Woran erkennt man einen Durchgangsarzt?
Meine Tochter hatte heute eine Arbeitsverletzung. Sie hat sich wohl beim Tragen schwerer Sachen die Schulter ein wenig verrenkt. Wer schon mal Schulterschmerzen hatte, weiß aber sicher, dass man dann nicht als Tischler arbeiten kann. Also hat der Chef sie zu einem Durchgangsarzt geschickt, weil es als Arbeitsunfall gilt. Der Arzt, wo die Angestellten der Firma immer hingehen hat aber Urlaub und so wusste meine Tochter erst mal nicht wo sie hingehen sollte. Sie ist dann in die Notfallambulanz, die aber erst um 18 Uhr hier öffnet, was ich auch schon Quatsch finde.
Woran kann man aber, wenn man einen Arzt sucht, sehen, ob er auch Durchgangsarzt ist? Was bedeutet eigentlich das Wort Durchgangsarzt? Warum kann nicht jeder Unfallchirurg oder Orthopäde auch Arbeitsunfälle behandeln. Sicher würde man mit einem Schnitt nicht zum Orthopäden gehen. Aber irgendwie müssen solche Ärzte, die auch Arbeitsunfälle behandeln, doch auch gekennzeichnet sein, wenn man sie im Telefonbuch sucht.
Also bei uns im Betrieb ist festgelegt, welcher Arzt der "Durchgangsarzt" ist. Also zu welchem Arzt im Notfall zu gehen ist. Dass wird aber im Betrieb veröffentlicht und kann im Zweifelsfall beim Betriebsrat oder bei der Geschäftsführung erfragt werden. Zu diesem Arzt muss man eben zu erst gehen, wenn man nicht privat zum Arzt geht, sondern von der Arbeitsstelle aus im Notfall.
Wenn dieser Arzt natürlich gerade Urlaub hat, dann sollte meiner Meinung nach die normale Vertretung seinen Platz einnehmen. Wer Vertretung hat steht natürlich im besten Fall an der Praxistür oder hängt in der Apotheke aus.
Natürlich kann im Prinzip jeder Arbeitsunfälle behandeln. Meiner Meinung nach ist das auch alles nur Geldmacherei. Aber es gibt eben diese Vorschriften. Aber mal ehrlich, im Zweifelsfall würde ich ins Krankenhaus in die Notaufnahme gehen und dort eben "Arbeitsunfall" angeben. Das geht auch. Mit meinem Kind habe ich das auch gemacht. Da war es eben ein Schulunfall. Kurz vor Weihnachten war kein Arzt zu greifen hier (schon gar nicht der Durchgangsarzt). Dann war es auch noch Mittwach, da haben hier sowieso alle Ärzte nachmittags zu. Erst wollten wir nur in die Apotheke Schmerzmittel und etwas zum kühlen holen. Die Apothekerin schickte uns dann aber umgehend ins Krankenhaus. Das lief dann auch alles unter Wegeunfall und wurde nicht über meine Krankenkasse, sondern über die Kasse der Schule abgerechnet. Im Zweifel wäre mir meine Gesundheit auch wichtiger. Wichtig ist, dass man eben trotzdem eine Unfallmeldung verfasst.
@ChaosXXX: So war es in meiner alten Heimat auch. Hier gibt es am Krankenhaus auch eine Notfallambulanz. Die hat aber solche "tollen" Öffnungszeiten. Vom Krankenhaus selber wird man dort hingeschickt und wenn man nicht gerade den Kopf unterm Arm hat oder stark blutet, muss man zu den Öffnungszeiten, die diese Notfallambulanz hat auch wiederkommen. Meine Tochter ist dann am Abend noch mal hingefahren. Wäre aber schön, wenn man demnächst weiß, wo man hin muss, wenn noch mal etwas passieren sollte, was man nicht hoffen will.
