Die Baha'i als Weltreligion
Durch mein Studium der Religionswissenschaften gehört die Beschäftigung mit verschiedensten Glaubensrichtungen zum Alltag. Besonders spannend und zu meinen absoluten Lieblingsreligionen gehört hierbei die Religion der Baha'i. Auffällig ist, dass die Baha'i in vielen Werken (so etwa bei Manfred Hutter) als Weltreligion gezählt wird, in anderen Listen wiederum jedoch als Sekte oder neue religiöse Bewegung genannt wird.
Ich persönlich bin vom Glauben der Baha'i absolut beeindruckt. Zwar handelt es sich hier um eine relativ kleine Glaubensgemeinschaft, jedoch ist absolut bemerkenswert und vorbildlich, dass es zu den religiösen Pflichten eines jeden einzelnen gehört, sich auch mit den Heiligen Schriften anderer Religionen auseinander zu setzen. Die Baha'i gehen nämlich davon aus, dass die Lehren der verschiedenen Religionsstifter (in der Reihenfolge: Moses, Krishna, Zarathustra, Buddha, Christus, Muhammad, Bab, Baha'u'llah) aufeinander aufbauen und das Ziel haben, eine ständig fortschreitende Kultur voranzutragen.
Da die Gesellschaft sich in ständiger Entwicklung und im Wandel befindet, glauben die Baha'i, dass der Strom der Religionsstifter niemals abbrechen wird und auch der Baha'u'llah noch nicht der letzte Gottesbote gewesen sein kann. Die Widersprüche zwischen den einzelnen Lehren der verschiedenen Religionsstifter werden dadurch begründet, dass jeder Gottesbote die Lehre entsprechend den herrschenden Verhältnissen und entsprechend der zu der Zeit aktuellen Entwicklungs- und Reifestufe des Menschen verkündet. So gibt es einen unveränderlichen Teil, der aus der Spiritualität und Ethik besteht, aber auch einen veränderlichen Teil, der sich in ort- und zeitabhängigen Äußerungen manifestiert und dem Fortschritt unterliegt.
Die Baha'i stellen einen inklusiven Anspruch, vereinnahmen alle Religionen in sich. Dies kann als kritischer Punkt gesehen werden, jedoch auch als positiver Punkt, da es so zur religiösen Pflicht eines jeden Baha'i gehört, sich mit den anderen Religionen auseinander zu setzen.
Eine weitere Pflicht besteht im Engagement in verschiedenen sozialen oder wirtschaftlichen Bereichen der Gesellschaft. So kommt es dazu, dass überdurchschnittlich viele Baha'i sich an Dingen wie dem Interreligiösen Dialog beteiligen und sie dadurch trotz ihrer relativ geringen Anhängerzahl in der Öffentlichkeit sehr präsent sind.
Was haltet ihr davon, die Baha'i also zu den Weltreligionen zu zählen? Ist ihr Engagement ausreichend und Ausschlag gebend oder sollte man doch lieber eine Weltreligion nach der Zahl ihrer Anhänger definieren?
Du wirst hier kaum Antworten bekommen. Auch ich werde dir keine befriedigende Antwort geben können. Ich denke, da muss man viel tiefer in der Materie drinstecken. Wer kennt denn bitte so eine kleine Religionsgemeinschaft? Wohl kaum jemand. Du sprichst davon, dass die trotz ihrer geringen Anhängerschaft, trotzdem sehr präsent wären. In fast einem halben Jahrhundert hat sich mir ggü. noch niemand als Baha'i zu erkennen gegeben.
