Sprachkenntnisse - und deren Selbsteinschätzung

vom 25.06.2011, 01:47 Uhr

Ein Thema, bei dem mir schon früh auffiel, dass jeder dort seinen eigenen Maßstab hat! Ich hatte Englisch in der Schule, wie wohl die meisten. Aber selbst da gibt es ja schon riesige Unterschiede. Manch andere hatten ebenso lange Englischunterricht, können sich aber gar nicht verständigen. Die Verständigung klappt bei mir, aber auch nur so lange, wie man sehr langsam, deutlich und in einfachen Sätzen mit mir spricht. Manchmal habe ich das Gefühl, dass der Wortschatz von muttersprachlichen Kindergartenkindern größer ist. Wenn also irgendwo "fluent english" verlangt wird, fühle ich mich nicht angesprochen.

Des öfteren ist mir aber schon aufgefallen, dass andere dies oftmals anders handhaben. Vor einem spontanen Jobgespräch kürzlich trichterte mir eine Bekannte ein, ich solle mein Licht nicht unter den Scheffel stellen, mir selbst mehr zutrauen und nur Positives erwähnen- wie eigentlich üblich in Bewerbungsgesprächen. Nun hatte ich allerdings ein Gegenüber, das perfekt in Englisch ist und sich in einigen anderen Sprachen verständigen kann. Trotzdem ging ich recht offensiv daran, erklärte das Englisch sich ja auch schnell entwickelt im täglichen Gebrauch, ich mich auch früher schon in internationalen Teams verständigen konnte und zudem vor Ort (es ging um einen Auslandsjob) mit den Einheimischen auch eher einfaches Englisch gesprochen wird. Dies wurde auch bejaht, allerdings gäbe es ja auch englischsprachige Gäste. Oups, dies war ein Punkt den ich weniger bedacht habe. Allerdings bringt es doch beide Seiten nicht weiter, wenn ich mich als perfekt verkaufe und dann im Job nicht klar komme oder?!

Mittlerweile wird Englisch für immer mehr Positionen benötigt und oftmals sind andere Sprachen von Vorteil- vor allem in Jobs, für die ich mich interessieren. Und ich stehe jedes Mal vor dem Problem, wie ich meine Sprachkenntnisse einordne. In Weiterbildungen habe ich Leute kennengelernt, die wesentlich weniger konnten als ich und dennoch ihre Kenntnisse mit "sehr gut" einstuften. Ebenso werden teilweise Grundkenntnisse in Sprachen angegeben, die man gerade mal als solche identifizieren kann. Wenn ich Französisch oder Italienisch höre, weiß ich auch, dass es sich um diese Sprachen handelt- trotzdem fiele mir nicht im Traum ein diese als Sprachkenntnisse anzugeben!

Wie handhabt ihr das? Mir ist ja durchaus bewusst, dass Firmen oftmals mehr fordern, als dann wirklich benötigt wird. Aber eben nicht jedes Unternehmen. Wenn ich daran denke, dass ein Unternehmen Kommunikation auf Englisch erwartet, dann sollte dies meiner Meinung nach schon perfekt sein, oder?

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» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Englisch war in der Schule eins meiner Lieblingsfächer und als ich die normale Schule verließ um eine Ausbildung zu beginnen, habe ich relativ fließend normales Englisch gesprochen. In meiner Ausbildung wurde dann noch Business English gelehrt, das war für mich eine Herausforderung. Allerdings musste ich es mir wirklich beibringen, denn ich wollte eine Prüfung zur "Fremdsprachenkorrespondentin in Englisch" machen. Dazu gehörte nicht nur etwas zu verstehen, ich musste Diktate in Englisch schreiben, ich musste Konversation betreiben, Briefe schreiben und zwei Texte in die jeweils andere Sprache übersetzen können. Das erfordert sehr viel Wissen, sehr viel Können. Damals habe ich mir das nicht nur durch den Lernstoff beigebracht, ich habe zusätzlich Englische Zeitschriften gelesen, Englische Nachrichten angesehen und versucht zu verstehen.

