Lieber 4 Uhr aufstehen oder G8?
Ich habe bei mir in der Stammgruppe auch einige neue Mitschüler. Der Eine kommt dabei aus Aschaffenburg, was ja bekanntlich in Bayern liegt. Weil unsere Schule nicht wirklich nahe an der Landesgrenze zu Aschaffenburg liegt, kam bei mir natürlich die Frage auf, was er denn bei uns an der Schule suchen würde. Da antwortete er doch glatt, dass dies einfach der einzige Ausweg für ihn war, der noch überhaupt für ihn infrage gekommen wäre. Denn er hatte anscheinend solch eine Angst vor G8, dass er einfach nach Hessen "fliehen" musste. Er habe es auch schon einmal in Bayern selbstverständlich versucht, aber er hätte dort einfach kein Land gesehen und deswegen wäre er nun bei uns in Hessen gelandet und dort hat er es ja jetzt auch schon in die elfte Klasse geschafft, also hat er sich auf den gleichen Stand gebracht.
Allerdings erzählte er mir auch noch gleich danach, dass er alles Andere als einen einfachen Stand habe. Er sah wirklich ziemlich müde aus und das erklärte er eben dadurch, dass er jeden Morgen um vier Uhr aufstehen müsse und dann eben sich auf den Weg machen müsse, weil sein Zug eben ungefähr um die Uhrzeit schon kommen würde. Frühstücken und sich die Schulsachen noch einmal anschauen, das würde er eben nicht an dem Abend davor machen, sondern eben morgens im Zug Richtung Schule. Er sagte aber, dass dies für ihn immer noch viel, viel besser wäre als G8, weil er mit G8 in Bayern einfach überhaupt nicht klarkommen würde und weil er einfach total am Verzweifeln gewesen wäre.
Mich persönlich berührte das ja schon ein wenig, denn ich fände es ja total hart, wenn ich um vier Uhr als noch recht junger Schüler aufstehen müsste. Immerhin muss man ja dann auch entsprechend sich am Abend davor ins Bettchen begeben und dann hätte man wohl noch weniger Freizeit. Außerdem dauert es ja dann auch immer noch eine Weile länger, bis man von der Schule wieder daheim ist und bis man die Hausaufgaben dann erledigt hat, da bleibt meines Erachtens nach bestimmt nicht mehr viel Zeit übrig für die schöneren Dinge im Leben. Deswegen würde ich persönlich lieber eine Schule in Bayern besuchen, als dass ich so einen Aufwand betreiben würde. Aber andererseits habe ich auch wirklich großen Respekt vor dem Jungen und bin wirklich überrascht, wie er das einfach so durchziehen kann und dass man auch wirklich locker und leicht mit ihm darüber reden kann.
Wie würde es euch in solch einer Situation ergehen? Wie würdet ihr handeln? Würdet ihr euch durch das anscheinend um einiges härtere Schulsystem in Bayern quälen? Oder würdet ihr es ebenfalls so wie der Junge aus meiner Stammgruppe machen und würdet euch diesem Aufwand unterziehen, um G8 zu entkommen?
Ich bin nicht ganz auf dem neusten Stand. Ich dachte G8 ist in allen deutschen Bundesländern nun Pflicht. Sprich alle Schüler haben zum Abitur halt 12 Jahre, statt der früheren 13 Jahre. Oder ist das in Hessen anders? Denn bei deinem Post klingt es mehr in die Richtung, dein neuer Mitschüler geht nun in Hessen zur Schule, weil er dort G9 hat, statt G8.
Zu meiner Schulzeit war es so, dass es immer hieß, dass schwierigste Abitur hätte Bayern. Allerdings hatte man mit einem bayrischem Abitur halt auch mehr Chancen, falls es gut war. Dagegen war es damals so, dass das hessische Abitur das leichteste war. Bis hin zu der Aussage, an manchen hessischen Schulen kann man das Abitur auf dem Klo kaufen. Kann es sein, dass dein Mitschüler deshalb nach Hessen pendelt, weil er eher Angst vor dem bayrischen Abitur hat?
