Blindes Pferd! Erfahrungen? Meinungen?
Mein Pferd ist auf einem Auge blind, und zwar schon seit acht Jahren. Zehn Jahre ist er alt, er hat sich damals einen Metallstift ins Auge gerammt, als er auf der Koppel durchgegangen ist. Ich habe ihn schon mit dieser "Behinderung" gekauft damals, und da hat es ihn noch sehr beeinträchtigt.
Habt ihr auch schon mal ein blindes Pferd kennengelernt oder geritten? Findet ihr Pferde mit Handicap als Reitpferd oder eigenes Pferd uninteressant?
Heute kommt mein Pferd sehr sehr gut damit zurecht. Er erschreckt sich natürlich vergleichsweise häufig, wenn auf der Seite, auf der er nichts sehen kann, etwas lautes oder etwas unnormales passiert. Beim letzten Ausritt war auf seiner blinden Seite ein Storch in einem Bachlauf, der von ihm erschrocken hoch geflogen ist. Das Flügelschlagen hat mein Pferd dann sehr erschreckt und er ist mir ordentlich durchgegangen - aber das darf man einem einseitig blinden Pferd dann nicht böse nehmen, finde ich.
Damals wollte ihn niemand kaufen, obwohl er super tolle Gangarten hat und sehr gut ausgebildet ist. Mir hat er sehr gut gefallen und ich habe mich an der "Behinderung" nicht gestört. Er war spottbillig und ich bin so glücklich mit ihm. Wir sind auch schon richtig schwere Turniere geritten, bis M Dressur sogar, und er hat schon Bestnoten bekommen - und das trotz einseitiger Erblindung.
Die anfängliche Arbeit mit ihm auf dem Reitplatz oder im Gelände war natürlich wesentlich schwerer als mit einem nicht gehandikapten Pferd - aber das war mir beim Kauf schon klar und es hat ja auch etwas, eine Herausforderung zu haben. Wie seht ihr das?
Ich habe zwar keine eigenen Erfahrungen mit blinden oder einseitig blinden Pferden, doch hatte eine Reiterin aus dem Dorf, in dem meine Schwester einmal gewohnt hatte, eines. Ich weiß nicht genau, ob es komplett erblindet war oder nur auf einem Auge, aber konnte ich als Zuschauer der Aktivitäten, die die Reiterin mit ihm durchgeführt hatte keinerlei Einschränkungen bemerken. Wenn wir bei meiner Schwester zum Grillen hingefahren sind, saßen wir meistens im Hof und haben die Pferde an uns vorbei laufen sehen. Die Reiterin reitete auf einem gesunden Tier und das Blinde lief an einem langen Strick hinterher. Auf ihrem eigenen Reitplatz übte sie mit ihm verschiedene Sachen. Sie hat mir mal erzählt, dass das Pferd auf ihre Stimme sehr gut hört, weil es so genau weiß, was es zu tun hat. Die Vertrauensbasis zwischen den beiden muss wohl sehr groß gewesen sein.
Ich fand es sehr toll zu sehen wie die beiden sich verstanden haben und das alles so problemlos verlief. Das ist toll, dass ein Tier durch eine Einschränkung nicht einfach abgeschrieben wird, sondern es trotzdem gefördert wird.
Wenn ich mich für den Kauf eines Pferdes entscheiden würde dann würde ich es in Erwägung ziehen ein gehandikaptes Pferd zu kaufen, aber würde ich mich vorher genaustens informieren bei Haltern die Erfahrung damit haben. Denn ich denke für jemanden, der sein erstes eigenes Pferd kaufen möchte, wäre das vielleicht eine große Herausforderung. Wie war das denn bei dir? Ist es dein erstes eigenes Pferd oder dein einziges?
Also ich hatte mal vier Pferde, habe inzwischen aber nurnoch eines, eben dieses, das auf einem Auge blind ist. Er ist mein absoluter Liebling und hängt mehr an mir als die anderen Pferde, die ich hatte. Er hört wirklich sehr auf meine Stimme, da kann ich Dir und Deinem Erfahrungsbericht mit Deiner Bekannten recht geben.
Wenn er meine Stimme hört, weiß er genau, was das bedeutet und wie er zu reagieren hat. Sobald er die hört hat er auch in einem für ihn neuen und stressigen Umfeld kaum Angst, er weiß also, dass er mir vertrauen kann und dass er keine Angst zu haben braucht, sobald ich bei ihm bin.
