Sind ADS und Asperger-Syndrom Modekrankheiten?
Scheinbar werden - insbesondere bei Kindern – immer häufiger die Diagnosen AD(H)S oder auch Asperger-Syndrom gestellt. Noch vor 15 Jahren wussten viele Eltern, Lehrer und Erzieher kaum etwas mit den Begriffen anzufangen. Dies hat sich aber in der letzten Zeit drastisch geändert. Es ist längst nicht mehr so, dass ADS & Co ein typisches Erscheinungsbild an Förderschulen (v.a. an Schulen für Lernbehinderte) ist. Auch Lehrer von Regelschulen werden immer häufiger mit dem Krankheitsbild konfrontiert. Dabei weisen viele betroffenen Kinder auch eine kombinierte Störung und/ oder zusätzliche Beeinträchtigungen auf, weswegen es oft schwierig ist, die beiden Krankheiten Differential Diagnostisch voneinander abzugrenzen.
Ich frage mich allerdings, warum heutzutage immer mehr Kinder und Jugendliche die Diagnose erhalten. Sind vielleicht die diagnostischen Testverfahren in den letzten Jahren soweit modifiziert worden, dass immer mehr Kinder erfasst werden können, die vor 20 Jahren vielleicht einfach aus dem Raster gefallen wären? Oder sind die zunehmenden Verhaltensanomalien ein Phänomen und die Folge unserer schnelllebigen, immer unübersichtlicher werdenden, reiz überfluteten Gesellschaft?
Nicht selten habe ich es auch erlebt, dass Eltern mit der Behinderung ihrer Kinder regelrecht kokettieren und bei sämtlichen Problemen, in die ihr Sprössling involviert ist, schnell dazu neigen, auf die amtlich gesicherte Diagnose zu verweisen. Klar, die Diagnose ist praktisch selbsterklärend und außerdem ist es ja auch so viel bequemer, als selber wertvolle Zeit und Nerven aufzuwenden um eventuellen anderen Ursachen auf dem Grund zu gehen, die das unerwünschte Verhalten möglicherweise erklären können.
Aber welche Qualität hat diese Diagnose tatsächlich? Manche Eltern durchlaufen eine jahrelange Odyssee auf dem Weg zu einer endgültigen und offiziellen Diagnose. Es ist nicht selten, dass ein Kind mehreren Psychologen und Fachärzten vorgestellt wird. Der erste Psychiater stellt vielleicht fest, dass das Kind hochbegabt ist und das abweichende Verhalten die Folge einer geistigen Unterforderung ist. Der zweite Facharzt attestiert demselben Kind eine Wahrnehmung- und Aufmerksamkeitsstörung. Und der dritte kommt vielleicht zu dem Schluss, dass die Verhaltensstörungen auf eine tief greifende Entwicklungsstörung, wie etwa eine Form des Autismus, zurückzuführen sind.
Aber wie können sich Eltern letztendlich sicher sein, welche der Diagnose(n) tatsächlich auf ihr Kind zutreffen? Oder geben sich manche Eltern erst dann mit einer Diagnose zufrieden, wenn sie meinen, dass diese vielleicht eher von der Gesellschaft akzeptiert wird, weil sie eben zur Zeit "in" ist oder man mit einer bestimmten Diagnose vielleicht einen höheren Anspruch auf einen Nachteilausgleich oder sonstige Vergünstigungen hat?
Mich würde einmal interessieren, wie ihr darüber denkt. Haltet ihr AD(H)S & Co ebenfalls für eine Modeerscheinung oder gibt es eventuell andere Ursachen oder Erklärungsansätze für den aktuellen Trend?
Ad(H)s und Asperger sind 2 total verschiedene anerkannte Erkrankungen. Sicher gibt es bei Ads auch Eltern, die eine "Entschuldiguing" dafür suchen, dass ihr Kind so aufgedreht ist und sich nicht konzentrieren kann und ehe sie bei sich suchen, gehen sie zu zig Ärzten und einer ist dann darunter, der diese Diagnose stellt. Das heisst aber nicht, dass es auch etliche Kinder gibt, die darunter leiden.
Asperger ist eine Form des Autismus und ist etwas ganz anderes. Diese Kinder sind eher ruhig und können Gefühle kaum bis gar nicht zeigen. Und ich denke, dass diese Diagnose leichter zu stellen ist, aber kaum ein Elternteil zugeben will, wenn das Kind diese Form des Autismus hat. Adhs ist leichter zu behandeln und Medikamente können dabei Wunder bewirken, wenn die Diagnose wirklich richtig ist. Bei Asperger ist die Diagnose zwar leichter, aber es ist kaum zu behandeln. Man muss als Eltern und Person aus dem Umfeld diese Krankheit akzeptieren und respektieren. Man muss wissen, wie man mit diesenn Personen umgehen muss.
