Kondition trotz Gehen?

vom 27.07.2011, 15:59 Uhr

Ich bin sehr aktiv und bin auch öfter mal dabei, mir das Hirn aus dem Kopf zu joggen. Aber manchmal geht eben wirklich überhaupt nichts mehr und dann ist es meistens an der Zeit, eine wohlverdiente kleine Erholungspause einzulegen. Das mache ich dann öfters, indem ich einfach meinen Laufrhythmus, der nicht gerade langsam ist, unterbreche und eben ein wenig einfach weiter gehe, denn stehen bleiben ist ja sicherlich nicht die beste Methode, falls man noch einmal weiterlaufen möchte und nicht nur schlapp machen möchte.

Allerdings frage ich mich, ob ich denn trotzdem Kondition aufbauen könnte, obwohl ich es manchmal nicht schaffe, beispielsweise eine Stunde am Stück durchzulaufen. Zum Beispiel bin ich manchmal nicht so gut drauf und laufe immer in 15-Minuten-Rhythmen, also 15 Minuten normales Tempo joggen, dann ein wenig gehen und danach die nächsten 15 Minuten. Schaffe ich es auf diese Art und Weise dennoch, mehr Kondition mir zu holen oder werde ich da in meiner Entwicklung eher stehen bleiben?

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Generell würde ich eher sagen, dass dieses System zwar auf die Dauer gesehen sicherlich nicht ohne Wirkung bleiben wird, was aber vielmehr an den Einheiten Joggen liegt, als am Gehen selbst (besonders untrainierte Menschen können sich übrigens selbst durch Gehen allein mehr Kondition verschaffen, was aber bei halbwegs trainierten Menschen kaum merkbar ist und deshalb hier wahrscheinlich uninteressant). Auch kann man sagen, dass es eher sinnvoll ist in einem langsamen Tempo zu joggen und dafür durchzuhalten, als wenn man immer wieder Pausen einlegen muss.

» onlydp » Beiträge: 534 » Talkpoints: 0,35 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Natürlich bekommst du dadurch mehr Kondition i. w. S. Das ist auch nicht weiter schlimm, allerdings ein Hinweis darauf, dass du die Laufeinheiten zu schnell absolvierst und "dein Tempo" noch nicht gefunden hast.

Die Variation des Tempos ist ja sogar eine bestimmte Trainingsmethode in Intervallläufen, bei Tempoeinheiten oder bei sog. Fartlekläufen. Die haben aber einen anderen Sinn, der z. B. aus der Aktivierung bestimmter Stoffwechselprozesse und dem Abbau von Stoffwechselprodukten resultiert, aber Ziel deines "Standardausdauerlaufes" sollte es sein, eine bestimmte Strecke oder Zeit auch durchzuhalten. Das ist Basis der anderen Läufe. Diese Tempowechselspiele macht man normalerweise basierend auf einer Grundlagenausdauer. 30-60 Minuten sollte man als Ausdauerläufer schon locker laufen können. Das wäre i. w. S. "normal".

