Mehrere Tote und Verletzte bei der Love Parade 2010
Morgaine hat geschrieben:Diamante hat geschrieben:Angeblich wollen sie eine zweite Massenpanik verhindern und wollen deswegen weitermachen.
Gut, das wäre ein einleuchtender Grund, dennoch hätte man doch anfangen können, von hinten aufzuräumen und die Massen in Gruppen fort zubringen. Es kann doch nicht sein, dass es nur diesen einen Ausgang (eben durch jenen Tunnel) gibt. Kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen.
Das man nicht sofort abbricht, war die einzige richtige Entscheidung an diesem Tag. Das ist aber ein durchaus übliches Verhalten, zumal in Duisburg dazu nicht nur das Problem der fehlenden Entfluchtung bestand und es wohl kaum sinnig gewesen wäre, hunderttausende durch den Unglückstunnel zu jagen, wo die Rettungskräfte im Einsatz waren, sondern auch dahinter/davor gab es kein Wegkommen. Der Zugverkehr war für Stunden weiträumig gesperrt und wirkte sich auf die ganze Region aus. Wo hätten die Leute also hingehen sollen? Der Duisburger Hauptbahnhof ist erst recht nicht für zig tausende von Menschen ausgelegt. Noch spät am Abend kamen die Züge dort schon ziemlich überfüllt an, da selbst im 50 entfernten Kilometer Düsseldorf am Bahnhof sich Massen stauten.
Während zum Beispiel in Berlin ganz normal Fernzüge fuhren, wurden diese im Ruhrpott bereits bei der Planung großräumig umgeleitet und auch die Innenstadt war nicht auf Massen eingestellt, weil es sich erstmals um ein abgezäuntes Gelände handelte.
Ich bin Duisburgerin und war auch früher Loveparade Besucherin. Aber das was unter Lopavent stattfand, hatte mit dem, was ich damals in Berlin erlebte nichts mehr zu tun. Selbst wenn alles reibungslos verlaufen wäre, ist ein unbekannter Schotterplatz, wo bereits im Vorfeld davor gewarnt wurde, möglichst keine offenen und/oder hochhackigen Schuhe zu tragen für mich kein Loveparade-Gelände. Auch die Bilder der Besucher im Ruhrgebiet haben für mich nichts von dem Flair in Berlin ausgestrahlt. Und ein abgeschlossenes Gelände ist für mich auch keine Love-Parade, nur weil jemand den Namen gekauft hat. Da war nichts, wo ich als Duisburgerin stolz drauf gewesen wäre, wie in diesem Thread behauptet wurde. Im Vorfeld dachte ich mir alltäglich, dass es doch nicht sein kann, zwischen Jugendlichen in Feierlaune und wichtigen Bahnschienen einen einfachen Bauzaun aufzustellen. Vor allem, wenn man bedenkt, was in Berlin alles erklettert wurde. Am Tiergarten kam dort einmal ein riesiger Ast mitsamt Kletterer herunter (immerhin waren sofort Rettungskräfte zur Stelle), als ich die Mauer zum Tiergarten überquerte. Auch saßen auf jeder hohen Straßenlaterne Menschen und rund um die Veranstaltung kam es auch in Berlin zu Unglücksfällen und soweit ich weiß auch Toten.
Aber dort standen auch an jeder Ecke Rettung- und Sicherheitskräfte und selbst auf den Wagen wurde penibel auf Sicherheit geachtet. Auf einem zweistöckigen Wagen, wo ich einmal live dabei sein konnte, durften immer nur begrenzt Leute nach oben und viele Meter vor einer Brücke war Kopfeinziehen angesagt. Darauf haben scheinbar mehr Leute geachtet, als in Duisburg auf den Tunnel.
Es war der größte Fehler die LP von Berlin in den Ruhrpott zu verlegen. In Berlin ist in den ganzen Jahren nie etwas passiert. Da ist einfach mehr Platz um den Menschen auch Fluchtwege zu ermöglichen. Das Gelände 2010 war von der Größe her schon ein Witz und dann zusätzlich den Ein/Ausgang in einen Tunnel zu legen ist generell schon fahrlässig.
