Rennradfahrer = Sportler im Straßenverkehr
Da habe ich heute auch etwas sehr Kurioses erlebt. Ich bin nämlich gerade von einem Fahrrad-Pfingsten-Ausflug zurückgekommen. Dabei habe ich wieder mal etwas Außergewöhnliches erlebt. Als ich gerade in eine Nebenstraße eines Ortes einbog, sah ich eine Radfahrerkolonne mit etwa 30 Leuten vor mir. An den Trikots konnte ich erkennen, dass es sich anscheinend um einen Radklub handelte. Soweit nichts Besonderes.
Als ich dann aber eine Weile auf dem Fahrradweg neben der Straße entlang gefahren war, endete dieser und man musste auf der Straße weiterfahren. Dort herrschte für die nächsten 3 Kilometer Überholverbot. Die vielen Radfahrer vor mir fuhren auch auf die Straße und wurden immer langsamer. Sie formierten sich zu einer Gruppe nebeneinander, sodass die gesamte Fahrbahn in dieser Fahrtrichtung blockiert war!
Die Autofahrer konnten natürlich nicht vorbei und fingen entsprechend auch nach kurzer Zeit an zu hupen. Jedoch machten die Leute einfach keinen Platz und wurden nur noch langsamer. Das Hupkonzert wurde immer lauter und auch ich habe gerufen, dass sie doch mal Platz machen sollten. Leider war der Gegenverkehr gerade auch enorm, sodass man nicht vorbei kam. Ich war natürlich interessiert, wie es weitergehen würde und so sah ich, wie das Ganze noch ewig weiter ging, bis man aus dem Ort draußen war und die Radfahrer sich schnell aus dem Staub machten.
Ich finde so ein Verhalten schon ziemlich unsozial und vor allem komisch von den doch schon in die Jahre gekommenen Radfahrern. Am liebsten hätte ich sie auf ihr Verhalten angesprochen, aber sie machten sich ganz schnell aus dem Staub. Was veranlasst denn Leute, so einen Verkehrsstau zu verursachen? Die Schlange betrug am Ende locker dreißig Autos.
So, ich fahre auch ein Rennrad, wenn auch kein 2000€-Teil. Für meinen Eintritt in den Verein verlangt dieser einen 30er-Schnitt - macht auch Sinn. Warum sollte der langsamste das Tempo der anderen bestimmen? Um auf diesen Schnitt zu kommen, braucht es viel Training - man kann zwar auf der "Rolle" - also im Wohnzimmer auf einem Gerät im Winter viel tun - aber für die Realität taugt das natürlich nicht.
Ok, zum Problem: hier in Mittelhessen fahre ich natürlich "Straße". Es gibt hier wirklich einige gute Radwege, die asphaltiert sind, aber meistens nur für 2-3Km, dann folgt entweder Schotter (ich kann mir nicht jedes Jahr ein neues Rad leisten), dann Zickzack verlaufen - abbremsen, Tempo aufnehmen, kostet Kraft - und dazu natürlich die Freizeit-Radler und Scater mit Ohrhörern mit Mucke drauf. Natürlich habe ich eine Klingel, aber das hören die nicht. Dazu kommt, dass auf diesen Wegen die landwirtschaftlichen Maschinen fahren: die sind einfach lebensgefährlich. Und sage keiner, die fahren nur zur Erntezeit- manche Felder werden offenbar zwischen drin gedüngt. Oder Gras geschnitten, ich bin kein Farmer. Sobald ein Trecker den Radweg befahren hat, ist dieser quasi unbefahrbar - sollten Sie Autofahrer sein, steigen sie mal aus und sehen sich das mal an. Klar, warum sollten Sie bei Regen anhalten und aussteigen?
