, dass die kleinen Hunde ja so süß sind und nur total gestörte Tiere diesen etwas antun würden. Auch wenn man weiß, dass Hunde wenn man weiß, dass Hunde einander vieles antun können, so ist es doch schwer, diese menschliche Denkweise abzulegen.
Es wurde eben immer erzählt, dass es Welpenschutz gibt und daher dachte ich auch lange Zeit, dass dies Wahr ist. Die meisten die selbst einen Hund hatten, redeten immer vom Welpenschutz. Ich kannte es bis dahin einfach nicht anders.
Heute klären sicherlich immer noch nicht genug Hundeschulen auf, dass der Welpenschutz ein Irrglauben ist und es ihn gar nicht gibt. Aber wenn es teils wirklich auch in Hundeschulen so ist, dass dort immer noch etwas von Welpenschutz erzählt wird, wundert es mich nicht, dass sich dieses Gerücht so hartnäckig hält.
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