Richtiges Streitverhalten
In einem anderen Thread habe ich schon erzählt, dass ich mich mit meiner Mutter nicht richtig streiten kann. Gibt es ein Problem, dann ist sie meist beleidigt und verschwindet. Anschließend redet sie ein paar Stunden oder Tage kein Wort mit mir und reagiert einsilbig, wenn ich versuche, mit ihr zu reden. Irgendwann will sie sich dann wieder "vertragen", aber nur unter der Bedingung, dass ich Reue zeige oder dass mir mein "Fehlverhalten" in der folgenden Zeit immer wieder vorgehalten wird. Natürlich gehören zu einem Streit immer zwei, aber das scheint meine Mutter nicht zu interessieren.
Reden klappt nicht wirklich. Sie wird schnell laut, wenn sie sich angegriffen fühlt, lässt einen nicht ausreden etc. Auch Gespräche, bei denen man vorher festlegt, dass sie ohne Schreien ablaufen sollen, funktionieren nicht, weil meine Mutter ihre Fehler nicht sehen will. Wenn sie merkt, dass sie im Unrecht ist, startet sie lieber einen Gegenangriff oder sie versucht, mir Schuldgefühle einzureden, weil ich es wage, sie zu kritisieren. Es geht ihr beim Streiten auch nicht darum, zu klären, was in Zukunft besser laufen könnte, sondern sie möchte "gewinnen" und von mir eine Entschuldigung hören, ansonsten ist sie weiterhin beleidigt.
Ich hingegen will Probleme immer sofort klären, oder zumindest wenn sich die Gemüter ein bisschen beruhigt haben. Es kann schon vorkommen, dass Schreien und Tränen dazugehören, aber ich beruhige mich recht schnell und möchte die Sache klären. Dann streite ich meist sehr rational. Ich versuche, immer "Ich-Botschaften" zu senden und unnötige Vorwürfe zu vermeiden. Außerdem versuche ich herauszufinden, was mich wirklich stört und wie man das ändern könnte. Genauso versuche ich, meine eigenen Fehler zu sehen und entschuldige mich auch dafür. Mir geht es einfach darum, mich am Ende wieder mit dem anderen zu vertragen und eine Lösung für das Problem zu finden.
Allerdings trifft das auch nur bei Familie und Partnern zu. Mit Freunden streite ich mich eigentlich nicht auf diese Weise. Zum einen habe ich mit meinen Freunden keine großen Probleme und wenn es doch welche geben sollte, gehe ich Konflikten meistens aus dem Weg. Oder ich spreche die Sache vorsichtig an und sage, dass ich damit nicht zurechtkomme. Meistens stellt sich dann sowieso heraus, dass es nur ein Missverständnis gab und dass die Äußerung nicht so gemeint war. Bei Freunden bin ich auch eher bereit, mich mit Problemen zu arrangieren, als bei meiner Familie oder bei meinem Partner.
Es gibt also viele unterschiedliche Arten, mit Konflikten umzugehen. Ich frage mich oft, welche wohl die beste ist. Natürlich überzeugt mich mein eigenes Streitverhalten am meisten, aber wie geht man damit um, wenn andere sich nicht darauf einlassen wollen, so wie meine Mutter? In ihrem Fall habe ich einfach resigniert, aber diese Lösung halte ich nicht für die beste.
Wie streitet ihr? Ändert sich euer Streitverhalten je nachdem, mit wem ihr streitet? Habt ihr irgendwann gelernt, richtig zu streiten, also herausgefunden, wie man richtig streitet oder meint ihr, man kann an seinem Streitverhalten nichts ändern?
Ich denke, dass es für deine Mutter in erster Linie auch nicht sehr einfach ist, gerade von ihrem Kind kritisiert zu werden. Vielleicht hat sie noch die alten Werte intus, welche besagten, dass die Eltern einfach mehr Erfahrung haben und eher wissen, was richtig und was falsch ist. Daran könnte es liegen, dass deine Mutter immer schnell eingeschnappt ist und dann tagelang nicht mehr mit dir redet.