Was mich am meisten nervt, sind diese ständigen "Aktivbürger" oder Hilfssheriffs, die einen abdrängen, nötigen oder sonstwie umfahren wollen. Als Radfahrer ist man eh auf der schwächeren Seite - bei Tempo 30 oder 40 ist ein Sturz lebensgefährlich. Natürlich fahre ich mit Helm und sehr defensiv - und wenn ich im KFZ unterwegs bin, kenne ich die Situation auch, das mal ein Radfahrer nervt. Ist noch lange kein Grund, aggressiv zu werden. Im Gegenteil - als ich im KFZ unterwegs war, war es ein Ford Focus RS-Fahrer, der bei dem Unfall sich und den entgegenkommenden Fahrer beinahe ins Grab gefahren hätte. Ich habe mit ein bisschen Glück überlebt. Ich habe noch keinen noch so depperten Trikot-Rennrad-Fahrer erlebt - also die mit dem neuesten Hemd von der "Tour" - die nicht Respekt vor KFZ und LKW gehabt hätten. Die meisten PKW-Fahrer benehmen sich einfach so, als hätten sie die Straße gekauft und wäre nur für sie da. Betrachtet einfach mal Radfahrer auch als Verkehrsteilnehmer, und gut ist.
fcbtill hat geschrieben:Was veranlasst denn Leute, so einen Verkehrsstau zu verursachen? Die Schlange betrug am Ende locker dreißig Autos.
Wenn es - wie du geschrieben hast - eine Gruppe mit ca 30 Leuten war, bleibt ihnen keine andere Möglichkeit als zweispurig zu fahren. Stell dir vor, sie fahren alle hintereinander, dann hat, egal ob Gegenverkehr oder nicht, niemand mehr die Chance die Riesenschlange zu überholen, denn an 30 Rennrädern kommt man in der Regel nicht vorbei, ohne dass Gegenverkehr kommt. Die Wahrscheinlichkeit, dass man an 15 Rennrädern vorbeikommt ist deutlich höher, daher fahren sie nebeneinander. Wenn es keinen für Rennrädern befahrbaren Radweg gibt, bleibt den Rennradfahrern keine andere Möglichkeit als so zu handeln. Die einzige Möglichkeit wäre die Aufteilung in 3-4 Gruppen, welche mit 5 Minuten Zeitabstand fahren, aber die von dir genannten hatten es wohl etwas eilig. Normalerweise sucht man sich als Rennradverein auch Trainingsstrecken aus, auf denen es nicht zu solchen Problemen kommt.
@Max1250: fcbtill schrieb, dass 30 Autos schon hinter den Rennradfahrern war und es war keine Gruppe von 30 Rennradfahrern.
Wenn es eine so große Gruppe ist, ist es ja auch verständlich, wenn diese auf der Straße fahren. Aber dann sollten sie auch die Fahrräder dem Straßenverkehr angepasst haben. Ich sehe hier immer große Gruppen, die in der Dämmerung fahren und alle kein Licht am Fahrrad haben. Das ist meines Erachtens unmöglich und das sollte verboten werden. Die Polizei fährt genau hinter so einer Gruppe und überholt sie dann auch und sagt nicht.
Diamante hat geschrieben:@Max1250: fcbtill schrieb, dass 30 Autos schon hinter den Rennradfahrern war und es war keine Gruppe von 30 Rennradfahrern.
Ist das so? Bitte richtig lesen, bevor solche Sprüche rausgehauen werden, nur weil es einem gerade toll in den Kram passt, gegen die ach so bösen Rennradfahrer zu wettern. Es handelte sich um zwei Gruppen von jeweils 30 Leuten. Bei den Radfahrern handelte es sich ebenfalls um eine größere Gruppe, wie Fcbtill vermutete, ein Radclub. Dahinter stauten sich dann die Autos, schließlich scheinbar auch um die 30 Fahrzeuge. Siehe hier:
fcbtill hat geschrieben:Als ich gerade in eine Nebenstraße eines Ortes einbog, sah ich eine Radfahrerkolonne mit etwa 30 Leuten vor mir. An den Trikots konnte ich erkennen, dass es sich anscheinend um einen Radklub handelte.
fcbtill hat geschrieben:Die vielen Radfahrer vor mir fuhren auch auf die Straße und wurden immer langsamer.
Diamante hat geschrieben:Aber dann sollten sie auch die Fahrräder dem Straßenverkehr angepasst haben. Ich sehe hier immer große Gruppen, die in der Dämmerung fahren und alle kein Licht am Fahrrad haben. Das ist meines Erachtens unmöglich und das sollte verboten werden. Die Polizei fährt genau hinter so einer Gruppe und überholt sie dann auch und sagt nicht.
