Unnötige Anglizismen
lundner hat geschrieben:Hallo!
Ich finde es okay, das sich die Sprache verändert. Sie spiegelt nämlich im Grossen und Ganzen die Kultur und die Entwicklung einer Gesellschaft wieder. Sprache ist keine sterile und starre Sache. Sie lebt und verändert sich.
Das ist auf jeden Fall richtig, aber ich finde genau das findet im Moment nicht statt. Klar, wenn der Mensch auf der Strasse Toiletten als "Mc Clean" bezeichnet wäre es konsequent diese im Bahnhof auch so zu nennen, aber wenn Menschen sämtlicher Alters,- und Bildungsschichten auf der Suche nach einer Toilette an dem "Mc Clean" Schild vorbeilaufen würde ich das als ziemlichen Fehlgriff bezeichnen. Oder wenn die Mehrheit der Befragten Englische Werbung falsch übersetzt (Come in and find out - ja, den Eingang von Douglas darf man auch als Ausgang benutzen, muss einem ja gesagt werden ) oder wenn sich nur ca. 10% der Zielgruppe durch Englische Berufsbezeichnungen in Deutschen Stellenanzeigen überhaupt angesprochen fühlen.
Ich finde es geht hier oft nicht darum die natürlich Sprachentwicklung wiederzuspiegeln sondern darum um jeden Preis modern und international rüberzukommen. Und bei Produktbezeichnungen geht es doch vor allem um den Schein. Normalfrau weiss nicht recht was "moisturizing" bedeutet, aber klingt toll, die Creme ist neu und teuer also muss sie ja gut sein. Würde da jetzt einfach "feuchtigkeitsspendend" draufstehen würde man doch eher denken "kenn ich schon, hab ich schon, gibts von XXX billiger".
Und noch was tolles von meiner Uni: Facility Management. Ja was mag das wohl sein? Der gute alte Hausmeister und ein Zivi für die Hilfsarbeiten.
Eine gewisse Dynamik und Veränderung in der Sprache ist ja durchaus okay und auch zu begrüßen aber gerade einige Sachen an der Uni kotzen mich einfach nur maßlos an weil ich das eben wirklich für extrem wichtigtuerisches Gehabe halte und einen verzweifelten Versuch, international zu sein. Warum zum Beispiel wird uns ein "Reader" ausgeteilt und nicht einfach ein Heftchen aus kopierten A4-Seiten? Warum heißen kurze Zusammenfassngen um jeden Preis "Hand-Out" oder "Paper"?
Sowas finde ich wirkloch sehr nervig und das kommt mir eigentlich nur in so sinnlosen Fächern wie Sozialmedizin und Co. unter. Gerade mein Fach (Medizin) bedient sich zum Glück einer sehr alten traditionsreichen Sprache und ich bin auch froh, dass das zum größten Teil auch heute noch so ist. Besonders abartig mit den Anglizismen ist es in allen Studienfächern, die was mit Informatik und Computern generell zu tun haben.
Da werden wirklich Begriffe benutzt, die meiner Meinung nach überflüssig und dämlich sind und teilweise können mir die Studenten nicht mal sagen, was das Ganze denn nun auf Deutsch heißt. Aber eventuell kann ich das in dieser Branche auch verstehen weil nun mal der PC im englischsprachigen Raum "geboren" wurde und dort auch massiv auf dem Vormarsch ist.
In allen normalen Bereichen des täglichen Lebens finde ich es wirklich überflüssig und auch irgendwo armselig, dass man so massiv versucht irgendwelchen Idealen aus Übersee nachzueifern, dass man nicht nur ihre Filme toll findet, egal wie hohl der Inhalt ist, sondern dass man auch noch ihre Sprache zu kopieren versucht in der lächerlichen Hoffnung, dadurch internationaler und cooler zu sein.
netti78 hat geschrieben:Aber in meinen Augen ist z.B. "Cranberry" ein unnötiger Anglizismus. Überall liest man "Cranberrysaft", "Cranberrymuffins", etc. Dass "Cranberries" aber eigentlich nichts anderes sind als Preiselbeeren, das ist offensichtlich vielen gar nicht klar.
Und dir scheint offensichtlich nicht klar zu sein das Cranberrys eben nicht das gleiche sind wie Preiselbeeren. Fälschlicherweise werden Cranberrys in Deutschland als (Kultur)Preiselbeere bezeichnet. Aber die deutsche Cranberry heißt Kranbeere und schmeckt anders als die gemeine Preiselbeere. Kannst ja mal einen Abstecher bei Wikipedia machen.
als Werber ist das Thema der Anglizismen ein ständiges. Meine Kollegen und ich versuchen, den englischen Sprachschatz soweit wie möglich aus allem auf deutsch Geschriebenen herauszuhalten, schon allein deshalb, um verstanden zu werden. Es ist schrecklich, was da auf uns eindrischt, vom Back Shop bis zum Bad Design. ja, tatsächlich, Bad Design leuchtet in Neon über einem Badezimmer-Einrichter hier bei uns in Hamburg.