Einfach zur Vertretung (das wissen die Apotheken) des betreffenden Durchgangsarztes. Welcher das ist scheint deine Tochter ja zu wissen oder? Wenn nicht, einfach im Betrieb fragen. Da müsste es auch sogenannte Ersthelfer geben, die ihr das sagen können. Aber wenn echt etwas akutes ist, dann lieber ins nächst größere Krankenhaus oder zur Not noch den Notarzt gerufen. Der weißt einen dann schon ein. Und dass sag ich jetzt mal als Ersthelfer meines Betriebes.
ChaosXXX hat geschrieben:Natürlich kann im Prinzip jeder Arbeitsunfälle behandeln. Meiner Meinung nach ist das auch alles nur Geldmacherei.
Zum einen kann natürlich nicht jeder alles behandeln, sonst gebe es die Spezialisierung ja auch nicht. Zum anderen beinhaltet diese Spezialisierung eben auch zum Teil deutliche Unterschiede zwischen einem Orthopäden und Unfallchirurgen. Dazu kommt dann natürlich auch noch ein andere Abrechnungsart bei Arbeitsunfällen, da diese ja nicht über die Krankenkasse, sondern über die Berufsgenossenschaften bzw. Unfallkassen abgewickelt werden und damit auch durchaus andere Behandlungsmöglichkeiten verbunden sein können.
Das wird natürlich auch wieder überwacht und muss quasi zertifiziert werden, sodass sich Ärzte qualifizieren müssen um solche Behandlungen durchführen zu können. Man könnte damit quasi von einem Qualitätssiegel sprechen. Auch werden spezielle Anforderungen an die Praxis sowie an die Arbeitszeiten gestellt und es müssen auch spezielle Fortbildungen besucht werden. Es geht bei der ganzen Sache ja auch darum, überhaupt zu erkennen ob es sich tatsächlich um Arbeitsunfälle bzw. Erkrankungen handelt oder ob nicht einfach schon Vorschäden vorlagen, die dann mehr oder weniger zufällig zur Verletzung geführt haben. Nicht jeder Verletzung die bei der Arbeit passiert, ist eben automatisch auch tatsächlich ein Arbeitsunfall. Das wird zwar zunächst so behandelt, kann dann aber abgelehnt werden.
Ansonsten steht sowas bei den Bezeichnungen der Ärzte immer dabei, ob es sich um einen Durchgangsarzt handelt oder nicht. Nach einem (reinen) Orthopäden braucht man da gar nicht erst suchen, diese werden mit hoher Sicherheit solche eine Zusatzbezeichnung nicht führen, auch wenn sie eventuell den gemeinsamen Facharzt mit der Unfallchirurgie vorweisen können. Ein richtiger Unfallchirurg dagegen wird schon wahrscheinlicher auch ein Durchgangsarzt sein. Im Zweifelsfall kann man aber auch immer erstmal in die Notaufnahme eines Krankenhauses gehen. Das gilt ebenfalls als Besuch beim Durchgangsarzt und dort kann man auch für die ambulante Weiterbehandlung einen niedergelassenen Durchgangsarzt genannt bekommen.
Es sagt auch keinesfalls jeder Betrieb zu welchem Arzt man gehen muss. Viele Betriebe können das auch gar nicht, wenn sie dezentral aufgebaut sind. Fragen kann man natürlich mal und manchmal gibt es die Auskünfte, aber eben nicht immer. Von daher, wenn man im Telefonbuch oder Ärzteblatt keinen Arzt mit der Zusatzbezeichnung findet, zunächst das nächste Krankenhaus ansteuern.
Also bei uns hat sich der Durchgangsarzt sogar im Betrieb vorgestellt. Ab einer gewissen Größe ist es ja Pflicht, da jemanden zu benennen. Quasi als Betriebsarzt. Ich weiß, dass man bei unseren auch noch diverse Untersuchungen zwecks Brille usw. machen lassen kann, daran habe ich aber kein Interesse. Zudem ist mir der Arzt auch unsympathisch. Bei dem hab ich schon das Gefühl, dass er einfach nur Geld verdienen will. Also eigentlich sollte der Arbeitgeber schon verpflichtet sein, seinen Angestellten den Durchgangsarzt zu benennen. Bei fünf Mitarbeitern vielleicht nicht, bei größeren Betrieben (wir sind 32 Mitarbeiter und es war Pflicht) dagegen schon.
