Freundschaft nur aus Mitleid?
Ich habe einen Bekannten, mit dem ich vor längerer Zeit noch gut befreundet war. Jedoch hat er eine negative Eigenschaft, und zwar ist er extrem anstrengend. Er redet ohne Punkt und Komma, mischt sich ungefragt ein, drängt sich auf und lädt sich selbst überall ein. Dazu kommt noch, dass er so manch unglaubwürdige Geschichte erzählt und offenbar Aufmerksamkeit braucht. Jedenfalls mochten meine Freunde ihn alle nicht leiden und waren genervt, wenn ich ihn irgendwo hin mitnahm, um ihn zu integrieren. Teilweise setzten sich Leute im Bus sogar von uns weg, weil denen sein Gequassel auf die Nerven ging. Liegt wohl daran, dass sich die wenigsten für seine LAN-Partys und seine XBox interessierten.
Jedenfalls ging er selbst mir irgendwann auf den Geist und alle wunderten sich schon, wieso ich es überhaupt mit ihm all die Jahre ausgehalten hatte. Der Grund war wohl hauptsächlich, dass ich gegen Ende der Freundschaft nur noch Mitleid mit ihm hatte, da er keine richtigen Freunde besaß. Irgendwann sagte ich ihm geradeheraus, dass er mich mit seinem Gesabbel nervte. Er lachte nur darüber und nahm mich offenbar nicht ernst. Es haben ihm schon viele Leute gesagt, dass er ihnen auf die Nerven gehe, also muss er sich der Tatsache bewusst sein, wie anstrengend er ist. Doch das ist ihm scheinbar egal. Leider war es auch schwer, ihm zu entkommen, denn er saß fast jeden Morgen im selben Bus wie ich. Eines Tages aber blickte er mich böse an und setzte sich ohne zu grüßen weg von mir. Ich wusste zwar nicht, weshalb er sauer war, doch das war mir auch egal. Ich war nur froh, ihn losgeworden zu sein.
Kurz darauf verschwand er mehr oder weniger von der Bildfläche und ich muss zugeben, dass ich das als sehr angenehm empfand. Es war mich auch ziemlich gleichgültig und ich ging davon aus, dass er angefangen hatte, Fahrrad zu fahren. Tatsächlich sah ich ihn das ein oder andere Mal auf dem Fahrrad. Dann erfuhr ich von gemeinsamen Bekannten, dass er einige Wochen wegen Schlafproblemen in einer Klinik gewesen war. Von seinen Schlafproblemen hatte ich schon früher gewusst, weshalb ich nicht sonderlich überrascht war. Nun hat er mir nach einem halben Jahr ohne Kontakt eine E-Mail geschrieben, dass wir uns unbedingt mal wieder treffen sollten. Ich antwortete darauf nur sehr zurückhaltend, worauf er mir erzählte, dass er das letzte halbe Jahr in einer Klinik gelegen hätte (offenbar Schlafstörungen und Depressionen) und nur selten Ausgang gehabt hätte. Nun muss ich ehrlich zugeben, dass mich dieser Mensch überhaupt nicht interessiert, Depressionen hin oder her. Und ich weiß genau, dass er, wenn wir uns treffen, nach diesem "Strohalm" greifen und mich wieder nerven wird.
Kann ich ihm das irgendwie schonend beibringen? Ich meine, er hat oder hatte Depressionen, weshalb er eine halbe Ewigkeit im Krankenhaus lag. Ich weiß ja nicht, wie stabil sein Zustand ist und will ihm daher nicht sagen, dass ich nichts mit ihm zu tun haben will. Ich werde mich aber ganz sicher nicht noch einmal auf so eine Freundschaft aus Mitleid einlassen. Befandet ihr euch eigentlich auch mal in so einer Situation?
Ich hoffe ich darf es aus der anderen Sicht schildern. Ich kann dich generell verstehen. Ich würde das wohl auch als nervig empfinden. Allerdings bin ich in vielen Punkten sicherlich ähnlich nervig. Ok jemand zu texten tue ich nicht, es sei denn mein Gesprächspartner wird dafür bezahlt. Ich dränge mich niemanden auf und so weiter. Direkt könnte ich nun auch nichts benennen, was andere an mir nervig empfinden. Typische Sätze bei Spielen vielleicht, die Wiederholung von diversen Phrasen etc. Manche Sachen laufen auch wie ein Ritual ab, ohne das sie mir bewusst sind. Gut da treten manche Sachen hauptsächlich mit Menschen aus dem professionellen Bereich auf. Aber wenn ich neue Menschen in dem Bereich kennenlerne und weiß da sollte eine Beziehung aufgebaut werden, dann weiße ich auf manche meiner Eigenarten schon hin, erkläre sie und meistens ist das Thema damit erledigt.
