Wenn der Kuchen redet, haben die Krümel Pause

Meinst du nicht, wenn ihr z.B. in der oben erwähnten Situation sagen würdet: Ja, das stimmt, so eine Pflanze haben wir auch zu Hause und nun geh wieder malen/spielen etc., das der Junge dann zufrieden wäre und abdackeln würde? Ich glaube wenn man ihm Aufmerksamkeit schenkt, weil er themenbezogen mit reden möchte, ist das Thema ganz schnell für ihn erledigt.

Mich wundert es nicht wenn er dann immer lauter wird und sich extrem aufdrängt.

@aries24: Das war jetzt nur ein Beispiel mit der Pflanze. Aber die Mutter und auch ich haben bei dem Jungen die Erfahrung gemacht, dass er nicht aufhört, wenn man einmal darauf eingeht. Wenn man Ruhe haben will und sich mal ungestört unterhalten will, dann muss man flüstern. Dann mischt er sich nicht ein, weil er ja nicht hört um was es geht. Aber ich sehe nicht ein, dass ich mich in meiner Wohnung flüsternd unterhalte.

Ich meine, dass ein Kind in dem Alter wissen muss, dass sich erwachsene Menschen auch mal unterhalten, ohne dass er sich einzumischen hat. Meine Kinder haben das jedenfalls nicht gemacht und wenn sie es mal machen wollten, brauchte ich nur den Satz sagen "Wenn der Kuchen redet haben die Krümel Pause". Sie wussten schon sehr früh, was ich damit meine und lachten dann und gingen spielen.

Ich habe als Kind auch Dinge mitbekommen, die um mich herum passierten. Im Kindergartenalter vielleicht noch nicht, aber spätestens mit Beginn der Schulzeit. Dort muss man auch recht schnell lernen auch im Spiel oder beim Lernen seine Umgebung wahrzunehmen, auf die Schulglocke reagieren, auf den Lehrer und andere Mitschüler.

Aber selbst im Kindergarten wurde man beim Spielen angesprochen, von der Kindergärtnerin, anderen Kindern, man achtete darauf, wenn Eltern zum Abholen kamen, schaute was andere Kinder machen, um mitzumachen oder beobachtete, wann ein Spielgerät wieder frei wurde. Es mag wenige Menschen geben, die ihre Umgebung vollständig ausblenden können. Das sind vielleicht jene Kinder, die so in ein Spiel versunken sind, dass sie dabei nicht ansprechbar sind. Aber dabei dann auch oftmals eine gewisse Lautstärke haben (sich mit Puppen unterhalten, Brummgeräusche von sich geben oder singen), die garantiert auch von euch beim Telefonieren als störend empfunden werden würde.

Wer so etwas als Kind beherrscht, kann als Erwachsener dann vielleicht auch im Einkaufszentrum meditieren. Der Großteil der Menschen kann das nicht. Und wohl auch deshalb, herrscht an Orten, wo Konzentration erforderlich ist, Ruhe. In Bibliotheken, Museen, Kirchen, Beratungsräumen, auf Friedhöfen und auch in vielen Arbeitszimmern bevorzugen Menschen Ruhe. Wer (Haus-)Aufgaben zu erledigen hat, lässt sich ablenken, wenn sich in Hör- und/oder Sichtweite mit etwas ganz anderem beschäftigt wird. Ich kann mich auch sehr viel schlechter aufs Tippen konzentrieren, wenn neben mir telefoniert wird, sich jemand über Blumen unterhält oder über Hardware fachsimpelt. Ja, ich weiß, dass es Leute gibt, die das können, aber jene sollten doch dann bitte nicht von Kindern dasselbe erwarten.

Was mir hier auch auffiel ist, dass Diamante erst schrieb es wäre eine Kaffee-Verabredung mit der Freundin gewesen und als man dann Verständnis für das Kind zeigte, was einen lieben Vorschlag machte, hieß es plötzlich man habe sich zum Frühstück verabredet.

