Müssen wir in ferner Zukunft Gemüse auf dem Dach anpflanzen?
Wenn wir unterwegs sind, sehen wir überall riesige Maisflächen. Man sollte meinen, wir sind ein Volk von Maisessern geworden. Leider stimmt das nicht. Der Mais wandert weder in unsere Bäuche, noch bekommen es die Schweine als Futter. In modernen Biogasanlagen wird er verbrannt und verheizt, statt in Lebenskraft durch den Stoffwechsel eines Lebewesens verwandelt zu werden.
Wertvolle Anbauflächen gehen dadurch verloren, obwohl in weiten Teilen der Welt schlimmster Hunger herrscht. Ökopolitiker haben wohl nicht alles richtig durchdacht. In dieser Saison werden schon 2,6% weniger angebaut als 2010. Das heißt, dass alle Kohlsorten weniger angebaut werden, weil die Anbaufläche immer mehr verschwindet. Das Kohlgemüse ist das Lieblingsgemüse der Deutschen, nicht nur Weiß- und Rotkohl, auch Blumenkohl, Rosenkohl, Brokkoli und Kohlrabi, sowie das Blatt- und Stängelgemüse. Ebenso verringert hat sich auch der Anbau von Freilandgemüse. Wie soll man da gegensteuern?
Das Thema heißt „Urbane Landwirtschaft“. Es ist eine Idee aus den USA und heißt „in Farming“. Zur Zeit werden in Münster die Chancen überprüft, wie sich Obst und Gemüse auf den Dächern anbauen lässt. So könnte es dann aussehen: Neben dem Schornstein gibt es Spargelbeete, Möhren und Erbsen am Balkongeländer, Paprika und Kohlrabi in den Balkonkästen, Weintrauben ranken aus der Regenrinne; auf dem Garagendach wachsen Kartoffel und Spinat. Wäre es da nicht einfacher, für den Maisanbau andere Möglichkeiten zu suchen? Findet ihr das richtig oder falsch, dass die Gemüseanbauflächen zugunsten des Maisanbaus verringert werden, obwohl schon der Rapsanbau viel Flächen schluckt? Was haltet ihr von der Überprüfung durch Fachleute zwecks Obst- und Gemüseanbau auf Dächern und Balkonen?
Dir ist aber schon klar, das wir in Deutschland keine Felder in Monokultur nutzen, sondern eben maximal zwei Jahre darauf das Selbe anbauen. Wenn du also dieses Jahr direkt an den Straßen viel Mais siehst, dann wird man im nächsten Jahr dort Weizen, Gerste oder Raps anbauen. Und schon stimmt deine Behauptung nicht mehr, das immer mehr Anbaufläche für Mais genutzt wird. Nur sind eben auch nicht alle Anbauflächen in einer Region für dich sichtbar.
Ausserdem werden Biogasanlagen nicht ausschließlich mit Mais betrieben, sondern auch mit der Gülle, welche in den Ställen anfällt. Oder warum denkst du, bauen hauptsächlich Agrargenossenschaften oder Einzelbauern solche Anlagen, welche auch eine recht große Tierhaltung haben? Denn wenn man nur Mais dort verbrennen würde, was ja so auch nicht stimmt, könnte man einfach eine solche Anlage bauen und den Mais dann aufkaufen, was wesentlich preisgünstiger wäre als ihn selbst anzubauen mit sämtlichen Personal- und Maschinekosten.
Dazu muss man auch sehen, das es Betriebe gibt, welche gar keinen Mais anbauen, sondern sich direkt auf diverse Gemüseorten spezialisiert haben. Diese haben meist auch keinen Viehbestand, welcher versorgt sein muss. Daher können die eben anderes anbauen, was nicht verfüttert wird, sondern direkt in den Einzelhandel geht.
Was die Prüfung von Dachflächen angeht, um sie zum Anbau von Obst und Gemüse zu nutzen, kann ich nur lachen. Denn die wenigsten Dächer werden stabil genug sein, um erstmal entsprechend abgedichtet zu werden, damit man Erde auftragen kann. Diese muss dann ja auch entsprechend hoch sein, damit dort etwas angebaut werden. Einzig bei Wein kann ich mir vorstellen, das man diesen an Häusern pflegen kann, was es ja in einigen Regionen schon immer gibt. Aber diese belasten im Endeffekt auch die Fassade, aber bringen kein Gewicht aufs Dach.
@ Punktedieb, der Nachteil ist, dass das Biogas für die Bauern eine wichtige Einnahmequelle geworden ist. Damit können sie mehr Geld verdienen als mit der Viehwirtschaft. So bauen sie Getreide und Mais nicht mehr für das Vieh an, sondern für die Biogasanlage. Festmist und Gülle dienten anfangs zur Erzeugung des Biogases. Bestehende Biogasanlaegen wurden umgerüstet und neu anders kunstruiert. So können sie mit Getreide, Mais, Futterrüben betrieben werden.
