Briefträger - undankbarer Job?

vom 03.05.2010, 20:45 Uhr

Ich finde eigentlich, dass es egal ist, ob der Job undankbar ist oder nicht. Die Postboten in Deutschland werden ziemlich schlecht bezahlt, der Vater einer Freundin von mir hat diesen Job und viel bekkommt er nicht. Und recht anstrengend ist die Arbeit auch, denn die Fahrräder hier sind schon alleine recht schwer, mit den Briefboxen drauf ist das sicherlich nicht ohne. Aber völlig unabhängig davon, ob der Beruf, den ich ausübe ein Spitzengehalt bringt oder einen Hungerlohn, ob ich den mache, weil es mir Spaß macht oder weil es nichts anderes gab: Ich habe meinen Job anständig zu machen, weil ich dafür nun mal eingestellt worden bin.

Eine Putzfrau fragt auch keiner, ob ihr das Spaß macht, wenn sie nicht ordentlich putzt bekommt sie Ärger. Wenn ich irgendwo in einer Behörde arbeite und Unlust verspüre, kann ich auch nicht einfach nur die Akten bearbeiten, auf die ich gerade Bock habe. Der Supermarktangestellte muss auch dann kassieren, wenn er diese Tätigkeit gerade langweilig findet und lieber was anderes machen würde, eingeteilt ist eingeteilt. Warum sollte das beim Postboten anders sein? Man entscheidet sich einen Job zu machen, aus welchen Gründen auch immer. Und dann macht man ihn auch, so gut man kann oder man kündigt und ist arbeitslos und überlässt seine Stelle einem motivierteren Menschen.

Der geilste Job der Welt ist das sicher nicht und ich weiß natürlich nicht, wie die Wirtschaftslage zur Zeit deines Erlebnisses war. Aber momentan sollte es eigentlich genug lesefähige Leute geben, die lieber die Post austragen als arbeitslos herum zu hängen und gar nichts zu tun. Und auch wenn es personaltechnisch eng wird, jemanden der nicht oder kaum lesen kann als Briefzusteller zu beschäftigen geht einfach gar nicht, vor allem dann nicht, wenn laufend Beschwerden kommen!

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Die Eltern meines Freundes sind beide als Zusteller bei der Deutschen Post beschäftigt und auch ich habe einige Briefe, die ich am frühen Morgen zustellen darf. Der Vater meines Freundes ist Beamter und hat dadurch natürlich schon einige Vorteile. Die Mutter arbeitet als Zustellerin in Teilzeit, sprich, sie teilt sich die Stelle mit einer anderen Zustellerin und sie wechseln sich wöchentlich ab. Ich muss schon sagen, dass die beiden nun nicht gerade im Luxus schwelgen, aber ihnen geht es finanziell gesehen auch nicht so schlecht. Zahlen kann ich hier keine nennen, die kenne ich selbst nicht, denke aber, dass durch den Status eines Beamten die Situation an sich nicht so schlecht ist.

Die Zustellerjobs bei der Post sind hier eigentlich immer recht schnell besetzt, wenn mal jemand aufhört oder versetzt wird. Es gibt hier auch nicht ständig neue Kollegen und ihnen kommt es zugute, dass durch die absolut ländliche Gegend ihnen immer Postautos zur Verfügung gestellt werden, sprich sie müssen nicht mehr radeln. Ausnahmen gibt es mal, aber da ist dann meist der Postbote selbst daran Schuld, wenn er eben den Führerschein hat abgeben müssen.

Von den Bedingungen her ist es sicherlich nicht so ein Traumjob, aber der muss auch getan werden. Und ich denke nun nicht, dass so etwas sehr anspruchslos ist, man muss da auch selbst mitdenken und eben etwas tun und kann nicht nur stupide durch die Gegend rennen. Ich bin da echt erstaunt, dass man deshalb einen Analphabeten, tournesol, bei Euch eingestellt hat. Das käme hier nie in Frage und ich muss auch sagen, dass die Postboten manches Mal wirklich zu kämpfen haben. Mit nur Post sortieren und sie entsprechend verteilen ist es nicht getan. Ich denke aber, man findet sehr schwer jemanden, der die Post verteilen mag, weil es eben ein Job ist, der bei Wind und Wetter auch draußen erledigt werden muss. Das Gleiche ist ja auch bei mir der Fall. Vielen ist es nicht geheuer.

