Gehaltsvorschlag erst bei Arbeitsvertrag äußern?
Ein Bekannter vor mir hat sich innerhalb der letzten Wochen bei über 50 Firmen beworben, welche alle auch recht schnell geantwortet haben. Da ich ihn so gut wie möglich unterstütze, weiß ich natürlich auch über die Rückmeldungen der Firmen Bescheid. Bei Firma X handelt es sich um einen kleinen Familienbetrieb mit ca. 6-10 Mitarbeiter. Meiner Erfahrung nach ist hier ein Stundenlohn recht niedrig gehalten.
Nun kam von Firma X eine E-Mail, dass Sie Interesse an ihm haben und er zu einem Vorstellungsgespräch erscheinen sollte. Dies hat er natürlich wahrgenommen und ist mit einem positiven Bescheid zurückgekommen. Als ich ihn nach dem Gehalt fragte, sagte er tatsächlich, dass die Firma dies erst bekannt gibt, wenn der Arbeitsvertrag vorliegt. Er hat dann allerdings bei mehreren Firmen eine Zusage bekommen und wollte es schon früher wissen, damit er sich für eine Firma entscheiden kann. Die anderen Firmen haben alle sofort eine Gehaltsvorstellung geäußert. Also rief er wieder bei Firma X an und fragte, wie hoch es denn jetzt sei, weil er sich entscheiden müsste. Als Antwort bekam er wieder nur, dass Sie es noch nicht sagen. Im Gegensatz wurde ihm ein zwei wöchiges Betriebspraktikum angeboten, damit Sie sehen können, wie gut er arbeitet.
Meiner Meinung nach klingt das eher nach einer Abzocke. Da ich ihm nicht in sein Gewissen reden möchte, frage ich euch, ob Ihr das genau so seht wie ich. Würdet Ihr trotzdem noch zu dieser Firma gehen?
Mit dem Verhalten wird sich die Firma X recht schwer tun, Leute zu finden. Erst recht wird sie sich schwer tun, qualifizierte Leute zu finden, welche bereit sind, sich in so ein Abenteuer zu stürzen. Offensichtlich sind wesentliche Punkte beim Vorstellungsgespräch nicht geklärt worden. So kann es doch unmöglich sein, dass nach Beendigung des Vorstellungsgesprächs urplötzlich die Idee eines Praktikums aufkommt und man dies dem Bewerber dann mitteilt, wenn der aus ganz anderen Gründen zufällig bei der Firma anruft. Hier erscheint mir das Vorgehen mindestens chaotisch, wenn nicht sogar schon dubios.
Allein wenn der Bewerber wirklich keine andere sichere Stelle hat, würde ich mich auf so ein Abenteuer einlassen. Dass dann aber sicherlich ohne das plötzlich vorgeschlagene Praktikum. Wenn in die Arbeitskraft kein Vertrauen gesteckt wird, sollte die Firma X lieber gänzlich Abstand nehmen. Denn das zeugt ja kaum von planvollem Handeln und auch nicht davon, dass die Firma X tatsächlich am Bewerber interessiert ist!
Das Gehalt gehört nun mal zu den wesentlichen Entscheidungsfaktoren und daher ist es unfassbar, dass man diesen Punkt bis zum Schluss "geheim" halten möchte. Sollte die Firma X tatsächlich noch nicht wissen was sie zu bezahlen bereit ist, dann hat das entweder darin seinen Grund, dass es gar keine Ordnung in dem Laden gibt oder aber hier von einzelnen Aufträgen (die wohl noch nicht sicher sind) das aktuelle wirtschaftliche Überleben abhängt. Beides Gründe, zu der Firma nur zu gehen, wenn wirklich keine andere Möglichkeit besteht.
Dein Bekannter sollte also, nachdem auch andere Angebote vorliegen, sich eben auf die Alternativen beschränken und um diese Firma einen weiten Bogen machen. Das kann der Bekannte dann auch durch eine telefonische Absage untermauern - gerne auch mit dem Hinweis, dass es ein Novum ist, den Bewerber in Unkenntnis des möglichen Verdienstes zu lassen.
Das habe ich noch nie gehört, dass eine Firma den Arbeitslohn nicht bekannt geben will vor Abschluss eines Arbeitsvertrages. Für den Arbeitnehmer ist das doch wichtig, was er verdient und davon hängt es ja auch ab, ob er überhaupt in der Firma anfangen wird. Zu dieser Firma hätte ich kein Vertrauen und würde dort auch nicht anfangen zu arbeiten. Ich denke, dass die Nennung des Arbeitslohnes sogar eine wesentliche Voraussetzung für einen Arbeitsvertrag ist.
Das Verhalten von Firma X, so wie du es beschreibst, kommt mir auch recht - in Ermangelung eines besseren Wortes - "naja" vor. Ich kenne das nur so, dass man die Gehaltsvorstellungen seitens der Arbeitgeber beim Vorstellungsgespräch oder schon bei der Stellenausschreibung angesagt werden. Es war zumindest bei mir immer so, wobei ich bis jetzt nur Praktika gemacht habe. Allerdings gucke ich mir auch ab und zu Stellenausschreibungen an und da steht das auch bei "richtigen" Arbeitsstellen und nicht nur bei Ausschreibungen für Praktika. Meistens steht dann da auch, dass man eine Gehaltsvorstellung bei der Bewerbung angeben soll.
Wenn Firma X nichts sagen möchte und das erst mit Versenden des Arbeitsvertrages preisgeben will, nagut, aber bis dahin hast du beziehungsweise dein Freund bei nichts zugesagt, von daher kann der Arbeitsvertrag auch einfach zurückgeschickt werden, ohne Unterschrift. Dann ist das Firma X ja selber schuld aufgrund der Firmenpolitik. Wenn andere Angebote da sind, dann kann man ja in etwa abwägen wie viel man bekommen würde, wenn Firma X näher ist, als andere, dann würde etwas weniger Geld vielleicht auch okay sein, weil man nicht so weit fahren muss und dadurch nicht so viel für Benzin ausgibt oder kein Bahnticket braucht. Das muss man dann für sich entscheiden.
So etwas geht doch wohl gar nicht! Die erwarten doch nicht etwa wirklich, dass Dein Bekannter einen Arbeitsvertrag unterschreibt, ohne zu wissen, wie viel er für seine Tätigkeit verdient? Ich unterschreibe doch auch nicht einen Kaufvertrag für ein neues Auto und erfahre dann erst nach meiner Unterschrift, wieviel das Auto überhaupt kostet! Nein, klare Aussage: Finger weg vom dem Laden! Es wäre ja noch aus Sicht der Firma verständlich, wenn diese den Mitarbeiter leistungsbezogen bezahlen will und sich erst einmal ein Bild über seine Arbeitsleistung machen will. Aber dafür gibt es ja schließlich die Probezeit.
Man könnte dem Bewerber ja auch zunächst für die ersten drei Monate ein eher moderates Gehaltsangebot machen mit der Option, dass man ihm nach bestandener Probezeit ein besseres Gehalt anbietet, je nachdem, wie sehr man mit seiner Arbeit zufrieden ist. Dies würde zwar auch sicherlich bei vielen Bewerbern nicht auf Begeisterung stoßen, wäre aber zumindest ehrlich und nachvollziehbar. Aber dem Bewerber ganz im Unklaren zu lassen und zu erwarten, dass er die Katze im Sack kauft, das ist nicht seriös! Dein Bekannter darf sich glücklich schätzen, noch weitere, transparentere Stellenangebote von anderen Betrieben bekommen zu haben und sollte auf jeden Fall eines davon annehmen.
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