Fehler im Geldsystem?

vom 07.01.2009, 16:16 Uhr

Also der Zins ist schon eine problematische Sache und hat im Großen betrachtet nur negative Effekte - die einzigen Profiteure sind die wenigen Geldgeber dies es global gibt.

Aber die Wirtschaftskrise hat mit dem Zins wenig bis garnichts zu tun. Die Krise ist deshalb entstanden, weil mit Werten gehandelt wurde, die es schlicht nicht gibt. Dazu muss man verstehen, wie die Börse funktioniert. Das ist nichts anderes als ein Wettbüro.

Einfach erklärt:
Udo hat ein Gewerbe angemeldet, hat aber kein Geld für nen Chefsessel. Nun erzählt er eben rum, wenn er erstmal ordentlich sitzt, dann ist er viel entspannter, kann dann total gut verhandeln und zieht einen dicken Auftrag nach dem anderen an Land. Je mehr Leute das hören, desto mehr denken sich, der Udo, der muss ein Pfundskerl sein, so viele, wie über den mittlerweile reden. Und der Udo ist bestimmt total seriös, denn über irgendeinen größenwahnsinnigen Angeber würden so viele reiche Leute (also Leute, die Aktien kaufen können) kaum ein Wort verlieren.

Naja, und so ein toller Mensch, der zeigt sich bestimmt erkenntlich, wenn man ihm ein paar Euro für seinen Chefsessel gibt. Udo geht nach einigem Schaumschlagen tatsächlich an die Börse und sagt, dass ein Stückchen Bürostuhl ab 1€ zu haben ist. Nun gibt es aber nur X Teile vom Stuhl. Weil nicht X Leute Udo Geld geben wollen, steigt der Preis, denn es sind möglicherweise X+ Leute. Udo freut sich und kauft sich nen Porsche, den Chefsessel finanziert er über Subventionen vom Staat für die Firmengründung, Kredite von Banken und so weiter, halt alles, womit man die Steuer drücken kann.

Die lieben Leute, die Udo Geld gegeben haben denken nun erstmal nix böses, schließlich haben sie ja einen Zettel, für den sie Geld bezahlt haben. Tja, nur der Zettel ist absolut nix wert. Der ist erst dann was wert, wenn er wieder verkauft wurde. Also hoffen all die Leute, dass ihnen irgendwer diesen Zettel irgendwann mal abkauft.

Udo ist aber nur Porsche gefahren und hat nie irgendwelche tollen Aufträge an Land gezogen. Weil alle Leute den Udo immer nur mit Lichthupe in ihrem Rückspiegel sehen, aber niemals in den Wirtschaftsteilen ihrer Zeitung, werden sie mißtrauisch. Gehen plötzlich alle zur Börse und suchen nach Leuten, die die Udoaktie haben wollen. Will aber keiner, weil mittlerweile alle wissen, dass der Udo ein super Porschefahrer ist, aber ein miserabler Geschäftsmann. Keiner Kauft, die Aktionäre kriegen nix, Geld hat der Udo, sonst keiner.

Nun gibts aber auch Schlaufüchse, die gucken den ganzen Tag nach Udos, die an die Börse wollen. Finden sie einen, dann wetten sie mit einem anderen Schlaufuchs, dass der Udo den ganzen Tag Porsche fährt, aber ganz sicher keine Gewinne machen wird. Der andere Schlauffuchs glaubt aber, dass der Udo garantiert Erfolg haben wird und wettet mit. Die machen einen Preis aus für die Aktien und handeln dann untereinander. Am Ende der Leihzeit geben sie es dann wieder zurück und es wird geguckt, was die Udoaktie dann wert ist. Ist sie weniger wert, dann zahlt der Verleiher die Differenz, ist sie mehr Wert, zahlt der, der ausgeliehen hat.

Aber der Udo wird nicht so doof sein, als dass er nur einmal Geld aus der Börse holt. Der wird noch tollere Geschichten erzählen, neue Tochterfirmen gründen und mit denen wieder Aktien an der Börse anbieten. Das werden andere beeindruckend finden, wie viele Firmen der Udo hat und deshalb werden die noch mehr Geld für die Udoaktie bieten.

Weil der Udo nun plötzlich wieder ganz viel Geld gemacht hat, muss der Schlaufuchs am Rückgabetermin mehr Geld bezahlen, als er zu Leihbeginn bezahlt hat. Das geht auch andersherum, aber in beiden Fällen ist die Wette verloren, weil nicht passiert ist, worauf man gewettet hat. Schlaufuchs hat viel Geld verloren.

So, und wenn jetzt aus irgendwelchen Gründen jahrelang nur gewettet wird, aber keiner wirklich reale Geschäfte mit echten Gewinnen macht, dann passiert folgendes:

Irgendwann, alle 30 bis 40 Jahre wollen die ganzen alten Leute nochmal richtig feiern gehen, bevor sie im Altenheim vermodern. Sprich, sie wollen ihre Altervorsorge. Damit sie die kriegen, ziehen sie ihre Aktien ab, sprich, sie verkaufen sie. Denn die Zettel sind ja wertlos, bis sie wer gekauft hat. Machen die das alle auf einmal, dann haben die Schlaufüchse mit den Wetten ein Problem. Weil dann sinkt der Wert ganzer Märkte, wenn plötzlich Massenweise verkauft wird. Doof nur, das man in solchen Zeiten weder wen zum wetten findet, noch jemanden, der Aktien kaufen will (man findet jedenfalls nich mehr Käufer als Verkäufer, die braucht man aber).

