Der freiwillige Wehrdienst ging wohl nach hinten los
Das war voraus zu sehen. Denn mal ehrlich wer will denn freiwillig zur Bundeswehr gehen? Ich persönlich find es einerseits gut das man mittlerweile selber entscheiden kann und nicht mehr gezwungen wird diesen Zividienst oder die Grundmonate zu absolvieren.
Auf der anderen Seite aber sehe ich es wie Kowalksi. Die Krankenhäuser sind überfordert und die Pflegekräfte sind eindeutig zu wenig. Da sind Zivildienstleistende schon eine große Hilfe. Aber wer macht diesen Job denn für so wenig Geld. Wenn man doch bei der Bundeswehr enorm mehr bekommt. Also egal wie man es dreht es gibt immer Nachteile. Mal sehen was sich der Staat noch alles so einfallen läßt. Denn so geht es auf die Dauer ja auch nicht weiter.
sweety111 hat geschrieben:[...] Aber wer macht diesen Job denn für so wenig Geld. Wenn man doch bei der Bundeswehr enorm mehr bekommt. [...]
Das zeigt mir nur auf den Punkt, wie dieses Gift, dass seit einigen Jahren mit Hilfe der Medien und der PR-Abteilung der BW über uns gesprüht wird, nun wirkt. Der Vergleich den du anstellst, impliziert die Vergleichbarkeit beider Tätigkeiten. Im Grunde hat das aber nichts miteinander zu tun.
Während das eine eine hoheitliche Aufgabe ist, die im Zweifel auch den befohlenen Gang in den Tod oder die Tötung menschlichen Lebens beinhaltet und zwar ohne, dass du eine Möglichkeit hast, das zu hinterfragen, geht es bei der anderen Tätigkeit um so ziemlich das Gegenteil. Zwar bist du auch hier weisungsgebunden, die Konsequenzen deines Handelns sind jedoch völlig andere. Eine Vergleichbarkeit ist absolut nicht möglich. Auch der Versuch, eine Vergleichbarkeit mittels des Hilfskonstrukts Geld herzustellen, verbietet sich. Du kannst mir eine halbe Millionen Euro im Jahr bieten und ich wähle trotzdem lieber Scheiße statt schießen. Dass das viele anders sehen, ist klar und genau hier greifen ja dann auch die Bauernfänger zu.
Seit einigen Jahren versuchen BW, Teile der Politik, einige Medien, Teile der Verwaltung den Beruf des Soldaten als normalen Beruf darzustellen. Die ständige Zurschaustellung von Kriegen ist für uns inzwischen normal geworden. Und man erzählt uns permanent von äußeren Gefahren. Noch vor 10 Jahren, war BW kein Thema in den Medien, heute gibt es Zeiten, da wird man tagtäglich damit penetriert. Es ist aber eben genau kein Beruf wie Schweißer oder Sekretärin. Deshalb verbietet sich auch jeder Vergleich in diese Richtung. Töten ist normal und Alltag in den Köpfen geworden. Ich glaube, ein heute 16-jähriger ahnt nicht mal, wie anders das vor 20-30 Jahren noch war.
Ich kenne sehr viele, die in Schulen, Kindergärten oder anderen sozialen Einrichtungen arbeiten. Früher haben die zum teil jährlich bis zu 15 Zivildienstleistende bekommen. Für das kommende Jahr haben sich anscheinend nicht einmal ein Viertel der gewöhnten Bewerber gemeldet.
Diese Zivildienstleistenden waren bis heute eigentlich für solche Einrichtungen eine Selbstverständlichkeit. Meine Bekannten haben alle erzählt, wie schlecht das alles jetzt aussieht und dass sie wohl nun extra Mitarbeiter dafür einstellen müssen.
Das Problem ist einfach, dass die Bundeswehr mittlerweile nicht mehr so super ausgerüstet ist und die Kasernen auch in die Jahre gekommen sind. Daher fehlen auch die nötigen Anreize für die freiwilligen Rekruten, da sie ja im Prinzip ihr Leben aufgeben, um Soldat zu werden. Dafür sollte natürlich auch die Ausbildung dementsprechend in guter Atmosphäre erfolgen. Meiner Meinung nach muss sich das Denken der Bundeswehr radikal ändern, vom reinen Drill und Kommandostruktur zur Hightech Bundeswehr, ähnlich den Amerikanern.