Ich würde heute, wenn ich mich bewerben müsste, mein Englisch als Mittelstufe einstufen, da ich schon länger kein Englisch mehr hatte, da das in meinem derzeitigen Job nicht benötigt wird. Da ich mich aber damit nicht zufrieden geben möchte, habe ich nun vor, wieder häufiger Englische Bücher zu lesen, um hier wenigstens mein Englisch nicht zu verlernen. Dann möchte ich mal wieder ein paar Fachzeitschriften in Englisch kaufen und lesen, um auch mein Geschäftsenglisch nicht zu verlernen und sogar zu verbessern. Dann komme ich wieder zum Status "fließend" zurück, bei dem ich momentan nicht mehr bin.

Wenn dir das Probleme bereitet mit dem Englisch, du aber häufig darauf angesprochen wirst bei Bewerbungsgesprächen, solltest du dein Englisch vielleicht auch anfangs mit etwas leichter Literatur auffrischen und das Niveau immer mehr steigern. Das wird sich dann beim Bewerbungsgespräch sicherlich positiv auswirken, wenn du sagen kannst, dass du dein Englisch immer auf dem laufenden hältst. Eigeninitiative kommt gut an bei Unternehmen, die erwarten, dass man sich gut verständigen kann.

Du solltest auf keinen Fall sagen, dass du besser Englisch kannst, als es tatsächlich ist. Wenn du mal Pech hast, wird ein Teil des Bewerbungsgespräches in Englisch geführt und dann zeigt sich relativ schnell, wie dein Englisch wirklich ist. Oder es zeigt sich im Job dann, wenn du eingestellt wirst und du wirst während der Probezeit wieder gekündigt, weil dein Englisch unzureichend ist. Bleib lieber ehrlich, aber tue vielleicht gleichzeitig etwas dafür, dass dein Englisch besser wird. Das kannst du mit wenigen Mitteln erreichen.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Dein Freund der dir geraten hatte nicht so zu untertreiben was deine Englischkenntnisse angeht hatte ja grundsätzlich recht aber was ich nicht ganz verstehe ist wenn man kein fließendes Englisch spricht warum man sich dann überhaupt für einen Auslandsjob bewirbt? Indem du in dem Gespräch gelogen hättest, würdest du dir doch sicher keinen gefallen tun indem du behauptest du würdest alles verstehen. Dein Arbeitgeber vertraut dir und schickt dich da hin und hat damit auch seine Kosten und du bist in einem fremden Land und verstehst keinen. Daher solltest du wohl nicht zu viel übertreiben aber natürlich auch nicht untertreiben.

» Y2K999 » Beiträge: 68 » Talkpoints: 10,64 »



Mir ist auch schon aufgefallen, dass es bei Sprachkenntnissen oftmals große Unterschiede gibt. Natürlich sollte man sich nicht schlechter darstellen als man ist, aber gerade bei Sprachkenntnissen sollte man meiner Meinung nach auch ehrlich sein und nicht übertreiben.

Ich hatte bei Bewerbungen meine Englischkenntnisse als "fließend" angegeben und bei Französisch nur "Grundkenntnisse" oder "Schulkenntnisse". Durch einen Auslandsaufenthalt spreche ich fließend Englisch, bei reinem Schulenglisch würde ich die Sprachkenntnisse niemals als "fließend" bezeichnen. Französisch hatte ich fünf Jahre lang in der Schule, war immer nur durchschnittlich, nie besonders gut. Mehr als gute Grundkenntnisse habe ich deshalb nicht vorzuweisen.