Ich gehe mal davon aus, dass euer Schulunterricht gegen 8 Uhr beginnt. Dann wäre er ja fast 4 Stunden unterwegs. Wenn ihr lange Unterricht habt, sagen wir bis 16 Uhr, ist er ja erst gegen 20 Uhr daheim. Bist du dir sicher, dass er wirklich einen so langen Schulweg hat? Denn dann wäre er ja länger mit dem Schulweg beschäftigt, als mit dem eigentlichen Unterricht. Zumindest an Schultagen die kürzer sind. Mal abgesehen davon, dass man ja auch mal lernen muss und die sozialen Kontakte auch pflegen sollte. Und ein Kontakt zu den Mitschülern ist ja aufgrund der Entfernung auch kaum möglich. Und die Kosten die entstehen, sind ja auch noch da.
Also ich persönlich bin auf dem G9-Pfad, aber das ist ja auf der Oberstufe sowieso nicht mehr relevant. Deswegen hast du auf jeden Fall Recht mit deiner Vermutung, er möchte eben nicht in Bayern das Abitur machen, aber er wollte eben auch überhaupt kein G8 in Bayern haben. Bei uns an der Schule gab es immer noch G9 und das fand ich auch immer gut so. Unsere Schule beginnt um halb Acht, aber er ist immer so um 10 nach Sieben spätestens dort, weil das mit dem nächsten Zug eben zu knapp werden würde. Anscheinend hat er auch noch einen relativ schlechten Anschluss erwischt, aber seine Eltern sind eben berufstätig und können ihn deswegen nicht wenigstens auf einem Teil der Strecke mitnehmen, sodass er ein wenig länger schlafen könnte.
Ich denke, dass es vielleicht nicht unbedingt vier Uhr ist bei ihm, aber er wird bestimmt um halb Fünf aufstehen müssen. Denn von Aschaffenburg ist man, bei Berücksichtigung der Wartezeit an den Umsteigen, bestimmt zweieinhalb Stunden unterwegs bis zu uns an die neue Schule und deswegen könnte ich mir das durchaus vorstellen. Deswegen finde ich das auch wirklich hart und mir tut der Junge ehrlich gesagt schon ein wenig Leid, denn man sieht es ihm eben auch tatsächlich an, dass er nicht gerade viel Schlaf hat, aber es war laut seiner Aussage auch wirklich seine Entscheidung und nun muss er eben auch damit zurechtkommen.
Ob ich nun unbedingt um 4 Uhr morgens aufstehen würde, um mit dem Zug in ein anderes Bundesland zu fahren, um dem G8 System zu entfliehen, weiß ich nicht. Aber meine Meinung zum Thema G8 ist klar: Ich finde dieses System so was von schlecht! Das ist einfach bescheuert, Schüler so zu belasten, nur um 1 Jahr früher mit der Schule fertigt zu sein. Danach sind die dann so kaputt, dass sie erst mal ein Jahr Pause machen müssen, bevor sie überhaupt ans studieren denken können. Das war mal wieder irgendeine Schnapsidee von einem Politiker, welcher gar keine Ahnung davon hat, wie belastend das für die Schüler ist.
Genau das selbe Problem sehe ich in der Ganztagsschule, wo kleine Kinder in der 5. Klasse bis nach 4 Uhr in der Schule bleiben müssen. Solange muss ich sogar im 12. Schuljahr noch nicht mal in der Schule bleiben! Ich habe mal eine Reportage über ein solches Kind gesehen. Das musste bis nach 4 Uhr in der Schule sein und danach hatte es dann noch Geigenunterricht, Ballett und was weiß ich noch alles. Insgesamt hatte das Kind ca. 3 Stunden Freizeit, in der Woche! Das muss man sich mal vorstellen. Ein 11 jähriges Kind darf in der Woche nur 3 Stunden spielen. Selbst am Wochenende muss es den ganzen Tag lernen. So was ist für mich krank.
Deshalb kann ich den besagten Schüler nur zu gut verstehen. Ich hätte auch keine Lust am G8 System teilzunehmen!
Ich wäre zu meinen Abiturzeiten definitiv nicht morgens um 4 aufgestanden, nur damit ich ein Jahr mehr Zeit für das Abitur habe. Zur Not kann man ja die 11. oder 12. Klasse wiederholen, wenn man den Stoff wirklich nicht schafft. Bei uns gab es schon zu meinen Zeiten (ich habe 1997 Abitur gemacht) nur das zwölfjährige Abitur und das hat sich bis heute gehalten. Es hat sich ja scheinbar auch bewährt, sonst hätten es nicht so viele Bundesländer inzwischen eingeführt.
