Johanniskraut bei Depressionen?
Bei was für einem Arzt warst du denn? War es dein Hausarzt oder war es ein Spezialist? Bei einem Hausarzt könnte ich so eine Reaktion zwar verstehen, aber nicht nachvollziehen, da du ja nicht aus Spaß den Arzt aufgesucht hast, sondern weil dein Leidensdruck dementsprechend groß ist.
Wenn es der Hausarzt war, hole dir doch eine Überweisung zum Spezialisten. Der wird dich mit dem nötigen Respekt behandeln und dir deine Möglichkeiten aufzeigen. Mit diesem kannst du auch über ein Johanniskrautpräparat sprechen, ob das eine entsprechende Option für dich wäre.
Falls es ein Spezialist war, der dich so behandelt hat und nicht für ernst genommen hat, würde ich auf jeden Fall den Kopf nicht hängen lassen und mit einen anderen Arzt suchen.
Johanniskraut kann dir in deiner Situation helfen, vorausgesetzt du verträgst es und es schlägt auch an. Ob du die Nebenwirkungen die, zugegeben, wohl recht häufig auftreten, auch auf dich nehmen möchtest musst du für dich entscheiden. Johanniskraut verursacht vor allem Lichtempfindlichkeit, welche sehr unangenehm sein kann.
Falls du regelmäßig Medikamente einnimmst, können diese auch Wechselwirkungen zeigen und du solltest die Einnahme von Johanniskraut vorher mit deinem Arzt absprechen. Auch zum Beispiel die Pille kannst du dann nicht mehr nehmen, beziehungsweise sie wird dann nicht mehr verhüten. Nimmst du sie aus einem anderen Grund sieht es mit der Wirksamkeit meist anders aus.
Am einfachsten wäre natürlich du holst eine zweite Meinung, eines anderen Arztes ein.
Johanniskraut habe ich damals auch genommen, als ich depressiv war. Allerdings war das ein sehr hoch dosiertes Medikament, es hieß Laif 900 und ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Ich denke, wenn man mit Johanniskraut gegen depressive Verstimmungen vorgehen möchte, sollte man auch ein hoch dosiertes Präparat nehmen. Und man muss Geduld haben, denn die stimmungsaufhellende Wirkung setzt meistens erst nach ca. vier Wochen ein. Bei mir war es auch so. Anfangs hat das Medikament auch ganz gut geholfen, aber als meine Depressionen schlimmer wurden, habe ich mich in Behandlung begeben, da die Wirkung nicht mehr ausgereicht hat.
Ich bekam dann ein richtiges, verschreibungspflichtiges Medikament, Paroxetin. Das hat mir dann auch gut geholfen, so dass ich meinen Alltag besser meistern konnte. Wenn es aber auch mit Johanniskraut geht, würde ich es immer erst damit versuchen, da die Nebenwirkungen bei Psychopharmaka nicht ohne sind, ich war eine Woche krank geschrieben, nachdem ich das Medikament auf eigene Faust abgesetzt hatte. Beim Johanniskraut muss man allerdings beachten, dass sich die Lichtempfindlichkeit des Körpers erhöht, das heißt, man bekommt schneller einen Sonnenbrand, als normal. In meinem Fall wäre das auch wieder schlecht, da ich regelmäßig ins Solarium gehe.
Johanniskraut ist ein guter Einstieg bei der Depressionsbehandlung. Es ist gut verträglich. Es gilt als leichtes Antidepressivum und hat ganz klar nachgewiesen eine Wirkung. Das geht aus Studien mit Placebos als Kontrollgruppen hervor. Natürlich kann es auch sein, dass dein Arzt auf sein Budget achtet. Aber wer soll es ihm verübeln. Der Staat knebelt die niedergelassenen Ärzte in dieser Hinsicht ziemlich stark. Von da her muss er damit vorsichtig haushalten. Ich würde ihm da jetzt keine so großen Vorwürfe machen. Und ich denke außerdem nicht, dass er ein Risiko bei dir eingehen würde.
Er muss sich ja auch rechtlich absichern. Und wenn er das Gefühl hätte, dass Johanniskraut nicht ausreichen würde und du selbstmordgefährdet wärst oder ähnliches, dann hätte er dir sicher was stärkeres verschrieben. Wie gesagt: Ich bin dafür, sanft einzusteigen und dann bei Bedarf die Wirkung zu verstärken. Man muss ja auch nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen. Ich will damit dein Leid nicht abwerten, aber man muss sich wirklich darüber im klaren sein, dass Antidepressiva ziemliche Keulen sein können. Die können einen wirklich umhauen. Man ist dann unter Umständen ständig müde und ähnliches. Kurzum: Probiere das Ganze mal aus mit dem Kraut und schau, ob was passiert. Zum Arzt gehen kannst du immer wieder. Und wenn du sagst, dass sich nichts wirklich verbessert hat, wird er einschreiten. Da bin ich mir recht sicher. Wie gesagt, er will ja auch um seinetwillen kein Risiko eingehen...
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