Suizide, die andere Menschen einschränken...

vom 18.03.2011, 19:19 Uhr

LittleSister hat geschrieben:Ihr schreibt immer wieder von schlimmen Erkrankungen, bei denen ihr nachhelfen würdet. Unheilbare Erkrankungen. Mir fallen da im psychischen Bereich auch welche ein. Da ist es dann aber nicht legitim nach zu helfen?


Spontan fällt mir keine psychische Erkrankung ein mit infauster Prognose. Im Gegenteil - hier besteht in der Regel immer die Hoffnung auf Heilung oder zumindest Linderung der Beschwerden. Ob diese letztendlich im gewünschten Ausmaß eintritt, ist eine andere Sache. Es ist aber meiner Meinung nach schon etwas anderes, als die Perspektive zu haben, in den nächsten Monaten oder gar Jahren vor sich hinzusiechen, an Geräten angeschlossen zu sein oder unter schweren physischen Einschränkungen zu leiden.

Wenn ich die Perspektive hätte, in den nächsten Monaten zum Beispiel an einer Lungenerkrankung zu ersticken und dies unausweichlich wäre, würde ich den Tag X vermutlich nicht abwarten wollen. Wohingegen ich bei weitgehender Hoffnungslosigkeit im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen wohl irgendwo noch die Rest-Hoffnung hätte (ganz versteckt), dass es irgendwo Hilfe geben kann. Der Unterschied ist - im ersten Fall ist Hilfe ja gar nicht mehr möglich, im zweiten Fall prinzipiell schon.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ärgert ihr euch über Selbstmörder (und solche, die es werden wollen), die sich keine Gedanken darum machen, ob sie mit ihrem Verhalten andere Leute belästigen? Ist diesen Leuten alles so egal, dass sie gerne in Kauf nehmen, dass andere durch sie eingeschränkt werden?


Es „ärgert“ mich, wenn Menschen ihr Leben so beenden wollen, dass sie anderen damit tatsächlichen und nachweisbaren Schaden zufügen, vor allem Schaden psychischer Natur. Ich denke, dass der deutlichste und am häufigsten vorkommende solche Fall der hier bereits erwähnte ist, sich auf Bahnschienen zu legen. Die Zugführer tun mir jedes Mal leid, wenn ich höre, dass sowas passiert ist.

Und ich kann auch nicht wirklich verstehen, wie ein Mensch mit Suizidabsichten darauf kommt, sich ausgerechnet so das Leben zu nehmen, das dauert doch auch noch viel zu lange und seiner Angst, die man vielleicht im letzten Moment doch noch bekommt, ist man doch wahnsinnig lang ausgesetzt, jedenfalls im Vergleich zu anderen Methoden, wenn man sich das Leben denn schon nehmen will.

Während ich allerdings darüber nachdenke, fällt mir auf, dass eigentlich jedes Mal, wenn sich jemand das Leben nimmt, ein anderer zu Schaden kommt, oder? Zwar nicht unbedingt in dem hier geschilderten Sinne des unfreiwilligen Mittäters, aber dennoch gibt es immer Personen, die den Toten letztendlich finden und teilweise weder dafür ausgebildet sind, mit solchen Auffindsituationen umzugehen noch entsprechend betreut werden oder darauf in irgendeiner Weise vorbereitet sind.

Ansonsten ärgere ich ich aber nicht über solche Dinge wie Verzögerungen, die ich in Kauf nehmen muss, weil jemand beschlossen hat, meinen Zug aufzuhalten oder ähnliches. Ich denke eher darüber nach, dass dieser Suizidversuch hoffentlich verhindert werden kann, damit eben kein Mensch unfreiwillig zum Tatwerkzeug missbraucht werden kann, wie hier der Zugführer.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Du glaubst doch nicht, dass die Leute, die sich vor den Zug schmeißen auch nur noch eine Sekunde darüber nachdenken, was durch ihr Verhalten alles passiert und dass andere Menschen dadurch eingeschränkt werden. Die Menschen, die sich umbringen wollen, die machen es ohne groß nachzudenken. Denn ihre Psyche kann gar nicht mehr soweit denken. Sie handeln einfach nur.


