Bewerbung mit X Unbekannten + Anrede
Ich habe es mal wieder geschafft und den netten Hinweis bekommen, mich doch bei Interesse bewerben zu dürfen. Soweit, so schön. Nur gibt es da ein Problem, mit dem ich schon öfters in ähnlicher Form konfrontiert war, bzw. eigentlich sogar zwei.
Beginnen wir mit der Anrede. Ich bewerbe mich immer wieder in Branchen, wo es nicht nur üblich ist die Kunden zu duzen und sich die Mitarbeiter untereinander duzen, sondern auch den Chef. Bei persönlichen Gesprächen, hauptsächlich auf Messen, habe ich es dann meist offen gelassen und abgewartet, ob ich direkt geduzt werde, was immer der Fall war. Einige Mal hieß es dann nach einem kurzem Dialog ich solle doch bitte schriftliche Bewerbungsunterlagen einreichen. Manchmal gab es dazu sogar noch einen anderen Ansprechpartner, so nach dem Motto "Schick doch dem Dennis mal deine Unterlagen, hier hast du die Adresse". Diese besteht dann natürlich schon aus Vor- und Nachnamen, unabhängig davon ob es eine Postadresse ist oder eine E-Mail-Adresse. Und da beginnt dann mein Problem! Schreibe ich dann dem Dennis einen lockeren Text a la "Hallo Dennis, auf der Messe xy habe ich von Daniel erfahren, dass Ihr noch Mitarbeiter für xy sucht und bin sehr interessiert...." Oder ermittele ich den Nachnamen von meinem Gesprächspartner vor Ort und schreibe im Stil von "Sehr geehrter Herr Meier, wie ich von Herrn Müller erfahren habe..."
Neben der Frage des Vor- oder Nachnamens, wo es für mich nicht unerheblich ist, dass sich die Leute teilweise nur mit Vornamen vorstellen, kommt dazu, dass eben sonst auch alles per du läuft. Also wenn es zum Gespräch kommt, heißt es dann zuerst "Möchtest du einen Kaffee?". Was würdet ihr machen?!
Als wenn das noch nicht genug wäre, kommt aktuell mal wieder hinzu, dass ich vorhin über ein Netzwerk einen Kontakt hatte, der auch mit einer Bewerbungsadresse endete. Ebenfalls von einer anderen Person, als jener mit der ich geschrieben habe. Allerdings handelt es sich um einen Familienbetrieb. Aber auch da kann ich doch nicht schreiben "Ihr Sohn teilte mir im Internet mit, dass Sie eventuell Mitarbeiter suchen" oder? Oder noch "schlimmer": "Dein Sohn hat mir bei Xing mitgeteilt, dass du mich vielleicht einstellen möchtest und geschrieben, ich soll mal nachfragen".
Womit wir beim nächsten Punkt wären. Ich soll nun mal meine Unterlagen schicken, habe aber nicht mal eine Ahnung, für welche Position, da es das Unternehmen in der Form noch nicht gibt. Soweit ist das ja nicht unbedingt ein Problem, wenn ich mich denn für einen Bereich bewerben könnte, den ich gelernt habe (wobei es selbst da mittlerweile teilweise unterschiedliche Begrifflichkeiten gibt, was früher eine Bürokauffrau war heißt heute schon mal Office-Managerin oder Back-Office-Mitarbeiter).
Aber ich habe keine Ausbildung in den Berufen, die es dort geben wird. Ich möchte gar nicht zu genau ins Detail gehen, nehmen wir also einfach mal an, es wird ein Hotel. Ich könnte mir vorstellen mich an am Empfang oder auch der Gästebetreuung schnell einzuarbeiten, wäre aber auch bereit ggf. in anderen Bereichen zu arbeiten. Wie gesagt, vor ähnlichen Problemchen stand ich schon öfters mal, teilweise geht es mir auch bei Initiativbewerbungen so!