Andererseits kann es natürlich auch sein, dass sie in dem, was du sagt schon sieht, worin ihre Fehler liegen und dass sie damit nur einfach nicht richtig umgehen kann. Sich deshalb zurück zieht und von dir eine Entschuldigung einfordert, weil sie ihre Fehler einfach nicht zugeben will. Ich persönlich finde das Streitverhalten der unterschiedlichen Menschen sehr interessant. Ich muss dazu sagen, dass ich eigentlich richtig immer nur das Streiten meiner Eltern früher mitbekommen haben. Selbst habe ich nie richtig gestritten.
Mein jetziger Freund ist allerdings auch ein kleiner Streithammel. Bevor es so richtig explosiv wird, verlässt er auch lieber das Zimmer. Ich hingegen will auch eine Sache lieber beenden, will darüber reden und abschließen. Dass er einfach geht, bevor das Gespräch beendet und zum Abschluss gekommen ist, war für mich lange Zeit sehr schwierig und hat mich noch mehr auf die Palme gebracht. Aber so geht jeder anders mit dem Streiten um. Ich finde zwar, dass es vielleicht eine "einfachere" Art zu streiten gibt, allerdings muss das jeder für sich rausfinden. Und manchmal muss man halt einfach selber auf den anderen zu- und eingehen.
Witziger Weise beschäftige ich mich gerade mit derselben Frage. Was ist die perfekte oder richtige Streitkultur? Ich werde leider sehr schnell indirekt beleidigend. Aber das mache ich auch nur bei mein Partner. Bei meinen Freunden bleibe ich immer noch objektiv. Was ich sehr schlimm finde ist, wenn man so gar nicht zuhören möchte, so wie deine Mutter. Mit solchen Menschen kann man leider nicht streiten. Sie werden verwandt ewig auf Ihrer Meinung beharren, und keine zweite Meinung zu lassen. Da ist diskutieren bzw. streiten einfach schon ausgeschlossen.
Traurig finde ich auch, dass diese Menschen nicht merken das sie einen dann verletzen. Nur leider habe ich noch keinen Weg herausgefunden, wie man am sinnvollsten mit solchen Menschen streitet. Ich habe es mal versucht der anderen Person immer und immer wieder recht zu geben, und dann ganz beiläufig meine eigene Meinung mit einfließen zu lassen, aber sobald ich dies getan hat, wurde der Spieß wieder umgedreht und das Streitthema ging weiter. Zurück brüllen bringt sowieso überhaupt nichts. Und wenn man selber ruhig redet, dann kenne ich das so, dass die andere Person immer mehr aus rastet. Und dann wird man selber irgendwann nervös. Bei deiner Mutter hilft glaube ich nur ein schlichter. Ein Zwischenmann, der zwischen euch vermittelt. Leider weiß ich sonst auch keinen Rat mehr.
Also ich persönlich bin da auch immer eher schneller auf der Hut, wenn es denn um Streitthemen geht. Ich würde aber schon behaupten, dass ich mich auf keinen Fall mit jedem Menschen gleich streiten würde. Denn es gibt eben Menschen, mit denen streitet man sich mehr und dann kann man sich auch schon auf einen Streit einstellen und dann gibt es eben auch noch Menschen, mit denen man sich eher weniger streitet und dann kann man sich eben keine besondere Streittaktik oder eben ein besonderes Verhalten im Laufe eines Streits überlegen. Deswegen würde ich behaupten, dass man sich nur auf eine kleinere Gruppe von Menschen beschränken kann, wenn man denn von einem bestimmten Streitverhalten spricht. Das einfach zu verallgemeinern und sagen zu können, dass man einfach mit jeder Person gleich streiten kann, das halte ich für falsch und mit so einer Einstellung wird man meiner Meinung nach auch überhaupt nicht weit kommen im Leben und auch in der Schule oder auf der Arbeit nicht, denn Konflikte gibt es ja bekanntlich immer einmal wieder welche und diese kann man einfach eher schlecht vermeiden oder verhindern.
