Tradition: 30. Geburtstag und Junggeselle

vom 03.04.2009, 14:22 Uhr

Hallo!

Hier in Ostwestfalen gibt es eine komische Tradition für 30 jährige junge Männer, die an ihrem 30. Geburtstag noch nicht verheiratet sind. Erst mal werden in der ganzen Stadt Plakate aufgehängt mit dem Foto von dem Junggesellen und das Geburtsdatum und dabei wird dann geschrieben, dass er an diesem Tag vor Rathaus xy kehren muss.

Der Junggeselle wird an diesem Tag "entführt". Ihm wird ein t-Shirt angezogen, wo drauf steht "30 Jahre und noch nicht verheiratet" oder "30 Jahre und noch Solo". Dann wird das vor dem Rathaus wie an einem Polterabend gehalten. Es wird Geschirr zerdeppert und Sachen hingeschmissen, die der Junggeselle dann wegkehren muss und er muss Küsse sammeln von vorbeigehenden "Jungfrauen".

Kennt ihr so ein Ritual? Und was haltet ihr davon? Ich habe das noch nie gehört und bin das erste mal vor 8 Jahren damit konfrontiert worden, als ich am Rathaus vorbeiging und ich auf einmal das Geburtstagskind am "Hals hängen" hatte, weil er Küsse sammeln musste.

Gibt es bei euch ähnliche Traditionen oder Rituale?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Nein, solche Rituale und Traditionen sind mir nicht bekannt. Zu meinem Glück, denn ich war mit 30 Jahren auch noch unverheiratet, ich habe erst mit 32 geheiratet, da war ich aber auch schon viele Jahre lang in einer festen Partnerschaft.

Ehrlich gesagt, ich finde diese Tradition absolut bescheuert. Es muss doch heute keiner mehr heiraten nur um gut dazustehen. Von solchen Zwangs - Verkuppöungsaktionen halte ich auch nichts und vor allem für den betroffenen Junggesellen muss diese Aktion doch irre peinlich sein. Wenn ein Freund so etwas für mich gestartet hätte wäre er die längste Zeit mein Freund gewesen.

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» berserker » Beiträge: 298 » Talkpoints: -1,32 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich komm zwar eigentlich aus Westfalen, aber diese Tradition kenne ich auch nicht. Ich denke aber, dass es von Region zu Region verschieden ist. Ich finde nichts schlimmes an der Tradition.Es sollte eben allen Spaß machen und das Geburtstagskind sollte nicht gezwungen sein, um da mit zu machen. Es ist ja auch nur als Gag gedacht und nicht, um den 30 jährigen unverheirateten Mann bloß zu stellen.

Ich finde es also OK, wenn alle daran Spaß haben. Ich würde sowas aber nicht wollen. Da ich nicht gerne im Mittelpunkt stehe. Es kommt ja keiner dadurch zu Schaden oder muss leiden, da ist es schon ganz in Ordnung, wenn die Tradition weiterhin besteht.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Oh ja, ich kenne das aus Bremen. In dieser 500.000 Einwohner -Stadt kann man nahezu jeden Samstag Junggesellen und Junggesellinnen die Treppen zum Dom fegen sehen. Und wie sie begleitet von den Freunden natürlich vorübergehende nach einem Küsschen fragen. Ich fands meistens witzig. Und ich küsse nicht jeden 30-jährigen, der gerade die Domtreppen fegte. :-)

Allerdings die Stadt zu plakatieren und richtig Dreck zu machen gibts in Bremen nicht. Und das finde ich schon, wenn es fast jede Woche passieren würde, gerade bei Geschirr und Poltern einfach mit zuviel Lärm verbunden.

Aus Hessen, dem Rheinland, der Pfalz und dem Saarland kenne ich diese Tradition nicht, finde aber das Aufrechterhalten irgendwie witzig.

» MarciaBaila » Beiträge: 325 » Talkpoints: 0,58 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ja ich kenne diese Form des Rituals auch und zwar ziemlich genau seit einem Jahr. Da ist nämlich ein Freund von mir 30 geworden und eine andere Freundin, die gebürtig aus Sachsen kommt, fing damit an und hat dann wie wild geplant und organisiert. Ich war eigentlich von Anfang an dagegen und mir hat mein Kumpel einfach nur leid getan, sich so derartig in der Öffentlichkeit blamieren zu müssen aber es führte leider kein Weg daran vorbei, die ganze Aktion musste durchgezogen werden.

