Junge kippt vom Stuhl - Wegen Ekel oder wegen Zuckerwasser?

Es war ja keiner von uns dabei. Wer weiß, was dein Lehrer genau erzählt hat und mit wie vielen Details. Denn wenn man von einer Operation mit irgendwelchen Platten im Kopf erzählt bekommt, dann kann ich mir schon vorstellen, dass man das so eklig findet und dann Kreislaufprobleme bekommen kann, wenn man sehr sensibel ist. Bei uns ist auch mal jemand umgekippt, als wir in einem Hörsaal waren, in dem früher seziert wurde und immer noch der Seziertisch stand. Der Gedanke an solch ekeligen Dinge kann einen sicherlich schon umhauen.

Kann es sein, dass der Junge mehr oder weniger starkes Untergewicht hat? Vielleicht hat er einfach zu wenig gegessen am Morgen. Viele Teenager essen vor der Schule nichts und da kann es eben schnell zum Umkippen kommen. In meiner Parallelklasse ist ein Kind 3 mal in einem Monat umgekippt, weil sie auch nie gefrühstückt hat und der Kreislauf das nicht verkraftet hat. Vielleicht hat dein Kumpel auch einfach zu wenig getrunken, das müsstest du ihn fragen.

Dass man von Zuckerwasser umkippt, kann gut sein. Wer weiß, vielleicht hat der Junge Diabetes oder so und weiß das nicht. Dann ist Zuckerwasser sehr ungesund und da kann man auch von umkippen. Aber da er ja gründlich durchgecheckt wurde, wäre das sicherlich ans Tageslicht gekommen, wenn es das wäre. Aber wenn man gesund ist, dann sollte einen Zuckerwasser nicht umhauen, auch wenn der Blutzuckerspiegel dadurch sicherlich nicht auf einem gesunden Level ist. Bei einem gesunden Erwachsenen würde literweise Zuckerwasser wohl kaum was anrichten, aber bei einem Teenager, der noch am wachsen ist, da kann es schon sein, dass es daran gelegen hat.

Es muss auch gar keine körperliche Ursache haben, vielleicht hat er sich einfach gerade so doll aufgeregt, dass sich das auch auf den Kreislauf ausgewirkt hat. Vielleicht hat er ja an den toten Jungen gedacht, der sich umgebracht hat. Wenn er das Kind kannte, dann hat ihn das sicher mitgenommen und dann noch die Erzählung über eine eklige Operation hat ihm dann vielleicht den Rest gegeben. Aber im Nachhinein wird man das wohl kaum herausfinden, woran es genau gelegen hat.

Ein bisschen komisch ist das ja schon. Dass jemand vom Stuhl herunter kippt, das ist doch eher selten. Üblich ist es ja eher, dass jemand vom Stehen heraus umkippt oder wenn er aufsteht direkt umkippt. Aber da er ja ins Krankenhaus gefahren ist, wird er ja in guten Händen sein. Bestimmt findet man dort die Ursache für das Umkippen. Aber dass dir der Junge nicht gesagt hat, was die Ursache ist, das muss nichts heißen, denn mit anderen Schulkameraden hätte ich auch nie über Gesundheitsprobleme gesprochen.

Da dich das Schicksal deines Mitschülers ja scheinbar sehr trifft und aufwühlt, da du ja extra einen Beitrag eröffnest, könntest du ihm ja deine Hilfe anbieten. Gehe doch mal zu ihm und biete ihm an, dass er mit dir reden kann, wenn er Hilfe braucht. Vielleicht sind ja auch Drogen im Spiel und dann bräuchte er wirklich jemandem zum Reden. Ich denke, dass sich der Junge sehr freuen würde, wenn du ihm zeigst, dass du für ihn da bist und dir seine Gesundheit auch am Herzen liegt.

Nachdem ja nun geklärt wurde, wem die ominöse Platte eingesetzt werden sollte, und wer nun umgekippt ist, finde ich die ganze Geschichte gar nicht so unwahrscheinlich. Für mich klingt es so, als könnte der Junge sich solche Geschichten über medizinische Eingriffe einfach nicht anhören. So etwas kommt gar nicht so selten vor.

Selbst im (Medizin-)Studium habe ich schon Leute erlebt, denen es im Präparierkurs beim ersten und manchmal auch am zweiten Tag so komisch wurde, dass sie sich in einen Nebenraum setzen mussten, um nicht umzukippen. Auch in meiner Gruppe hatten wir jemanden, dem es so erging und dieses Mädel war nicht die einzige in unserem Jahrgang. Als ich im Pflegepraktikum zum ersten Mal eine Lumbalpunktion gesehen habe, fand ich das auch unangenehm, vor allem weil ich mir vorgestellt habe, wie das wohl für mich wäre. Andere Leute können kein Blut sehen, beziehungsweise müssen sich erst daran gewöhnen. Eine Kommilitonin von mir hat sogar Probleme, wenn sie im Lehrbuch etwas über Knochenmark liest. Live kann sie sich das alles sehr gut ansehen und auch darüber sprechen. Lesen konnte sie es anfänglich nicht, ohne dass ihr schlecht wurde.

Meistens ist das eine Sache der Gewöhnung. Ich nehme mal an, dass sich dein Mitschüler noch nie mit solchen Themen beschäftigt hat und dies etwas Neues für ihn war. Dann hat er sich vermutlich in dieses Unwohlsein hinein gesteigert, beziehungsweise keinen Ausweg daraus gefunden. Er ist nicht der Einzige, dem so etwas passiert, auch wenn seine Reaktion auf die Erzählungen des Lehrers schon sehr massiv war.

Wenn dein Mitschüler einfach so vom Stuhl gefallen ist, kann es sein, dass sowohl die Erzählung des Lehrers bei ihm Ekel hervorgerufen hat, als auch das zuckrige Hella Wasser Schuld ist. Wenn er das Zuckerwasser beim Trainieren trinkt, ist das nicht so schlimm, aber nach dem Training sollte es nicht in größeren Mengen getrunken werden, weil der Körper den Zucker dann nicht mehr sofort verbrennen kann. Vielleicht ist ihm das nicht bekommen.

Mir ist das auch schon einmal passiert. Ich war damals 17 Jahre und ich muss zugeben, ich neige immer noch ein wenig dazu, umzukippen . Ich kann bei Arztsendungen oder dergleichen auch gar nicht richtig zusehen. Damals jedenfalls hatten wir auch gerade Unterricht, als ich meiner Freundin eine kleine Schwellung an meinem Handgelenk gezeigt habe. Sie hat dann irgendwie angefangen von Eiter und dergleichen zu reden, sodass mir direkt schlecht geworden ist. Ich habe ihr dann auch ein paar Mal gesagt, sie möge doch bitte aufhören so zu reden, weil mir graust. Ein paar Sekunden später lag ich dann auch schon am Boden.

Mein Klassenvorstand hat dann auch direkt die Rettung gerufen und im Spital konnten die natürlich nichts finden und ich habe ihnen dann auch zig Mal versichert, dass mir lediglich vor Ekel übel geworden ist. Also ich kann das voll und ganz nachvollziehen