Belohnung für die Aufklärung von Verbrechen sinnvoll?

vom 18.08.2011, 11:18 Uhr

Ich habe eben im Fernsehen gehört, dass eine Belohnung ausgesetzt wurde für die Aufklärung der Autobrandstifter in Berlin. Satte 5000 Euro werden gezahlt für Hinweise auf die Täter. Mir geht es jetzt nicht um Berlin oder um aktuelle Verbrechen, die noch nicht aufgeklärt sind. Mit geht es im Allgemeinen darum, ob es überhaupt sinnvoll ist eine Belohnung auszusetzen.

Warum meldet man sich nicht, wenn man ein Verbrechen aufklären kann oder mithelfen kann ein Verbrechen aufzuklären. Warum melden sich die Leute dann nur, wenn man eine Belohnung dafür bekommt. Wollen die Leute sich einfach raushalten, weil sie keinen Nutzen haben, wenn sie mithelfen ein Verbrechen aufzuklären? Muss man denn immer einen Nutzen haben um zu helfen?

Wenn ich helfen kann ein Verbrechen aufzuklären, dann helfe ich doch auch ohne Belohnung. Würdet ihr nur helfen, wenn ihr einen Nutzen daraus zieht oder würdet ihr auch ohne Belohnung helfen? Wenn rauskommt, dass man sich die ganze Zeit bedeckt hält, obwohl man von Anfang an die Tat hätte aufklären können, kann man denn dann wenigstens mit einer Strafe rechnen, weil man nur wegen des Geldes hilft?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich würde jetzt auch sagen, dass ich auch ohne Belohnung helfen würde, aber so etwas sagt sich auch immer leicht, wenn man noch nie in der Situation gewesen ist. Ich denke, dass viele Leute auch einfach Angst haben, etwas zu sagen. Gut, bei Brandstiftung passt es jetzt nicht so, aber wenn man einen Mord beobachtet hat und dann vor Gericht gegen den oder die Täter aussagen muss, dann kann ich mir schon vorstellen, dass man dann Angst vor einer Rache hat (muss ja nicht durch den Täter selber geschehen). Da ist eine in Aussicht gestellte Belohnung sicherlich eine Möglichkeit, noch einen zusätzlichen Anreiz zu geben.

Ansonsten denke ich, dass viele sich auch einfach nicht um Andere scheren. So lange deren Auto nicht in Brand gesteckt wird, ist es ihnen egal und es interessiert sie einfach nicht. Wenn dagegen eine Belohnung für sie rausspringt, dann würden sie eher was sagen. Da ist eine Belohnung schon sinnvoll, wenn man damit den Täter überführen kann. Es ist zwar nicht der richtige Weg, denn eigentlich sollen die Leute, die was wissen, es auch so sagen, aber irgendwie will man ja auch die Täter schnappen. Man setzt eine Belohnung ja meist nicht von Anfang an aus, sondern erst dann, wenn sich eine gewisse Zeit niemand gemeldet hat, der etwas Sinnvolles dazu sagen kann.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Belohnungen werden ja meist nur dann ausgeschrieben, wenn die Polizei mit den vorhandenen Hinweisen erst einmal nicht richtig weiter kommt und man in der Hoffnung auf neue Zeugen oder bessere Hinweise ein Vorankommen erhofft. Und natürlich ist es eine Motivation, wenn dafür dann 500 EUR oder mehr in Aussicht gestellt werden.

Wenn Leute, die etwas beobachtet haben, dies aber nicht melden, d.h. sich nicht an die Polizei wenden, dann muss das nicht unbedingt bedeuten, dass ihnen die Opfer egal sind. Hier einen wirklich entscheidenden Hinweis zu geben, der zur Aufklärung einer Tat und Ergreifung der Täter führt, hat ja auch einiges zur Folge.

Zum einen hat man vielleicht wirklich Sorge, dass der oder die Täter sich irgendwann dafür an einem rächen und man selbst dann noch einen Schaden davon erleidet. Gerade diejenigen, die etwa Autos anzünden, sind ja sicherlich psychisch auch etwas gestört und wer weiß, was die dann unternehmen, wenn sie ihre Strafe verbüßt haben.

Zum anderen ist es ja auch ein großer Aufwand, wenn man dann zur Aussage bei der Polizei antanzen muss, dann noch als Zeuge vor Gericht aussagen muss etc. - so eine Belohnung kann da auch als Aufwandsentschädigung verstanden werden.

Es kann ja auch sein, dass man die Täter gut kennt, dass es Verwandte oder Freunde sind und man da in einen Gewissenskonflikt gerät und hin und her schwankt, ob man aussagen soll oder nicht. Dass in einem solchen Moment dann eine hohe Summe dazu führt, sich doch für eine Aussage zu entscheiden, ist sicherlich auch möglich.

Letztendlich (und das ist für mich der wesentliche Punkt) muss man aber auch sagen, dass die Strafen für Täter häufig derart niedrig sind, dass ich dann das Gefühl hätte, überhaupt nichts bewirkt zu haben. Was droht jemanden, der einen Wagen anzündet denn? Der muss höchstens eine Geldstrafe zahlen oder landet wenns ganz arg kommt mal ein paar wenige Tage in Untersuchungshaft, ist dann wieder draußen und macht das gleiche erneut.

