Anteilnahme für Trauer bei Tod eines ungeborenen Kindes?

vom 20.03.2011, 09:39 Uhr

Meine Schwester ist derzeit schwanger, aber bei der Nackenfaltenmessung ist leider herausgekommen, dass das Baby schwer behindert ist. Das ist der Grund, weswegen sie und ihr Freund einen Schwangerschaftsabbruch in Erwägung ziehen. Das Kind ist ein absolutes Wunschkind, aber ein Kind mit einer derart großen Behinderung ist in der derzeitigen Familienkonstellation nur schwer bis nicht vorstellbar. Sie haben bereits ein sehr hyperaktives Kind im Alter von vier Jahren.

Meine Schwester weint seit dieser Diagnose eigentlich nur noch, aber das finde ich auch gut so, weil in solchen Situationen ist es denke ich wichtig, dass man weinen kann. Falls sie sich wirklich für einen Abbruch entscheiden sollten, was ich sehr stark vermute, aber es eben noch nicht ganz fix ist, dann wird das danach wohl eine richtig schwere Zeit für meine Schwester werden. Hinzu kommt, dass sie zumindest derzeit sagt, dass für sie dann das Thema mit einem zweiten Kind abgeschlossen ist. Sie hat da auch schon einiges hinter sich, weil sie im vergangenen Jahr bereits zwei weitere Fehlgeburten, jedoch in einem sehr frühen Stadium hatte.

Bei den anderen beiden Fehlgeburten war es so, dass sich die Embryos von Anfang an nicht weiter entwickelt und gar nicht so recht eingenistet haben. Es hat noch nicht einmal das Herz geschlagen als es zur Fehlgeburt kam. Das war natürlich trotzdem schwer für meine Schwester, aber solche Situationen kann man doch noch recht gut auch psychisch verkraften.

Diesmal ist die Situation natürlich schon noch einmal wesentlich härter. Meine Schwester hat sich schon richtig auf das Baby gefreut. Zu Ostern kommen wir zu ihr zu Besuch und da hätten wir auch schon die Wiege mitgenommen und so weiter. Sie hat auch schon ihrem ersten Sohn von dem Geschwisterchen erzählt, ganz einfach weil er es auch mitbekommen hat, weil sie schon ein kleines Bäuchlein hat. Der hat sich auch schon riesig auf den Nachwuchs gefreut.

Ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht genau, wie man als Angehörige in so einer Situation umgeht. Der Schwangerschaftsabbruch wird etwa Ende 13. oder Anfang 14. Woche sein. Dass ich für meine Schwester da sein werde, ist sowieso klar. Ich komme auch gerne jederzeit zu ihr um sie zu unterstützen. Aber wie sieht es mit sonstigen Ritualen aus? Soll man irgendein Symbol für die Trauer setzen? Also hilft es zum Beispiel, dass man eine liebe Karte schickt oder ihr sagt, dass man eine Kerze anzündet, oder was kann man sonst noch machen? Ich hätte momentan eine Art Karte in Gedanken, aber ich bin mir nicht sicher, ob das in so einer Situation fehl am Platz ist.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Als Angehöriger hat man es in einer solchen Situation natürlich auch nicht besonders leicht und muss selbst schauen, wie man damit zurecht kommt und gleichzeitig den Betroffenen beistehen und helfen kann. An sich aber finde ich, dass man in Fällen wie diesen nicht viel mehr tun kann, als da zu sein, zu helfen und die Person einfach wissen zu lassen, dass da jemand ist, auf den sie sich verlassen kann und auf den man im Notfall zurückgreifen kann. Den meisten Menschen reicht das auch schon und sie sind dankbar dafür, überhaupt jemanden zu haben. Wenn du dich aber dafür entscheidest, noch zusätzlich irgendwas beizutragen, dann solltest du damit vorsichtig sein, denn sowas nimmt nicht jeder gut auf.

Dinge wie Kerzen anzünden, sind eine Sache für sich. An sich ist das wieder recht eng mit Religion verbunden und das ist nicht Ledermanns Sache. Ich selbst würde das nicht gut aufnehmen und halte Kerzen und dergleichen eigentlich für recht albern und nutzlos und würde sowas definitiv nicht nutzen, um meine Trauer zu verarbeiten. Du musst also deine Schwester gut kennen, um eben einfach zu wissen, ob das etwas für sei wäre oder nicht. Was die Karte angeht, so finde ich die Idee ganz und gar nicht gut, denn wenn man eh schon da ist, dann muss man nicht auch noch eine schriftliche Bestätigung abgeben, dafür, dass man da ist und die Entscheidung unterstützt. Das finde ich ziemlich sinnlos, aber es mag wohl Leute geben, die das doch irgendwie gut aufnehmen. Falls du aber nun eine Karte schicken willst, stellt sich eben auch die Frage, welche und da eine klassische Trauerkarte hier definitiv fehl am Platz ist, sehe ich auch nicht viele Möglichkeiten und lehne deinen Vorschlag mit der ''fröhlichen Trauerkarte'' in deinem anderen Thread völlig ab, da ich das auch einfach zu albern, naiv und kindisch finde.

