stinkende Gerüche gut/gesund finden?!

Früher habe ich eher ländlich gewohnt und da kamen auch schon mal die Gerüche der Landwirtschaft in die Nase. Eine damalige Bekannte von mir fand diese "frische Landluft" immer so toll, dass sie unbedingt dann spazieren gehen wollte, wenn die Bauern Gülle auf die Felder fuhren. Ich bin eher hingegangen und habe alle Fenster geschlossen, während sie hinging und sich auf ihren Balkon stellte und tief einatmete und meinte, dass diese "frische Landluft" gesund wäre.

Wie kann man so stinkende Gerüche so toll finden, dass man ihnen nicht ausweicht, sondern sich ihnen stellt? Warum meint man, dass diese Luft auch noch gesund ist. Warum assoziiert man mit stinkender Landluft gleich auch gesunde Landluft?

Ich kenne diese "frische Landluft" seit ich klein war. Ich bin auch ländlich aufgewachsen und da war es eben normal, dass man mal den Güllegeruch in die Nase bekam oder der Mief vom Schweinestall des nächsten Bauern rüber kam. Für mich war es das eben normal und gehörte dazu. Wir haben dann auch die Fenster geschlossen und schnell die Wäsche rein geholt, wenn diese draußen zum trocknen hing. Schön, fand ich das dann allerdings nie und wir haben es immer aus Spaß als frische Landluft betitelt.

Ich kann an Gülle nichts gesundes finden. Unter Umständen sind die Dämpfe wie Ammoniak auch eher schädlich, als gesund. Aber auf die Entfernung ist das es dann nicht mehr so beißend. Trotzdem würde ich mich dann sicherlich nicht auf den Balkon stellen und extra tief einatmen. Ich denke, dass deine Bekannte da etwas sehr missverstanden hat. Man sagt doch eigentlich, dass Landluft gesünder ist, weil hier nicht so viele Autos und andere Verkehrsmittel fahren, wie zum Beispiel in einer Großstadt.

Nelchen hat ja schon geschrieben, dass man diese Art der "frischen Landluft" eher spöttisch so bezeichnet. Es hat nichts gesundes an sich und ist tatsächlich eher als schädlich anzusehen! Niemand assoziiert mit Gülle "frische und gesunde" Landluft.

Wenn man z.B. in verschiedenen Kurorten auf dem Land damit Werbung macht, dass man eben vor Ort auch die gesunde, frische Landluft genießen kann, dann nicht auf Grund dieser Gerüche, welche es potentiell auch gibt. Vielmehr bezieht man sich auf die geringere Belastung der Umgebung durch die Abgase welche eben in Großstädten unvermeidlich scheinen. Und wenn ein Geruch mit hineinspielen soll, dann vielleicht der von frisch gemähten Wiesen oder von Heu. Aber definitiv nicht von Düngemitteln der Landwirte.

Frische Luft ist immer gesund und auch überall keine Frage, selbst die Landluft ist hiermit eingeschlossen. Allerdings ist stinkende Luft nie und nimmer gesund, denn der Geruch hat ja auch immer eine direkte Ursache. Und wenn man nun beispielsweise die Ursache beseitigt, hört auch die Luft auf zu stinken. Das ist eigentlich auch eine ganz logische Sache oder nicht?

Diese sogenannte „Frische Landluft“ kenne ich auch von meiner Zeit auf dem Dorf. Frische ist für mich wohl etwas ganz Anderes. In einem Dorf nimmt man den Geruch noch hin, obwohl er alles andere als angenehm ist. Aber in der Stadt damit belästigt zu werden, ist alles andere als schön. Dort erwartet man es nicht, dass es so stinkt. Dieser Geruch hat zwar eine natürlich Ursache, aber deshalb muss man ihn nicht gut finden.

Ich wohne in einem Außenbezirk der Stadt, der früher auch mal ein Dorf war. Aber das muss lange her sein. Wenn ich mich auf dem Balkon aufhalte, zieht manchmal auch dieser ätzende Gestank in meine Nase. Obwohl ich mich bemüht habe herauszufinden, wo der Duft herkommt, ist mir das bis heute noch nicht gelungen.