Ich finde die Bindung zwischen ihm und mir so besonders, dass ich mich nicht von ihm trennen konnte, als ich umgezogen bin habe ich ihn einfach mitgenommen. Die anderen drei habe ich allerdings verkauft.
Ich finde es so schade, dass ihn damals keiner kaufen wollte. Als ich mich für ihn interessiert habe, hatte die Besitzerin schon fast ein halbes Jahr einen Abnehmer für ihn gesucht, und er hat wirklich nur einen Apfel und ein Ei gekostet. Die Leute wollten kein Pferd was auf einem Auge blind ist - aber er ist doch so ein lieber Kerl mit so vielen Vorzügen und ein tolles Reitpferd.
Ich bin auch einmal ein Pferd geritten, das auf einem Auge blind war. Mir fällt jetzt leider nicht mehr ein wodurch das passiert ist. Die Stute war damals schon 18 Jahre alt und schon längere Zeit blind.
Ich merkte beim reiten ihre Blindheit ehrlich gesagt gar nicht. Sie war weder auf der einen Seite mehr schreckhaft, noch war sie ängstlicher als andere Pferde. Die einzige Eigenheit die sie hatte, man musste von der rechten Seite aufsteigen, da ihre Blindheit links war und sie alles sehen wollte was passiert. Auch die Gerte beim reiten musste man auf der rechten Seite halten.
Aber es störte sie zum Beispiel nicht, wenn sich jemand ihr auf ihrer blinden Seite näherte, sie schaute dann eben nur auf die Seite, ist ja auch verständlich. Die Stute wurde auch als Kinderreitpferd eingesetzt, also sie war wirklich total ruhig und super zum reiten.
Meine Tante hatte jahrelang einen Araber, der auf einem Auge blind war weil er als Fohlen in einer Hecke gelandet ist. Zurechtgekommen ist er damit super, sie ist Distanz- und Westernturniere mit ihm gegangen und es hat nie Probleme gegeben. Vor drei Jahren hat er dann Star auf dem anderen Auge bekommen und wurde dadurch natürlich zusehend schreckhafter und nervöser, bis sie ihn irgendwann hat einschläfern lassen weil es nicht mehr ging.
Da auch viele ältere Pferde irgendwann auf einem Auge erblinden denke ich dass das kein so großes Problem darstellt, sofern das Pferd ein gewisses Vertrauen hat. Sobald aber beide Augen betroffen sind tritt der Faktor Fluchttier wieder ganz stark in den Vordergrund, deswegen glaube ich nicht, dass viele Pferde damit klarkommen.
Ich finde es gut, dass du das gemacht hast und dass du dem Pferd somit ein neues zu Hause gegeben hast. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass das Pferd sonst vielleicht beim Schlachter gelandet wäre - das ist leider nichts ungewöhnliches.
Ich kenne selbst ein Pferd, das halb blind ist. Es geht im Schulbetrieb und es ist eigentlich mit das liebste Pferd. Man kann auf das Pferd kleine Kinder raufsetzen und die können auf dem Pferd freihändig leichttraben. Aber man kann auch fortgeschrittene Reiter drauf setzen und mit denen führt er auch höhere Lektionen aus. Kurzum: Ein tolles Alroundpferd.
Außerdem habe ich mal in einer Pferdezeitschrift, ich weiß nicht mehr welche das war, gelesen,dass eine Trainerin ein Pferd hatte und hat, das von Geburt an blind war und dass überhaupt keine Augen hatte. Jedoch hat das Pferd ihr sehr vertraut und sie konnte mit dem Pferd wirklich alles machen. Sie hat mit ihm mehrere Prüfungen für ihre verschiedenen Trainerscheine gemacht und sie kann sogar mit ihm springen, weil er auf verschiedene Kommandos hört. Klasse, oder?
Ich habe eine Bekannte die ein Pferd hat, welches aufgrund einer Augenentzündung ebenfalls einseitig erblindet ist. Sie hat im Umgang mit diesem Pferd keinerlei Probleme und auch auf der Weide verhält sich das Pferd ganz normal. Nun ist es ja so, dass dieses Pferd in der Natur als Fluchttier einen gehörigen Nachteil haben würde und vermutlich in freier Wildbahn nicht lebensfähig wäre. In der Domestikation, in der unsere heutigen Pferde leben, ist eine einseitige Erblindung aber einfach kein großes Thema für die Pferde, da ihnen sowieso keine Feinde mehr in ihrem Lebensraum begegnen und ansonsten können sie sich wie Menschen auch mit nur einem Auge ganz gut orientieren. Und beim Reiten wird das Pferd ja sowieso vom Reiter gesteuert und ist von daher eigentlich nicht darauf angewiesen, sich selbst in der Umgebung zurecht zu finden.