Ich muss auch sagen, dass mir der Junge leid tut. Er soll in Hörweite oder gar im selben Raum sitzen, aber doch bitte nichts mitbekommen? Das finde ich unmöglich. Und gerade absichtliches Flüstern nimmt man doch erst recht wahr, ich denke da an Gespräche oder Telefonate in der Öffentlichkeit, die erst lautstark geführt werden und wenn man sich dann irgendwann erinnert, dass man nicht allein ist (was bei einigen sehr lange dauert), beginnt leiser zu reden. Je nach Themengebiet ist das Thema bis dahin schon bei vielen anderen Cafégästen oder ÖPNV-Nutzern angekommen. Natürlich redet man nicht unbedingt dazwischen, ignoriert manche Themenfetzen absichtlich oder sieht sich nach einem anderen Platz um. Dies kann man als selbständiger Erwachsener, aber doch nicht mit neun Jahren!

Sätze wie den genannten, wo man einem Kind sagt, dass es Ohren wie Rhabarberblätter habe, habe ich ähnlich als Kind mal zu hören bekommen. Wobei ich bis heute keine genaue Vorstellung von Rhabarberblättern habe und das obwohl ich älter als drei mal neun bin. Als Kind konnte ich mit den Hinweisen auf große Ohren rein gar nichts anfangen. Ich habe ich höchstens mal gefragt, ob man mit großen Ohren wirklich besser hören kann, habe dann aber nicht kapiert, warum ich besser hören können sollte, da meine Ohren ziemlich normal dimensioniert sind. Und wenn erst einmal über meine Lauscher gesprochen wurde, konnte ich auch nicht mehr weg hören und empfand das wahrlich auf Aufforderung mich einzubringen. Dabei ging es an diesem Punkt dann meist um ein Thema, was mich betraf, es wurde zum Beispiel die Wochenendplanung besprochen oder so und wenn das Wort Freizeitpark fiel, sagte man "Schau mal wie sie die Ohren spitzt."

Ich finde das einerseits ein wenig übertrieben, weil ich es durchaus nachvollziehen kann, dass auch die Kinder mitreden möchten und deswegen sich eben in die Gespräche einmischen. Andererseits kann ich natürlich auch verstehen, dass die Erwachsenen auch mal ihre Ruhe haben möchten und deswegen die Kinder eben ihren Mund halten sollen. Solche Sprüche mit dem Krümel kenne ich persönlich nicht und höre sie heute interessanterweise zum ersten Mal, aber ich kenne es sehr gut von meinem Bruder, dass er meiner Mutter immer tierisch auf die Nerven geht, eben weil er laufend sich in Gespräche einmischt oder mitreden will, wenn sie am Telefonieren ist. Das ist nicht sonderlich angenehm und auch nicht unbedingt schön, da gebe ich dir Recht.

Was man nun dagegen tun kann, ist denke ich eher einfach. Man muss eben dafür sorgen, dass die Kinder, die einen stören, irgend wie anders beschäftigt werden oder eben über so uninteressante und komische Themen reden, dass der Reinreder gar keine Lust mehr auf´s Zuhören hat. Dass man aber mit nicht einmal 10 Jährchen anscheinend schon Computerwissen haben soll, zumindest fortgeschrittenes Wissen, das habe ich so noch nicht erlebt. Deshalb denke ich, dass der 9-Jährige immer einfach nur Ja und Nein gesagt haben wird, ohne jegliche Ahnung. Das würde mich als Erwachsener schon sehr stören, schließlich sollte es auch wenigstens sinnvoll sein, wenn sich die Kinder schon in die Gespräche einmischen.