Es ist nicht weiter tragisch, dass du deine Läufe so aufteilst, aber so etwas kann auch manisch werden: "Ich kann das nicht, ich muss eine Pause machen, weil ich immer eine Pause mache." Viel davon spielt sich auch einfach nur im Kopf ab. Wenn du aber wirklich einfach nur zu schnell läufst (also z. B. zu sehr außer Atem bist, "blaue" Beine hast), dann musst du dein Tempo eben senken. Dann hältst du auch länger durch. Versuche lieber gleichmäßig schnell zu laufen. Bei Leuten wie dir, helfen übrigens Pulsmesser tatsächlich was. Oder Strecke abmessen, Kilometer markieren, Zeiten nehmen und sich ab und an kontrollieren. Oder laufe einfach mit erfahrenen Läufern, die können dich auch "einnorden". Ich kann z. B. so laufen, dass ich ohne Uhr laufe und dann ansage: "In etwa einer Stunde, um 19:04 Uhr bin ich zurück". Mehr Abweichung als 19:03-19:05 Uhr gibt es da garantiert nicht, aber die Trefferquote auf 19:04 Uhr ist sehr hoch. Tempogefühl bekommt man mit der Zeit. Du musst eben lernen, kontrollierter und gleichmäßiger zu laufen. Intervalle kannst du dann immer noch machen, wenn du eine Basis hast.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Das habe ich auch schon einige Male versucht, Richtlinie 2, und an manchen Tagen gelingt mir das auch tatsächlich. Ich mache das aber eben nicht immer und dann kann es schon einmal länger werden mit der Joggingrunde, weil ich einfach mitten im Wald nicht mehr kann, oder mein Körper sagt es mir zumindest, das weiß ich auch nicht so genau. Du hast auf jeden Fall Recht, dass das auch alles Kopfsache ist, denn oft hätte ich nach ein paar Minuten schon fast aufgegeben, bin dann aber doch noch die ganze Stunde durchgejoggt. Ich bin erleichtert, dass ich anscheinend trotz den Gehpausen mehr Kondition bekommen werde. Aber eine Frage habe ich noch, was meinst du denn laufend mit "i.w.S"?

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Das wäre jetzt nicht die Methode, die ich auswählen würde, aber Kondition bekommst du dadurch natürlich auch. Auch hier frage ich mich, was du erreichen willst: willst du fitter werden, deine Kondition steigern oder was ist eigentlich dein Ziel? Oder hast du vielleicht gar keins?

Ich persönlich hätte dir eher empfohlen, deine Laufzeiten zu steigern. Beispielsweise fängst du mit einer halben Stunde an (das dürfte realistisch sein, wenn du trainiert bist) und dann steigerst du dich zum Beispiel wöchentlich um 5 Minuten. Dann wirst du auch die Stunde irgendwann schaffen oder unterbrechen zu müssen.

Es gibt aber auch genug Menschen, die gar nicht joggen und trotzdem eine gute Kondition haben. Die könnten tatsächlich auch länger am Stück aus dem Kalten heraus joggen, obwohl sei das vorher nicht geübt haben. Wobei die Technik bei so einer Sportart ja schon auch viel ausmacht. Wenn es dir wirklich um die Kondition als solche geht, würde ich dir aber nicht empfehlen, da so schnell zu Joggen, dass du kaum noch Luft bekommst. Hier geht es um viel mehr als nur ums "schnelle Rennen". Deswegen auch die Frage nach deinem Ziel.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


fcbtill hat geschrieben:[...] Aber eine Frage habe ich noch, was meinst du denn laufend mit "i.w.S"?

Manchmal muss man an sich komplexe Zusammenhänge aus Verständnisgründen verkürzt darstellen. Wenn ich also z. B. von "Kondition i. w. S." spreche, dann unterschlage ich natürlich, dass Kondition verschiedene Aspekte beinhaltet: Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit oder Beweglichkeit und Koordination. Zudem kannst du nochmal jeden dieser Bereiche differenzieren. Bei der Ausdauer hast du z. B. vielleicht schon von einer Langzeitausdauer oder einer Kraftausdauer gehört. An sich sind das völlig unterschiedliche Dinge.

Wenn du also fragst, ob deine Trainingsmethode zu einer Steigerung der Kondition führt, dann trifft das i. w. S. auf einen Teil dieser Aspekte zu. Ich hielt es aber an dem Punkt nicht für notwendig, das weiter im Detail auszuführen. Deine Trainingsmethode steigert also gewisse Bereiche der Kondition, deshalb also "i. w. S."