Ich habe auch ein halbes Jahr lang Spanisch gelernt, da ist jedoch so gut wie gar nichts hängen geblieben, sodass ich dies in den Bewerbungen überhaupt nicht angegeben habe. Denn wenn ich Grundkenntnisse in Spanisch angegeben hätte, könnte man ja von mir erwarten, zumindest einfache Sätze zu bilden und zu verstehen und einigermaßen zu kommunizieren. Da ich das jedoch nicht kann, habe ich auch keine Grundkenntnisse in dieser Sprache.

Um diesem Problem aus dem Weg zu gehen, kann man auch angeben, wie lange man die jeweilige Sprache gelernt hat. So muss man sich nicht unbedingt selbst einstufen und muss auch nicht lügen.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Vampirin hat geschrieben:Das wird sich dann beim Bewerbungsgespräch sicherlich positiv auswirken, wenn du sagen kannst, dass du dein Englisch immer auf dem laufenden hältst. Eigeninitiative kommt gut an bei Unternehmen, die erwarten, dass man sich gut verständigen kann.

Och das kann ich als Postcrosserin ja jetzt schon :D . Als Teilnehmerin eines internationalen Postkartenprojektes kommuniziere ich dabei ja ausschließlich auf Englisch. Zudem habe ich seit früher Jugend immer englischsprachige Brieffreunde gehabt. :wink:

Y2K999 hat geschrieben:Dein Freund der dir geraten hatte nicht so zu untertreiben was deine Englischkenntnisse angeht hatte ja grundsätzlich recht aber was ich nicht ganz verstehe ist wenn man kein fließendes Englisch spricht warum man sich dann überhaupt für einen Auslandsjob bewirbt?

Nun, ich war vor einigen Jahren ja selbst ein Jahr im Ausland, davon die meiste Zeit mit einem spanischen Arbeitgeber, wo untereinander hauptsächlich englisch gesprochen wurde. Als ich mich damals dort beworben hatte und erfahren habe, dass nicht nur untereinander Englisch gesprochen wird, sondern auch die 10-tägige Schulung auf Englisch stattfindet, war ich schon besorgt und überlegte gar, ob ich mir die Fahrt sparen sollte, da dies eh nur schiefgehen konnte. Und musste vor Ort dann feststellen, dass einige andere das Niveau hatten, wie talentierte Schüler nach der fünften Klasse. Einige waren auch ziemlich perfekt, allen voran drei schwedische Mädels, in skandinavischen Ländern scheint man allgemein besseres Englisch zu sprechen.

Dies war auch eines der ersten Male, dass es mir auffiel, wie andere teilweise übertreiben. Letztendlich waren wir alle keine Nativ-Speaker, die irgendwie versuchten sich untereinander zu verständigen. Aber nicht nur dort gaben einige im Vorfeld an, Englisch quasi perfekt zu können. Ähnliche Erfahrungen machte ich immer wieder. Schon mehrfach saß ich in Klassen, wo es auch ums Englischlernen ging. In einem Kurs gab es sogar jemanden, der im Vorfeld schon jammerte, dass ihn das ja alles total langweilen werde, ihn der quer durch Amerika gereist ist- letztendlich hatte er beim TOEIC-Test schlechter abgeschnitten als ich. Bei ihm war dann natürlich die Tagesform, die Umgebung, die australische Aussprache der Sprecher, die niedere Technik des Players schuld.

SuperGrobi, mit Spanisch geht es mir genauso wie dir, wobei ich sogar als Teenie drei Semester bei der VHS war und später in Spanien lebte. Da ich mich nur auf Englisch verständigt habe, hatte ich kaum etwas gelernt. Irgendwann einfache Sätze verstanden, aber das hat mit Sprachkenntnissen für mich nichts zu tun und nicht nur weil es bald ein Jahrzehnt her ist, gebe ich dies nicht an. Nur scheint es bei vielen eben anders zu sein. Wer ein paar Schimpfwörter vom türkischen Kollegen lernte, hat türkische Grundkenntnisse, wer sich irgendwie verständigen kann, gibt nicht selten an fließend. Zur ähnlichen Handhabe wurde mir gar in einigen Bewerbungstrainings geraten!