Ich fand damals nichts schlimmes daran, schon nach 12 Jahren Abitur zu machen. Da ich sowieso zu den älteren der Klasse gehörte war ich froh, nicht noch ein Jahr mehr machen zu müssen. Den Stoff hat man auch geschafft ohne sich dabei kaputt zu machen. Ehrlich gesagt haben wir uns immer gefragt ob die Schüler mit 13 Jahren Abitur ein Jahr in der Schule rum gammeln. Vor 7 Jahren hat mein Bruder Abitur gemacht und auch damals gab es keine Kritik an den zwölf Jahren. Nun ist mein Kind dabei irgendwann mal Abitur zu machen. Er kommt erst in die 8. Klasse, aber er wird sein Abi wohl auch nach zwölf Jahren in der Tasche haben.
Für mich klingt das ein bisschen planlos, denn mal ehrlich, was ist denn nun der große Unterschied von G8 und G9? Die Grundschule bleibt gleich, danach macht man also entweder die 9 Jahr oder aber, die 8 und teilt das fehlende Jahr dabei auf die 8 auf. Letztendlich würde das pro Jahr 0,125 Stoffanteil mehr. Wow. Das ganze Theater um G8 ist in meinen Augen einfach nicht nachvollziehbar, daher würde ich persönlich jetzt einfach mal sagen, dass besagter Junge vermutlich einfach a) nicht auf dem Gymnasium klar gekommen ist und b) möglicherweise auch Probleme mit seinen Mitschülern hatte, auch könnte ich mir vorstellen, dass er einfach Angst vor dem kurz bevor stehenden Zukunft hat und es vorzieht, ein Jährchen länger in der Schule zubleiben, wo er noch Zeit für Entscheidungen hat und sich sicher wägt.
Alles in allem bewundere ich den Jungen kein bisschen und sehe wegen seiner Entscheidung auch keinen Grund Respekt zu zeigen, ich finde es eher armselig. Wenn man das Zeug für ein Gymnasium hat, dann soll man es durchziehen und wenn man es nicht hat, dann soll man nicht so einen ollen Ausweg suchen, wo er ein Jahr mehr bleiben kann und es einfacher hat, weil die Schule vielleicht auch den Ruf hat, deutlich einfacher zu sein. Das man damit in Kauf nimmt um vier Uhr morgens aufzustehen ist nun keine große Sache, es war seine Entscheidung und so lange im Zug vor sich hin zu rattern ist auch nicht groß anstrengend. Ich kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen und finde sie eher feige und denke mir, dass er einfach schlechte Noten und Probleme hatte und auf die Art meinte, ihnen entfliehen zu können.
Würde der Junge auf der bayrischen Schule denn genau in dem doppelten Abiturjahrgang sein? Denn G8 wurde ja eigentlich in allen Bundesländern eingeführt, aber es gibt ja immer noch die letzten Jahrgänge, die nach 13 Jahren Abitur machen. In Niedersachsen gab es dieses Jahr zum Beispiel den Doppeljahrgang, die letzten 13er haben Abitur gemacht und der erste 12er Jahrgang. Davor hatten viele Angst, weil sie befürchtet haben, keine Lehrstelle oder keinen Studienplatz zu bekommen und bei vielen scheint das nun auch zuzutreffen. Wäre der Junge also nun in einem solchen Doppeljahrgang, könnte ich zumindest seine Beweggründe nachvollziehen, das Abitur in Hessen zu machen. Hätte er aber generell nur Angst davor, den Stoff in 12 Jahren durchzunehmen, könnte ich es nicht nachvollziehen.
Egal aus welchem Grund, ich hätte diese Fahrzeit niemals auf mich genommen. Es wäre mir einfach zu früh gewesen, jeden morgen um 4 Uhr aufzustehen. Für eine kurze Dauer mag das in Ordnung sein, aber mehrere Jahre lang würde ich das definitiv nicht machen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass der Mitschüler mit G8 nicht ganz klarkommt. Der Stoff wird den Schülern bei G8 derart komprimiert beigebracht, dass einige Schüler eben auf der Strecke bleiben und kapitulieren. Der Ausweg ist dann nur, dass man die Schule nur mit der mittleren Reife macht und eventuell das Fachabi macht, um studieren zu können.
Eine andere Alternative ist sicherlich in das Nachbar-Bundesland zu gehen, wo noch G9 gilt und hier das Abi zu bauen. Und ich denke mal, dass das um 4 Uhr aufstehen reine Übungssache ist. Und auf dem Weg zur Schule kann man auch gut noch einmal den Stoff durchgehen und sich gezielt vorbereiten.