Aber: Wenn es dir um eine Steigerung der Langzeitausdauer geht, ist deine (unabsichtlich durchgeführte) Methode sicher relativ ungewöhnlich und eventuell sogar suboptimal, aber weder möchte und kann ich das beziffern, noch in Bausch und Bogen verdammen. Da aber von deiner Seite aus keine Absicht oder kein Konzept hinter dem Training steckt und unter Berücksichtigung des von dir Gesagten, gehe ich schlichtweg davon aus, dass du zu schnell läufst, um regelmäßig eine Stunde am Stück laufen zu können.

Wenn ich sage, als Ausdauerläufer sollte man 30-60 Minuten am Stück laufen können und dass das i. w. S. "normal" wäre, berücksichtige ich dabei im Hinterkopf, Regeln der Trainingslehre und eigene Erfahrungen. Bei der Ausdauer gibt es z. B. sog. Hasen und Igel. Es gibt Menschen, für die ist eine Stunde laufen nichts, für andere ist das schon viel. Das hängt von der Genetik, vom Stoffwechsel, von der Struktur der Muskulatur und was weiß ich noch ab. Diese Ausdauertypen sprechen unterschiedlich auf Training an. Was der eine locker verträgt, ist für den anderen schon zu hart. Der eine braucht mehr Gleichmäßigkeit, der andere mag den Tempowechsel. Die oben angesprochene "Normalität" versucht also einen Mittelweg aufzuzeigen, der auf die breite Masse der Läufer zutrifft.

Das alles ist weit komplexer, als es sich hier darstellen lässt und notwendigerweise muss man pauschalisieren. Wie du siehst, mache ich mir durchaus meine Gedanken und labere nicht einfach was daher.

Was winny2311 sagt, halte ich durchaus für wichtig. Die Frage ist, was du erreichen möchtest? Deshalb predige ich immer, jede Trainingseinheit muss ein Thema, ein Ziel haben, das man vorher festlegen sollte. Wenn es dir um Spaß am Lauf geht, um den Spaß, den eigenen Körper zu spüren, meinetwegen auch, den Schmerz zu spüren, wenn du an deine Grenzen gehst, dann wäre deine Methode zielführend. Natürlich kann man nicht ständig am Limit laufen, der Schuss geht bestimmt nach Hinten los, aber an sich ist gegen Hardcore ab und zu nichts zu sagen. Aber nach allen Regeln der Kunst wird das erst verträglich, wenn man es auf einem guten Trainingsfundament durchführt und das heißt in diesem Fall: Grundlagenausdauer (und das bedeutet, lange, langsam laufen und das machst du genau nicht) - und auch hier müsste ich sagen "i. w. S. Grundlagenausdauer", denn Aspekte der Kraft und Koordinationsfähigkeit gehören sicher auch dazu.

Ist das Ziel deines Trainings z. B. eine Stunde am Stück durchlaufen zu können, dann könntest du z. B. so vorgehen wie von winny2311 beschrieben. Fange mit einer locker zu laufenden Länge an und steigere die Laufzeit sukzessive. Unter 3 Trainingseinheiten die Woche wirst du aber keine schnellen oder großen Erfolge erwarten können.

Vielleicht sind auch einfach die Abstände zwischen deinen Trainingseinheiten zu kurz, so dass du dich nicht weitestgehend erholst und es so zu diesen Einbrüchen kommt. Anfänger sollten mindestens einen Tag Luft zwischen den Läufen lassen. Mehr als 2 Tage Pause sind wiederum wenig zielführend. Es gibt so eine Art Zeitfenster, innerhalb dessen man auf dem vorhergegangen Training aufbauen kann. Lässt man das verstreichen, mindert das sozusagen den Trainingseffekt des vorhergegangenen Trainings. Steigt man zu früh wieder ein, ist Erschöpfung die Folge. Auch verbieten sich 2 harte Trainings hintereinander.

Wie du siehst, alles nicht so trivial und durchaus tricky und wir können hier nicht ein Buch der Trainingslehre in 5 Abschnitten darstellen. Literatur findest du aber genug im nächsten Buchladen oder beim Bücherschubser.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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