Angeber auf Raten?

vom 21.09.2011, 06:43 Uhr

@Richtlinie2
Nein, eine Garantie auf einen Gewinn hat man (auch) bei einem Haus natürlich nicht. Man kann dennoch von Investition sprechen, weil hier die Überlegung im Vordergrund stehen könnte, in ferner Zukunft keine Miete mehr zu zahlen. Es bleibt aber natürlich ein Geschäft mit Risiken, welche einen unter Umständen auch in den finanziellen Ruin treiben können! Selbstverständlich ist dann das Risiko bei einem Hauskauf ein anderes als bei einem Fernseher oder Küchengerät.

Nimmt man aber die Sicherungen in seine Rechnung auf (Hauswert gegenüber dem Kredit), so sinkt das Risiko in aller Regel im Laufe der Zeit. Nicht allein auf Grund einer potentiellen Wertsteigerung der Immobilie sondern durch die Inflation und die Tilgung! Es müssen schon verschiedene Dinge gleichzeitig schief laufen, wenn man bei 100% der Schulden sitzen bleiben sollte. Beim Fernseher ist das schneller der Fall.

Und an einer Finanzierung eines Fernsehers ist nichts "schlimm". Aber unter den mir bekannten Umständen (so, wie ich es im Bekanntenkreis mitbekomme - also subjektiv) ist so was wenig sinnvoll! Denn es geht nicht darum, überhaupt an ein Gerät zu kommen oder ein defektes Fernsehgerät auszutauschen. Vielmehr wird ein Fernseher finanziert, welcher ein völlig intaktes Gerät (Röhre) ersetzen soll. In dem Fall halte ich eine Finanzierung für unsinnig und hätte vorgeschlagen, sich das Geld über die Zeit zurückzulegen. (Oftmals wird von den Leuten tatsächlich die Stromersparnis ins Feld geführt. Die wird aber aufgebraucht, weil statt des alten 55cm Bildschirms nun eine Diagonale von über 100cm gewählt wird. Strom zu sparen ist somit eher eine Schutzbehauptung. ;)) Schließlich "verpasst" man die Fernsehnutzung nicht wirklich, da ja das alte Gerät noch seinen Dienst verrichten kann. Hat man dann das Geld zusammen (schneller als bei einer echten Finanzierung weil die in der Regel anfallenden Zinsen wegfallen), kann man immer noch an einen Austausch denken - ganz ohne Kredit!

Das dann nicht nur der Gegenwert in Geld gesehen wird, ist mir schon klar. Und das hier "Prestige" auch eine Rolle spielen mag, ist natürlich auch richtig. Aber, so kenne ich das eben, für Konsumgüter kann man den Ansparweg gehen und muss dann nicht auf Kredite hoffen. Diese sind für "Notfälle". So einen würde ich sehen, wenn z.B. die Waschmaschine kaputt geht. Denn das Gerät wird tatsächlich gebraucht und es ist schwer denkbar, hier auf Handbetrieb umzustellen. Aber ob die alte Kaffeemaschine mittels Kredit durch einen Kaffee-Vollautomaten ersetzt werden soll, ist meines Erachtens eine ganz andere Frage.

Gewöhnt man sich daran, tatsächlich die "kleineren" Konsumgüter wirklich erst anzusparen, dann besteht auch kaum eine Chance sich zu "übernehmen". Wobei hier natürlich das Problem des Übernehmens eher da auftritt, wo u.U. die eigene finanzielle Potenz überschätzt wird oder der Überblick fehlt. Und auch wenn natürlich die Verbraucher am Ende immer selbst Schuld sind, sehe ich die Banken hier auch in einer gewissen Verantwortung. Es ist jedenfalls unfassbar, wenn Banken Kredite damit bewerben, dass mit dem Geld z.B. ein "Traumurlaub" realisiert werden kann.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Punktedieb hat geschrieben:Ein Auto oder ein Haus auf Kredit zu kaufen ist nun keine Schande und die wenigsten Menschen können sowas bar bezahlen. Sowas ist doch eigentlich normal, das es finanziert wird und man eben dann monatlich seine Raten bezahlt.

Das kommt aber schon sehr auf das Auto drauf an, und ich behaupte einmal dass man sich ein Auto welches keine 50.000 Euro aufwärts kostet sich schon vorher zusammen sparen kann um es dann auch Bar zu kaufen. Immerhin gibt es inzwischen Neuwägen ab 5000 Euro, was für einige Menschen natürlich auch viel Geld ist, aber wenn man eine solche geringe Summe auf Raten finanziert kommt man im Endeffekt teurer dabei weg. Es darf dann halt nicht der Luxus BMW mit Vollausstattung für 115.000 Euro sein. Immerhin ist ein Auto nur ein Gebrauchsgegenstand der auch schnell kaputt gehen kann, und einen schnellen hohen Wertverlust erleidet.