Ich weiß ja nicht, warum Dein Mitschüler unbedingt in Hessen das Abi machen möchte, aber wahrscheinlich ist dies die einfachste Möglichkeit für ihn, doch noch zu einem akzeptablen Abitur zu kommen. Jedes Bundesland hat ja inzwischen sein eigenes Schulsystem und ob dies auf Dauer so gut ist, wage ich mal zu bezweifeln. Ich finde, das Schulsystem sollte einfach einheitlich sein, damit der Hamburger auch ein vergleichbares Abi hat wie der aus Bayern.
Generell gab es auch schon Zeiten, in denen hessische Schüler in benachbarten Bundesländer zur Schule gegangen sind, weil ihnen bestimmte Regelungen im hessischen Schulsystem damals nicht gepasst haben. Allerdings ist das schon Jahre her. Aber solche Fahrtzeiten wie deinem Mitschüler hätte man damals keinem Kind oder Teenager zugemutet.
Du hast mal geschrieben, dass du in absehbarer Zeit volljährig wirst. Ist das bei deinem Mitschüler eventuell auch der Fall? Dann wurde eventuell gleich mit eingeplant, dass er demnächst den Schulweg mit dem Auto zurück legen kann und damit wahrscheinlich viel Zeit sparen würde. Klar wird er die Zeit bis dahin halt mit öffentlichen Verkehrsmitteln überbrücken müssen. Kommt halt darauf an, wie lange der Zustand anhält.
Ich persönlich würde keinen so weiten Schul- oder Arbeitsweg haben wollen. Ich würde solche Absichten meiner Kinder, vor allem mit der Begründung, auch nicht wirklich unterstützen. Und da dein Mitschüler wahrscheinlich noch minderjährig ist, mussten die Eltern dem ja zustimmen. Ansonsten denke ich, dass sich die Aktion eventuell nicht unbedingt nur positiv auf sein späteres Leben auswirken wird. Denn im Lebenslauf wird das ja auch drin stehen, dass er so weit entfernt eine Schule besucht hat. Ich als Arbeitgeber würde gerne die Gründe dafür wissen wollen. Und wenn mir dann ein Bewerber sagt, er wäre lieber in Hessen zur Schule gegangen, weil das Abitur da leichter ist, dann könnte der Bewerber auch wieder gehen.
Ich persönlich muss auch um halb sechs aufstehen, damit ich zu einer halbwegs normalen Zeit zur Arbeit komme, weil ich da auch eine Anfahrt von circa zwei Stunden mit öffentlichen Nahverkehrs-mitteln in kauf nehmen muss. Naja, schlimm finde ich es nicht, obwohl ich mir natürlich auch etwas angenehmeres vorstellen kann.
Allerdings sieht es mittlerweile so aus, dass in wenigen Jahren alle Bundesländer auf G8 umstellen werden, ich weiß das, weil ich mich erstens darüber informiert habe, zweitens ist das ein Randthema meiner Abschlussarbeit gewesen, von daher denke ich, dass meine Informationen recht zuverlässig und aktuell sind.
Nehmen wir mal an, dass wir ein paar Jahre in der Zukunft sind und jedes Bundesland G8 eingeführt hätte. Was hätte der betreffende Mitschüler denn dann gemacht? Ich wüsste die Frage nicht zu beantworten, außer mit der Antwort, dass er es versucht hätte, im schlimmsten Fall sitzen geblieben ist und dann ein Jahr wiederholt hätte. Was daran so schlimm ist, das weiß ich nicht und das interessiert auch später keinen mehr. Ich persönlich würde doch nicht ein Drittel meines Tages in öffentlichen Nahverkehrs-mitteln (wobei man ja nicht mehr Nahverkehrs- mitteln sagen kann bei einer Fahrt von vier Stunden) verbringen wollen würde.
Überhaupt verstehe ich nicht, was mit "überhaupt nicht klar kommen" gemeint sein soll. Entweder man kommt durch die Schule oder man muss ein Mal sitzen bleiben und kommt durch die Schule. Wenn ich mal so meine Unizeit und meine Schulzeit vergleiche, dann war die Schule ein Zuckerschlecken für mich. Man macht ja das Abitur, damit man später noch studieren kann. Wie wird das dann bei dem betreffenden Schüler sein, wenn das Studium dann auch mal etwas anspruchsvoller ist? Sich die Hochschule nach Schwierigkeitsgrad auszusuchen kann es meiner Meinung nach nicht sein.
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