EU-Öffnung - Fachkräftemangel hält unvermindert an?

Trotz, dass es keine Schwierigkeiten mehr für die Bürger unserer benachbarten Länder, über die "Grenze" zu kommen und hier in Deutschland zu arbeiten, hält der Fachkräftemangel weiterhin an und ich habe neulich gelesen, dass man nun auch Fachkräfte aus China, Japan usw. sucht, weil sich sonst manche Branchen einfach nicht mehr halten können. Was denkt ihr über das Thema? Hält der Fachkräftemangel wirklich an? Warum mangelt es an Fachkräften? Welche Branchen sind gefährdet? Was kann man tun, damit Firmen nicht den Bach runter gehen, weil es an Fachkräften mangelt?

Ach der Fachkräftemangel. Wenn es auf einem Markt einen Mangel an einem Produkt gibt und der auf eine erhöhte Nachfrage trifft, was passiert dann? Der Preis des Produktes müsste steigen. D. h. die Firmen müssten sich untereinander die vorhandenen Leute abjagen und es müsste zudem in diesen Bereichen eine spürbare Erhöhung der Löhne geben. Gibt es das? Bisher konnte noch niemand entsprechende Daten auf den Tisch legen.

Vor einigen Monaten hat "Die Linke" mal eine entsprechende Parlamentsanfrage bei der Regierung gemacht. Was da als Antwort kam, war bezeichnend. Die haben nämlich nur von "möglichen Engpässen" geschrieben, haben aber nicht von einem "Fachkräftemangel" gesprochen. Es gab auch keine Information zu bestimmten Branchen oder Berufen. Ingenieure, Ärzte und Pfleger hat man allgemein angesprochen, sah sich aber außerstande zu sagen, in welchen Branchen, Regionen, bei welchen Unternehmensgrößen, Leute fehlen würden. Auch bezüglich konkreter Qualifikationen konnte man keine Aussage machen. Seltsam, oder?

Selbst das DIW sieht diese "Kampagne" ziemlich kritisch. Eine Wirkung hat das alles natürlich. Der deutsche Arbeitnehmer hat ein diffuses Gefühl von Angst um seinen Arbeitsplatz, weil ja die Konkurrenz aus dem Ausland droht, was Unsinn ist, weil bei uns mit die niedrigsten Löhne gezahlt werden. Aber so muckt er nicht auf und will eben auch nicht mehr Geld.

Ich denke es sind einfach die schlechten Rahmenbedingungen hier in Deutschland die eine Fachkraft davon abhält in unser Land überzusiedeln. Wer sich schon mit dem Gedanken der Auswanderung befasst der wird die Angebote genauestens studieren und wenn er richtig rechnen und denken kann dann wird er nicht nach Deutschland kommen.

Nur mal ein Beispiel, wir haben hier in der Nähe ein Institut dass sich mit Pflanzenzüchtung und auch mit der Pflanzengenetik beschäftigt. Die Forschung ist auf Grund der politischen Grundrichtung stark eingeschränkt, die Forschungsgelder fließen spärlich und die Mitarbeiter haben fast alle befristete Verträge für ein oder zwei Jahre. Die Forschungsgruppen werden nach dieser Zeit dann wieder aufgelöst, zumindest ist aber die Zukunft immer sehr ungewiss weil es von den Forschungsgeldern abhängt. Hier sind in der Regel fast nur Ausländer tätig, die meisten kommen aus Bulgarien, Rumänien, Indien und aus afrikanischen Ländern. Der Verdienst liegt bei etwas über 1000 Euro Netto, ein Hungerlohn für studierte Leute mit Diplom und Doktortitel. Die guten und jungen Leute sind längst im Westen bei den großen Konzernen oder im Ausland.

Inzwischen läuft viel über billige Zeitarbeiter die man schnell ersetzen kann weil niemand sich langfristig an Personal binden möchte oder es werden Posten vergeben die eigentlich zwei normale Arbeitnehmer voll ausfüllen könnten und das zu einem Verdienst der nicht der zu erbringenden Leistung entspricht. Das ist alles sehr kurzfristig gedacht. Ich rede hier vom Osten der Republik weil ich täglich in den verschiedensten Unternehmen bin, das ist überall dasselbe. Ich denke aber im Westen wird es ähnlich sein, nur dass die Bezahlung und die zusätzlichen Leistungen wahrscheinlich besser sind.

Ein ganz anderer Fakt sind die Langzeitarbeitslosen, denn diese Leute sind unter Umständen auch schon gerne einmal 10 jahre schon arbeitslos. Sie wieder vernünftig in den Arbeitsmarkt zu bekommen, wird viel geld zusätzlich kosten und bringt leider auch nicht immer den gewünschten Erfolg. Daher ist es mit Sicherheit bei bestimmten Berufen gleich Fachkräfte aus dem Ausland zu holen.

Weiterhin ist der Rückgang der Geburtenrate und natürlich die Abwanderung mit eine weitere Folge, die einen schleichenden Mangel an Fachkräften auslöst. Die Leute gehen eben dort hin wo ausreichend und auch langfristig Arbeit ist. Die Politik müsste hier einige wesentliche Änderungen vornehmen.