Was mich besonders nervt, sind die falsch gesetzten "Apostrophs", die Auslassungszeichen. So sind Grüne's Leihhäuser einfach falsch, es kann sich nur um Grünes Leihhäuser handeln. Naja, möglicherweise gibt es wichtigere Themen, machte aber allemal Spaß, darauf zu antworten. Schönes Forum hier.
@otsego: Oh, das war mir jetzt nicht bekannt.
Wenn man auf Übersetzungsseiten wie dict.cc "cranberry" eingibt, erscheint neben der Kranbeere, die aber nur als im norddeutschen Sprachgebrauch geläufiger Begriff angeführt wird, auch die Preiselbeere.
Trotzdem könnte man allerdings dann zumindest den Begriff der Kranbeere verwenden, denn wenngleich sowohl Kranbeere als auch Cranberry dem Verbraucher vermutlich relativ wenig sagen, so kann man dennoch dem deutschen Begriff eine Chance geben.
ruemeland hat geschrieben:Was mich besonders nervt, sind die falsch gesetzten "Apostrophs", die Auslassungszeichen. So sind Grüne's Leihhäuser einfach falsch, es kann sich nur um Grünes Leihhäuser handeln.
Ich hoffe, ich schweife nicht zu sehr ab, wenn ich mich auch zu diesen unsäglichen Apostrophen äußere, die so häufig geworden sind. Mir dreht es jedes Mal den Magen um, wenn ich diesen begegne, witzig finde ich, dass er mittlerweile im Deutschen als "Deppen-Apostroph" bezeichnet wird. Klingt vielleicht herb, aber ich finde diese Bezeichnung sehr treffend.
Hallo,
also prinzipiell finde ich es nicht schlimm, wenn wir einige englische Wörter in unseren Sprachgebrauch aufnehmen. Noch vor ein paar Jahren hatte das auch noch nicht solch eine Überhand genommen, wie heute. Damals war es auch noch nicht so extrem, man hatte sich zum Beispiel von anfang an daran gewöhnt, Computer zu sagen, ohne großartig darüber nachzudenken. Shoppen zum Beispiel wird auch gut und gerne verwendet, was ich auch nicht weiterschlimm finde. Das kuriose ist ja, dass ich zum Beispiel Shoppen verwende, um auszudrücken, dass ich mich nach Kleidung, Elektronik, Bücher, etc. umsehe, während ich Einkaufen sage, wenn ich meine, dass ich mir Lebensmittel hole. Irgendwie schon kurios, wenn ich selbst darüber so nachdenke. Da sieht man erst, wie man sich an solche Ausdrucksweisen gewöhnt. Also generell finde ich es nicht schlimm, wenn wir einige Anglizismen übernehmen, aber definitiv ist es so, dass wir heutzutage viel zu viel englische Ausdrücke verwenden und so die deutsche Sprache nach und nach entfremdet wird. Schade eigentlich, weil ich finde, dass Deutsch eigentlich eine schöne Sprache ist und es mir nur recht wäre, wenn sie auch so erhalten bleiben würde.
Es gibt natürlich genügend unnötige Anglizismen, spontan würden mir solche einfallen wie Lifestyle (warum nicht einfach Lebensstil? Klingt das zu altbacken?), News (warum nicht Neuigkeiten verwenden?) oder Talkmaster ist auch nicht schlecht (Moderator klingt ja schließlich auch total komisch - ironisch gemeint). Spontan fallen mir dann auch noch Team ein (warum nicht Mannschaft?), Date (Verabredung? Was ist so schlimm an dem Wort?) oder Beauty (Schönheit klingt anscheinend nicht so spannend). Es ist manchmal schon eine regelrechte Flut von Anglizismen und ich denke mir, vorallem für Leute die die Englische Sprache nicht so gut beherrschen, stellt das teilweise schon ein Problem dar. Ebenso wäre es ja auch für mich, wenn auf einmal immer mehr französische Wörter übernommen werden würden, weil ich kein Wort französisch spreche und die Wörter nicht einmal richtig aussprechen kann. Wäre für mich ein blanker Horror! Zwar ist Englisch ja wirklich eine Art "Weltsprache" aber wir sprechen nunmal Deutsch, deswegen finde ich es einfach unsinnig, wenn man immer mehr und mehr englische Wörter benutzt. Sieht man ja auch zum Beispiel in Berufsbezeichnungen, da hat man ja den Customer Service Professional (was eigentlich nichts anderes darstellt als einen Kundendienstmitarbeiter, in einigen Branchen sogar einfach nur Telefonist), oder den Key Account Manager (ganz schlicht und einfach Kundenbetreuer) und jetzt werden auch noch an der Universität Titel wie Bachelor oder Master vergeben. Also wenn vor meinem Namen ein Master steht, finde ich das schon mehr als fragwürdig und irgendwie käme ich mir sicherlich blöd vor.