Was deine Mutter angeht, da kann ich dir natürlich eher weniger Hilfestellung leisten, denn ich kenne deine Mutter natürlich überhaupt nicht und deswegen möchte ich ihr auch eigentlich hier nicht sonderlich in den Rücken fallen. Es gibt nun einmal Menschen, die einfach nicht die Ruhe selbst sind und das muss man dann eben auch so respektieren. Ich finde es aber eigentlich gut von dir, dass du dich wenigstens ein wenig versuchst, anzupassen und nicht einfach nur stur weiter auf sie eindrischst, denn dies führt dann meiner Meinung nach auch überhaupt nicht zu dem gewünschten Ergebnis. Aber was denn jetzt die perfekte Streittaktik in Sachen deiner Mutter ist, das müsst ihr wohl unter euch ausmachen, denn ich glaube kaum, dass es da ein besonderes Rezept geben wird, mit dem man jetzt da auf alle Fälle und todsicher für Ruhe sorgen könnte, da wäre ich nicht gerade überzeugt davon. Ich muss Blumenelfe Recht geben, es ist nicht gerade einfach, wenn man denn dauernd Kritik von allen Seiten bekommt und dann kommt auch noch das Kind und drischt auch noch einmal auf einen ein. Ich glaube, dass ich persönlich da wohl auch schon längst die Fassung verloren hätte.
Du scheinst ja eher so ein wenig der gechilltere Typ zu sein, das ist natürlich auch wieder eine Variante. Aber das heißt natürlich auch noch lange nicht, dass die anderen Mitmenschen von dir auch so gechillt sein müssen, das kann man auch einfach nicht vergleichen. Und ich kann auch ehrlich gesagt nicht behaupten, dass es immer der beste Weg ist, wenn man alles sofort klären möchte, ich persönlich bin da auch kein wirklicher Fan davon. Ich versuche eher immer, die Karten auf den Tisch zu legen und Klarheit in einem Streit zu schaffen. Wie dann der andere damit zurecht kommen möge, das ist meines Erachtens nach immer ein regelrechtes Studium für sich und da mache ich mir dann im ersten Moment auch keine wirklichen Gedanken darüber. Wichtig ist erst einmal, dass man überhaupt weiß, worüber man streitet und dass man Missverständnissen aus dem Wege geht. Das sind erst einmal die Grundvoraussetzungen, ansonsten kann man es meiner Meinung nach auch gleich sein lassen.
Ich würde behaupten, dass man mit meiner Mutter auch nicht sonderlich gut streiten kann. Denn wir sind beide eher schneller aus der Fassung zu bringen und wenn dann natürlich zwei gleiche Pole aufeinander stoßen, dann geht es auch meistens ein wenig heftiger als sonst zur Sache. Deswegen würde ich persönlich sagen, dass ich mit meiner Mutter ebenfalls nicht wirklich gut streiten kann. Dagegen kann ich es mit meinen Freunden eigentlich immer ganz gut, weil wir uns da eben ausreden lassen und dann geht das meiner Meinung nach auch immer in Ordnung so. Ich würde aber nicht sagen, dass ich mich besonders gerne mit manchen Menschen streite, das wäre sicherlich falsch formuliert.
Streiten mag ich überhaupt nicht. Natürlich lässt es sich kaum vermeiden, dass man mit Menschen, die man mag, auch mal in Streit gerät. Ich betrachte das ganze dann aber als "Konflikt", dem eine Konfliktlösung folgen muss. Das Ziel eines Streits sollte nicht sein, dass einer Recht behält oder das man sich gegenseitig fertig macht, sondern die Sache bereinigt.
Rumschreien halte ich allgemein für falsch. Ich selbst kann ohnehin nicht besonders laut werden und wenn mein Gegenüber schreit bin ich nicht länger bereit zum Reden. Dann muss er oder sie alleine schreien, ich gehe da nicht darauf ein. Für mich ist das wichtigste, dass man versucht sachlich zu bleiben, man sollte nicht unfair werden oder plötzlich mit Vorwürfen anfangen, die nichts mit dem eigentlichen Streitthema zu tun haben.
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