Und klar, es gibt Unterschiede in der Abrechnung. Aber ein Kollege von mir ist z.B. auf dem Weg gestürzt und hat sich eine böse Schulterverletzung zugezogen. Mit Operation und einem Jahr krank und dann drei Stunden Einarbeitung und allem. Er war aber nicht beim Durchgangsarzt. Er war bei seinem Hausarzt. Der hat angegeben, dass es ein Wegeunfall war. Wir haben auf Arbeit eine Meldung an die Unfallkasse gemacht. Und über die wurde dann alle abgerechnet. Auch ohne Durchgangsarzt. Und ja, dadurch hatte er auch etwas bessere Behandlungsmöglichkeiten. Aber die waren eben eher von der Meldung des Betriebs an die Unfallkasse abhängig, als vom behandelnden Arzt.
Ich musste bereits zwei Mal einen Durchgangsarzt besuchen. Mir wurde gesagt, wo die Praxis zu finden ist. Zudem stand draußen auf einem Schild, dass es sich um einen Durchgangsarzt handelt. Der Arzt war wie jeder andere auch, muss aber bei bestimmten Fällen aufgesucht werden. Bei welchen? Das ist mir nach wie vor rätselhaft und ich habe es nicht wirklich verstanden.
Als ich den Durchgangsarzt das erste Mal aufgesucht habe, habe ich mich während eines Fußballspiels im Verein verletzt. Daraufhin bekam ich vom Arzt ein Rezept verschrieben und durfte gehen. Wegen der Verletzung musste ich auch nicht mehr zu dem Arzt.
Beim zweiten Besuch, hatte ich mir die Kniescheibe angebrochen. Dies war auf dem Weg von der Schule nach Hause passiert. Ich bekam Krücken, einen Verband und Medikamente. Ich war gute zwei bis drei Monate lang in regelmäßigen Abständen bei dem Durchgangsarzt. Offenbar ist er also nicht nur für kleine und schnelle Fälle zuständig.
ChaosXXX hat geschrieben:Also bei uns hat sich der Durchgangsarzt sogar im Betrieb vorgestellt. Ab einer gewissen Größe ist es ja Pflicht, da jemanden zu benennen. Quasi als Betriebsarzt.
Ein Betriebsarzt ist aber kein Durchgangsarzt. Das sind zwei ganz verschiedene paar Schuhe. Betriebsarzt kann im Prinzip jeder werden, der mal bei ein paar Weiterbildung die nötige Zusatzqualifikation erwirbt. Durchgangsarzt können aber nur Unfallchirurgen und Orthopäden mit der Zusatzbezeichnung Spezielle Unfallchirurgie werden.
Bei deinem Arbeitskollegen hat der Hausarzt wahrscheinlich ebenfalls ein Zusatzbezeichnung, nämlich den H-Arzt. Das ist sozusagen ein Durchgangsarzt light, der nicht die Anforderungen für den richtigen D-Arzt erfüllen kann oder will, aber dennoch immer wieder mit vielen Arbeitsunfällen zu tun hat. Dazu ist aber immer noch eine besondere Kenntnis über gewisse unfallchirurgische Krankheitsbilder notwendig, die auch nachgewiesen werden müssen.
Allerdings hätte selbst diese Bezeichnung nicht reichen dürfen, da H-Ärzte Schulterverletzung nicht aktiv behandeln dürfen, sondern in solchen Fällen die Patienten an D-Ärzte weiterverweisen müssen, wenn es sich tatsächlich um einen anerkannten Arbeits- bzw. Wegeunfall gehandelt hat. So stellt sich ja auch die Frage, wer denn da die überhaupt die Operation durchgeführt hat, das wird der Hausarzt ja kaum selber gemacht haben.
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