Wir haben ihm dann auch ein T-Shirt in der Art drucken lassen, haben ihm auch noch einen sehr peinlichen Hut organisiert und ihn am Geburtstag alle zusammen mit einem großen Kuchen zu Hause "überfallen". Er hatte bis zum Schluss nichts von der Sache geahnt und tat mir dann schon sehr leid. Erst mal haben wir den Kuchen gegessen aber dann sind wir alle zusammen lärmend richtung Rathaus aufgebrochen, wo wir dann diverses Zeug verstreut und zerdeppert haben, was er auch noch mit einerm ganz kleinen Feger auffegen musste.

Die Leute, die vorbei kamen haben auch alle sehr mitleidig geguckt und irgendwann war die Rathaustreppe auch wieder sauber und er wurde durch einen Kuss einer Jungfrau erlöst. Danach waren wir alle noch was trinken und das war dann auch wieder lustiger. Ich finde diese sogenannte Tradition aber eher schrecklich und meinem Freund würde ich sowas niemals antun. Heutzutage ist es ja auch keine Seltenheit mehr, mit 30 noch unverheiratet zu sein, es hat sich ja im Vergleich zu den 50er Jahren zum Beispiel alle Grenzen eher nach hinten verschobene, auch die Kinder werden später geboren und es ist ja schon gar keine Schande, mit 30 noch ledig zu sein.

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich wohne in Niedersachsen und hier gibt es diese Tradition ebenfalls. Allerdings hätte ich noch nie gesehen, dass dafür Plakate aufgehängt werden, hier treffen sich einfach alle Freunde und Bekannten des Mannes am Rathaus und er muss dann eben kehren. Bei uns wird auch kein Porzellan oder Keramik genommen, sondern es werden Kronkorken gesammelt und die werden auf der Rathaustreppe ausgekippt. Früher hat man auch Konfetti verwendet, aber da die Organisatoren dann auch für die Reinigung des Rathausplatzes zuständig waren und das Papierzeug doch einen gewaltigen Saustall hinterließ, sind die meisten auf Korken umgestiegen. Bei uns reicht übrigens auch eine Jungfrau, Küsse sammeln muss man nicht.

Für Frauen gibt es diese Tradition übrigens auch, bzw. eine ähnliche. Während Männer die Treppe fegen müssen, müssen Frauen die Türklinke putzen. Meistens wird Schampoo oder Schmieröl auf die Klinke getan und geschrubbt wird mit einer alten Zahnbürste. Auch die Frauen müssen damit weitermachen, bis sie von einer - in diesem Fall männlichen - Jungfrau freigeküsst werden.

Ich finde diese Tradition eigentlich ziemlich lustig und kann nichts schlimmes daran finden. Natürlich ist es eine Sauerei, aber die entsorgen die Verantwortlichen ja hinterher wieder. Und natürlich ist es ein wenig peinlich für den oder die Betroffenen, aber da das hier ja vom Freundeskreis organisier wird, wird meist auch darauf geachtet, das nicht mit Leuten zu machen, den das nicht verkraften können. Ist jemand etwa totunglücklich und frustriert, weil er mit 30 immer noch nicht verheiratet ist, wird das logischerweise nicht gemacht. Das soll ja nicht zur Demütigung desjenigen dienen, sondern zur allgemeinen Belustigung. Nicht verheiratet zu sein, heißt ja auch nicht zwingend keinen Lebenspartner zu haben. Die meisten Leute, die ich kenne, hatten selber Spaß an der Veranstaltung und konnten ganz gut damit leben, ein wenig veralbert zu werden. Und dann sprich ja wohl nichts dagegen.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Diese Tradition kenne ich auch schon seid vielen Jahren. Entweder wird auf dem Rathausplatz oder auf dem Marktplatz gefegt, bis der junge 30jährige von einer "Jungfrau" mit einem Kuß erlöst wird. Hier in Schleswig-Holstein bekommt der 30jährige auch eine Pfeffermühle geschenkt. Man sagt, daß dem jungen Mann "Pfeffer in den A..." geblasen werden soll, damit er in Gang kommt und sich ein Mädel sucht.

