Mann will Oma ausstopfen

Komisch, die seltsamsten Sachen und Wünsche kommen immer wieder aus Amerika. Warum sind die Menschen dort so anders als in Europa? Es ist doch ein schlechter, makabrer Scherz, sich seine ausgestopfte Oma ins Wohnzimmer zu setzen. Wenn dann ein fremder Besucher kommt und die Oma sitzt im Sessel heißt es sicherlich: „ Und das ist meine Oma, Frau X. Sie schläft.“ Warum sollte man Menschen eigentlich nicht ausstopfen dürfen. Mit Tieren wird das gemacht. Sie haben dazu keine Zustimmung gegeben und hätten es abgelehnt, wenn sie es gekonnt hätten.

Also diese Idee ist wirklich skurril und gruselig. Selbst wenn ich einen Angehörigen liebe, so ist das schon ein wenig krank. Aber wenn man sich überlegt, die Behörden hätten das durchgewunken, vielleicht hätte er noch einen lieben Onkel, Mama, Papa gehabt und irgendwann eine Ansammlung von ausgestopften Verwandten. Ein eigenes, privates Panoptikum.

Es gibt doch genug Spinner, die tote Tiere ausstopfen und sich diese dann in die Wohnung stellen. Das reichte diesem seltsamen Menschen aus Florida offensichtlich nicht. Ich kann beides nicht verstehen und mache da auch keinen großen Unterschied. Ich finde es total geschmacklos, irgendwo eine ausgestopfte Leiche (ob sie tierisch oder menschlich ist, ist mir dabei egal) stehen zu haben. All das, was das lebende Wesen ausgemacht hat, ist doch damit ohnehin verschwunden. Der tote Körper an sich hat nicht mehr viel mit dem lebenden Menschen gemeinsam. Ich verstehe daher auch nicht, wie man auf die Idee kommt, seine tote Oma ausstopfen zu wollen. Der Mann würde damit nichts mehr von seiner Oma haben, sondern nur eine groteske und geschmacklose Statue. Zu Lebzeiten aufgenommene Fotos der Oma sind wohl die weitaus bessere Art, um sich die Oma weiterhin anzuschauen.

Du liebe Güte, da läuft es mir ja schon bei dem puren Gedanken daran, kalt den Rücken herunter. Wie skurril kann es denn bitte schön noch werden? Ich habe ja sicherlich schon so einiges gehört, aber diese Geschichte zählt neben der Person, welche mit dem Sessel verwachsen war, mit zu den ungewöhnlichsten. Ich mag es mir alles gar nicht bildlich vorstellen. Sicherlich ist es so, dass wenn man jemanden sehr gerne hat, das man sich nur sehr schwer trennen kann, aber ausstopfen? Ich finde das sehr gruselig.

Dass es solche Menschen gibt, die auf solche kuriosen Ideen kommen. Der Mann muss ja seine Großmutter wirklich lieben. Vielleicht ist sie auch seine einzige Verwandte, zu der er noch Kontakt hatte. Zwar ist ein so großer Verlust schon hart und schwer zu ertragen, aber deshalb will ich doch nicht meine Oma ausstopfen lassen.

Beim Lesen dieser Zeilen muss ich unwillkürlich an den Film "Psycho" von Alfred Hitchcock denken, in dem der Psychopath das in Kleidungsstücke verpackte Skelett seiner Mutter im Haus in ihrem alten Zimmer behält, um sie immer bei sich zu haben. Sicherlich ist es nachvollziehbar, wenn es einem Menschen schwerfällt, sich von einem Angehörigen zu trennen. Aber irgendwann hätte es auch diesen Mann, wenn er seine Großmutter tatsächlich ausgestopft hätte, sehr depressiv gemacht, dass er nicht mehr mit ihr reden kann. Im Moment des Todes eines Angehörigen denken wir Menschen nun einmal deutlich mehr emotional als rational, sodass dieser junge Mann eben diesen - aus rationaler Sicht - völlig absurden Antrag gestellt hat. Er solte sich aber wirklich damit abfinden, ein Foto von ihr zu behalten.

Also das ist ja mal wirklich krank! Mal ehrlich: etwas derartig widerliches ist hört man echt nicht oft. Selbst wenn der Mann seine Oma sehr geliebt hat, kann ich es absolut nicht nachvollziehen, wie man nur auf die Idee kommen kann, sie ausgestopft in das Wohnzimmer zu stellen. Dass der Antrag abgelehnt worden ist, halte ich für völlig korrekt. Zudem fände ich es wirklich gruselig, wenn die tote Oma in Wohnzimmer steht. Obwohl der Mann ja irgendwie einen Schlag hat, finde ich es trotzdem nicht richtig ihn dafür anzuzeigen!