Im Bereich von stationären Aufenthalten, gerade bei Depressionen, wird man als Patient an sich aufgefordert wieder Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen. Ich stelle mir das bei deinem Bekannten so vor ( resultierend aus meinen Erfahrungen), dass man mit ihm sicherlich gesprochen hat, wie er sich beschäftigen kann, wie er wieder aktiver werden kann und so weiter. Oft wir halt auch nach Freunden gefragt. So wie du ihn schilderst, vermute ich, dass ihm nur du eingefallen ist. Da du scheinbar bisher der einzige Mensch warst, mit dem er ein wenig mehr Kontakt hatte.
Ich kann hier nur für mich sprechen. In der Situation ist es unheimlich schwer, den Kontakt wieder zu anderen Menschen aufzunehmen. Wohl auch weil die Aktion meistens nicht ganz freiwillig ist. Man wird dazu aufgefordert, es wird einem gesagt das sei gut und man macht es. Sicherlich stecken da Hoffnungen mit drin. Aber in so einer Situation wie du sie beschreibst- mir würde es total schwer fallen, wenn ich weiß, boah mit dem hattest du mal Kontakt, das war total nett und so, aber ich glaube ich habe denjenigen überfordert. Und nun, nachdem schon längere Zeit kein Kontakt mehr Bestand meldet man sich. Klar hat man Angst vor der Reaktion, sieht da aber auch ein wenig eine Chance drin. Und man fühlt sich total mies, weil man mit offenen Karten spielen muss/ sollte. An dem Punkt empfinde ich eine gewisse Hochachtung vor deinem Bekannten. Der Schritt ist enorm schwer.
Ich bin nicht wirklich bei dem Punkt angelangt, wie du dich nun verhalten solltest. Erst mal besteht generell immer die Chance das man sich verändert. Gerade auch im stationären Bereich einer Behandlung. Man lernt, wenn auch oft nur theoretisch, mit bestimmten Verhaltensmustern umzugehen. Die müssen aber auch irgendwann außerhalb getestet werden. Ganz doof hast du den Kerl ja scheinbar nicht empfunden, sonst hättest du den Kontakt von Anfang an gemieden. Denkst du ihr habt irgendwo, wenn auch nur kleine, Berührungspunkte?
Du scheinst dir Gedanken zu machen. Wenn er dir ganz egal wäre, würdest du einfach nicht reagieren. Eine Option wäre, ihm halt zu sagen, dass du den bisherigen Kontakt ein wenig schwierig fandest. Du kannst dann auch ruhig die Punkte nennen. Oder wartest bis er fragt. Dann kannst du immer noch entscheiden was du machst. Eine Idee meinerseits wäre, dass du ihm halt sagst, du fandest den Kontakt halt ein wenig schwierig und möchtest generell nicht mehr so gebunden sein, weil du ja auch auf dich achten musst. Das du dich aber gerne mal locker mit ihm treffen würdest und man mal sehen kann ob mehr daraus wird.
Wenn du die Möglichkeit absolut ausschließt, fände ich persönlich es nett, wenn du ihm halt klar sagst, das und das Problem hatte ich in unserer Beziehung und ich möchte das auch nicht mehr. Aber mir wäre eine Erklärung wichtig, denn nur so kann er sich eventuell auch ändern. Ja ich weiß, du hast es ihm oft genug gesagt. Aber die Phase jetzt ist sicherlich eine in der so Sachen besser fruchten.
Ach ja wenn du die Möglichkeit hast und du ja auch Angst vor dem hast was ihm passieren könnte, besuche ihn im Krankenhaus oder verabrede dich mit ihm, während des stationären Aufenthaltes. Oftmals gibt es auch Belastungswochenende etc. an denen die Klinik verlassen werden darf. Besuchszeiten solltest du vorher erfragen.
In so einer Situation ist es immer schwierig zu entscheiden, was richtig und was falsch ist. Da Du aber keine Freundschaft aus Mitleid möchtest, solltest Du ihm schonend bei bringen, dass Du keinen Kontakt mehr zu ihm möchtest. Da er Dir auch per E-Mail geschrieben hat, würde ich dasselbe auch tun. Er hat wegen Schlafproblemen im Krankenhaus gelegen und wahrscheinlich nicht wegen einem Selbstmord Versuch. Deswegen würde ich auch so ausdrücken, wie Du es für richtig hälst.