In dem Ursprungsland Dänemark besagt die Tradition, daß früher in den Hanseatischen Lagern mit feffer gehandelt wurde. Für diese schwere Arbeit wurden nur unverheiratete junge Männer angeworben. Durch die viele Arbeit hatten diese auch dann keine Zeit, um sich nach einer Frau umzusehen. Damals waren die Männer normalerweise in diesem Alter (30 J.) verheiratet. So heißen heute die 30jährigen Junggesellen "Peberven" (Pfefferfreund).

» birgitilse » Beiträge: 1 » Talkpoints: 0,50 »



Ich kenne leider überhaupt keine solcher Traditionen. Und ich kann mir auch nicht vorstellen dass hier in meiner verschlafenen Kleinstadt irgendeine davon durchgeführt wird. Die Leute hier sind, um es mal ehrlich auszudrücken, stinklangweilig, todernst und humorlos. Daher kann ich mir nicht vorstellen dass irgendeiner hier Spaß an so etwas hätte beziehungweise überhaupt damit anfangen würde.

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» porcelain » Beiträge: 1071 » Talkpoints: 5,47 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich dachte eigentlich dass dieses Fege-Ritual überall Usus ist.

Besonders Behördenmitarbeiter lassen da immer auf viel Tages-Freizeit schließen weil sie sich da besonders häufig einen Spaß mit viel Aufwand daraus machen um ihre unverheirateten Mitarbeiter zu ihrem Geburtstag auf der extra ordentlich eingesauten Rathaustreppe antreten zu lassen. Dort müssen sie dann mit Kittelschürze und oft auch unter Anwesenheit der Presse ordentlich Putzen bis sie erlöst werden. Übrigens trifft das nicht nur Männer sondern auch die unverheirateten Frauen. Für viele ist das sogar ein Grund noch schnell vor ihrem Geburtstag zu heiraten um sich nicht lächerlich zu machen.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Das ist bei uns im Norden nicht anders. Nur kenne ich das persönlich nicht, dass man auch noch ein Plakat aufhängt. Mein Freund ist gerade 30 geworden und der wäre wahrscheinlich alles andere als begeistert gewesen, wenn nun auch noch die halbe Stadt gesehen hätte, dass er kehren bzw. fegen muss. Er fand dass ohnehin schon furchtbar und war auch nur froh, dass nur wenige Leute zufällig vorbeigekommen sind, die ihn so gesehen haben. Ich finde den Brauch recht lustig, aber leider kann sich ja nun nicht jeder in der Öffentlichkeit so frei fühlen, dass es für den einen oder anderen dann doch zur Qual werden kann.

Gemein ist es dann auch noch, wenn man mit einer Zahnbürste anfangen muss. Später werden die Kehrer dann etwas umgänglicher. Man darf als Zuschauer aber auch agieren: Man kann ihm immer wieder Sägespäne auf die Treppe werfen. Er muss dann ja wieder von vorne beginnen. Das Spielchen ist er vorbei, wenn ihn eine Jungfrau freiküsst. Bei uns war es seine Nichte (2 Jahre alt). Er hat aber sehr lange gebraucht, um an diesen Kuss auf die Wange zu gelangen. Er darf ja schließlich nicht von der Treppe weichen. So wurde das Kind mit Süßigkeiten gelockt.

Bei uns müssen die Frauen auch mit 30 Jahren etwas tun (natürlich auch nur, wenn sie wieder nicht verheiratet sind): Sie müssen dann Türklinken putzen. Bei einer Bekannten haben wir das so veranstaltet, dass wir von einem Freund der Tischler ist, uns ein paar Türen ausgeliehen haben und diese an die Straße gestellt haben. Hier musste die Dame dann putzen. Es war also nicht in der Innenstadt, sondern an einer ganz normalen Straße. Kam aber trotzdem ganz gut an und war dazu auch noch sehr witzig und unterhaltsam. Nur zu empfehlen!Auch muss man Klinken putzen oder die Treppe kehren, wenn man zwar eine Freundin hat aber noch nicht mit dieser verheiratet ist.

» Humpen2020 » Beiträge: 356 » Talkpoints: 0,63 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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