Selber Arbeitszeugnis erstellen?
Ich habe mir meine Zeugnis bisher immer selbst scheiben müssen und die wurden nur noch von der Firma abgetippt und unterschrieben. Ich finde das eigentlich ganz gut, denn tatsächlich habe Arbeitgeber keine Lust Stunden damit zu verbringen und ein Studium im "richtigen Zeugnis schreiben" zu erlernen.
Dann kommen auch nicht solche ungewollten negativ Bewertungen bei raus. Mach einfach eins fertig und leg es Ihm vor. Aber mach dich richtig schlau wie du was schreibst.
Ob es "normal" ist, dass sich manche Arbeitnehmer selbst Arbeitszeugnisse schreiben müssen, weiß ich nicht. In einer Einrichtung jedenfalls hatte ich eine Kollegin, die nicht lang bei uns beschäftigt war und in ihrem neuen Wohnort eine Vollzeitstelle bekommen hat, während sie in der besagten Einrichtung nur eine Teilzeitstelle hatte. Unser Leiter hatte dann mit ihr abgemacht, dass sie sich selbst das Zeugnis schreibt und er hat sie mit Materialien und Büchern darüber informiert. Die anderen Kollegen fanden das auch äußerst merkwürdig, haben es aber dann durchgehen lassen.
Wenn man mehr oder weniger allein arbeitet und auf sich allein gestellt ist, wird der Vorgesetzte wohl auch ein Problem haben, die Arbeit zu beurteilen. Das wäre aber für mich wirklich eine der wenigen Ausnahmen, weshalb man sich selbst ein Arbeitszeugnis ausstellen sollte. Heute ist es aber meiner Meinung nach auch mit dem Internet nicht mehr ganz so schwierig, ein Arbeitszeugnis zu erstellen.
Auch ich würde sagen, dass es heutzutage sicherlich nicht mehr unüblich ist, die Aufforderung zu erhalten, sein Zwischen- oder sogar das Endzeugnis selbst zu verfassen und dem Arbeitgeber zur Durchsicht und zum Unterzeichnen vorzulegen. In meinem Freundeskreis habe ich das erst kürzlich erlebt, wobei hier ein zunächst vom Arbeitgeber erstelltes Zeugnis voranging, das die entsprechenden Phrasen so durcheinandergebracht hat, dass die Zeugnisnote im Endeffekt zwischen drei Notenstufen geschwankt hat und mehr als chaotisch aussah. Aus dem darauffolgenden Gespräch zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmerin ergab sich die Bitte des Arbeitgebers, dass die Arbeitnehmerin ihr Zwischenzeugnis selbst schreiben und ihm dann vorlegen möge.
Ich selbst wurde auch einmal aufgefordert, mein Arbeitszeugnis selbst zu verfassen, allerdings handelte es sich hierbei um ein Endzeugnis, nachdem ich schon aus dem Betrieb ausgeschieden war. Als ich damals ein Arbeitszeugnis angefordert hatte, hat sich mein ehemaliger Arbeitgeber zunächst geweigert und anschließend, nach längerer Diskussion und Anstrengungen meinerseits, gesagt, ich solle mein Endzeugnis selbst verfassen und er würde es unterzeichnen, wenn er damit einverstanden sei. Das war natürlich nicht der Fall und am Ende wurde auch kein wohlwollendes Arbeitszeugnis daraus, aber es gibt sicherlich diverse Fälle, in denen es sich bei der Aufforderung, das Arbeitszeugnis selbst zu erstellen, nicht um den Versuch eines Schikanierens des Arbeitnehmers handeln soll.
Dass es Dir merkwürdig erscheint, wenn ein Arbeitnehmer seine eigene Leistungsbeurteilung vornehmen soll, kann ich allerdings aber nachvollziehen, denn ich meine, dass man sich auch in der Schule nicht selbst einstuft und es wohl zu den Leistungen eines Arbeitgebers gehören sollte, die Beurteilung der Leistungen und fachlichen Kenntnisse seines Arbeitnehmers seinerseits vornehmen zu können und das auch zu tun. Bisher waren mir die Unternehmen jedenfalls deutlich sympathischer, die es als ihre Pflicht angesehen haben, mein Arbeitszeugnis ihrerseits selbst zu erstellen und dann auch offen für meine Kritik waren, wenn ich mit meiner Einstufung nicht einverstanden war, was allerdings noch nicht sonderlich häufig vorkam.
Ich finde es eigentlich recht schwierig sich selber einzuschätzen und würde diese Arbeit lieber jemanden anders überlassen um ein ehrliches Zeugnis zu erhalten. Allerdings ist es mittlerweile üblich dass der Arbeitgeber kein Zeugnis mehr erstellt welches komplett seinem Kopf entspringt. Das ist eigentlich auch verständlich, so etwas kostet Zeit und ist mit einem gewissen Aufwand verbunden, außerdem kann es immer Ärger geben wenn der zu Beurteilende nicht mit dem Zeugnis zufrieden ist und Änderungen verlangt oder gar klagt.