Als Modekrankheit würde ich beides nicht unbedingt sehen. Bei Adhs ist es wohl eher eine Krankheit, die viel zu schnell diagnostiziert wird, weil Ärzte und Eltern die Untersuchungen umgehen wollen und dann werden den Kindern viel zu schnell Medikamente verschrieben.
Mir ist schon klar, dass AD(H)S und Asperger-Syndrom zwei verschiedene Krankheitsbilder sind, und dennoch weisen sie viele Gemeinsamkeiten auf, weswegen sie häufig miteinander verwechselt werden.
Es ist nun mal keine Seltenheit, dass viele AS-Betroffene zunächst fälschlicherweise die Diagnose AD(H)S oder auch andere Diagnosen wie soziale Phobie, nonverbale Lernstörung, Zwangsstörungen etc., erhielten. Das liegt vor allem daran, dass der Asperger-Autismus oft mit sogenannten komorbiden Störungen einhergeht, wie z.B. Hyperaktivität oder Konzentrationsschwierigkeiten, die wiederum als Diagnosekriterien für AD(H)S gelten.
Auf der anderen Seite können auch Kinder mit ADS dazu neigen, besonders ausgeprägte Interessen oder Tics zu entwickeln, was vielleicht auch den Verdacht auf Asperger lenken könnte. Vor allem Kinder mit Hypoaktivität können sehr ruhig, schüchtern und introvertiert sein und somit den Eindruck erwecken, als würden sie in ihrer eigenen Welt leben. Dies könnte ebenfalls den Verdacht nahe legen, dass es sich dabei evtl. um eine Form des Autismus handelt.
Davon abgesehen, ist es bei weitem nicht so, dass das Asperger-Syndrom leicht zu diagnostizieren sei. Im Gegenteil: Gerade weil sich das Syndrom am Rande des autistischen Spektrums bewegt und die Grenzen zur Normalität oft fließend sind, ist es so schwierig eine gesicherte Diagnose zu stellen. Besonders bei Erwachsenen stellt dies ein großes Problem dar, da sich Erinnerungen an die frühe Kindheit, in der sich i.d.R. die meisten Auffälligkeiten manifestieren, im Nachhinein nur noch schlecht rekonstruieren lassen.
Man geht sogar davon aus, dass eine große Zahl von Erwachsenen durchs Leben schreitet, ohne etwas von ihrer Krankheit zu wissen. Andere wenige, die das Glück hatten diagnostiziert zu werden, sind unheimlich erleichtert, endlich eine Antwort darauf erhalten zu haben, warum sie sich ihr ganzes Leben lang so fremd und unverstanden fühlten.
Dennoch könnte ich mir vorstellen, dass sich einige Erwachsene eher mit der Diagnose Asperger zufrieden geben, als zu akzeptieren, dass sie lediglich eine Angststörung oder sonstige „Macken“ besitzen. Gerade durch Film und Fernsehen habe ich das Gefühl, dass das Asperger-Syndrom auf viele Menschen eine gewisse Faszination auszuüben scheint. Demzufolge könnte ich mir auch vorstellen, dass es vielleicht einige Menschen gibt, die sich durch eine gefälschte Diagnose interessanter machen möchten.
Ich bin auch mein Leben lang unwissend durchs Leben gelaufen, hatte immense Probleme mit anderen Kindern, beschäftigte mich nur mit Insekten und Spinnen und malte stundenlang Bilder. Ich wusste nicht warum ich stets so anders war. Was für eine Art Befriedigung bekommt man, wenn man eine Boyband anhimmelt oder sich mit den neuesten Markenklamotten präsentiert? Ich verstehe es bis heute nicht.
Erst vor über 1 Jahr wurde ich per Zufall auf das Aspergersyndrom aufmerksam, jemand schrieb im Internet darüber. Ich hatte davon noch nie gehört und so informierte ich mich darüber und die unheimlich vielen Parallelen zu mir konnten einfach kein Zufall sein! Ich kontaktierte denjenigen (auch Aspie) und wir kamen intensiver ins Gespräch. Derjenige war nach einigen Tagen intensiver Gespräche überzeugt davon, dass ich das auch haben könnte.
Ich ging zum Facharzt und nach einigen Terminen hatte ich die eindeutige Diagnose "Aspergersyndrom".
Ich bin geboren in den 70ern, aufgewachsen in einem Dorf. Wie hätte ein Dorfarzt das zu jener Zeit erkennen sollen, wenn es erst in den 90ern gründlich erforscht wurde und auch heute eifrig daran geforscht wird? Selbst heute ist es für Fachärzte nicht leicht, das auf den ersten Blick zu erkennen. Früher gab es einfach nicht die Möglichkeit zur Diagnose, heute schon. Das hat meiner Meinung nach nichts mit "Modediagnose" zu tun, sondern einfach mit dem Fortschritt der Forschung auf diesem Gebiet und ich bin dankbar für diesen Fortschritt, so hat mein Anderssein nun endlich einen Namen und ich weiß nun, was mit mir los ist.
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