Dopamin direkt einnehmen

vom 05.08.2009, 22:32 Uhr

Wir alle wissen ja, dass Dopamin ein Hormon ist welches uns glücklich fühlen lässt. Ich weiß, dass durch Drogen auch Dopamin ausgeschüttet wird aber gibt es keine Möglichkeit nur die Hormone einzunehmen? Es gibt ja zahlreiche Hormone die man einnehmen kann wieso nicht Dopamin? Ist gesund und man braucht nicht zu so einem Dreckszeug wie Heroin zu greifen.

Im Endeffekt wäre es auch als Droge zu benennen, da man immer mehr davon haben will. Lassen wir die moralischen Aspekte weg. Ich will wissen, warum es so etwas nicht auf dem Markt gibt und stattdessen die Leute zu harten Drogen greifen?

» vathilakos » Beiträge: 34 » Talkpoints: 27,05 »



Erstmal gibt es Dopamin in Tablettenform (bzw. die Vorstufe davon). Unter anderem werden damit Parkinson-Patienten behandelt, bei denen ja die Dopamin-Synthese gestört ist.

Der einfache Grund, warum es nicht als Droge konsumiert wird ist, dass es nicht glücklich oder etwa high macht. Trotz seines Rufs als "Glückshormon" ist die Wirkung zu komplex, um sich damit einen billigen Kick zu verschaffen. Gleiches gilt auch für Serotonin und Endorphin, die zwar an Rauschreaktionen beteiligt, nicht aber Auslöser für diese sind. Die nebenwirkungsfreie Glücksdroge, wie "Soma" in Huxleys "Schöne neue Welt", gibt es leider (oder zum Glück) nicht.

» istdasso » Beiträge: 211 » Talkpoints: -0,29 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Die Blut-Hirnschranke macht die Einnahme von Dopamin unmöglich. Die von istdasso angesprochene Vorstufe wird als L-Dopa gehandelt und kann die Schranke passieren um dannach im ganzen Hirn die Dopamin-Ausschüttung anzukurbeln.

In der richtigen Hirnregion, dem Präfrontalen Cortex, wird Dopamin aber wirklich Gefühle auslösen, die mit extremsten Glücksgefühlen ein unglaubliches High auslösen. Allerdings ist "Glück" vielleicht das falsche Wort. Das wird nämlich durch dabei ausgeschüttete endorphine (körpereigene Opiate) hervorgerufen. Triebbefriedigung trifft es vielleicht besser ?

Die Nachteile sind auch ein wenig anders, als von meinem Vorschreiber geschildert. Bei jeder derartigen Überflutung des Hirnes mit künstlich zugeführten Neurotransmittern ( so nennt man Hormone dann, wenn sie nicht in der Blutbahn ihre Arbeit verrichten, sondern im Hirn) kommt es zu dem selben Problem: Die überfluteten Neuronen drosseln ihre zukünftige Erregbarkeit herunter indem sie die Anzahl an Andockstationen für Dopamin (oder jeden anderen Neurotransmitter) verringern. Folge: Bei der erneuten Einnahme von z.B. Kokain wird trotz der gleichen Menge an Dopamin weniger gespürt, weil die verringerte Anzahl an Andockstationen auch weniger Reize weiterleiten kann - egal wieviel Dopamin noch herumschwimmt und andocken will. Dieses geringere High-Gefühl wird von Ratte wie auch Mensch immer gleich beantwortet: MEHR!

Dieses MEHR wird die Abstumpfung allerdings nur beschleunigen, weil die Synapsen die schon verringerte Zahl der Andockstation noch weiter herunterschraubt. Bei 90 Öcken fürs Gramm Kokain kann sich nur noch ein Banker die systematische Abstumpfung seines Hirns leisten. Schlimmer noch: Ohne die Droge wird es die Hölle. Warum? Die viel geringere Menge an Dopamin, die sonst als natürliche Belohnung unser Handeln antreibt, reicht nicht mehr aus, um uns auch nur ein Fitzelchen zu motivieren. Eine ziemlich teure selbst-gebastelte Depression ist die Folge. Wenn die Dopamin-FLut nicht zu groß war, wird sich unser HIrn zwar wieder regenerieren können - aber das dauert. Und die Zeit bis dahin wird die mieseste eures Lebens sein.

Ein unangenehmer Nebeneffekt von selbst-verschriebener Dopamineinnahme ist eine Kleinigkeit, die als Schizophrenie bekannt ist. Künstlich aus L-Dopa erstelltes Dopamin geht nämlich nicht nur an die erwünschte Stelle, sondern verteilt sich im gesamten Hirn. Und eine dieser Stellen wird bei zu hoher Dopaminmenge schizophrene Zustände auslösen, die nicht von einer "normalen" zu unterscheiden sind. Und was ist die Hauptbeschäftigung von Schizophrenen, wenn sie mal einen klaren Moment haben? Richtig! ein Selbstmordversuch.

Ich würde Dir also lieber etwas weniger risikoreiches wie Masturbation vorschlagen. Oder "Lernen". Solange das nämlich nicht in der Schule erzwungen wird, ist es eines der stärksten Mittel, uns glücklich zu machen. Fang am besten damit an, etwas über Dein Hirn zu erfahren. die leicht zu ergoogelnde Sendung "Geist und Gehirn" ist sicher ein guter Anfang. Und danach gib dir die ebenfalls bei youtube zu findende Vorlesung von Robert Sapolsky . Die wird dich unglaublich beflügeln. Kostenlos. Ohne Hirnschaden, oder Folgedepression.

» Actioncoordinator » Beiträge: 1 » Talkpoints: 1,93 »



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^