Ich kenne solche Situationen. In meiner Schulzeit ist mir so etwas auch des Öfteren passiert. In meiner Klasse war ein Mädchen, das war auch ziemlich nervig, hat einen auf Streber getan, aber dafür nicht die entsprechenden Noten eingefahren. Trotzdem hat sie jede Möglichkeit genutzt, um sich bei den Lehrern und teilweise auch bei Mitschülerin einzuschleimen. Sie hat sich aber durch ihr Verhalten, zum Beispiel beim Verpetzen von Mitschülern, nicht gerade Freunde gemacht. Hinzu kam noch, dass sie, naja, nicht ganz normal aussah und sich wahrscheinlich nach "Mamas Geschmack" kleidete.
Naja, als ich damals umgezogen bin und in meine neue Klasse gekommen bin, da hatte ich anfangs Mitleid mit ihr. Sie tat mir leid, schließlich konnte sie ja auch nichts für ihr Aussehen und ich fand mich selber ja nie schön! Also habe ich mich mal mit ihr getroffen und danach hing sie wie eine Klette an mir. Aber um ehrlich zu sein: Ich wollte ihr nicht wehtun und bin sozusagen für kurze Zeit eine "Freundschaft aus Mitleid", wie du es nennst, eingegangen. Aber das hat weder ihr noch mir geholfen, sondern alles nur noch schlimmer gemacht.
Meine Freunde haben mich nicht verstanden, warum ich mich mit ihr abgebe und sie hat immer mehr gefordert. Irgendwann habe ich versucht mich zu distanzieren, hat zwar lange gedauert und selbst nach ein paar Jahren kam sie immer wieder noch in meinen Freundeskreis, aber Kontakt hatten wir so gut wie gar nicht mehr.
Was ich dir damit sagen möchte: Gehe aus Mitleid keine Freundschaft ein. Natürlich ist es für die Person hart, nachdem er so viel mitgemacht hat. Vielleicht kannst du ja mit ihm darüber einfach mal sprechen. Dass du keine Lust und vielleicht auch keine Zeit hast für ihn. Aber bitte tue dir nichts an, was dich zusätzlich noch belastet. Das geht auf Dauer sowieso nicht gut! Solch eine Freundschaft, wenn man sie denn so nennen kann, ist für niemanden ein Vorteil.
Entweder du lässt den Kontakt einschlafen und gehst nicht mehr auf seine Email ein oder du redest mit ihm über dein Problem oder triffst dich mit ihm und spricht persönlich darüber.
Ich bin in der Schule auch schon das ein oder andere mal eine Freundschaft aus Mitleid eingegangen. Meistens waren es Außenseiter und/oder sogenannte Streber. Es handelte sich eigentlich immer um Personen, die von den anderen aus irgendwelchen Gründen gemieden wurden und mir einfach Leid taten. Zu Beginn ist die neue Freundschaft meistens noch ganz nett und man kommt gut miteinander klar. Aber wenn man einer der wenigen oder sogar der einzige Freund dieser Person ist, dann wird es auf Dauer einfach zu anstrengend. Zudem ist mir aufgefallen, dass man selber von anderen gemieden wird wenn man versucht den einstigen Außenseiter in eine Gruppe zu integrieren.
Wie dem auch sei, kann ich dir nur davon abraten diese Freundschaft aus Mitleid weiterzuführen. Aber in dem Fall würde ich mich eventuell doch mit meinem Bekannten treffen. Vielleicht hat er sich ja durch seine Krankheit und seinen Klinikaufenthalt geändert und ich würde ihm daher eine zweite Chance geben. Nach dem Treffen kannst du immer noch beurteilen, ob du den Kontakt zu ihm halten möchtest oder nicht.
Ich wüsste keinen Grund, weshalb Du besonders zurückhaltend und schonend auf seine eMail reagieren solltest, zumal Du doch schon einmal sehr direkt warst, wie Du geschrieben hast, nicht? Meinst Du denn, dass er aufgrund Deiner deutlichen Ansage diese Depressionen erlitten hat und ein halbes Jahr in die Klinik musste? Befürchtest Du also, Schuld daran zu sein und fragst Dich deshalb, ob es besser wäre, ihm etwas Undeutliches hinzuwerfen, aus dem er im schlimmsten Fall wieder etwas Falsches herauszieht und sich wieder an Dich bindet? In dieser Klinik wird er sich wohl nicht einfach nur einen faulen Lenz gemacht haben, sondern auch eine Therapie bekommen haben. Ich gehe also davon aus, dass er durchaus seine Probleme in den Griff bekommen haben dürfte. Aus diesem und auch allen anderen erdenklichen Gründen empfände ich es als am sinnvollsten, wenn Du ihm einfach schreibst, dass Du Dich für ihn darüber freust, dass es ihm wieder besser geht, aber um Verständnis darum bittest, dass Du den Kontakt nicht wieder intensivieren möchtest.