Ein Haus hingegen ist etwas anderes, der Wertverfall geht nicht so schnell und man kann es auch als Altersvorsorge sehen. Aber selbst dort muss man es realistisch sehen, wenn man nicht vorher schon genug Eigenkapital zum finanzieren mit eingebracht hat, kann das auch nach hinten losgehen und bevor man überhaupt darüber nachdenkt sich ein Haus auf Raten zu kaufen sollte man sich vorher schon Gedanken gemacht haben und zumindest einen größeren Eigenanteil von mindestens 5-10% mit einbringen können der vorher angespart wurde.

Generell sehe ich es auch nicht als schlimm an, wenn man sich etwas auf Raten kauft aber es sollte sinnvoll und realistisch sein und nicht nur zum Angeben dienen. Beim Auto habe ich es schon angesprochen, warum muss es eine Luxuskarre sein die man sich nicht ohne Raten leisten kann? Es fährt genauso wie ein billiges Auto welches man sich auch so einmal kaufen kann oder auch wie ein gebrauchtes Auto. So verstehe ich keine Leute die sich ein Auto kaufen und dafür eine Ratenzahlung von 10 Jahren und mehr ausmalen, damit es sich mit dem Gehalt überhaupt vereinbaren lässt. In 10 Jahren ist der Wagen nicht mehr viel Wert von seinem Ausgangswert, und wer garantiert, dass das Auto diesen Zeitraum überhaupt durchhält und nicht vorher schon ein neues fällig wird?

Bei einem Haus sehe ich es als Altersvorsorge sofern ich mir so etwas zulegen möchte, aber auch dort muss man realistisch bleiben eine Luxus Villa von 5 Millionen Euro kann man sich mit einem Gehalt von 2000 Euro wohl eher nicht leisten wenn man diese komplett abbezahlen möchte auf Raten. Aber es würde für mich nichts dagegen sprechen, ein Haus oder eine Wohnung für 100.000 Euro zu kaufen mit dem Gehalt, da es einfach realistisch ist, dass ich es schaffe diese Summe zu bezahlen.

Für Handys und andere Konsumgüter etwas auf Raten zu kaufen wie Spiele Konsolen und Co, das ist der absolute Schwachsinn den man machen kann. Wer kauft sich so etwas auf raten, gerade wenn die Summe eher klein ist und sich nur um 200 Euro bewegt? Dazu braucht man dieses nicht unbedingt und ich finde, man kann schon eine Weile sparen und sich dieses Produkt dann erst kaufen. Natürlich setzt es voraus, dass man ein wenig warten kann und nicht direkt immer das Neueste braucht, außerdem werden die Sachen mit der Zeit auch etwas günstiger.

Es gibt nur eine Ausnahme für mich die einen Ratenkauf von Konsumgütern mit geringem Betrag rechtfertigen würden. Und zwar dann, wenn man es wirklich unbedingt braucht und es nicht 2-3 Monate warten kann bis man sich das notwendige Geld dafür zusammen gespart hat. Zum Beispiel wenn heute der Kühlschrank kaputt gehen würde, ich ich nichts mehr auf der Kante hätte um direkt einen neuen zu Bezahlen - dann würde ich es verstehen, und wohl auch so mache aber für andere Dinge nicht. Jedoch für solche Fälle würde ich auch nur einen Ratenkauf machen mit einer geringen Laufzeit von 3-6 Monaten maximal je nach Wert.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich kenne leider auch einige solcher Menschen, die dann ein iPhone haben, dafür monatlich was weiß ich was für Preise bezahlen muss, weil man das iPhone ja nicht auf ein Mal gekauft hat, sondern auf Raten, dazu hat man sich irgendwann mal einen Vertrag geholt, der natürlich auch total überteuert ist, denn man muss ja unendlich SMS schreiben können und in alle Netze so lange wie es eben nur geht telefonieren können und am besten dann noch in das Internet kommen können, also drei Flatrates, die am besten noch netzübergreifend sind, da hat ein Freund von mir schon einmal 40 bis 60 Euro im Monat für geblättert.

Dann hat man natürlich noch einen super Laptop, den man eigentlich nicht braucht (der betreffende Freund zumindest nicht, so seine Aussage, weil er den auf der Arbeit nicht brauchen kann), weil er zu Hause noch einen Computer hat, natürlich auch high end und sich wirklich ungelogen im Schnitt alle zwei Jahre ein neues Auto leistet, zwar gebraucht, aber trotzdem. Natürlich hat man Geld, wenn man arbeitet und für nichts bezahlen muss, weil man bei Mutter lebt und weder Miete, noch für das Essen bezahlen muss, aber er kommt selber von vorne bis hinten nicht aus, das hat er selber mal gesagt. Und das alles (außer das Auto) leistet er sich auf Raten. Dann hat er aber nach einem Jahr keine Lust mehr auf den Computer und möchte einen neuen, die Raten für den "alten" (wenn man einen ein Jahr alten Computer so nennen darf) noch nicht einmal abbezahlt und schon kommen die neuen Raten. Wie der seine Finanzen mal hin bekommen möchte, ist mir schleierhaft, aber ich kann da auch nur den Kopf drüber schütteln, und wenn er mal unter seinen Kosten zusammenbricht, dann ist das eben seine eigene Schult. Es ist ja nicht so, dass wir ihn da nicht drauf hinweisen würden oder so.