Nun gabs noch schlauere Schlaufüchse, die haben den alten Leuten ganz riesige Renten versprochen. Bezahlt haben sie denen die Renten, indem sie eben solche Wetten gemacht haben oder Aktien von Udos gekauft haben, weil die eben so schnell im Wert gestiegen sind. Wenn nun aber Wetten Platzen und Udos Pleite gehen, dann bleiben nur noch Firmen in der Börse, die wirklich was verdienen. Die sind extrem teuer und in einer Krise verkauft die auch keiner. Also haben die schlauen Schlaufüchse ein Problem, denn sie haben ja nun kein Geld und kriegen keins. Sie haben nur Zettel auf den Aktie steht-toll!

Weil das aber jahrelang so gemacht wurde, dass irgendwas finanziert wurde, was es real nicht gab, ist auf einmal deutlich, wie viel Geld überhaupt noch da ist. Nämlich genau so viel wie vorher auch, kein Euro mehr. Und alle, die die ganze Zeit mit Geld gewirtschaftet haben, dass es nie gegeben hat, die sind Pleite.

Nur ganz wenige, die nämlich, die von Anfang an begriffen haben, dass Aktien nie etwas wert sind, wenn man sie hat, sondern nur, wenn man sie verkauft, die haben jetzt mehr Geld als vorher. Und die sagen dann schlauen Politikern, ich geb dir was von dem Geld ab, musste aber was für machen.

So, weil der Politiker schlau ist und weiß, es gibt kein Geld mehr, wenn ich welches haben will, dann mach ich mal lieber, was der von mir will, wird den ganzen Wettfüchsen und Pleiteudos neues Geld gegeben. Damit machen die wieder genau das Gleiche und es sieht alles aus wie früher vor der Krise, bis zur nächsten Krise in 30-50 Jahren, wenn die nächsten Rentner feiern wollen.

Achja, und wer bezahlt das neue Geld? Natürlich die vom Anfang der Geschichte, genau die, die dem Udo damals das Geld gegeben haben. Die geben dem Udo quasi zweimal Geld. Udo kann so weiter Porsche fahren und die Schlaufüchse die alles verloren haben, denen passiert das nicht nochmal. Denn die wissen ja wies geht, mittlerweile. Nur die jüngeren Füchse und die Füchse, die kein Geld haben und sich nicht für die Börse und Politik interessieren, die bekommen davon nichts mit.

Und die fallen garantiert auf die nächsten Udos und Schlaufüchse herein bzw. arbeiten für die den ganzen Tag, damit sie auch mal Udos werden können.

Das Problem ist die Börse.

» Rockefeller » Beiträge: 127 » Talkpoints: 19,66 » Auszeichnung für 100 Beiträge



@mich: Ja, du hast absolut Recht. Was du festgestellt hast ist die eigentliche Ursache für die Finanzkrise und der Rest hier hat einfach noch nicht besonders sauber über das Problem nachgedacht. Die Immobilienkrise ist ein Phänomen das nur durch die schulenbasierte Geldschöpfung entstanden ist. Nicht GIER hat das Phänomen erzeugt, sondern der Grundmechanismus der Geldschöpfung.

Die Schuldenmenge übersteigt durch den Zinseffekt auf geschöpftes Geld IMMER die Geldmenge. Die Zinsschulden können NUR mit neu aufgenommenen Schulden bezahlt werden und JA das ist eine Art Schneeballsystem, in dem ich mir ständig neue Kreditkarten leihe um damit alte zu bezahlen. Nun hat die Sache aber einen Haken. Neue Kreditkarten bzw. neue Kredite um damit zu investieren und unter anderem alte Zinsen zu bezahlen, werden nur genehmigt, wenn ein nachvollziehbar profitables Investitionsprojekt sichtbar ist.

Weil die Schulden sich systembedingt endlos und immer schneller ausdehnen, braucht es ständig frische Schulen um alte Zinsschulden zu tilgen. Da diese aber nur für Investitionsprojekte gewährt werden erzeugt dies einen ZWANG ZU WACHSTUM. Nur deshalb entstehen so haarsträubende Projekte die zur amerikanischen Immobilienkrise geführt haben. Nur deshalb entstehen endlos ausufernde Staatsschulden und nur deshalb gibt es den Rettungsschirm in der EU.

Das System funktioniert solange problemlos, solange es endlos sinnvolles echtes Wachstum gibt. Niemand kann aber wissen ob das möglich ist und aus diesem Grund ist es nicht gut ein Geldsystem zu erschaffen was einem nicht flexibel die Möglichkeit gibt auf Wachstumsproblematiken zu reagieren.

Und jeder Schwachmat der dir irgendwas vom Himmel runterlabert ohne auf deine Argumente einzugehen und diese systematisch zu entkräften ist entweder ein Vollidiot der keine Ahnung hat oder jemand der absichtlich alles zerredet um Verwirrung zu streuen, alles zu relativieren und von der Ursache der Finanzkrise abzulenken.Die meisten sind aber zum Glück hoffentlich nur Schwachmaten.

» testperson » Beiträge: 1 » Talkpoints: 1,21 »


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