Aus welchen Gründen Du den Kontakt genau abgebrochen oder auslaufen lassen hast, empfinde ich hier gar nicht als elementar wichtig, sondern grundlegend ist doch wohl nur, dass Du mit diesem Menschen nichts mehr zu tun haben möchtest. Das ist eben so und das hat jeder zu akzeptieren, ob er Deine Entscheidung und Deine Vorgehensweise nun richtig findet und nachvollziehen kann oder auch nicht – es ist doch völlig egal, denn es ist Deine Entscheidung mit Auswirkung auf Dein Leben. Sicherlich auch auf seines, aber es ist in zwischenmenschlichen Beziehungen nun einmal so, dass diese auch irgendwann ein Ende haben können. Wichtig ist wohl vor allem, dass man ehrlich ist – zu sich selbst und auch der anderen Person.
Du hast doch bereits einige Zeit eine Mitleidsfreundschaft mit ihm geführt und fühltest Dich nicht wohl in dieser Konstellation. Also solltest Du gelernt haben, dass es nichts bringt, nicht voll hinter einer Sache zu stehen. Deshalb solltest Du hier aber nun auch vermeiden, dass es wieder soweit kommt, dass irgendetwas falsch verstanden wird und für klare Verhältnisse sorgen, indem Du eine deutliche Aussage triffst. Solange Du diesem Bekannten also nicht schreibst, dass er bleiben soll, wo der Pfeffer wächst und Du ihn ohnehin noch nie leiden konntest, sondern ihn einfach bittest, zu akzeptieren, dass Du den Kontakt nicht wieder intensivieren willst, kann er mit dieser Aussage umgehen oder es wenigstens lernen und Du musst Dir nichts vorwerfen.
Ich kenne das auch und muss sagen, dass ich das schon öfters mit gemacht habe. Nicht nur bei Freundschaften, sondern leider auch bei Beziehungen, die dann eben am Ende nur noch aus Mitleid bestanden haben und das ist für mich ziemlich belastend und ich möchte das nicht. Allerdings kann ich das immer nur schwer mit meinem Gewissen vereinbaren und wenn es nicht ganz so schlimm für mich selber ist und ich nicht total darunter leide, dann versuche ich immer die andere Person solange es geht bei ihren Problemen zu unterstützen. Wenn es mir aber wirklich zu viel wird, muss ich auch an mich denken und das dann dementsprechend beenden.
Ich lasse mir leider auch sehr schnell Schuldgefühle einreden und entwickele diese auch fix. Daher kann ich das verstehen, wenn dich das nun belastet und du dir Sorgen machst. Allerdings musst du eben auch an dich selber denken, du kannst ihm ja deine Unterstützung zusichern, im einem geringen Maße und vor allem, wenn er aufhört dich anzuschwindeln und sich allgemein etwas angenehmer verhält. Man kann sich ja auch ändern und muss nicht immer auf das Mitleid pochen. Du mochtest ihn ja wahrscheinlich auch mal und wenn ihm die Freundschaft wichtig ist, kann man daran sicherlich anknüpfen, wenn er sich zusammen reißt.
Direkt befand ich mich noch nicht in einer solchen Situation, allerdings hatte ich auch schon die Hoffnung, dass sich jemand geändert haben könnte und der Kontakt dadurch auf einem normalen Level hätte stattfinden können. Natürlich funktionierte dies nicht, Menschen ändern sich nicht innerhalb von ein paar Wochen oder Monaten. Mitleid ist sicher der falsche Begriff, weil ich mit Menschen, die für ihr Schicksal selbst verantwortlich sind, auch kein Mitleid haben kann. Allerdings fand ich es streckenweise, vor allem in einem Fall, sehr schade für den damaligen Freund, Bekannten, oder wie auch immer man den Menschen hätte nennen können. Letztendlich war mir aber dann auch irgendwann klar, dass der Kontakt keinen Sinn mehr haben wird und so habe ich den Kontakt zu den beiden Personen schließlich komplett abgebrochen, auch wenn ich wusste, dass ich praktisch einer der wenigen war, die noch übrig waren.