Ansonsten kenne ich eigentlich von einem Bekannten paar nur doch das ''Ritual'', dass man sich eben in einer bestimmten Form, von dem Kind verabschiedet. Meine Bekannten hatten an ihrem damaligen Wohnort einen Fluss, der auch durch ihren Garten floss. Sie haben dann eine Art kleines Schiffchen gebastelt, auf das kamen dann einigen Gegenstände, die für das Kind gedacht waren, also Kleidungsstücke, Spielzeug und dergleichen, auch ein Abschiedsgruß. Das Schiffchen haben sie dann in den See gesetzt. Aber auch das hilft nicht jedem, einige sind da einfach zu nüchtern und vernünftig, um das als einen Abschied und Hilfe zur Verarbeitung anzusehen, dazu gehöre auch ich und daher fällt es mir immer sehr schwer, mir vorzustellen, wie sowas anderen Menschen helfen kann.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke, dass du einfach für sie da sein solltest. Zeig und sag ihr, dass du da bist, wenn sie dich braucht und du sie gerne unterstützt, wo es eben geht. Damit wirst du ihr sicherlich am meisten helfen können. Wenn es zu einem Abbruch der Schwangerschaft kommt, ist es sicherlich ein schönes Zeichen, wenn du eine Kerze für sie anzündest.

Versuch einfach da zu sein, wenn sie darüber reden möchte und sie in ihrer Entscheidung zu unterstützten. Ich stelle es mir sehr schwer vor, diese Entscheidung zu treffen. Aber ich könnte beide Wege verstehen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Die Situation deiner Schwester ist einfach nur schrecklich. Als ich schwanger war, hatte ich auch ständig die Angst, dass mit dem Baby etwas nicht stimmen könnte. Bei deiner Schwester ist diese Angst ja jetzt leider traurige Gewissheit geworden. Tut mir echt sehr leid für euch. Kann die Entscheidung deiner Schwester aber trotz allem gut verstehen, auch wenn ich sonst total gegen einen Schwangerschaftsabbruch bin.

Du solltest auf jeden Fall für deine Schwester da sein. Eine gute Freundin von mir hat im letzten Sommer ein Baby in der 16. Schwangerschaftswoche verloren und war auch am Boden zerstört. Sie hat mir sehr leid getan und ich habe auch versucht, sie irgendwie aufzufangen. Viel machen konnte ich da natürlich auch nicht, da sie eigentlich kaum ansprechbar war und nur noch geweint hat. Hinterher hat sie sich dann tausend Mal bedankt und mir erklärt, dass ihr meine Anwesenheit dennoch sehr viel gebracht hatte. Sie wollte einfach nicht alleine sein und hat es als Erleichterung empfunden, dass sie mit ihrer Trauer nicht allein dasteht. Sie wollte zwar eigentlich auch mit Niemandem reden, aber alleine die Gewissheit, dass sie es könnte, weil alle für sie da sind, hat sie anscheinend ungemein gestärkt.

Das Abschiedsritual, dass wir dann zusammen durchgeführt haben, fand ich auch ganz toll muss ich sagen. Fehlgeburten werden ja auch immer als Sternenkinder bezeichnet und dies hat man dann auch beim Abschied mit aufgenommen. Wir sind zu viert ( meine Freundin, ihr Lebensgefährte, die Mutter meiner Freundin und ich) auf ein weites Feld gelaufen und meine Freundin hatte einen rosa Luftballon dabei. Auf eine Karte, die mit einer Schnur an diesem Luftballon befestigt war, hatte sie eine Botschaft für ihr Sternenkind. Sie hat darin geschrieben, dass sie es schade findet, dass sie nie eine Chance hatten und dass sie das Kind auch niemals vergessen wird. Sie hat den Zettel dann unter Tränen vorgelesen. Danach hat sie zusammen mit ihrem Mann den Luftballon losgelassen und in Richtung Himmel fliegen lassen - also zu den Sternen. Ich fand diese "Zeremonie" echt ergreifend und wunderschön. Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich daran denke.

Eine Karte finde ich persönlich nicht so toll - zumal es eine passende Trauerkarte dafür wohl ohnehin nicht geben wird. Muss aber auch jeder für sich selbst entscheiden. Ich denke einfach, dass du deiner Schwester zeigen solltest, dass du immer da bist, egal was passiert. Das gibt ihr ein gewisses Gefühl der Sicherheit und das wird sie nun auch brachen. Mehr kann man da einfach nicht tun - einfach nur da sein! Ich wünsche deiner Schwester jedenfalls nur das Beste!

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ein Ritual, dass ich kenne, das wären Beerdigungen und Trauerfeiern. Wobei Feier jetzt das falsche Wort ist. Bei noch nicht geborenen "Kindern" kann man auf Wunsch eine Beerdigung durchführen, zumindest in Deutschland. Ob das bei euch in Österreich auch geht, das lässt sich sicherlich leicht herausfinden und egal ob deine Schwester jetzt der Mensch für Beerdigungen und Trauerfeiern ist, hätte sie dann wenigstens die Grabstätte ihres ungeborenen Kindes. Also würde ich auch eine Beerdigung sinnvoll finden. Aber dieses Ritual müsste deine Schwester anleiern, dazu könntest du ihr nur raten.

Eine Kerze kann natürlich auch gut helfen, genauso könnte man sich zu Hause eine Gedenkecke einrichten und dort alles, was man von dem Kind hat, verstauen könnte und dann hätte es immer noch seinen Platz. Also vielleicht hat sie ja Ultraschallbilder oder sonstige Schwangerschaftsunterlagen und ein kleines Kuscheltier. Eine Kerze würde ich auch dazu stellen. Eine Kerze hat im übrigen auch nichts religiöses, wie hier jemand behauptet hat. Ich benutze auch oft Kerzen und bin in keinster Weise religiös, Kerzen sind einfach schön und würden gut zu so einer Situation passen.

Eine Karte fände ich ehrlich gesagt fehl am Platz. Das ist meiner Meinung nach keine passende Situation um eine Karte zu schreiben. Ich kann mich zwar nur schwer in die Situation deiner Schwester hinein zu versetzen aber ich würde keine Karten bekommen wollen. Dann zeige oder sag ihr besser persönlich, dass du für sie da bist. Viel mehr kannst du wohl auch nicht tun, auch wenn sich das blöd anhört.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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