Rennräder benötigen keine feste Beleuchtungseinrichtung, weil die Dynamo-Pflicht nur schwerere Fahrräder betrifft. Wenn man danach geht, müsste eine Menge verboten werden und die Polizei hätte auch viel zu tun. Wenn jemand bei rot über die Ampel geht, müsste die Polizei ebenfalls eingreifen - tut sie aber in der Regel nicht. Na und? Dieses Gehetze gegen Rennradfahrer kenne ich auch ehrlich gesagt nur von Leuten, die insgeheim neidisch sind.
Oh , neidisch bin ich garantiert nicht. Schon in jungen Jahren mochte ich keine Rennräder. Und nun bin ich schon um einiges zu alt und ich denke, dass die Rennräder dann ein mobiles Licht in der Dämmerung haben müssen. Wenn meine Tochter mit ihrem Rad unterwegs ist und ihr Licht kaputt ist und das noch nicht mal in der Dämmerung, wird sie angehalten von der Polizei und durfte neulich um 15 Uhr nachmittags, weil der Dynamo kaputt war mal eben 10 Euro zahlen. Es war eine allgemeine Verkehrskontrolle der Fahrräder. Warum müssen denn dann Rennräder nicht wenigstens eine mobile Beleuchtung haben?
Seit in meiner Nähe auf einer eigentlich gut einsehbaren und schnurgeraden Landstraße eine Frau, die mit ihrer Familie auf dem Fahrrad unterwegs war, überfahren wurde, weil der Autofahrer, der sich ihr von hinten kommend näherte, die kleine Gruppe wegen der untergehenden und entsprechend tiefstehenden Sonne nicht sah, habe ich ehrlich gesagt auch immer wieder ein mulmiges Gefühl in Bezug auf Radfahrer, die auf der Straße herumfahren. Allerdings gibt es an dieser Straße keinen Radweg, und diese Straße einfach als Radfahrer zu meiden, kann ebenfalls keine Lösung sein.
So richtig stören tun mich allerdings nicht nur die Freizeitradler, sondern auch die Rennradfahrer nicht, wenn sie auf der Straße unterwegs sind und ich kann auch verstehen, dass diese auf einem Radweg in der Regel deutlich langsamer vorankommen als auf der Straße. Allerdings sind unsere Radwege nicht sonderlich vielbefahren, weil hier kaum jemand mit dem Fahrrad fährt. Es gibt sicherlich Ausnahmen, besonders dann, wenn das Wetter nach dem Winter wieder deutlich besser wird. Wenn Rennradfahrer dann auf die Straße ausweichen würden, könnte ich das auch gut nachvollziehen. Sie fahren aber wirklich grundsätzlich auf der Straße, auch, wenn der Radweg in der Tat komplett frei ist. Zudem sind die Radwege hier alle noch nicht sonderlich alt und erst in den letzten Jahren gebaut worden, ziemlich breit und ein gutes Stück von der Straße entfernt. Ich würde sie als echte Alternative zur Straße sehen, zumal die Gefahr, von einem Autofahrer übersehen zu werden, auf dem Radweg doch deutlich geringer ist.
Allerdings gibt es hier bei uns das Problem, dass nicht an jeder Straße ein Radweg verfügbar ist, sondern das Netz generell eher schlecht ausgebaut ist, was für die Straßen wiederum nicht gilt. Manche Radwege enden abrupt und führen über einen Gehsteig weiter, das kann es aber auch nicht sein. Wäre ich also ein schneller Radfahrer, so würde ich auf manchen Strecken wohl auch lieber auf der Straße fahren, wenn ich dann entsprechend durchfahren könnte und nicht ständig vom Radweg auf den Gehsteig und von dort auf die Straße wechseln müsste, um anschließend irgendwann wieder auf einen Radweg zu wechseln. Das schränkt einen Radfahrer, besonders wohl aber einen schnelleren Rennradfahrer, wiederum erheblich ein, meine ich, und deshalb billige ich es durchaus, wenn ich mir meine Fahrspur mit einem Rennradfahrer teilen muss.