Das stimmt so nicht. Sicherlich gibt es Selbstmörder, die diesem Profil entsprechen, aber eine Menge Leute macht sich durchaus Gedanken darüber, wie sie sterben wollen, wenn sie es tun und deswegen gibt es Kandidaten, die sich auf irgendwelche hohen Gebäude stellen oder so und es dann genießen, dass sie in den letzten Sekunden ihres Lebens nochmal die volle Aufmerksamkeit der ganzen Großstadt auf sich ziehen können. Einige Menschen bringen sich bewusst so um, dass man sie erst nach Jahren findet, weil sie nicht wollen, dass es sofort alle wissen, sondern sie noch eine Weile als geheimnisvoll vermisst gelten, einige machen das mit großem Tamtam auf Veranstaltungen und so weiter. Bestimmt gibt es Menschen, die einfach nur daran denken, dass sie Tot sein wollen. Aber es wird auch genug geben, die sich bei dem Gedanken an das Theater was sie anrichten wohl fühlen, wenn sie sich den Tod stürzen.

Ich selbst habe auch bereits zweimal eine solche Situation erlebt. Das eine mal war es genau wie bei dir die Bahn, mit der ich nicht fahren durfte. Ich wäre damals sehr enttäuscht gewesen, wenn ich gar nicht mehr weggekonnt hätte, denn es ging um ein für mich wichtiges Konzert in der Philharmonie in Köln, dass ich unbedingt sehen wollte. Mein Freund hat uns dann einen Leihwagen besorgt, weil sein eigener in der Werkstatt war und wir konnten trotzdem los. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich in dem Moment, als ich davon erfuhr schon irgendwie so einen Hass im Bauch hatte, gegen diesen Menschen, auch wenn er das da nicht mehr mitbekommen konnte, denn ich bin an sich wie du der Meinung, soll sich doch umbringen wer will, aber ich will nicht darunter leiden müssen.

Das andere Mal war es weniger schlimm. Bei uns in der Nähe ist eine sehr schöne Talsperre, es war Sommer und ich hatte den riesigen Hund meiner Nachbarin bekommen, weil diese im Urlaub war. Der Hund war eine richtige Wasserratte und wir haben zwar auch in der Nähe einen See, aber da sitzen häufig die Angler und beschweren sich, so dachte ich, gehen ich und mein Freund mit dem Hund doch einfach mal zur Talsperre. Leider wurden wir auch hier davor von der Polizei abgefangen, die uns mitteilte, dass die Talsperre geschlossen sei, da man Leichen aus dem Wasser barg. Zwei Oberstufenschüler aus meiner Schule haben sich damals umgebracht. In der Situation war das für mich weniger schlimm, trotzdem finde ich das recht nervig, man hat auch als Selbstmörder noch zahlreiche andere Möglichkeiten. Außerdem war die Talsperre in diesem Jahr und auch im Jahr danach weit nicht mehr so beliebt, wie sie einst gewesen ist, da jeder um die Morde wusste und dann keine Lust hatte in das Wasser zu gehen, in dem die Leichen geschwommen haben. Und wie das so ist, hörte man dann auch so Gerüchte, nach dem Motto, eine Leiche ist noch nicht gefunden worden und schwimmt noch im Wasser.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Mein Vati hat sich leider auch das Leben genommen und wenn ich die Berichte hier lese, kommen alte Gefühle wieder in mir hoch. Manche wissen gar nicht wie schrecklich es ist einen geliebten Menschen tot aufzufinden. Egal ob durch Selbstmord oder eines natürlichen Todes. Selbstmörder denken egoistisch, aber auch nur weil sie keinen anderen Ausweg sehen. Manch einer kann über seine Probleme und Ängste reden, aber andere nicht.

Da hat ein Mensch sein Leben beendet und sich dazu entschlossen sich vor die Bahn zu werfen. Es ist grausam, dass Menschen überhaupt solch einen Schritt geht. Ich würde mir da keine Gedanken über verpasstes Shopping oder Termine machen. Wisst ihr eigentlich wie der Mensch gelitten haben muss, um so einen Weg zu gehen. Mutig kann ich nur sagen, mutig war er.

