Arbeitgeber verschwiegen das man schwanger ist

vom 27.09.2011, 08:09 Uhr

Ich kann das Verhalten der Kollegin auch sehr gut verstehen, wenn ich ehrlich bin. Sie wollte die Chance auf einen Festvertrag eben nicht verspielen, und daher hat sie die Schwangerschaft auch erst einmal geheim gehalten. Ich hätte in dieser Situation wohl genauso gehandelt. Gerade, wenn man schwanger ist und ein Kind erwartet, will man doch auf Nummer Sicher gehen und möchte im Grunde doch auch irgendwie abgesichert sein. Ich denke daher, dass wohl mehr als 90 % der Frauen so gehandelt hätten und ich sehe darin auch nichts Verwerfliches. Es gibt bestimmt nicht wenige Chefs, die bei einer Schwangerschaft den Vertrag nicht angeboten hätten. Die einzige Möglichkeit ist es dann eben, erst einmal nichts von der Schwangerschaft zu erzählen.

Ich hätte wahrscheinlich auch nicht schon nach zwei Tagen etwas von meiner Schwangerschaft erzählt, sondern auch erst einmal etwas gewartet. Es dauert ja meistens einige Zeit, bis man überhaupt etwas von der Schwangerschaft sieht. Einige Arbeitskollegen von mir wussten auch erst im 5. Schwangerschaftsmonat, dass ich ein Baby bekomme. Dass die Kollegin nun darüber tratschen, ist ja auch logisch. Das ist aber in jedem Betrieb der Fall und man findet immer ein Thema, über das man tratschen kann und dieses hier bot sich eben gerade so an ;) Ich finde nicht, dass man das Verhalten der Kollegin als abgebrüht bezeichnen kann, nur weil sie sich Gedanken um ihre Zukunft und damit auch um die Zukunft des ungeborenen Kindes macht. Ich finde das Verhalten absolut in Ordnung. Schlimm genug, dass man als Frau gezwungen ist, die Schwangerschaft erst mal geheim zu halten, nur um die Chance auf einen unbefristeten Arbeitsvertrag zu wahren!

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Zum Glück habe ich bisher noch nie in einer solchen Situation gesteckt und ich würde die Entscheidung sicher nicht so einfach fällen können. Denn rein rechtlich ist es ja kein Problem, dass die Frau die Schwangerschaft verheimlicht hat. Allerdings sehe ich das auch schon so als kleinen Vertrauensbruch, wenn man denn so kurze Zeit nach der Entfristung die Schwangerschaft bekannt gibt. Sicher kann es aus Gründen des Mutterschutzes sinnvoll sein, eine Schwangerschaft so schnell wie möglich dem Arbeitgeber bekannt zu geben. Aber ob es hier einen Grund gab, das wissen wir alle nicht.

Wie ich gehandelt hätte, kann ich schwer sagen. Immerhin bin ich ein sehr friedliebender Mensch und meide Konfrontationen eher als dass ich sie suche. Allerdings ist es dann doch noch etwas anderes, wenn ein unbeteiligtes Wesen durch mein Handeln auch Nachteile haben könnte. Daher kann ich mir gut vorstellen, dass ich in diesem Moment mit dem Ärger der anderen gut hätte leben können.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Mit abgebrüht sein hat dieses Verhalten nichts zu tun, sondern einfach damit, um abgesichert zu sein und einen Arbeitsplatz zu behalten. Heutzutage muss man schon darauf achten, wo man bleibt und ich denke, es ist auch relativ schwer, mit Kind eine neue Anstellung zu finden, als eben nach der Elternzeit wieder in die alte Firma einzusteigen. Es wird ja auch gesagt, dass Fragen nach Schwangerschaft beispielsweise nicht wahrheitsgemäß beantwortet werden müssen, und wenn es so bereits im Gesetz steht, dann ist besagte Kollegin durchaus im Recht gewesen.

Nun kann man sich darüber streiten, ob es so sinnvoll gewesen ist, so zu handeln. Wie gesagt wurde, spielt da auch das Vertrauen eine nicht ganz unwesentliche Rolle. Kann der Arbeitgeber da noch Vertrauen in die Kollegin haben oder eben nicht? Der Arbeitgeber wird ja selbst auch wissen, wie es mit rechtlichen Fragen im Bereich der Schwangerschaft aussieht und letztendlich ist es schon dem Arbeitgeber gegenüber schon unfair. Aber da muss der Gesetzgeber handeln und es sollte nicht darauf gehofft werden, dass man als Schwangere auch ehrlich handelt.