Wenn man das alles bedenkt, dann kann ich verstehen, dass Helfen allein nicht Motivation genug ist und man nur dann hilft, wenn man eine Belohnung dafür erwartet. Natürlich wird das nicht bestraft, wenn man sich zuvor bedeckt gehalten hat, das wäre ja unfair – als freier Mensch darf man selbst entscheiden, ob man sich meldet oder nicht.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Verstehe ich nicht. Hat man, wenn mit Geld gewunken wird denn kein schlechtes Gewissen mehr eventuell Bekannte anzukreiden? Hat man, wenn man die Belohnung sieht dann keine Angst mehr vor Rache? Das ist doch irgendwie Unsinn. Wenn ich helfen will und kann, dann mache ich es auch. Und wenn man es nur wegen der Belohnung macht, sollte man bestraft werden.

Muss man nicht sagen, wenn man was weiß? Gibt es denn nicht in Deutschland die Pflicht auszusagen, wenn man etwas weiß? Was soll Aufwandsentschädigung bedeuten? Welchen Aufwand macht es, wenn ich zur Polizei gehe und sage was ich weiß? Wenn ich vor Gericht aussage, dann bekomme ich eine Aufwandsentschädigung in Form von Fahrkostenersatz und Arbeitsausfallgeld. Für mich gibt es keinen Grund, warum es überhaupt Belohnungen geben soll für eine Handlung, für die ich als Bürger verpflichtet bin.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Wenn man in einem Gewissenskonflikt ist, dann sprechen für einen immer Gründe dafür und dagegen und eine hohe Belohnung kann dann den Ausschlag geben, sich für eine Aussage zu entscheiden, weil dann subjektiv die Vorteile einer Aussage überwiegen und 5000 EUR wirklich viel Geld sind. Deswegen ist der Gewissenskonflikt nicht weg, eventuell bleibt da immer noch ein ungutes Gefühl, aber man hat dann vielleicht für sich abgewogen, dass man selbst mehr davon hat, auszusagen als weiter zu schweigen.

Es gibt keine Pflicht, in solchen Fällen auszusagen bzw. sich bei der Polizei zu melden; man ist (außer bei Situationen in denen Erste Hilfe gefragt ist) nicht dazu verpflichtet, sich zu melden und Hinweise zu geben. Genauso, wie niemand verpflichtet ist, in der Bahn einem älteren Herren Platz zu machen oder jemandem beim Einsteigen aus Höflichkeit den Vortritt zu lassen oder Leute, die gerade etwas klauen, davon abzuhalten.

Das sind alles keine Verpflichtungen; es sind sicher Fragen der Höflichkeit oder des Anstandes, dass man sich in einer bestimmten Situation hilfreich verhält, aber es kann gute Gründe geben (Angst, Gewissenskonflikt, sehr geringe zu erwartende Strafe für die Täter), warum man eine Aussage nicht tätigt. Ich würde nicht wollen, dass man hier eine Pflicht einführt, als freier Bürger darf man frei entscheiden, wie man sich verhält und ich möchte nicht staatlich dazu gezwungen werden, z.B. Freunde zu verraten.

Natürlich ist das ärgerlich, wenn man mal selbst auf Aussagen andere angewiesen ist, aber trotzdem darf man Bürger nicht so in ihrer Entscheidungsfreiheit einschränken.

Welchen Aufwand macht es, wenn ich zur Polizei gehe und sage was ich weiß? Wenn ich vor Gericht aussage, dann bekomme ich eine Aufwandsentschädigung in Form von Fahrkostenersatz und Arbeitsausfallgeld.

Ein Aufwand kann aus vielen Gründen entstehen; zur Polizei zu gehen ist für viele eine nicht gerade angenehme Handlung und die fragen einen ja auch teilweise verhöhrartig aus. Ich kann mir gut vorstellen, dass man darauf wenig Lust hat. Auch kann man sich den Gerichtstermin ja nicht aussuchen, man erfährt dann einfach irgendwann kurz vorher, wann man als Zeuge zum Gericht muss und kann dann alle anderen Dinge, die man zu der Zeit vor hatte vergessen. Außerdem sitzt bei Gericht auch der Täter und vielleicht möchte man dem ja nicht begegnen und möchte nicht, dass der erfährt, wer man ist.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von ten points am 06.02.2013, 22:24, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Nun ja, ich würde mal sagen, dass nicht alle Menschen so denken wie du Diamante und sofort alles erdenkliche tun würden, zu helfen, wenn sie könnten. Ich würde auch gar nicht so weit gehen und ihnen sofort vorwerfen, sie seien egoistisch und würden nur an sich denken, wenn man es genau betrachtet, dann ist das einfach unsere Gesellschaft. Heute dreht sich alles nur um Konsum und wenn man für etwas nichts bekommt, rührt man halt auch keinen Finger, ganz nach dem Motto, ihr helft mir nicht, ich helfe euch nicht! Hinzu kommt natürlich noch die Tatsache, dass die Meinung zur Polizei allgemein ja auch nicht mehr das ist, was sie mal war. heute haben vielen Menschen eine eher schlechte Meinung darüber, sei es aus eigenen Erfahrungen heraus, oder wegen dem, was man so mitbekommt.