Besagtes Pferd erschreckt sich übrigens nicht sehr häufig, sondern eigentlich fast nie. Das kann zum einen daran liegen, dass sie ihren Haltern und Reitern so sehr vertraut, oder dass sie sich an das plötzliche Erscheinen von Gegenständen oder Lebewesen in ihrem Sichtfeld bereits so gut gewöhnt hat, dass es sie einfach nicht mehr aus der Ruhe bringt.
Erstmal zu der Storchengeschichte. Ich denke mal, das dein Pferdchen sich auch erschrocken hätte, wenn er nicht blind wäre. Denn die Pferde arangieren sich eigentlich relativ schnell damit, wenn sie auf einem Auge blind sind.
Ich habe auch mal einen ganz tollen Wallach besessen, der auf dem rechten Auge erblindet war. Bei ihm kam es in jungen Jahren wegen einer Medikamentenbehandlung nach einem schweren Unfall. Ich bekam ihn auch geschenkt, weil seine Besitzer eine Zeit mehr hatten, da war er aber auch schon um die 20 Jahre. Aber selbst Kinder konnten ihn ohne Probleme reiten, auch im Gelände. Er wurde sogar von meiner Tochter gesprungen. Er nahm jede Hürde ohne Probleme, außer wenn Springen in der Halle war, und er durch die einfallende Sonne auf dem gesunden Auge geblendet wurde. Aber dann wurde der Sprung ausgelassen. Auf der Wiese und überall kam er trotz seiner Behinderung wunderbar klar.
Meiner Meinung nach sollte man diesen Pferden immer eine Chance geben, denn sie sind nicht anders wie andere Pferde. Nur werden sie meistens abgegeben weil sie dem Schönheitsideal nicht entsprechen und die meisten Leute mit einem gesunden und perfekten Pferd prahlen und angeben möchten. Echt schade, denn so lange alles in Ordnung ist mit den Pferden, wird sich toll um sie gekümmert, aber wehe es passiert etwas wie zum Beispiel eine Erblindung, will sie keiner mehr haben. Und leider oft genug landen solche Tiere dann beim Schlachter.
Außer, sie finden so tolle Menschen wie hier, denen so ein Makel egal ist. Diese Pferde sind dann echt die dankbarsten Kumpel die man haben kann.
Mein liebstes Pferd in meiner zweiten Reitschule, war auch auf einem Auge blind. Allerdings ist er super damit klar gekommen und das hatte er schon ganz lange und er war auch daran gewöhnt. Natürlich ist es immer etwas problematisch, wenn dann auf der blinden Seite etwas geschieht, aber ihn hat auch fast gar nichts aus der Ruhe gebracht und man hat eigentlich keinen Unterschied gemerkt.
Bei meiner ersten Reitbeteiligung handelte es sich auch um ein Pferd, welches auf einem Auge blind war. Als ich diese angetreten bin, war das Pferd aber auch schon eine Jahre blind, trotzdem hatte es sich noch nicht komplett daran gewöhnt. Berührungen auf der blinden Seite haben es oft verwirrt und auch laute Geräusche waren nicht gerade gut. Aber das liegt wahrscheinlich auch daran, dass sie allgemein eher etwas schreckhaft war.
Ich denke, dass ein Pferd mit einer teilweise Erblindung auch sehr gut klar kommen kann. Wenn ein Pferd ganz blind ist, ist das sicherlich total problematisch, da es sich ja dann auch nicht mehr optimal fortbewegen kann, aber solange die Erblindung nur auf einem Auge ist, denke ich eben auch, dass es vor allem auf das Wesen des Tieres eigentlich ankommt, wie es sich dann verhält.
Ich hätte das Pferd aus der Reitschule damals sofort gekauft, trotz der Erblindung. Er war einfach ein prima Kerl und ich habe ihn über alles geliebt und bin ihn jede Stunde geritten. Auch wenn die anderen Pferde kein solches Manko hatten, das war mir total egal. Das ändert ja auch nichts an dem Tier an sich, außer dass man lieber ein wenig behutsamer vorgehen sollte, aber das stört mich nicht.
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