Ob ich in der Situation anders gehandelt hätte, weiß ich nicht. Ich tue mich generell schwer, gesundheitliche Fragen bei einem Vorstellungsgespräch falsch zu beantworten und so würde es sich auch im Falle einer Schwangerschaft vermutlich ereignen. Zu meinem persönlichen Nachteil. Hier ist es aber schon so, dass man die Frau ja kannte und nicht ohne Grund einen unbefristeten Arbeitsvertrag angeboten hat. Ich denke, ich hätte es in diesem Fall auch so gehandhabt, hätte aber ebenfalls nicht zwei Tage, sondern mehrere Wochen mit der Bekanntgabe der Schwangerschaft noch abgewartet.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Squeeky hat geschrieben:Dass die Kollegin den Arbeitgeber zwei Tage nach der Übernahme in ein festes Arbeitsverhältnis über die Schwangerschaft informiert hat, ist gar nicht mal so verkehrt. Denn ab dem Zeitpunkt, an dem der Arbeitgeber über die bestehende Schwangerschaft informiert ist, gelten für werdende Mütter einige Besonderheiten, die die Ausstattung des Arbeitsplatzes, die Arbeitszeiten, Kündigungsschutz und einiges mehr betreffen. Von daher ist eine frühzeitige Anzeige einer Schwangerschaft schon sinnvoll.

Zumindest was den Kündigungsschutz angeht, sollte das unerheblich sein. Soweit ich §9 MuSchG verstehe, greift der Kündigungsschutz auch rückwirkend, wenn die Frau innerhalb von 2 Wochen nach Zugang einer Kündigung die Schwangerschaft mitteilt.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



@ Richtlinie2
Im genannten Fall ging es aber um einen befristeten Arbeitsvertrag. Da ist es egal, ob die Arbeitnehmerin schwanger ist oder nicht. Wenn der Vertrag ausläuft, läuft er aus. Sprich selbst wenn die betroffenen Arbeitnehmerin dem Arbeitgeber vor der Vertragsverlängerung gesagt hätte das sie schwanger ist, hätte er einfach sagen können, dann verlängern wir nicht. Dann hätte sie den Betrieb verlassen müssen und hätte auch keine Kündigungsschutzklage einreichen können, da ja keine Kündigung vorliegt.

Da viele ja mit dem Vertrauen argumentieren. Ich kann den Punkt nachvollziehen. Aber ich denke, wenn das Verhältnis zu den Kolleginnen toll ist und man sich vertraut und so, dann erzählt man doch auch von einer Schwangerschaft, oder nicht? Ich für mich denke, wenn ich schwanger wäre, würde ich wahrscheinlich nur am Strahlen sein. Wenn es nicht geplant war und unpassend ist, dann würde man mir auch da eine Veränderung anmerken.

Abgebrüht halte ich das Verhalten auch nicht. Abgebrüht wäre, wenn sich die Kollegin mit sagen wir einer Grippe krank gemeldet hätte, also einer vorgeschobenen Erkrankung, die an sich eine Krankmeldung aufgrund der Schwangerschaft ist, den neuen Vertrag unterzeichnet hätte und dem Arbeitgeber direkt nach dem Unterschreiben des Vertrages ein Beschäftigungsverbot hingelegt hätte. Und das obwohl sie vorher gewusst hätte, dass sie während der Schwangerschaft nicht mehr arbeiten wird. Wobei ich keine Ahnung habe, wie ich in dem Fall gehandelt hätte. Also Beschäftigungsverbot und gerade der Wechsel vom befristeten zum unbefristeten Vertrag.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Also, ich kann das verhalten der Kollegin schon nachvollziehen und hätte es sicherlich genauso gemacht - zumindest so lange mein Geheimnis noch nicht sichtbar wäre. Allerdings hätte auch ich natürlich noch solange wie möglich gewartet bis zum "Outing". Dass nun getratscht wird, hätte man sich ja denken können. Verwerflich oder abgebrüht finde ich es allerdings nicht. Jeder ist froh, wenn er einen halbwegs vernünftigen Arbeitsplatz hat. Klar, wegen Schwangerschaft darf zwar nicht gekündigt werden, aber wie schon geschrieben wurde: (Andere) Gründe lassen sich immer finden. Welche Frau würde schon das Risiko eingehen, einen - ich nehme mal an, recht guten Arbeitsplatz - wegen einer Schwangerschaft sausen zu lassen?

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» 00Kate » Beiträge: 461 » Talkpoints: 8,54 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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