Generell bin ich auch der Meinung, dass man Anglizismen wirklich auf das notwendigste reduziert, und vielleicht auch auf all jene, die man auch in anderen Sprachen verwendet (also nicht nur in englischsprachigen Ländern). Aber diese regelrechte Flut von Anglizismen kann einem wirklich auf die Nerven gehen und ich hoffe mal, dass sich das irgendwann wieder einrenkt. Vieles von Anglizismen brauchen wir eigentlich nicht, und wir haben für die meisten Wörter auch gute deutsche Bezeichnungen. Verstehe nicht, warum wir nicht einfach dabei bleiben, und alles von der englischen Sprache übernehmen. Vielleicht, weil es toller klingt, als ein schlichtes Deutsch. Und wenn da eben Sale oben steht, statt Abverkauf, klingt das viel besser und nicht so eingeschlafen, wo kämen wir denn hin, wenn wir für solche Sachen weiterhin unsere Sprache verwenden würden? (Achtung: Ironie).
Wobei ich immer rot sehe, ist mein Lieblingsthema "Deppenapostroph", welches ja im Englischen (grammatikalisch richtig) recht geläufig ist. Ich kann ein wenig nachvollziehen, dass damit Besitz angezeigt wird, auch, wenn das meist nicht der richtigen Grammatik entspricht (mittlerweile gibt es ja Ausnahmen). Was ich aber richtig schlimm finde, ist, wenn der Plural apostrophiert wird. Letztens sah ich erst ein Schild vor einem Tierladen, auf dem "Graupapageibaby's" angepriesen worden. Bei sowas muss ich mich innerlich wirklich schütteln.
Oder Pronomen - da heißt es nun nicht mehr "nichts", sondern "nicht's". Ich würde am liebsten jedes Mal, wenn ich sowas an Geschäften entdecke, in den Laden gehen und den Besitzern mal erklären, was ein Apostroph eigentlich ist.
ich frage mich ehrlich, was daran so schwer zu kapieren ist. Da muss doch irgendjemand mit angefangen haben, und irgendwelche Gedankenlosen haben das dann ohne Hinterfragen übernommen. Ich kann mir irgendwie kaum vorstellen, dass Menschen, die derart schreiben und Apostrophe setzen, dieses Phänomen direkt aus dem Englischen übernommen haben, da ich ihnen, muss ich gestehen, nicht zutraue, dass sie sich überhaupt englische Texte durchlesen. Ich nehme an, da wird der Mist einfach wirklich nur gedankenlos übernommen.
Was englische Wörter im deutschen Sprachgebrauch angeht, bin ich zwiegespalten. Wörter wie "cool" zum Beispiel nutze ich auch fast täglich; aber Sachen wie "Facility Manager" statt "Hausmeister" sind doch wirklich überflüssig. Klar ändert sich Sprache ständig, und das ist auch gut so, aber bitte nicht in diese Richtung. Das Tollste daran ist ja auch, dass Menschen sehr häufig mit Anglizismen um sich werfen, weil es einfach wissender und seriöser klingt. Diese Menschen wissen meistens aber gar nicht, worüber sie da eigentlich reden, Hauptsache, es klingt nach was Wichtigem. Und was in einem langen Schachtelsatz mit 5 Anglizismen gesagt ist, kann genauso gut in einem deutschen Satz gesagt werden, den man gleich beim ersten Hören versteht. Das fällt mir an der Uni teilweise sehr auf, vor allem in Referaten. Es scheint, als wollte der Student damit einfach überspielen, dass er Defizite hat.
netti78 hat geschrieben:Aber in meinen Augen ist z.B. "Cranberry" ein unnötiger Anglizismus. Überall liest man "Cranberrysaft", "Cranberrymuffins", etc. Dass "Cranberries" aber eigentlich nichts anderes sind als Preiselbeeren,
Weil das auch nicht der Fall ist. Das sind zwei ganz unterschiedliche Pflanzen. Cranberries sind Kranbeeren früher bekannter auch als Moosbeeren. Preisselbeeren heißen im Englischen Cowberry. Es gibt aber unsinnigere Anglizismen als Cranberry, zB. Event oder Sale.
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