Ich habe mal jemanden anzeigen müssen und weiß selbst, dass ich mir das damals für einen Tag aufgehoben habe, an dem ich frei hatte, weil ich bereits wusste, mit welchem Zeitaufwand das verbunden war. Ganze vier Stunden saß ich damals auf dem Polizeirevier und das in einer Kleinstadt! Vermutlich werden die wenigsten Menschen auf die Idee kommen, dass man den Tipp auch einfach anonym abgeben könnte und für den Rest ist eine solche Aussage, wo man dann vorgeladen wird und die Aussage machen muss und so weiter und so fort, eben auch einfach zu aufwendig. Und wenn es sich dann noch eher um schüchterne, introvertierte Menschen handelt, die vielleicht auch keine weiße Weste mehr haben, kann ich es fast noch verstehen, dass sie sich da lieber zurückhalten wollen.

Die Vorstellung wäre natürlich schön, alle so hilfsbereit und zuvorkommend zu erleben, wie es sich einige wünschen und als selbstverständlich ansehen, aber dazu wird es vermutlich nie mehr kommen. Ich würde auch gar nicht so weit gehen zu behaupten, dass diese Menschen egoistisch und schuldig sind, denn letztendlich ist das doch unsere heutige Gesellschaft oder nicht? Konsum steht im Mittelpunkt, Geld ist Macht und wenn ihr was von mir wollt, dann zahlt dafür. Ich selbst weiß nicht, ob ich einfach so zur Polizei gehen und was sagen würde. Vielleicht würde ich es tun, vielleicht auch nicht, dass kommt sicherlich auch auf den genauen Fall an.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich würde zur Polizei gehen, wenn ich etwas zu einem Verbrechen aussagen kann. Da wäre es mir dann auch ehrlich egal, ob es eine Belohnung gibt oder nicht. Aber es ist ja leider so, dass viele Menschen Geld geil sind und dann vielleicht eher überlegen ob sie etwas zu einem Fall beitragen können. Ich finde das schade, denn ich meine auch, dass man so viel Anstand haben sollte, es zu melden, wenn man etwas zu einem Fall beitragen kann.

Hier wurde gesagt, dass Geld vielleicht ein Anreiz wäre, wenn es sich bei den Tätern um Bekannte oder sogar Verwandte handelt. Das mag ja schon so stimmen, aber muss dann erst Geld geboten werden, dass man diese Leute dann meldet? Wenn es sich um so ein schlimmes Verbrechen handelt, sollte es doch selbstverständlich sein, dass man zur Aufklärung beiträgt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich denke mal, dass die Belohnung gar nicht erst die Leute ansprechen soll, die auf der Straße unterwegs sind und sehen wie ein Auto angesteckt wird. Vielmehr vermute ich, dass man damit Mitwisser munter machen möchte. Vielleicht Bekannte die eine Ahnung haben, dass jemand zündelt, aber eine Art "Denkanstoß" brauchen.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich würde auf jeden Fall aussagen, wenn ich etwas mitbekommen hätte. Ich kann aber auch durchaus nachvollziehen, warum nicht jeder gleich alles, was er mal gesehen hat, bei der Polizei angibt. Oftmals werden solche Belohnungen ja auch gegeben, wenn man Verbrechen nach Jahren aufklären will und man ist sich sicherlich auch nicht immer sofort bewusst, was man da vielleicht gesehen hat.

Man hat vielleicht auch Angst eine Aussage zu machen, wenn man Angst vor dem Täter hat. Sicherlich sollte man es dann trotzdem sagen, aber das ist in so einer Situation sicherlich nicht leicht und manchmal wird man ja auch bedroht. Ich denke, dass das Geld eben ein Ansporn sein sollte, solche Aussagen zu machen. Man kann schon Gründe haben, warum man es nicht gesagt hat. Vielleicht wollte man einfach auch nur nicht einen Freund oder Familienangehörigen belasten. Geld hilft eben vielen weiter, sich dann zu entscheiden. Das ist schade, aber es ist nun mal so.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich finde es zwar einerseits gut, dass es dafür Belohnungen gibt, allerdings auch irgendwie traurig. Denn es stimmt schon, jeder sollte doch einen Selbstantrieb haben, bei der Aufklärung solcher Verbrechen mitzuwirken, um auch selber eben in Sicherheit zu sein. Allerdings ist es eben auch so, dass manche Leute eventuell einfach zu bequem sind und sich eventuell auch unsicher sind. Da ist das Geld schon ein guter Anreiz.

Wenn ich ein Verbrechen beobachten würde oder irgendwelche Hinweise auf den Täter hätte, dann würde ich das wahrscheinlich immer melden. Es kommt aber für mich auch noch darauf an, was die Person denn gemacht hat. Eine Prügelattacke stufe ich da noch anders ein, als den aktuellen Fall über das Krümelmonster.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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