Was mich persönlich jetzt nur nervt ist, dass jetzt alle Feste komplett umgeplant werden wegen der angeblichen Sicherheitsmängel. Bei einigen Festen wo nie was passiert ist, nicht mal im Ansatz eine Panik oder ähnliches, wird jetzt massig umgebaut zu Lasten der Besucher und Aussteller.
dieschatten hat geschrieben:Was mich persönlich jetzt nur nervt ist, dass jetzt alle Feste komplett umgeplant werden wegen der angeblichen Sicherheitsmängel. Bei einigen Festen wo nie was passiert ist, nicht mal im Ansatz eine Panik oder ähnliches, wird jetzt massig umgebaut zu Lasten der Besucher und Aussteller.
Es sind oftmals keine angeblichen Sicherheitsmängel, sondern ganz reale und gravierende Mängel. Nur weil etwas jahrelang gut gegangen ist, bedeutet dies nicht, dass es auch sicher war! Aber dies ist ein anderes Thema. So habe ich sehr wohl auch schon lange vor der Love-Parade in Duisburg Sicherheitsrisiken wahr genommen. Und nur weil zum Beispiel ein Dach einer Eishalle noch gut aussieht und lange hielt, bedeutet dies nicht, dass es nicht dennoch ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellen kann!
Schnapp dir nur mal ein paar anständig gekleidete Leute und ein paar Klemmbretter und laufe bei Eröffnung über einen Weihnachtsmarkt oder ein Stadtfest. Wenn du dir dann noch ein paar Gullideckel oder Wasserleitungen genauer anschaust oder gar fotografierst, merkt man schnell wie manche Standmitarbeiter plötzlich das dringende Bedürfnis haben mit ihrem Vorgesetzten zu telefonieren oder manche Hilfskräfte gar plötzlich zu Kunden werden!
Es ist wirklich schrecklich, was letztes Jahr an der Loveparade in Duisburg passiert ist. Einen schrecklicheren Tod kann es eigentlich nicht geben: zerquetscht oder totgetrampelt zu werden. Und jetzt, schiebt jeder die Schuld auf die anderen: der Oberbürgermeister von Duisburg, der die Loveparade auf jeden Fall in seiner Stadt haben wollte, schiebt die Schuld auf die Polizei von Duisburg. Die Duisburger Polizei schiebt es auf die Organisatoren der Loveparade, und die schieben es wieder auf den Oberbürgermeister oder die Polizei. Ich finde alle könnten einsehen, dass sie einen Fehler gemacht haben.
Ich fand diese Tragödie auch sehr schlimm. Viele Menschen sind einfach gekommen um dort zu feiern. Jedoch hat sich diese Veranstaltung ganz anders entwickelt und wurde zu einer richtigen Tragödie, die sogar viele Opfer gefordert hat.
Ein Jahr später wurde immer noch niemand dafür verantwortlich gemacht. Viele behaupten ja, das der Bürgermeister den Antrag für diese Veranstaltung überhaupt nicht hätte unterschreiben dürfen. Aber ich finde ein Bürgermeister einer so großen Stadt, wie Duisburg, hat viele andere Verantwortungen und hat für solche Dinge eigentlich seine Mitarbeiter. Am Ende macht er einfach nur seine Unterschrift darunter.
Außerdem heißt es jetzt, dass es keine Love Parade mehr geben soll. Das ist in meinen Augen auch völlig unnötig. In der Schweiz findet die Street Parade statt, was eigentlich genau das gleiche ist. Aber da es in der Schweiz ist, ist das eigentlich auch nicht die Sache der Deutschen. Aber in Freiburg im Breisgau hat sich dieses Jahr auf dem jährlichen Sea of Love Festival etwas ähnliches abgespielt. Dort wurden auch Tausende von Menschen durch einen nur sehr engen Gang geführt. Die Getränke sind dort auch so weit ich weiß ausgegangen.
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