Ich finde es falsch, sich mit jemandem abzugeben, für den man eigentlich nur Mitleid empfindet. Es ist weder fair dir gegenüber, noch diesem Typen gegenüber, wenn du dich nun wieder auf einen Kontakt mit ihm einlässt, obwohl du darauf eigentlich keine Lust hast. Jede Freundschaft oder auch nur Bekanntschaft sollte auch beiden Personen etwas bringen. Es bringt überhaupt nichts, wenn du dich über diesen Mann ärgerst und nur aus Mitleid mit ihm Kontakt hältst, während es ihm vermutlich auch nicht speziell um dich geht, sondern allein darum, nicht völlig allein zu sein. Scheinbar will sich ja auch sonst niemand mit ihm abgeben, weil er alle durch seine Art vergrault.
Dass der junge Mann nun in einer Klinik war, wäre für mich kein Grund, plötzlich wieder etwas mit ihm zu tun haben zu wollen. Er fühlt sich vermutlich im Moment sehr einsam und die einzige, an die er sich eben wenden konnte, bist du. Gerade wenn du praktisch von seinen Bekannten am längsten zu ihm gehalten hast, denkt er vermutlich, dass er mit dir noch am ehesten wieder in Kontakt treten kann. Vielleicht hat er auch verdrängt, dass du ihm gesagt hast, dass er dich nervt. Das ist natürlich etwas, das er nicht hören will und daher schiebt er diese Aussage von dir weg, beziehungsweise konzentriert sich auf die Tatsache, dass du irgendwie doch noch für ihn da warst, auch wenn sonst keiner mehr etwas mit ihm zu tun haben wollte.
An deiner Stelle würde ich ihm schreiben, dass du kein Interesse an einem Kontakt zu ihm hast. Du musst ihm ja nicht direkt schreiben, dass er dich wahnsinnig nervt und du dich nur aus Mitleid mit ihm abgeben würdest. Es reicht ja einfach, wenn du ihm schreibst (oder auch sagst), dass du dir einfach nicht mehr vorstellen kannst, mit ihm befreundet zu sein. Die Gründe sind dabei zweitrangig. Es gibt sicher keinen besonders schonenden Weg, um jemanden abzuweisen. Man kann nur ganz deutlich und ohne große Vorwürfe sagen, wie man die Situation sieht. Natürlich wird dieser Typ nicht besonders glücklich sein, vermutlich fühlt er sich persönlich angegriffen. Aber das ist dann seine Seite und damit muss er alleine zurechtkommen. Du kannst nichts dafür, wenn er ein Problem damit hat.
An Deiner Stelle, wenn Du Dir eben sicher bist, dass Du mit dieser Person nicht mehr weiter zu tun haben möchtest, würde ich den Kontakt erst gar nicht weiter suchen. Hättest Du nun geschrieben, dass es Dich schon interessiert, wie es der Person geht und vielleicht auch wissen möchtest, ob die Person durch den Klinikaufenthalt sein Verhalten geändert hat, hätte ich Dir schon geraten, ein Treffen zu wagen. Und dann hättest Du nach diesem Treffen entscheiden können, ob Du den Kontakt weiter aufrecht erhalten möchtest. Du hast aber deutlich gesagt, dass Dir die Person letztendlich egal ist und Du froh bist, nichts weiter mit ihr zu tun zu haben und so wäre es doch selbstverständlich, wenn Du Dich nicht mehr mit der Person auseinandersetzt.
Jedenfalls würde ich Dir abraten, Dich aus Mitleid mit der Person zu treffen und ihr vielleicht wieder Hoffnungen zu machen, dass man eben eine enge Bekanntschaft oder sogar eine Freundschaft aufbaut. Das kann auch langfristig gesehen nicht funktionieren und es wäre halt schade, wenn man von Anfang an nicht ehrlich ist. Egal, wie schonend oder direkt Du der Person nun beibringen würdest, dass ein Kontakt von Deiner Seite aus nicht erwünscht ist, verletzend würde es auf jeden Fall sein. Daher spiele mit offenen Karten und sage, was Du denkst.
Mit Depressionen ist bestimmt nicht zu spaßen und ich denke, dass das Vorspielen von Interesse in so einer Situation immer der falsche Punkt ist. Früher oder später würde das Desinteresse sowieso auffliegen und ich glaube, das wäre etwas, womit jemand mit Depressionen es schwerer hätte, als nun ehrlich ihm gegenüber zu sein. Also sage der Person beziehungsweise schreibe ihr, dass Du einfach kein Interesse an ein Treffen mehr hast und vielleicht kannst Du die Gründe ja auch weglassen. Etwas zu begründen wirkt immer wie eine Rechtfertigung und kann auch falsch verstanden werden, indem eben gesagt wird, dass dies und jenes verändert ist und man sich ja auch noch ändern kann. Nur bleibt es in den meisten Fällen bei den leeren Versprechungen.
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