Manch einer denkt nun vielleicht, das kann alles nichts werden, stimmt´s? Mir kommt dabei u.a. ein Kollege in den Sinn, der damals an der Rezeption arbeitete und ich ihn dort direkt an seinem ersten Tag traf. Wir freundeten uns an und so erfuhr ich schnell, dass er keinen blassen Schimmer von seinem Job hatte, da er sich eigentlich initiativ als Tauchlehrer beworben hatte, aber eben auch erwähnte, dass er sich vorstellen könne, in anderen Bereichen zu arbeiten. Als er einen Anruf bekam, rechnete er mit einem Vorstellungstermin und war kurze Zeit später alleine nach einer kurzen Einführung an der Rezeption. Es war ein Italiener, ich habe keine Ahnung, was er in seiner Bewerbung genau geschrieben hat, aber nicht nur diese Begegnung zeigte mir, dass es sehr wohl möglich ist. Nur hab ich gerade keine Ahnung wie!
Trisa hat geschrieben:Was würdet ihr machen?!
Ich würde in der Bewerbung auf jedenfall erstmal die höfliche Variante wählen und den Ansprechpartner siezen. Du sagst, dass du jemanden auf einer Messe kennen lernst, ihr euch duzt und du dann eben einen Ansprechpartner genannt bekommst, dem du deine Unterlagen schicken sollst. Diesen kennst du doch aber absolut nicht, und selbst wenn du Werner auf der Messe duzt, heißt das ja nicht, dass Karl aus der Personalabteilung das auch so toll findet.
Auch in deinem Fall mit dem Kontakt über dieses Netzwerk. Wie kommst du darauf, dass du jeden duzen kannst, nur weil du, beispielsweise in dem Fall, den Sohn kennst? Du kannst ja vielleicht gerne erwähnen, dass der Sohn dir diese Adresse gegeben hat, aber den Ansprechpartner definitiv siezen!
Trisa hat geschrieben:Womit wir beim nächsten Punkt wären. Ich soll nun mal meine Unterlagen schicken, habe aber nicht mal eine Ahnung, für welche Position, da es das Unternehmen in der Form noch nicht gibt.
Kannst du da nicht nochmal nachfragen, was eigentlich genau gesucht wird? Oder du schreibst deine Bewerbung erst mal neutral, beziehungsweise erwähnst halt, dass du weißt, dass Stellen gesucht werden, beschreibst was du kannst und was nicht, und fragst eben, ob es für dich nicht irgendwas gebe.
Auf jeden Fall würde ich in Bewerbungen nur die höfliche Variante wählen und auch wenn es heißt, dass es üblich ist den Chef zu duzen erst darauf warten, dass er es mir persönlich anbietet. "Hallo Dennis.." klingt nicht nach einer Bewerbung, sondern nach einem Brief dem du einen Kumpel schickst, dabei kennst du diese Person ja nicht mal. Ich denke mit der Höflichkeitsform bist du immer erst mal auf der sicheren Seite.
@Trisa! Ich verstehe schon, was du meinst. Aber dennoch solltest du in offiziellen Anschreiben das "Sie" verwenden. Selbst, wenn du in der Firma alle Mitarbeiter duzt, so würdest du im Falle eines offiziellen Anschreiben keinen Brief bekommen, indem steht "Hallo Udo! Leider muss ich dir eine Abmahnung erteilen". Der Brief wird dann offiziell, auch, wenn der Chef dich mit "Du" anredet, mit der Anrede "Sehr geehrter Herr Schmidt" beginnen.
Bei Anschreiben, die wirklich offiziell sind, sollte man niemals mit "Du" ansprechen. Selbst Geschäftspartner untereinander, die sich immer mit "Du" anreden würden in einem offiziellen Brief immer das "Sie" verwenden.
Danke für die erste Rückmeldung! Ich kann das auch gut nachvollziehen. Stoße nur immer wieder darauf, dass eben auch geduzt wird, also das man mir beispielsweise sagt "schreib eine Mail an den Werner" und nicht "an Herrn Müller". Wobei dies ja nur eine Möglichkeit ist. Manches Mal ist der Ansprechpartner auch derjenige, der die Bewerbung bekommt. In der Vergangenheit habe ich das schonmal so gelöst, dann einfach das "Team" anzuschreiben, also "Sehr geehrtes Blablabla-Team, " und 2.Person Plural klingt schon anders als im Singular finde ich. Wobei ideal fand ich das auch nicht. Aber wenn ich quasi weiß, dass sich wirklich alle duzen, kommt´s mir auch manchmal unpassend vor zu siezen.
