Lottogewinn nicht sozial ungleich?

vom 25.08.2011, 15:21 Uhr

Bei uns in Politik und Wirtschaft haben wir im Moment das Thema Soziale Ungleichheit. Diese interessiert mich auch wirklich enorm und ich habe mich auch heute im Unterricht durchaus aktiv an der zugehörigen Diskussion beteiligt. Allerdings habe ich dennoch ein paar Fragen, die nicht geklärt werden konnten und die nun so ein wenig noch offen im Raume sind und auf die ich schon ganz gerne auch eine Antwort hätte. Denn im Text wurden eben auch noch verschiedene Faktoren genannt, die für eine soziale Ungleichheit sprechen. Zum Beispiel ist es eben die Tatsache, dass einfach nicht jeder gleich viel Geld hat und so weiter. Das habe ich auch verstanden und so aufgenommen.

Aber dann kam man in dem Verfasser Text zu einem Punkt, den ich nicht so wirklich verstanden habe. Und zwar ging es darum, dass Glücksfälle wie ein Lottogewinn, über den sich der Gewinner natürlich freut, einfach nicht sozial ungleich wären, weil der Zufall eben mit im Spiel gewesen wäre. Das habe ich persönlich dann aber nicht wirklich verstanden, denn für mich ist ein Lottogewinn schon sozial ungleich. Wie steht ihr zu diesem Thema? Würdet ihr sagen, dass man einen Lottogewinn als Beispiel einer sozialen Ungleichheit sehen kann? Oder ist dem nicht so und ihr stimmt mit dem Verfasser Text überein?

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Hat euer Lehrer euch denn den Begriff gar nicht erklärt? Das klingt einfach so, als hätte das in deiner Schulklasse einfach keiner richtig begriffen. Soziale Ungleichheit ist eben nicht, dass der eine mehr hat als der Andere, sondern dass der eine einen besseren oder schlechteren Zugang zu sozialen Postionen haben und dann eben bessere oder schlechtere Handlungsbedingungen daraus folgen. Der Lottogewinn ist zufällig und hat nichts mit einer sozialen Ungleichheit zu tun. Soziale Ungleichheiten sind auf Dauer angelegte Bevorzugungen oder Benachteiligungen.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Der Fall der Zahlen beim Lotto unterscheidet nicht danach, ob du ein reicher oder armer Spieler bist. Du kannst doof sein oder auch Nobel-Preisträger. Die Chancen sind gleich.

Aber: Der Zugang zum Spiel ist nicht für jeden gleich möglich, weil man dafür Geld haben muss. Aber schlimmer: Wir hatten vor einigen Monaten erst die Diskussion über (ich glaube es war) ein Urteil, dass Hartz-IV Empfänger keine staatlichen Glücksspiele spielen dürfen. Da stellte sich dann die Frage, wie ein Lottobudenbesitzer den Hartz-IV Empfänger erkennen könne? Hier zeigt sich am Ende dann doch irgendwie eine soziale Ungleichheit. Denn die Chance auf das Glück ist abhängig vom Zugang zum Glück. Und wenn das gesetzlich untersagt ist, sehe ich darin eine soziale Ungleichheit. "Und nu?"

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Wie Pepsi-Light schon gesagt hat, ist soziale Ungleichheit mit dem Zugang zu verschiedenen Dingen, beispielsweise Bildung, verbunden und nicht wie viel Geld man bekommt. Natürlich bekommt ein Bauarbeiter weniger Geld als ein Vorstandsvorsitzender, warum das so ist, müssen wir hoffentlich auch nicht mehr klären.

Wenn man Hertz-IV-Empfängern den Zugang zu Glücksspielen, sei es gerechtfertigt oder nicht, darüber möchte ich mich nicht auslassen, verwehrt, dann ist dabei eine soziale Ungleichheit zu bemerken, das ist richtig. Allerdings würde ich den Gewinn beim Glücksspiel dann nicht als soziale Ungleichheit bezeichnen. Ich trenne dabei strikt zwischen dem Zugang zum Glücksspiel und dem Glücksspiel selbst, denn auch wenn man Zugang oder eben keinen Zugang zum Glücksspiel hat, wenn man am Glücksspiel teilnimmt, sind die Chancen weider gleich. Das ist jetzt vielleicht etwas umständlich erklärt, aber ich hoffe man erkennt, worauf ich hinaus will.

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» Tassadar » Beiträge: 1245 » Talkpoints: -1,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Tassadar hat geschrieben:[...]Natürlich bekommt ein Bauarbeiter weniger Geld als ein Vorstandsvorsitzender, warum das so ist, müssen wir hoffentlich auch nicht mehr klären. [...].

Oho, aber wohl. Das ist zwar ein wenig ab vom Thema, aber da du es angesprochen hast. Das, was du da als "natürlich" bezeichnest, ist ja nicht naturgegeben, sondern eher das Ergebnis einer gewollten, markt- und machtorientierten, teilweise tradierten und i. d. R. äußerst undemokratischen Veranstaltung. Und diese Veranstaltung ist gerade in den letzten 20 Jahren immer mehr aus den Fugen geraten. Wir erinnern uns an die Diskussionen über Managergehälter. Oder an die Tatsache, dass der Schrauber, der den linken Kotflügel bei VW anschraubt, weit weniger verdient, als der Schrauber am rechten Kotflügel. Und genau da sind wir dann auch wieder ganz schnell beim Thema der sozialen Ungleichheit und Gerechtigkeit. Mit "natürlich" hat das nichts zu tun. Dass ein Fußballer an einem Tag so viel verdient wie eine gut bezahlte Putzfrau in einem Jahr, dafür sehe ich keinen "natürlichen" Grund.

Nicht dass ich großartig was gegen hohe Gehälter für bestimmte Tätigkeiten hätte, aber es liegt am Staat, hier ausgleichend tätig zu werden, um eben diese Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten auszubügeln (über Steuern und Abgaben). Bei uns tut er das zunehmen nicht mehr. Und genau deshalb kommt auch wieder die Diskussion darüber auf. Gut so.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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