Schon tot geglaubt - was nicht alles so passieren kann

vom 13.10.2011, 12:49 Uhr

Gestern empfing mich meine Frau mit den Worten: "Ich glaube, meine Mutter macht es nicht mehr lange!" Das ist natürlich, wie ein Schlag ins Gesicht. Was war passiert? Meine Schwiegermutter hat seit geraumer Zeit Probleme mit der Lunge, dem Herzen und dem Rücken, wurde bereits ziemlich auf den letzten Drücker operiert, war aber inzwischen wieder im Urlaub und es ging so lala - aber immerhin. Sie ist weit weg davon, sich jemals wieder richtig zu erholen, aber sie war nicht bettlägrig oder pflegebedürftig. Allerdings hat sich ihr Leben relativ schnell deutlich verändert. Für meinen Schwiegervater (auch weit über 80) ist das natürlich auch enormer Stress, weil er sich natürlich sorgt und sich viel kümmern muss. Gestern rief meine Frau dort routinemäßig an und Schwiegervater war ziemlich aufgelöst, Muttern käme seit Tagen nicht mehr richtig hoch, wolle keinen Arzt, würde nur noch im Bett liegen, vor sich hindämmern und wenn sie mal halb wach wäre, wäre sie nur noch unleidlich, jammert, stänkert, weigert sich. Nach weiteren Telefonaten beschlossen wir, die Nacht abzuwarten und heute sollte sie dann "irgendwie" zum Arzt ins Krankenhaus oder der Arzt zu ihr. Innerlich rechneten wir nach ihrer Vorgeschichte auch mit schlimmen Nachrichten. Wir konnten uns aber keinen richtigen Reim auf die Geschichte machen. Reflexartig denkt man, so ist das eben mit dem Leben und dem Sterben. Irgendwann ist es auch mal vorbei.

Heute Morgen hat dann meine Schwägerin vor Ort die Lage gecheckt und ihre nun wieder relativ wache Mutter ernsthaft ins Gebet genommen. Und was kam raus? Nachdem Schwiegermutter letzte Woche mit bei einem Kegeltreffen war, hat sie sich wohl mit einer Bekannten unterhalten, die ihr wegen der Rückenschmerzen geraten hatte, ein Muskelrelaxans in stärkerer Dosierung zu nehmen. Das hat sie sich dann wohl heimlich über Tage zu Gemüte geführt, mit der Folge, irgendwann nur noch ziemlich zugedröhnt vor sich hin zu dämmern. Jetzt ist sie wieder zu sich gekommen und wie Schwägerin sagte, auch wieder ziemlich normal.

Ich dachte, das gäbe es nur "bei den Doofen", aber da sieht man mal, an was man bei alten Leuten alles denken muss. Es scheint fast so, als sei sie dem Tod nochmal von der Schippe gehüpft. Mannometer, alte Leute.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ach alte Leutchen sind manchmal ziemlich durchgeknallt, dazu müssen die nicht mal dement sein, aber irgendwo kriegen die von dem ganzen modernen Kram nichts mehr mit. Mein Vater wollte letztens auch morgens um halb 5 den Keller aufräumen, dabei kommt er kaum noch unfallfrei die Treppen runter mit seinen 83 Jährchen. Und Tabletten nehmen findet er auch doof, am besten nimmt man die einfach gar nicht und kippt sich dann die Wochenration sonntags komplett rein. Irgendwer hat mal gesagt, alte Leute werden irgendwann wieder zu kleinen Kindern. Da ist eindeutig etwas dran.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


So sind die älteren Leute eben, immer für eine Überraschung gut. Gerade bei Älteren ist es ja meistens so, dass sie sich keine Gedanken über eventuelle Nebenwirkungen machen. Gerade eben nicht, wenn sie ein Medikament von Freunden empfohlen bekommen. Die denken sich, wenn der nicht daran gestorben ist, dann kann ja mir auch nichts passieren. Da fallen die älteren Leute schon irgendwie wieder in die Kindheit zurück, wo man sich auch keine Sorgen gemacht hat. Aber immerhin geht es ihr jetzt wieder gut und man kann vielleicht auch ein wenig darüber lächeln.