Okay und wie löse ich nun die "Familiengeschichte"? Da es sich wohl wirklich um ein größeres Unternehmen handelt und ich mit meinem Gesprächspartner ja auch nur kurz geschrieben habe, werde ich es ganz förmlich machen. Nur wie bringe ich dann meinen Gesprächspartner rein und den Zusammenhang? "im Internet hatte ich Kontakt mit Ihrem Sohn, der mir empfohlen hat mich bei Ihnen zu bewerben" - klingt irgendwie unpassend. "Sehr geehrter Herr Schmittmüller, auf Empfehlung von Herrn Schmittmüller möchte ich mich bei Ihnen bewerben" ?? Liest sich fast schizophren, ist aber wohl das Sinnigste oder?
Dort wo etwas neues entsteht, entstehen eigentlich meistens auch Arbeitsplätze. Und ich wäre auch für verschiedene Bereiche offen. Auch wenn ich nicht unbedingt als Putzfrau dort landen möchte.
@Diamante Danke für die Erläuterung! Eigentlich logisch, aber ich glaube ich habe wirklich erst so ein Beispiel gebraucht, um dies ein für alle Mal zu erkennen! Dabei habe ich es selbst sogar schon so gehandhabt und meine förmliche Kündigung geschrieben, an jemanden den ich immer geduzt habe!
Trisa hat geschrieben:Okay und wie löse ich nun die "Familiengeschichte"?
Man darf mich gerne korrigieren, aber ich denke nicht, dass es ein Problem wäre zu schreiben, dass du mit dem Sohn Kontakt hattest und von diesem auch die Adresse bekommen hast. "Herr Schmittmüller.. Herr Schmittmüller..." klingt wirklich irgendwie unpassend, allerdings finde ich es nicht schlimm zu schreiben: "Sehr geehrter Herr Schmittmüller, durch Ihren Sohn.."
Wahrscheinlich fehlt mir einfach die Fantasie, aber mir fällt jetzt keine Branche in Deutschland und auch Österreich ein, bei der es so schnell geht mit dem Duzen, vielleicht bin ich da auch selbst ein wenig zu antiquiert und/oder konservativ. Daher würde ich auch immer zu dem Sie in der Anrede bei solchen Bewerbungen tendieren. Dabei musst Du, Trisa, ja nicht unbedingt das steife Sehr geehrte Damen und Herren etc. verwenden sondern kannst das etwas ungezwungenere Guten Tag verwenden, wenn Du davon ausgehst, dass der Empfänger die Bewerbung tagsüber liest. Ansonsten kannst Du auch Guten Abend oder Guten Morgen verwenden, wenn es denn auch zur Branche passt.
Dass die meisten Schreiben gegenüber Angestellten eher mit der förmlichen Anrede verfasst werden, ist zwar üblich, nichtsdestotrotz wäre es aber denkbar, in diesen Schreiben auch zu Duzen. Zwar würde das in vielen anderen Branchen zwar merkwürdig angesehen werden, die Schreiben wären aber deswegen nicht weniger gültig. Wenn Du also ein besseres Gefühl hast, dann kannst Du durchaus auch in Bewerbungsschreiben duzen.
In einem Gespräch würde ich wahrscheinlich nach einem direkten Du schon erst einmal beim Sie bleiben - wie gesagt: da bin ich einfach konservativ und finde das Sie dann angebrachter. Wenn man das nicht mag, dann kann man eigentlich auch recht gut und lange die direkte Anrede vermeiden, sollte dann aber auch damit leben, dass das beim Gesprächspartner merkwürdig ankommt.
Was die Familiengeschichte angeht, da würde ich erst mal gar keine klassische Bewerbung schicken, sondern erst mal mit dem Vater desjenigen welchen Kontakt aufnehmen. Denn gerade bei solchen Plattformen geht es ja nicht nur platt um irgendwelche Bewerbungen sondern doch um Kontakte und deswegen würde ich eine Empfehlung nicht mit einer Bewerbung im klassischen Sinne überfallen sondern erst mal Kontakt aufnehmen. Da kann dann als erster Satz ruhig nach der Anrede mit guten Tag folgen, dass man auf Empfehlung des Sohnes Kontakt aufnimmt und sich als Person erst einmal kurz vorstellt. In diesem Fall würde ich auch erst einmal beim Sie bleiben.