Ausbildung in Computersimulatoren, sowie ein zeitgemäßes Truppenübungsgelände, wenn ich mir alleine hier im Umkreis die Gelände der Bundeswehr angucken, könnte ich schon fast anfangen zu heulen. So viel großes Gelände kaum genutzt, welches sich zur Ausbildung wunderbar eignen würde. Auch die freien Zeiten für die Familie sollten besser gestaltet sein, damit die Rekruten auch Mal den notwendigen Abstand gewinnen.
Dazu kommt auch noch die fehlende Aufgabenverteilung, da wie ich gehört habe viel Zeit für die Rekruten vergeht, da sie sich hier und da melden müssen. Die Effizienz der Bundeswehr fehlt einfach komplett, daher reicht eine einfache Reform nicht, das muss noch viel weiter gehen. Wer will den schon gerne für jemanden arbeitet der ihm nicht viel bietet.
Mir kommt es immer seltsam vor, wenn soziale Einrichtungen klagen, dass sie jetzt keine Zivis mehr haben und ihnen deswegen wichtige Arbeitskräfte fehlen. Es ist doch gesetzlich geregelt, dass Zivis keine Arbeiten machen dürfen, die für den Ablauf unbedingt nötig sind. Sprich, sie dürfen keine festen Mitarbeiter ersetzen. Wenn jetzt die sozialen Einrichtungen nicht mehr rund laufen, dann haben Zivis eben doch Mitarbeiter ersetzt.
Das liegt ja nicht nur an den Zivis, wie ich letztens erst gelesen habe, denn die Pflegebranche scheint generell ein Problem zu haben, was die Arbeitskräfte angeht. Natürlich sind da private Pflegeeinrichtungen im Vorteil, wenn der Aufenthalt dort, aus der eigenen Tasche finanziert wird, in dem Fall von den Patienten oder Angehörigen.
Wenn ich mir jetzt aber vorstelle, dass das Pflegegeld für den Arbeitnehmer ist, der sich um die Person kümmert, dürfte das nicht im Ansatz reichen, um eine völlig ausgebildete Pflegekraft vollständig zu bezahlen und dann müssen ja auch noch die Kosten für das Gebäude, Verwaltung und so weiter gedeckt werden.
Ich habe so den Eindruck als nimmt die Pflege der alten Menschen, welche nach der demografischen Entwicklung ja mehr werden, immer mehr abnimmt. Anstatt sich, um die Menschen zu kümmern, die uns groß gezogen haben und uns zu dem gemacht haben, was wir sind, werden Sie links liegen gelassen, weil die Förderung einfach in ganz andere Sachen geht.
Dass die Abschaffung des Freiwilligendienstes aufgrund der Einsparungen erfolgte ist wohl nicht von der Hand zu weisen. Allerdings muss man ebenfalls sagen, dass es positiv für alle ist, die in irgendeiner Weise studieren wollen. Da allerdings solch eine hohe Anzahl an Freiwilligen gekündigt hat ist es schon Besorgniserregend. Ich fand es anfangs gut, dass keine Wehrpflicht mehr war, da ich daher nicht zum Bund gehen musste und Deutschland massive Einsparungen hat.
Denn wie bekannt sein sollte, sind Ausgaben im Militär eine der höchsten Ausgabequellen. Genau das sollte die USA auch erkennen aufgrund der aktuellen Lage dort. Aber zurück zum Thema. Ich denke nicht, dass dies eine besorgniserregende Entwicklung ist, denn jetzt muss mehr auf Festanstellungen gesetzt werden und es können nicht mehr die Praktikanten und Freiwilligen ausgebeutet werden. Außerdem wird dadurch der durchschnittliche Wert der angestellten steigen die eine fachspezifische Ausbildung genossen haben.