Wenn das nun mein Kind wäre, was so unheimlich aufdringlich ist, dann würde ich ihm wohl erst einmal gründlichst die Leviten lesen, dass man so etwas einfach nicht macht. Und wenn der Junge sich dann anscheinend auch gar nicht halten lässt und irgend wie einige Minuten am Stück redet, dann fände ich das ehrlich gesagt total schlimm als Elternteil und würde ihn erst einmal fragen, was das denn solle und ob er denn keine gleichaltrigen Freunde hätte, mit denen er nicht viel besser reden könnte. Bei Gesprächen kann man ja meistens wenigstens dem Jungen noch sagen, dass er doch bitte woanders hin gehen möchte, aber bei Telefongesprächen stellt sich das dann immer als schwierig heraus, weil man eben auf das Telefonat fixiert ist und ungern dieses unterbrechen möchte, um eben dem Sohn zu sagen, dass er aufhören soll mit dem Geplapper.

Und ich glaube eben wirklich nicht, dass es mit einer Antwort getan ist, denn anscheinend sucht der Junge ja förmlich die Aufmerksamkeit und da hilft es wohl kaum, wenn man auf jedes einzelne Statement des Jungen auch wirklich eingeht, das führt dann wohl nur noch zu mehr Problemen. Bei uns war das aber eher seltener der Fall, dass wir uns Sprichwörter wie das mit dem Krümel anhören mussten. Wir waren größtenteils ruhig, wenn unsere Eltern uns unterhalten haben, manchmal brauchte man eben mal dringend eine Information und dann mussten wir das Gespräch eben unterbrechen, aber wirklich einmischen und mitreden, da hatte ich nie wirkliches Interesse daran.

Diamante hat geschrieben:Ich habe selber 2 kinder großgezogen und die sind ganz wohl geraten. Und wenn die sich in ein Erwachsenengespräch eingemischt haben wurde das auch ignoriert. Wenn ich fertig mit Erzählen war, durften meine Kinder auch reden. Aber sie haben sich grundsätzlich nicht in Erwachsenengespräche einzumischen gehabt. Es geht die Kinder einfach nichts an, wenn Erwachsene sich unterhalten.

Ja, das kenne ich nur zu gut. Meine 5 jährige Tochter gibt auch zu allen Gesprächen ihren Senf dazu, egal worum es gerade geht. Das Einmischen selber ist ja noch nicht einmal das Schlimmer, aber sie weiß ja noch nicht einmal, worum es in dem Gespräch geht oder versteht es einfach noch nicht und sie eben genauso, reagiert man nicht wird ihr Geredet immer um eine Oktave lauter. Es nervt wirklich und das ganz extrem.

Ich versuche immer es nicht zu beachten, aber gerade dann wenn sie lauter wird, sage ich ihr oft genervt, dass sie leise zu sein hat wenn sich Erwachsene unterhalten oder ich telefoniere. Wenn es dann noch nicht aufhört schicke ich sie in ihr Zimmer, dann kann sie dann reden wie sie will, da stört es mich nicht, weil ich dort dann nix mehr davon mitbekomme. Warum Kinder das machen kann ich mir nicht erklären. Vielleicht weil sie sich auch als wichtige Person wahrgenommen fühlen wollen oder so.

Ich finde es toll, wenn sich Kinder für Erwachsenengespräche interessieren und sich auch daran beteiligen. Mir macht das auch nichts aus, allerdings hat meine Tochter die unangenehme Eigenart, dazwischen zu sprechen, wenn man mitten im Satz ist, das unterbinde ich immer. Denn egal, ob es sich um Kinder oder um Erwachsene handelt, man muss die anderen ausreden lassen.

Es ist schade, wenn man dauernd zu den Kindern sagt, dass sie sich nicht ins Gespräch einmischen sollten. Mein Vater hat mich früher mit solchen Aussagen sehr verletzt. Ich war für mein Alter schon sehr weit und hatte einige gute Ansätze, trotzdem durfte ich mich nicht beteiligen, weil mein Vater der Meinung war, dass ich nur Quatsch reden würde.