Dabei finde ich eine Einstufung, wie jene von Vampirin viel passender. Wenn auch Mittelstufe für eine "Fremdsprachenkorrespondentin in Englisch" auch nach jahrelanger Abstinenz etwas untertrieben zu sein scheint. Bei Bewerbungen ärgert es mich allerdings manchmal, wenn ich mich ehrlicher Weise einschätze, während andere völlig überzogene Angaben machen - es wird ja dann meist nicht nur bei den Sprachkenntnissen übertrieben.

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» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich bin auch der Meinung, dass man bei einer Bewerbung nicht untertreiben sollte. Wenn du zwischen 2 schwangst, nimm dass bessere. Wenn Englisch für den Job später wichtig ist, werden sie dein Englisch testen. Maßlos übertreiben solltest du aber auch auf keinen Fall, weil dass macht definitiv einen schlechten Eindruck, wenn du angibst du sprichst fließend Englisch und kannst dann nicht einmal normale Sätze bilden, wird dass auffallen.

Ich hab gelesen, dass jemand meinte warum du dich überhaupt auf einen Auslandjob bewirbst. Ich finde dass gut, und du solltest, nicht nur wegen mangelnder Englischkenntnisse dir so eine Chance entgehen lassen. Innerhalb von einer Woche, wirst du keine Verständigungsschwierigkeiten mehr haben. Dass weiß ich aus eigener Erfahrung. Mein Englisch war auch nicht gerade gut, als ich zum arbeiten in die USA gegangen bin und habe es gut gemeistert.

Zum Thema Spracheneinschätzen, dass ist natürlich schwer, denn es gibt keinen festen Maßstab dafür. Aber ich denke die meisten können dass schon recht gut einschätzen.

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich hatte auch Englischunterricht in der Schule und das ganze neun Jahre lang, was uns da beigebracht wurde ist natürlich eine Menge, von den Anfängen einer neuen Sprache bis zu Gedichten von William Shakespeare und Co. Das heißt natürlich noch lange nicht, dass man Englisch kann oder sehr gut kann.

Ich merke gerade auch in meinem Umfeld, in meinem Studium und während meiner Praktika, dass Englisch von essentieller Bedeutung in der Wirtschaft ist, ich wusste das zwar schon vorher, aber das am eigenen Leid sozusagen zu erfahren, ist noch mal etwas anderes. Ich persönlich spreche recht gerne Englisch, ich gucke mir auch ab und zu Filme oder Serien auf Englisch an, sodass ich schon einiges mitbekomme, wenn recht schnell geredet wird. Natürlich verstehe ich nicht alles, vor allem nicht, wenn schnell und/oder mit einem Akzent geredet wird. Nebenbei habe ich auch schon freiwillig den einen oder anderen Weiterbildungskurs in Englisch besucht, sodass das Wissen auch immer präsent bleibt.

Nichtsdestotrotz habe auch ich Defizite in meinem Wortschats, meiner Aussprache etc., sodass ich nicht sagen könnte, dass ich diesbezüglich die Weisheit mit Löffeln gegessen habe. Meiner Meinung nach bedarf es eines lebenslangen Lernens, wenn man eine Fremdsprache wirklich beherrschen möchte, denn es nützt ja nichts, wenn man das Wissen über Vokabeln, Grammatik etc. hat, aber kein einziges Wort aussprechen kann. Ich schätze zwar meine Englischkenntnisse recht gut ein (am besten kann man die aber auch anhand verschiedener Zertifikate oder Zusatzkurse, die man gegebenenfalls macht, einschätzen, auch gibt es verschiedene Englischtests, die international anerkannt sind und somit eine Einstufung in ein bestimmtes Level möglich ist), aber auch ich kann in vielen Dingen besser werden und das ist mir auch durchaus klar.

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» Tassadar » Beiträge: 1245 » Talkpoints: -1,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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