Das es durch diese Maßnahme weniger Zivis geben wird, war doch sofort klar. Jeder der etwas nachgedacht hat, hätte sich das eigentlich denken können. Das Pech liegt nun bei den Altersheimen und all jenen Einrichtungen dieser Art. Ein Personalmangel wäre ein großes Problem beziehungsweise ist dies ja offenbar bereits der Fall.
Ich hatte ja noch zusätzlich die Sorge, dass die Bundeswehr sich zu einem Treffpunkt für Nazis entwickelt. Ob dieser Fall eintreten wird bleibt noch abzuwarten. Das unsere Armee so schrumpft finde ich nicht allzu gut. Wir verlieren große Mengen an Reserven!
Allgemein sehe ich den Freiwilligendienst auch eher als gescheitert an. Altersheime und Kränkenhäuser fehlt Personal und die Bundeswehr muss um jeden Freiwilligen betteln. Eine Grundausbildung sollte meines Erachtens nach jeder Mann erhalten. Wer weiß, was die Zukunft bringt? Zudem ist die Erfahrung sicherlich prägend, bei beiden Diensten! Und: Ist es denn wirklich nicht mehr möglich seinem Land und seinen Mitmenschen für ein halbes Jahr lang zu dienen?
Die Abschaffung der Pflicht ist sicher nicht das ganz große Problem, nur die ganze Bürokratie, die wieder hinter dieser politischen Maßnahme steckt, hat den neuen Bundesfreiwilligendienst, wie er ja ejtzt heißt, ins Aus befördert, bevor er überhaupt gestartet ist. Die Regelung ist total unübersichtlich und es besteht die Frage, ob überhaupt irgendein Mensch erklären kann, wie die ganze Sache jetzt geregelt ist. Außerdem wurde die Bezahlung radikal gekürzt, da sie jetzt vom Unternehmen kommt, bei dem der Dienstleistende angestellt ist. Und die wollen natürlich so wenig wie möglich, aber so viel wie möglich bezahlen, was im Endeffekt bei ca. 400€ liegt. Und das für eine Vollzeitstelle! Würde etwa jemand von euch für 400€ jede Woche 40 Stunden arbeiten gehen?
Ein weitere Hürde, die hoffentlich nur zum Anfang des Bundesfreiwilligendienst besteht, ist, dass viele Unternehmen gar nicht wissen, wie viele junge Menschen sie überhaupt einstellen dürfen. Das wird nämlich wieder vom Staat geregelt. Somit ergibt sich das Problem, dass viele gerne Leute einstellen wollen, aber nicht können beziehungsweise dürfen. Und auf der anderen Seite gibt es auch junge Menschen, denen eine Stelle in Aussicht gestellt wurde, welche aufgrund des ganzen Chaos aber nicht angetreten werden kann. Wie so häufig war also die Idee gar nicht so schlecht, nur die Umsetzung viel zu schnell oder nur mangelhaft.
Den Zivildienst mit 9 Monaten habe ich noch absolviert. Ich war in einem Krankenhaus, Abteilung "Innere Medizin". Bereut habe ich meine Erfahrungen dort nicht. Ebenso war ich mir nicht sicher, was ich nach der Schule machen würde.
Ich habe mitbekommen, unter welchen Zeitdruck das Personal bereits steht. Die Zivis waren ungeschönt gesagt das einzige Personal, die wirklich die Zeit hatten, sich mit dem Patienten zu unterhalten. Dem Arzt lag immer mehr daran, den Patienten aufs neue schnell zu informieren und es war ihm am liebsten, wenn der Patient keine Fragen stellte.
Ich verstehe nicht, wieso durch den entstandenen Mangel nicht endlich mehr Personal mit vernünftigen Löhnen eingestellt werden, anstatt Hilfskräfte in den Himmel zu loben, um billige Arbeitskräfte zu bekommen.
Letztendlich bereue ich meine Erfahrungen nicht. Nun weiß ich, dass ich keine Chemo über mich ergehen lassen würde und wie gut es tun kann, einen Arzt nicht blind zu vertrauen.
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