Ich habe von dem "Verein" vor Monaten erstmalig in einer Dokumentation o. ä. auf Arte gehört. Nagele mich aber nicht auf Arte fest, es kann auch ZDF Doku oder sonst was gewesen sein. Halt ein Sender, der sich auch auf solche Themen stürzt. Oberflächlich fand ich das, was ich da gehört habe, sehr sympathisch und auch einigermaßen faszinierend. Allerdings auch z. T. abgedreht und "nicht von dieser Welt". Mir war da zu viel Pflicht zum Gehorsam, zu viel Alleinherrschungs- bzw. Alleinigkeitsanspruch, im Grunde ja sogar eine Anspruch auf Weltherrschaft. Zumindest schien mir das, das Ziel zu sein. Die hatten ihre eigene Gesetzbarkeit, von Todesstrafe liest man auch schon mal. Im Netz findet man auch einiges an Kritik und viele sprechen auch von einer Art Sekte. Wobei ich nicht den Eindruck hatte, dass es da z. B. um Gehirnwäsche o. ä. ging. Eher so dieses missionarische und die ganze Welt beherrschen wollende, störte mich daran. Ich würde schon sagen, dass es sich insofern um eine Weltreligion handelt, weil es genau darauf hinauslaufen soll.
Wie die Realität ist und was nun wahr oder falsch ist, das kann man nicht im Netz herausfinden. Denn gerade bei solchen Sachen treffen sich oft extreme Positionen und Diskussionen enden in rosinenpickender Rechthaberei.
Dazu muss ich sagen, ich kann mit Gottesglauben, Religion und Kirche ohnehin nicht viel anfangen, finde es eher befremdlich, manchmal beängstigend und würde mich selber als Humanisten bezeichnen.
Die Aussage, dass hier wohl kaum jemand eine so kleine Religionsgemeinschaft kennen wird, finde ich doch etwas weit hergeholt. Selbst du, der schreibt, überhaupt nichts mit der Materie zu tun zu haben und Religion eher befremdlich zu finden, hast ja anscheinend auch schon eine Dokumentation über die Baha'i gesehen.
Ich denke, niemandem, der sich zumindest ein bisschen für Religion und Kultur interessiert, werden die Baha'i fremd sein. Es gibt nicht viele Anhänger, dafür drängen sie sich kulturellen Austauschen und interreligiösen Dialogen geradezu auf (im positiven Sinn gemeint).
In Hannover gibt es beispielsweise seit Kurzem das Haus der Religionen, einer Begegnungsstätte mit Ausstellung insbesondere für Schulklassen, in der auch der Dialog und der Austausch stattfindet. Neben den großen Religionen Christentum, Buddhismus, Hinduismus, Islam und Judentum wird hier eben auch der Baha'ismus thematisiert, was ziemlich erstaunlich ist, wenn man bedenkt das zum Beispiel der Zoroastrismus deutlich mehr Anhänger zu verzeichnen hat. Im Unterschied zu diesem präsentieren sich die Baha'i allerdings öffentlich im Stadtbild und tun einiges dazu, sich kulturell auch für die Stadt zu engagieren, so dass sie einfach viel präsenter sind als viele andere Glaubensgemeinschaften.
Das gleiche kann man in vielen deutschen Städten beobachten, wie etwa in Berlin oder Hamburg auch. Ich glaube, die Baha'i sind auf dem Weg nach "ganz oben", was auch immer das für eine Glaubensgemeinschaft bedeutet.
koeniglich hat geschrieben:Die Aussage, dass hier wohl kaum jemand eine so kleine Religionsgemeinschaft kennen wird, finde ich doch etwas weit hergeholt.
Na ja, wie du siehst, weiß da keiner was zu zu sagen, weswegen ich das Thema nochmal hoch hole. Vielleicht findet sich ja noch wer mit Input.
Schau dir mal den Google Trend an. Da sieht es eher so aus, als sei das ein immer weniger interessierendes Thema. Auch was die Regionen angeht, findet das Thema in Deutschland fast nicht statt. Wenn man genau hinschaut, hat sich die Anzahl der Suchen nach dem Begriff im Laufe der letzten Jahre etwa halbiert. Es ist nur ein Indiz, sehr ungenau, aber für einen ersten Eindruck reicht es immerhin.
Ich habe da auch vor besagter Sendung noch keinerlei Wahrnehmung über die Thematik gehabt, insofern war es absoluter Zufall, dass ich was zu sagen wusste. Ich habe mal nachgehakt. Es war diese Dokumentation, die ich gesehen habe. Die Autorin Pia Patricia Schweizer vermag ich nicht einzuordnen, was für so eine Dokumentation nicht ganz unwichtig wäre - keine Zeit nachzuhaken.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-171315.html
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