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» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



senny hat geschrieben:So sind die älteren Leute eben, immer für eine Überraschung gut. gerade bei Älteren ist es ja meistens so, dass sie sich keine Gedanken über eventuelle Nebenwirkungen machen. Gerade eben nicht, wenn sie ein Medikament von Freunden empfohlen bekommen. Die denken sich, wenn der nicht daran gestorben ist, dann kann ja mir auch nichts passieren. Da fallen die älteren Leute schon irgendwie wieder in die Kindheit zurück, wo man sich auch keine Sorgen gemacht hat. Aber immerhin geht es ihr jetzt wieder gut und man kann vielleicht auch ein wenig darüber lächeln.


Das gilt aber nicht nur für ältere Menschen, sondern für nahezu 99% aller Menschen! Sobald man ein Medikament empfohlen bekommt - sei es nun von Freunden, Kollegen, TV-Werbungen, die es nicht zu wenig gibt, oder sonstigen Experten -, von dem man sagt, dass es bei deinen Beschwerden womöglich Besserung bringen würde, versucht man sofort sich dieses Medikament zu besorgen und einzunehmen, ohne ärztlichen Rat zu holen oder zumindest sich die Packungsbeilage durchzulesen. Bei älteren Menschen mag dieses Verhalten ausgeprägter sein, ebenso wie bei Kindern, aber selbst die meisten anständig geglaubten Menschen sind genauso drauf und machen sich kaum Gedanken über mögliche Nebenwirkungen.

An sich ist solch ein Verhalten selbstverständlich problematisch, aber es wird umso schlimmer, je mehr Vorerkrankungen oder ähnliches der Patient hat. Die meisten Medikamente haben nicht nur eine Wirkung sondern greifen auch an anderen Stellen des Organismus an. Bei einem "gesunden" Menschen, der lediglich Kopfschmerzen oder vergleichbare Beschwerden hat und Paracetamol einnimmt, wirkt der Wirkstoff nicht nur bei den Kopfschmerzen, die dadurch gelindert werden, sondern beispielsweise auch in der Leber, nur merkt es derjenige in dem Moment eben nicht so, wie er die wenigen Kopfschmerzen wahrnimmt. Deswegen rät man von erhöhter Paracetamol-Konsumierung ab, weil es in hohen Dosen (muss nicht unbedingt mengenmäßig sein, auch die gleiche Menge über die Zeit ist damit gemeint) tödlich enden kann.

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» getku » Beiträge: 883 » Talkpoints: 11,06 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Die alten Herrschaften sind wirklich immer für Überraschungen gut, niemand weiß wie sie wirklich ticken. Unsere Oma wird nächste Woche 90 Jahre alt und hat sich neulich einen Computer gekauft. Bei den notwendigen Erklärungen meinte sie dass sie alles verstanden hat und auch selber kann, das waren alles Sachen wozu man eigentlich Wochen brauchte. Die Praxis sieht natürlich anders aus.

Ich weiß nun nicht ob nur unsere Oma diesen Hang zum Größenwahn hat, aber das scheint ein allgemeines Problem zu sein dass sie glauben mehr zu wissen als die studierten Ärzte und Apotheker. Ihr Fachwissen holen sie sich aus dem bunten Blatt oder bei den Freundinnen vom Kaffeekränzchen. Ganz beliebt in dieser Altersklasse sind auch die Empfehlungen prominenter Leute wie zum Beispiel Fliege die sich für solche einschlägigen Werbungen zur Verfügung stellen. Was kannst du schon dagegen machen? Ignorieren und die Überweisung für die teuren Gesundheitsmittelchen brav zur Bank bringen und hoffen dass es sich wirklich nur um Placebos handelt.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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