JotJot, ich habe schon auf so mancher Homepage Stellenangebote gesehen, in denen durchweg geduzt wird. Dies sind meistens Online-Shops oder Plattformen, die auch ihre Kunden, bzw. Nutzer duzen. Auch in manchen Sportarten ist es üblich sich zu duzen.
Guten Tag finde ich irgendwie ungewöhnlich, auch wenn ich selbst schon bemerkt habe, dass dies öfters in Mails verwendet wird. Für mein Verständnis fehlt aber immer noch was. Wobei Guten Tag Frau Müller nicht so viel harmonischer klingt als Guten Tag. Aber das ist wahrscheinlich auch nur mein Empfinden. Aber selbst wenn ich von einer Branche ausgehe, wo die Chefs morgens beginnen zu arbeiten, heißt das ja nicht automatisch, dass sie die Post nicht vielleicht doch später bekommen.
Bei der Familiengeschichte kenne ich leider keinen der Beiden persönlich und hatte auch nur mit einem einmal Kontakt. Im Nachhinein fiel mir auf, dass er auch dabei eine direkte Anrede vermied. Vom Ansprechpartner schrieb er mir auch nur die Postanschrift, also keine Mail, eben mit dem Hinweis, dass ich ja dort mal meine Unterlagen hinschicken könne. Da ich nun nicht gerade als Junior Chefin dort anfangen werde, ist es für mich fast verständlich, dass man nicht unbedingt von jedem möglichen Bewerber "genervt" werden möchte. Zumal der Dialog ja quasi damit endete, dass ich mich gerne schonmal meine Unterlagen schicken könnte (ich habe ja auch keine Ahnung, wann das überhaupt fertig wird) und dann eben die Postadresse.
Diese Sache ist schon nicht unwichtig für mich, aber ich gerate auch regelmäßig wieder in ähnliche Situationen. Oder ich manövriere mich selbst da hinein?! Aber wenn man im Laufe eines Dialoges (unabhängig davon ob virtuell, telefonisch oder real) an einem Punkt gelangt, wo es heißt "Reiche/reichen Sie doch bitte Ihre Unterlagen ein" oder senden sie an eine bestimmte Adresse, dann finde ich weiteres Nachbohren oftmals unangemessen. Am Telefon hatte ich es auch schon mehrmals ähnlich erlebt, ich fragte höflich nach dem Ansprechpartner und man fragte nach worum es denn geht. Natürlich sagen einige dann, wann man diesen erreichen kann, aber ich gelangte auch schon an Mitentscheider oder so, die mir dann eben sagten, ich solle erstmal meine Unterlagen einreichen.
Zunächst einmal würde ich in Bewerbungen immer die höfliche Form wählen, auch wenn es üblich ist, dass sich in der Branche alle Leute untereinander duzen und in der Regel auch der Chef mit "Du" angeredet wird. Sogar wenn du die Person, an die die Bewerbung adressiert ist, persönlich kennst und bereits geduzt hast, solltest du in einer offiziellen und förmlichen Bewerbung immer das förmliche "Sie" benutzen. Denn so gehört es sich einfach. Oft ist es schließlich auch so, dass noch andere Leute (Vorgesetzte) diese Bewerbungen lesen und wenn sich das dann anhört wie ein Brief an einen alten Kumpel, sieht das ziemlich komisch aus. Ich habe auch noch nie eine Bewerbung gesehen, in der nicht gesiezt wurde.
Wenn du dir mehrere Tätigkeiten vorstellen kannst, solltest du das auch so schreiben. Schreib einfach, dass du dich für einen Job als XY und im einem bestimmten Bereich bewerben möchtest, du dir aber auch andere Tätigkeiten (hier kannst du auch Beispiele nennen) vorstellen könntest.
Ich sitze gerade schon wieder vor einer Stellenanzeige, in der durchgehend geduzt wird. Ich rede mir schon die ganze Zeit ein, dass das "Sie" trotzdem angebrachter wäre, aber irgendwie habe ich auch im Hinterkopf, dass genau das falsch ankommen könnte, weil man meint, ich würde auf das Siezen bestehen. Kann bitte nochmal jemand Überzeugungsarbeit leisten?
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