Was den Ratenkauf eines Autos oder eines Eigenheims angeht, das empfinde ich auch nicht wirklich als Schande, für ein Auto kann man zwar mal etwas sparen, aber Ratenkäufe sind da ja auch Gang und Gäbe, wobei ich persönlich auch jemand bin, der sich erst das Geld zusammen spart und dann das kauft, was er haben möchte, weil man dann die Gegenstände doch etwas eher zu schätzen weiß. Bei einem Haus, nun ja, bis man sich 200.000 bis 400.000 für ein zu Hause, wenn man eine Familie hat, zusammen gespart hat, das dauert eine gewisse Zeit und mitunter sitzt man dann auf der Straße oder geht den Verwandten auf den Geist. ;-)

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» Tassadar » Beiträge: 1245 » Talkpoints: -1,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Herrje, was für seltsame Vorstellungen. Ob sich jemand heute schon was leistet, was er später ohnehin noch bezahlen muss oder jemand heute auf Konsum verzichtet und spart, um es sich dann später zu leisten, wo liegt denn da der große Unterschied? Bezahlt werden muss der heutige oder zukünftige Konsum oder meinetwegen die Investition in jedem Fall. Wer heute ausgibt, muss morgen verzichten, wer heute verzichtet, kann morgen ausgeben. Jeder hat andere Präferenzen und bewertet z. B. den Besitz einer modernen Stereoanlage für sich sehr hoch, eine Eigentumswohnung hält er aber für überflüssig. Der Kauf eines Hauses kann ja auch zum Klotz am Bein werden. Wie schnell kommt heute Arbeitslosigkeit, Krankheit, Streit mit dem Nachbarn, bis aufs Messer, plötzlich eine Schnellstraße vor dem Haus usw. Das muss nicht zwangsweise jeder in jeder Lebenssituation für besonders sinnvoll erachten.

Eine Bank gibt nur begrenzt Kredit und wenn da jemand ist, der es gut findet, sich alle 2 Jahre ein neues Auto zu kaufen, weil er es so toll findet, wenn der Nachbar ihn beneidet, dann soll er. Da er aber nur begrenzt Kredit erhält, muss er dann vielleicht auf andere Sachen verzichten. Das mag man schwachsinnig finden, aber jeder Jeck ist halt anders.

Dass im Kern, unsere Gesellschaft, bzw. unser Wirtschaftssystem ein System "auf Pump" ist, ist wohl richtig. Anders funktioniert es aber auch nicht. Alle auf einmal können nicht sparen, so geht es nun mal nicht.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Eine Immobilienfinanzierung ist sofern die Rate in einem einigermaßen angemessenen Verhältnis zur vorherigen Miete steht (sollte so gefühlsmäßig nicht höher als das 1,3 fache der bisherigen Kaltmiete sein, meine persönliche Einschätzung) absolut vertretbar. Auch die PKW müssen aufgrund des Preises teilweise finanziert werden, das ist aufgrund der Volumina verständlich.

Kein Verständnis habe ich aber dafür, wenn z.B. Fahranfänger, die noch bei den Eltern wohnen, von den Autohäusern BMW´s usw. finanziert bekommen.

Handyfinanzierungen (vor ca. 13 Jahren noch undenkbar, heute möglich), Urlaubsfinanzierungen, alles wird mittlerweile gemacht, und wenn nicht von der eigenen Bank dann von der Hausbank des verkaufenden Unternehmens. Zudem stehen die Leute dann meistens noch beim Dispo in der Kreide. Kenne Leute, die zur Miete wohnen und trotzdem Ratenkredite mit z.T. 1.200,-- € mtl. bedienen müssen. Das Urlaubs- oder Weihnachtsgeld reicht dann gerade mal, um das Konto wengistens teilweise zurückzuführen.

Die Kinder dieser Leute bekommen es von den Eltern vorgemacht und haben überhaupt keinen Bezug zum Geld mehr und wissen nicht mal, das man eigentlich, zumindest über einen längeren Zeitraum hinweg nicht mehr ausgeben kann als man einnimmt. Also schon bedenklich, das Ganze.

» Rob37 » Beiträge: 64 » Talkpoints: 33,52 »


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