Die Grunderkenntnis ist wohl, dass ich als Autofahrer nicht der Nabel der Welt bin und auf alle möglichen Gefahren und Hindernisse, so also auch auf schwächere Verkehrsteilnehmer, achten und entsprechend angemessen reagieren muss. Die Straße gehört eben nicht mir allein, nur, weil ich mit dem Auto unterwegs bin. Wenn ich mich über Rennradfahrer aufregen muss, dann ausschließlich in solchen Situationen, in denen sie hinter einer Kuppe wirklich mittig auf der Straße fahren, aber das erlebe ich vielleicht einmal in fünf Jahren, und ich kann insofern nicht von einer Regel sprechen. Richtig stören tut mich daran allerdings vor allem die Tatsache, dass es keine vernünftige Lösung für die gleichzeitige und vor allem für beide Seiten ungefährliche Nutzung einer Straße für Auto- und Radfahrer gibt. Wären die Straßen breiter ausgebaut und würden einen entsprechend großen Seitenstreifen für Fahrräder und bestenfalls Mofas und Roller vorsehen, dann wäre die Problematik vielleicht auch nicht ganz so groß.
Unbeleuchtete Rennräder habe ich übrigens noch nicht gesehen, weil mir innerhalb der letzten zehn Jahre kein einziger Rennradfahrer begegnet ist, der in der Dunkelheit fuhr und unbeleuchtet war. Zu diesem Punkt kann ich also nichts sagen, aber ich denke, dass auf den Grund dafür, dass keine Beleuchtung vorgeschrieben ist, hier bereits genügend eingegangen wurde.
Wenn sie in einen Rennradverein sind und einen Bescheinigung besitzen. Wenn das nicht der Fall ist, dann müssen sie sich wie normale Fahrradfahrer z. B. den Radweg benutzen. Die meisten Rennradfahrer haben das bestimmt nicht und fahren einfach auf der Straße. Und natürlich dürfen sie nicht nur weil sie auf einen Fahrrad sitzen gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen. wo kommen wir den da hin wenn sich keiner mehr an die Regeln hält - zu einen totalen Chaos! Motorradfahrer dürfen sich ja auch nicht überall durchschlängeln.
gerhi95 hat geschrieben:Wenn sie in einen Rennradverein sind und einen Bescheinigung besitzen. Wenn das nicht der Fall ist, dann müssen sie sich wie normale Fahrradfahrer z. B. den Radweg benutzen.
Entschuldige aber das mit der Bescheinigung ist einfach mal völliger Schwachsinn. Wo hast du denn diese Aussage aufgeschnappt? Grundsätzlich gilt: Wenn ein Radweg vorhanden ist sollte dieser genutzt werden. Ob Rennradfahrer oder Student mit Hollandrad. Es gilt für alle. Ist der Zustand des Radweges für Rennräder nicht zumutbar ist dann nutze ich ihn auch nicht. Ich nutze auch keine Radwege die 200 Meter lang sind. Das lohnt sich nicht wirklich auf einen solchen Abzubiegen. Woher ich das mit den Radwegen weiß? Ich fahre selber Rennrad und das auch mit recht ernster Absicht. Man erlebt ja einiges wenn man so viel wie ich auf den Straßen unterwegs ist. Man sollte hier auch Bescheid wissen was man darf und was nicht. Damit befasse ich mich natürlich auch.
Halten sich denn alle Autofahrer an die Verkehrsregeln? Sicherlich nicht. Bei Fahrradfahrern fällt es vielleicht etwas offensichtlicher auf als dies bei Autofahrern der Fall sein mag. Ich bin ja der Meinung, dass es nicht auf den fahrbaren Untersatz ankommt wie man sich im Straßenverkehr verhält. Es kommt auf die Person an die das Fahrzeug führt. Leute die mit dem Auto fahren wie geisteskranke machen dies mit Sicherheit auch auf einen Fahrrad oder anders herum. Das sich Fahrradfahrer nicht an die Verkehrsregeln halten sollte hier also nicht grundsätzlich so gesehen werden.
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