Durch den Biogas-Boom sind weltweit die Getreidevorräte knapp, das Futter wird immer teurer. Großinvestoren sichern sich riesige Ackerflächen für Maisanbau um jeden Preis. Die Pacht wird teurer und die Bauern können sie sich nicht mehr leisten. Mais ist die beste Pflanze für Biogas. „Maismonokulturen“ nehmen überhand, darin besteht die Gefahr. Die Befürchtung: Eine verödete Landschaft mit ausgelaugtem Boden.
Landwirte hoffen darauf, dass der Staat eingreift. Ab 2012 wird die Förderung für neue Biogasanlagen geringer ausfallen. Selbst die Seen sind durch den starken Maisanbau im Kreis Segeberg gefährdet. Durch den Maisanbau droht Bodenerosion. Phosphor gelangt in die Seen. Diese würden grün und überdüngt. Da die Ackerflächenpreise steigen, baut man bis ans Ufer Mais an. Die Tendenz für den Maisanbau ist steigend.
Ich weiss ja nicht, wo du deine Informationen her hast. Aber ich kenne einige Agrargenossenschaften, welche auch eine Biogasanlage betreiben. Diese bringt am Ende ja Strom und der wird fast ausschließlich für die eigenen Anlagen genutzt. Nur der Überschuss wird ins Netz eingespeist, was dann dem Betrieb einen Verdienst bringt. Aber das auch erst Jahre später, wenn sich die Investition erstmal amortisiert hat.
Und die Anlagen, welche ich kenne sind so konzipiert, das sie eben hauptsächlich mit Gülle betrieben werden. Diese hat man aber nur, wenn man seinen Viehbestand behält. Zumal eben da sogar Anlagen dabei sind, welche erst im letzten Jahr in Betrieb genommen wurden. Zwar so gebaut, das sie jeder Zeit erweitert werden können, aber das ist in ferner Zukunft, weil wohl bisher kein Energieversorger bereit ist, komplette Ortsnetze abzugeben, damit diese ihre Stromversorgung über Biogas und damit wesentlich günstiger bekommen könnten.
Zumindest bei uns in der Region wird der Mais fast ausschliesslich für den eigenen Viehbestand angebaut und eingelagert. So das die Betriebe nicht in die Verlegenheit kommen sich im nächsten Jahr Futter kaufen zu müssen, damit die Tiere ordentlich versorgt werden können. Wenn also deine These so stimmen würde, hätten hier schon viel mehr Betriebe diesen Trend genutzt und ihren Viehbestand reduziert oder gar ganz abgeschafft, um den Mais komplett zu verkaufen.
Diese Probleme gibt es schon in Norddeutschland.Wahrscheinlich wohnst du in einer Region, wo die älteren Biogasanlagen noch nicht umgerüstet wurden oder aufgrund neuer Erkenntnisse so bleiben. Dann hoffe, dass es auch in Zukunft so bleibt.
In Regionen mit viel Biogasanlagen und Maisanbau wurde vom Oldenburgischen-Ostfriesischen Wasserverband erhöhte Nitratwerte festgestellt, die für den Menschen giftig sind. In Wasserschutzgebieten ist der Nitratwert fünf Mal höher in bodennahen Schichten als der Grenzwert, der gesetzlich vorgeschrieben ist. Das Nitrat kann von den oberen Grundwasserschichten in tiefere Schichten durchsickern und somit ins Trinkwasser. Der Ausbau der Biogasanlagen soll begrenzt werden. Für 2012 ist geplant, die Mais-Monokulturen gesetzlich zu verbieten für die Anlagen.
Also ich kenne Anlagen in Thüringen und Sachsen, welche noch recht neu sind. Die wurden fast alle erst im letzten Jahr gebaut und in Betrieb genommen. Und das eben nur, weil man nicht alle anfallende Gülle auf die Felder bringen kann und diese damit eben noch einen entsprechenden Nutzen hat. Da eben für den Betrieb, weil die am Ende laufende Kosten sparen, denn die so gewonnene Energie geht eben in die eigenen Geräte und nicht ins Netz. Wobei auch ein Teil der entstehenden Wärme für die Trocknungen genutzt wird im Herbst, wenn Getreide zu feucht geerntet werden muss.
Jetzt läuft ja schon die Aussaat für das nächste Jahr und soweit ich mit bekommen habe, wird auf mehr als 50% der Anbauflächen Weizen und Gerste angebaut. Die Gerste vermute ich mal, weil direkt vor Ort eine Brauerei ist und man Braugerste hier über kurze Wege ins Brauhaus bringen kann, was ja auch wieder Kosten spart und die Umwelt schont.
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