Knigge: Muss der Verkäufer oder der Käufer die Hand geben

Als ich letztens in einem Verkaufsgespräch dem Verkäufer die Hand entgegenstreckte nahm dieser meine Hand erst nach einem merklichen Zögern entgegen. Ich bin mir sicher, dass man generell in einem Verkaufsgespräch die Hand gibt, jedoch bin ich mir nicht sicher, wer sie gibt. Eigentlich besteht bekanntlich die Regel, dass der ältere oder der ranghöhere, die Frau oder der neu als Gast hinzugekommene die Hand gibt. Hier ist es jedoch, so steht es zumindest in meinem schlauen Buch, Ermessenssache, wie genau man verfährt, sofern hier ein Konflikt (zum Beispiel wenn der jüngere ranghöher ist; hier gäbe man privat wohl eher dem Älteren, wenn es um geschäftliche Angelegenheiten gibt allerdings eher dem ranghöheren jüngeren das Recht, die Hand anfänglich zu geben) vorliegt.

Meine genaue Frage ist jetzt, wer die Hand im Verkaufsgespräch entgegenstreckt. Der Verkäufer war in meinem Fall älter, aber ich habe mir gedacht, dass der Leitsatz eines jeden Unternehmens bekanntlich sein sollte, dass der Kunde König und somit ranghöher ist. Nach der Altersregel darf also nur der Verkäufer, nach der Regel mit dem Verhältnis zum Kunden jedoch nur der Kunde die Hand geben. Kennt hier jemand eine genaue Regel? Ist es vielleicht doch eine Ermessenssache, wer die Hand gibt? Habe ich mich falsch verhalten?

Ich habe den Knigge zwar noch nicht gelesen, aber die Regelung kommt mir doch sehr bekannt vor. Ich bin da Deiner Meinung. Ich denke auch, dass Du als Kunde ruhig die Hand als erstes geben darfst. Das der Verkäufer so seltsam reagiert, ist dann doch schon ein wenig komisch. Das macht ja keinen Sinn. Aber was ich noch ganz interessant finde würde, wäre zu erfahren, was Du einkaufen wolltest. Wenn es sich nämlich "nur" um eine Waschmaschine bei irgendeinem Elektrohaus handelt, dann kann ich mir gut vorstellen, dass nicht unbedingt jeder Mitarbeiter es gewohnt ist, dass überhaupt noch ein Kunde die Hände schütteln will. Meistens kommen die Kunden dann ja nach dem Motto: "Können Sie mir mal helfen?" Und das war dann auch schon die Begrüßung. Schließlich weiß keiner von den beiden was der Kunde tatsächlich im Sinn hat und ob der Kunde solche Gebräuche für Wichtig erachtet.

Beim Autokauf oder in einer "engeren" Situation, wo es nur den Käufer und Verkäufer gibt, da gebe ich dann auch die Hand. Hier spielt es bei mir keine Rolle, wer das zuerst macht. Ich finde aber, dass der Verkäufer in solche einem Moment die Kontrolle übernehmen sollte, da er schließlich was verkaufen möchte. Jedenfalls sollte das sein Vorhaben sein. Angestellte oder einfache Mitarbeiter haben ja meistens leider nicht diesen SInn. Es gibt auch viele, die solch ein Benehmen schon vergessen haben oder nicht richtig beigebracht bekommen haben. Vielleicht kannte Dein Verkäufer ja die Spielregeln in diesem Moment nicht. Vielleicht hat er dich auch nicht - wie man so schön umgangssprachlich sagt - auf dem Zettel gehabt und ist nur zufälig in diese Situation geschlittert. Erzähl doch mal ein wenig mehr von der Situation, damit man mehr daraus schließen kann, warum er so reagiert hat. Mit den angegeben Fakten kommt man dem nicht auf die Spur.

Ich finde, dass der Verkäufer mir die Hand geben muss, oder sollte. Denn der Verkäufer will ja an mich etwas verkaufen und somit auch sein Geld verdienen. Und da ist der Satz "Der Kunde ist König", genau richtig. Allerdings wird einem heutzutage auch nur die Hand gegeben, wenn es sich um etwas größere Geschäfte handelt. Ich habe z. B. noch nie eine Hand vom Verkäufer bei der Begrüßung bekommen, wenn ich in einem Elektronikmarkt war, wo ich mir einen Fernseher kaufen wollte.

Bei einem Autohaus, ist es dann wieder etwas anderes. Ich habe in einem Autohaus im Verkauf gearbeitet. Dort wurden die Kunden, bei einer Beratung immer mit Handschlag begrüßt. Ich denke, dass es daran liegt, dass man ein wenig vertrauen zum Verkäufer aufbauen kann, wer er einem zuerst die Hand reicht. Und Vertrauen sollte man einem Automobilverkäufer auf jeden Fall. Ich als Kunde, würde nicht die Hand zuerst reichen. Das ist die Aufgabe des Verkäufers, wie ich finde. Aber ich denke nicht, dass es da eine Regelung gibt, daher sollte es jeder machen, wie er es für richtig hält.

Es handelte sich dabei darum, dass ich einen Ausbildungsvertrag für meinen Führerschein abschließen wollte, also eigentlich schon ein größeres Geschäft, so teuer wie die Führerscheine heutzutage sind. Ich denke, dass das nicht gerade marginal ist und daher schon eine angemessene Begrüßung drin sein sollte. Ebenfalls war es keine 08-15-Kaufhausatmosphäre, sondern eben die persönlichere Atmosphäre in einer kleinen Fahrschule.

@senny:
Ich verstehe nicht ganz. wieso der Verkäufer die Hand reichen sollte, wenn der Kunde König ist. Eigentlich ist es immerhin so, dass der Ranghöhere - in diesem Fall also der Kunde - die Hand gibt, im Gegensatz dazu grüßt der Rangniedrigere zuerst, nur eben nicht über einen Handschlag. Daher geht eine Argumentation doch eher in die Richtung, dass der Kunde höher gestellt ist und somit die Hand reicht.

Wenn ich etwas kaufen will, komme ich nicht auf die Idee, einem Verkäufer die Hand zu geben. Vielleicht war das mal üblich, aber heute bestimmt nicht mehr. Im Gegenteil, ich vermeide es wenn möglich, überhaupt jemandem die Hand zu geben. Das Handgeben und Handschütteln ist die größte Übertragungsmöglichkeit für Bakterien und Viren. Es kann niemand wissen, was der Handgeber angefasst hat, bevor er sich entschloss, seine Hand zum Gruß zu reichen. Kommt er gerade von der Toilette, hat er die infizierte Türklinke angefasst oder eine Person, die Influenza oder eine andere Krankheit hat. Alleine das Handgeben schadet ja nichts, aber da man nicht immer und überall eine Waschgelegenheit zur Verfügung hat, fasst man mit den Händen auch Augen, Mund und Nase an.

Ein Guten Tag oder Hallo als Begrüßung dürfte vollkommen ausreichen bei fremden Personen, die uns etwas verkaufen wollen. Deshalb wird wohl der Verkäufer, dem du deine Hand entgegen strecktest, auch etwas irritiert geguckt haben, weil das nicht mehr üblich ist. Aber wenn das unbedingt jemand machen will, sollte er schon nach Knigge vorgehen.