Leider gibt es immer mehr Selbstmörder und leider denke sie auch nicht so weit, was anderen betroffenen Personen angetan wird. Aber niemand wird herausfinden, was Selbstmörder dazu getrieben hat, diesen Schritt zu gehen.

» rola28 » Beiträge: 493 » Talkpoints: 0,05 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Wenn ich dich so schreiben sehe, dann kann ich mich nur wundern. Wie kann ein Mensch so unsensibel sein? Glaubst du wirklich, die Leute nehmen sich aus purem Spaß das Leben? Diese Leute sind krank, verzweifelt und sehen keinen Ausweg mehr. Warum ist das so? Weil viele Leute rücksichtslos und unsensibel sind und nur an sich selbst denken. Glaubst du wirklich, ein Ausflug in die Stadt sei wichtiger als das Leben eines Menschen?

Ich kann nur hoffen, dass du nicht auch mal in eine ausweglose Situation kommst, wo dir dann keiner hilft, so dass du nicht mehr weißt, an wen du dich mit deinen Sorgen wenden kannst. Die Gesellschaft hat eine Verantwortung für jeden einzelnen Bürger. Und jeder von uns gehört dieser Gesellschaft an. Wenn sich die Menschen mehr umeinander kümmern würden, gäbe es auch viel weniger Selbstmorde.

Dein ganzer Text erinnert mich an ein Gedicht von Steffen Mensching, welches den Titel "Behinderung" trägt. Da wird genau die Situation thematisiert, in der du dich befandest. Ein Mensch weiß nicht mehr ein noch aus und wirft sich vor einen Zug. Viele Menschen müssen warten, aber keinen interessiert das Schicksal dieses Menschen. Viel wichtiger erscheint das Fußballspiel im Fernsehen, was man dadurch verpasst. Ich dachte immer, dass Steffen Mensching in diesem Szenario etwas übertreibt, aber du hast mir gerade das Gegenteil bewiesen.

Versuch dich doch lieber mal in die Lage dieses armen Menschen zu versetzen, der keinen Sinn und Ausweg mehr im Leben gefunden hat. Die Gesellchaft hat ihn allein gelassen oder genau in diese Richtung getrieben. Anstatt solche Menschen zu kritisieren, solltest du viel eher Mitgefühl zeigen und versuchen, solchen Leuten zu helfen, wieder einen Sinn im Leben zu finden. Aber das lernst du bestimmt auch noch. Das Leben hält immer wieder positive, aber auch negative Überraschungen parat. Und nur gemeinsam kann man die schlimmen Zeiten im Leben überwinden.

» bigfoot11de » Beiträge: 575 » Talkpoints: 3,11 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Mein Nachbar hat sich aktuell öffentlichkeitswirksam umgebracht. Immer auf großen Fuß gelebt, Geld von dubiosen Freunden geliehen und von denen mit Nachdruck an die Rückzahlung der Schulden erinnert und so weiter. Was soll da die Mahnung an die öffentliche Verantwortung oder gar eigene Schuldgefühle? Das war ein Blödmann und er wird es auch immer in meiner Erinnerung bleiben.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Lange Rede, kurzer Sinn: Ich bin echt schockiert, über deinen Beitrag, denn offensichtlich besitzt du sehr wenig Feingefühl und Verständnis für diese Menschen.

Ich leide selber unter einer Depression, käme zwar nie auf die Idee mich vor einen Zug zu schmeißen, doch wenn ich mir vorstelle, wie schlecht es diesen Menschen gehen muss, dass sie diese grausame Art des Suizids wählen, da wird mir ganz anders, wenn ich dann noch diesen egoistischen Beitrag von dir lese. Diese Menschen können ihr Leid einfach nicht mehr ertragen, sie wollen einfach raus aus dieser Welt und sind so verzweifelt, dass sie nur noch diesen Ausweg sehen können und nicht an die Folgen für die anderen Menschen denken.

Es ist einfach traurig, wenn sich Menschen das Leben nehmen, doch noch trauriger ist die Tatsache, dass du anscheinend nicht den leisesten Funken Verständnis hast und für dich diese Menschen Plagen sind.

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» Marina_1 » Beiträge: 1090 » Talkpoints: 56,17 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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