In Orten mit Massentierhaltung ist die Geruchsbelästigung enorm. Bürgerinitiativen versuchen, den Bau großer Tierhaltungen zu verhindern, wegen der Geruchsbelästigung. Aber verhindern können sie es letztendlich nur, wenn sie ihr Essverhalten von Fleisch ändern. Inzwischen wird versucht, mit Chemie der Geruchsbelästigung Herr zu werden, was bisher noch nicht zur Zufriedenheit gelungen ist. Der Ammoniakgeruch hängt weiter beißend und ätzend in der Luft. Mit aeroben Mikroorganismen hat man festgestellt, dass die Gülle verträglicher für Pflanzen und Boden ist, und ihr der Geruch fast vollständig genommen wurde. Das wäre ja mal was.

Landluft ist meistens gesünder als die Stadtluft. Das gilt allerdings nicht für den Geruch nach Gülle, denn Gülle hat nichts mit der gesunden frischen Landluft zu tun. Der Geruch nach Gülle ist so viel ich weiß schädlich und ich rieche ihn auch nicht gerne. Ich bin froh, wenn die Bauern ihre Gülle möglichst weit weg vom Dorf spritzen, wobei es mir immer noch lieber ist als Kunstdünger. Noch schlimmer riechen künstliche Pflanzenschutzmittel, wenn diese gespritzt werden. Diese Dämpfe sind dann auch wirklich sehr schädlich.

Ich denke, dass niemand den Geruch nach Gülle wirklich als frisch und gesund empfindet, das ist in der Regel immer ironisch gemeint.

Warum man Landluft mit gesunder Luft gleichsetzt, dass kann ich nur erraten: Ich denke, dass es darin liegt, dass die meisten Menschen in der Stadt leben und somit sehr viel umweltschädliche Gase et.c einatmen. Daher kommt vielleicht der Begriff „Gesunde Landluft“. Ich bin zwar auch in der Nähe von Dörfern groß geworden, finde diese Luft aber nicht unbedingt besser. Es riecht halt sehr nach Agralandschaft. Ich habe den Touch, dass ich Benzin total gut riechend finde. Ich denke aber nicht, dass es deshalb gesund ist – im Gegenteil – aber irgendwie mag ich es. Meine Freundin beichtete mir dieses auch einmal. Danach habe ich mich nicht mehr ganz unnormal gefühlt. Soviel zum Thema stinkende Gerüche – die einen finden es toll, die anderen eher weniger.

Die meisten werden mit dieser Luft wohl Ihre Kindheit assoziieren und da man sich schon als Kind an diesen Geruch gewöhnt hat, wird dieser als »nicht störend« sondern wohl eher als wohltuend wahrgenommen.

Ich habe mein halbes Leben auf dem Land gewohnt, nun wohne ich in einer Großstadt und rieche den Geruch eigentlich gar nicht mehr. Im Sommer fahre ich aber sehr häufig größere Touren mit meinem Mountainbike und komme somit wieder in die ländlichen Gegenden, wo natürlich auch dieser Duft anzutreffen ist. Sobald dieser Geruch in meine Nase steigt, muss ich an das Haus meiner Eltern denken, welches in einem winzigen Kaff in Bayern steht. Sofort kommen mir Szenen aus meiner Kindheit in den Kopf, als ich mit meinen Cousins spielte, wie und zofften oder meiner Tante bei der Gartenarbeit half usw.

Im übrigen habe ich das aber auch noch mit anderen Gerüchen und zwar diesen speziellen Geruch der Parfümerieabteilungen in großen Kaufhäusern. Als ich Kind war, arbeitete meine Mutter in einer Großen »Einkaufsstadt« und ich war ab und an mal mit auf Arbeit. Wenn ich heute eine Parfümerie betrete denke ich immer daran wie ich damals meiner Mutter beim auszeichnen der Waren half und wie ich mir dafür immer einen Kirsch-Crepes holen durfte.

Man verbindet eben mit Gerüchen häufig Erinnerungen und da das Gehirn schlechte Erinnerungen verdrängt und gute behält, sind es eben meistens Gedanken die man gerne ins Gedächtnis ruft. So erkläre ich mir das.

Diamante hat geschrieben:Wie kann man so stinkende Gerüche so toll finden, dass man ihnen nicht ausweicht, sondern sich ihnen stellt? Warum meint man, dass diese Luft auch noch gesund ist. Warum assoziiert man mit stinkender Landluft gleich auch gesunde Landluft?