Aber da die Zustellerjobs zumindest hier bei der Post ganz gut gestellt sind, auch, wenn die Mitarbeiter da mal Knüppel zwischen die Beine bekommen. Welcher Job ist aber heute noch so einfach? Irgendwelche Probleme tauchen früher oder später doch mal auf, und wenn es Vorschläge zur Einsparung sind oder dergleichen. Jedenfalls ist es hier wohl einfacher, jemanden für die normale Tagespost zu bekommen, als jemanden, der die Tageszeitung austrägt. Bevor ich den Job für meine Bezirke übernommen hatte, hat der Verlag sehr lang gesucht, weil es keiner machen wollte. Man muss eben verdammt früh aufstehen, sich im Dunklen, bei Wind und Wetter, im Winter und mit sonstigen nicht beeinflussbaren Dingen seinen Weg bahnen und eben den Job erledigen. Ich mache es gern und auch das frühe Aufstehen klappt ganz gut. Eigentlich sehe ich mehr Positives als Negatives an dieser Sache, wenngleich es -wie überall- auch mal Tage gibt, an denen ich einfach keine Lust habe. Und mir war es damals wichtig, nicht auf der Straße zu sitzen, sondern schon einen Job zu haben, der auch sozialversicherungspflichtig ist und das wurde hier gut erfüllt. Ich will ja nun nicht sagen, dass so ein Job absolut anspruchsvoll ist oder so, aber es ist eben ein Job, der auch von irgendjemanden erledigt werden muss und das dann auch so gut wie möglich und mit dem nötigem Ernst.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Briefträger sein ist schon ein harter Job. Bei Wind und Wetter muss man von Haus zu Haus ziehen und die Post an die jeweiligen Empfänger bringen. Und das an 6 Tagen in der Woche. In der Großstadt mag dies sicherlich anders ablaufen als auf dem Dorf. In der Stadt sind die Wege von Haus zu Haus kürzer aber dafür hat man auch deutlich mehr Post zu tragen und einzusortieren. Viele sind ja mit solchen Handwagen oder Fahrrädern unterwegs. Ein Auto würde hier auch keinen Sinn machen. Aber auch hier hat man doch mit dem Wetter zu kämpfen. Auf dem Dort sieht es gerade im Winter sehr hart aus für die Postboten. Gerade in meiner Region ist der Winter am heftigsten. Hier würde ich um keinen Preis Postbote sein wollen. Permanent bleibt man stecken oder erreicht die abgelegenen Häuser nicht. Man muss durch den Schnee stampfen und verliert so viel und auch wertvolle Zeit.

Man trägt auch eine große Verantwortung mit sich herum. Warum? Der Inhalt von den Briefen kann manchmal sehr, sehr wichtig sein. Der eine wartetet auf wichtige Dokumente und der andere bekommt einen Gutschein zugesandt. Ein Postbote könnte die Briefe ja einfach mal verlieren oder so beschädigen, dass man sie nicht mehr entziffern kann. Dies ist bei mir zum Glück noch nie vorgekommen aber es soll solche Fälle geben. Ich habe vor kurzem im Radio gehört, wie ein privater Zusteller die Post bei sich zu Hause gelagert hat weil er keine Lust hatte diese zu verteilen. Natürlich hat er hierfür eine Menge Kohle kassiert und kommt seiner Tätigkeit nicht nach wie er es denn tun sollte.

Ich selber würde diesen Job nicht machen wollen. Nicht nur wegen dem Wetter sondern ganz allgemein. Mir fehlt da das Ziel vor Augen. Klar ist es schön wenn man den Leuten etwas bringen kann aber dafür dankt einem ja keiner. Anders sieht das aus wenn man Pakete zustellt. Da öffnet schon mal eine freudestrahlende Frau die Tür weil sie eben auf das Paket gewartet hat. Dies sind sicherlich die schönen Momente in dem Job aber unter Erfüllung stelle ich mir etwas anderes vor. Ich respektiere die Leute die diesen Job tagtäglich machen. Sie leisten doch schon viel. Es ist ja auch anstrengend wenn man dauernd in das Auto ein- oder aussteigen muss. Gerade auf dem Dorf macht man dies ja an jedem Haus. Das würde mich schon nach einer kurzen Zeit nerven. Auf der anderen Seite wäre ich auch froh, wenn ich denn arbeitslos wäre und nichts bekomme, wenn ich die Möglichkeit bekommen würde eben genau diesen Job zu machen. Es ist besser als nichts und man kann sich immer noch etwas neues suchen.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Kurz vorweg: Wien ist eine wirklich schöne Stadt schade das der weggezogen bist. Nun aber zum eigentlichen Thema: ich finde den Beruf des Briefträgers eigentlich sehr schön. Man muss es immer von der positiven Seite aussehen: man hat immer mit Menschen zu tun, man hat täglich sein sportliches Limit erreicht und kann die Gegend einfach genießen. Anders ist es natürlich wenn es schneit oder wenn es dann aber blitzt. Hier möchte ich auch nicht unbedingt ein Briefträger sein. Aber ich denke, dass jemand der diesen Beruf mag, auch da drüber stehen wird. Ich könnte diesen Beruf nicht ausüben, da ich ehrlich gesagt keine Lust hätte im tiefsten Winterbriefe auszutragen. Ich habe früher Zeitungen ausgetragen und fand das damals schon ziemlich doof.

» Humpen2020 » Beiträge: 356 » Talkpoints: 0,63 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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