Von der Sache her ist es doch egal, es handelt sich doch meistens um ein Zeugnis um sich bei einem anderen Arbeitgeber damit zu bewerben. Wenn ich mich dabei in das beste Licht rücken kann, um so besser. So kann ich gezielt meine Stärken dort hinschreiben und sie mir auch bestätigen lassen, dem alten Arbeitgeber dürfte das gleichgültig sein.
Es ist nichts besonderes, dass Firmen sich die "Arbeit abnehmen" lassen. Ich habe auch schon das eine odere andere Arbeitszeugnis erstmal selber schreiben dürfen. Da das nichts besonderes ist, gibt es auch zahlreiche Hilfestellunge im Internet oder im Buchhandel. Diese hier mag nur als Beispiel zum Arbeitszeugnisse selber schreiben dienen. Etwas merkwürdig finde ich den Tonfall des Chefs aber schon. Schließlich ist er verpflichtet, sowas zu machen. Er hätte ja sagen können, machen wir gerne, aber wir bitten Sie uns einen Entwurf zur Vefügung zu stellen oder sowas. Das Zeugnis selber schreiben, heißt dann aber nicht, dass die Personalabteilung alles übernimmt. Die machen dann schon einmal aus einem stets zu unserer vollsten Zufriedenheit ein stets zu unserer vollen Zufriedenheit, wenn sie der Meinung sind, dass es eine 2 und keine 1 ist.
Ich habe auch schon oft gehört, dass sich Mitarbeiter ihre eigenen Zeugnisse schreiben mussten, die dann nur vom Chef unterschrieben wurden. Das ist also wirklich kein Einzelfall. Aber dafür sollte man dabei äußerste Vorsicht walten lassen, da man dabei viele Fehler machen kann. Es ist ja nun mal vorgeschrieben, dass in einem Arbeitszeugnis nichts negatives stehen darf. Daher haben sich die Personalchefs auf einen bestimmten Code geeinigt. So klingen manche Formulierungen zwar absolut positiv, aber in Wirklichkeit wird damit etwas ganz anderes ausgedrückt.
So könnte man ja denken, dass eine Formulierung wie: Er erfüllte seine Anforderungen stets zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten" positiv zu werten wäre. Der Gegenteil ist der Fall. Das bedeutet nichts anderes als dass er ein unkreativer und mittelmäßiger Angestellte war. Die Abstufung von Zufriedenheit über volle bis hin zur vollsten Zufriedenheit ist dann auch eine qualitative Abstufung. Noch schlimmer ist es, wenn in einem Zeugnis steht, dass der Angestellte bemüht war, den Anforderungen gerecht zu werden. Bemüht heißt nämlich, dass er es nicht geschafft hat. Und wenn in einem Zeugnis steht, dass sich der Angestellte gesellig sei, heißt das, dass er Alkoholiker ist. Naja und "beliebt im ganzen Team" brauche ich ja wohl nicht näher zu erklären. unter www.arbeitszeugnis-code.de kann man die wichtigsten Floskeln aus Arbeitszeugnissen und deren Bedeutung nachlesen.
Also Vorsicht, wenn man sich sein eigenes Zeugnis schreiben muss. Eine Kenntnis dieses Codes ist dabei fast unabdingbar. Bestenfalls hat man einen Bekannten, der in einer großen Firma Personalchef ist. Der kann einem dann wertvolle Tipps geben. Aber da das nur äußerst selten vorkommt, sollte man versuchen, nicht selbst das Zeugnis zu schreiben. Viel eher sollte man darauf bestehen, dass ein Arbeitszeugnis vom Chef ausgestellt wird, welches man dann erst nach Überprüfung anerkennt.
@ Diamante
Man schreibt aber oftmals als Arbeitgeber anders als als einfacher Angestellter. Ich hatte damals auch alle möglichen Ratgeber zur Hand genommen und man sah es den Zeugnissen trotzdem an und ich wurde darauf wie gesagt auch angesprochen. In einem Lehrgang für Führungskräfte wurde uns gesagt, vom Lehrgangsleiter der selber diverse Betriebe hatte, er sieht einem Zeugnis immer an, ob es der Arbeitgeber geschrieben hat oder ob man es selbst geschrieben hat.
Wenn der Arbeitgeber eine Angestellte darum bittet, dann wird er in der Regel auch in etwa sagen, in welche Richtung das Zeugnis gehen sollte. In der Regel haben Mitarbeiter die Zeugnisse schreiben auch schon Erfahrung damit. Sprich die haben das schon öfters gemacht und die wurden dann vom Chef auch korrigiert, bis die Zeugnisse halt so waren, wie der Arbeitgeber die gerne haben wollte.
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