Verkehrssünder der Polizei melden - bringt nichts?

vom 21.09.2011, 10:57 Uhr

Ich hab dazu leider auch einen Erfahrungsbericht abzuliefern und es ist auch noch nicht allzu lange her, dass ich wirklich mal bei der Polizei war, um eine Anzeige zu erstatten. Auf dem Weg zu meinem Hausarzt am späten Nachmittag musste ich kürzlich eine Strecke fahren, die aus einigen Bergen und Kurven besteht. An einer Stelle geht es bergab, um eine leichte Rechtskurve und anschließend wieder bergauf, über der Senke befindet sich eine Brücke. Von hinten sah ich einen alten Golf angesaust kommen, der schon meinen Hintermann recht waghalsig überholte, um sich dann hinter mein Auto zu quetschen und mir ziemlich dicht aufzufahren. Irgendwie war klar, was passieren würde und so kam es dann auch: Als es gerade um die leichte Rechtskurve ging und wir schon einen Großteil der Senke gefahren waren, sah ich, dass einige Autos entgegenkommen und fast zeitgleich, wie der hinter mir Fahrende erneut ausholte, um mich zu überholen. Da er nicht gesehen haben kann, dass etwas entgegenkommt und auch noch die Gefahr bestand, dass der Entgegenkommende ihn ebenfalls nicht sieht, habe ich gehupt, sicherheitshalber richtig lange.

Der Fahrer des entgegenkommenden Fahrzeugs wich in Richtung seines rechten Fahrbahnrandes aus, ich lenkte ebenfalls in Richtung meines rechten Fahrbahnrandes, es ging auch gar nicht anders. Der Golffahrer machte nämlich quasi eine weitere Spur auf und drückte sich gerade noch so an meiner Front vorbei. Es war wirklich richtig knapp und ich war extrem sauer, denn wenn ich eines überhaupt nicht leiden kann, dann ist es die leichtsinnige Gefährdung anderer aus irgendeinem blödsinnigen Grund. Ich habe mir also direkt das Kennzeichen des vor mir Fahrenden notiert und dann über die Freisprecheinrichtung meines Handys meinen Partner angerufen, um ihn zu bitten, sich kurz aufzuschreiben, um was für ein Fahrzeug welcher Farbe und mit welchem Kennzeichen es sich handelte und mir all das per SMS zu schicken, da ich ja zuerst zum Arzt musste und nicht wusste, an wie viel ich mich anschließend noch erinnern können würde.

Auf meinem Rückweg bin ich dann also bei der Polizeiinspektion vorbeigefahren und habe erstmal jede Menge blöder Fragen gestellt bekommen. „Musste der Entgegenkommende bremsen?“ konnte ich natürlich denkbar schwer beantworten, weil ein Fahrzeug vorne nun mal keine Bremslichter hat und ich mich auf diverse andere Dinge zu konzentrieren hätte, ich wäre dem Überholenden ja selbst beinahe noch aufgefahren, nachdem er sein Fahrzeug vor meines gesetzt hatte. Auch sagte mir der Beamte, dass ich nicht beurteilen könnte, ob dieses Überholmanöver nur knapp gutgegangen sei oder nicht, das müsste der Staatsanwalt beurteilen. Ich konnte mir wirklich die Gegenfrage nicht verkneifen, ob der Staatsanwalt anhand einer Schilderung ein genaueres Urteil fällen kann als ich, die Fahrerin und somit Beteiligte war und wohl weiß, wie sehr ich einlenken und bremsen musste. Unmöglicher Kerl und null ambitioniert, ehrlich. Ich hab mich am Ende noch viel mehr über diesen Beamten geärgert als über den Überholenden.

Der größte Witz war allerdings, dass ich dem Herrn in Khaki-Oliv das Kennzeichen des Überholenden regelrecht aufdrängen musste. Er hat es dann angeblich überprüft und herausgefunden, dass dieses Kennzeichen nicht vergeben sei. Dann wollte er noch diverse Daten von mir haben, auch meinen Familienstand wissen – weshalb auch immer – und welches Fahrzeug ich denn überhaupt fuhr und hat mich dann nach Hause entlassen. Während einer Wartezeit, die sich durch einen Anruf in seinem Büro ergeben hat, habe ich die ganze Zeit auf ein Plakat geschaut, auf dem sich eine Art Aufruf befand, der den Bürgern galt, die doch bitte melden sollen, was ihnen auffällt. Da hab ich mich richtig veräppelt gefühlt, nachdem meine Meldung offenbar so wenig willkommen war.

Gebracht hat das Ganze, das muss ich wohl kaum noch weiter ausführen, natürlich rein gar nichts, außer, dass ich meine Zeit verschwendet habe und mich nach wie vor von Zeit zu Zeit darüber aufrege, dass es so unfähige Beamte gibt. Fest steht nämlich, dass ich mir nächstes Mal wirklich ganz genau überlegen werde, ob ich so etwas nochmal zur Anzeige bringe, und das ist es auch, was ich wirklich übel finde. Ich sollte mich nicht beim nächsten solchen Vorfall frage müssen, ob ich mir solch ein blödes Gequatsche nochmal antun will, sondern wieder ganz genauso handeln, bevor so ein Autofahrer wirklich mal in den Gegenverkehr rast, den er wegen einer Kurve nicht sehen konnte.

Benutzeravatar

» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Noch mal zu dem von mir beobachteten Motorradfahrer, der fuhr wirklich deutlich schneller als die erlaubten 50 km/h. Zum einen wollte ich gerade auf eine Hauptstraße fahren und dieser Typ kam angefeuert, zum Glück war ich erst angefahren und konnte noch einmal anhalten. Dann schlängelte er sich denkbar knapp und nicht gerade langsam bis zur Ampel vor.

Und als auf der nächsten Strecke innerorts beide Fahrspuren befahren waren, überholte der Typ dann auch noch auf der gegenüberliegende Fahrbahn, die von der unsrigen durch zwei durchgezogene Linien getrennt war und auf der ihm auch noch ein PKW entgegen kam, der auf die rechte seiner beiden Fahrspuren ausweichen musste. Besonders über die letzte Rücksichtslosigkeit muss man wohl nicht diskutieren. Aber nachdem ich moin!s Erfahrungsbericht gelesen habe, werde ich dem Typen gedanklich einen Vogel zeigen und das ganze schnell vergessen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^