Therapeutische Hilfe bei Depressionen
Was muss man eigentlich tun wenn man therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen möchte? Mein Bruder ist nach seiner Scheidung echt am Boden und ich fürchte der bekommt noch echte Depressionen weil er seine Frau an einen anderen verloren hat.
Kann er einfach zu einem Therapeuten hin gehen oder muss er dazu eine Überweisung haben? Und wie sieht es mit einem geeigneten Therapeuten aus kann man den über eine bestimmte Seite im Internet finden, könnt ihr mir das vielleicht sagen?
Also soweit mir bekannt, ist keine Überweisung notwendig, wobei auch sicher die möglich ist. Müsste aber auch so möglich sein. Nunja, man kann vorher nicht beurteilen, ob der Psychologe gut oder schlecht ist. Das ist ein Nachteil dieses Berufs.
Das liegt ganz an der persönlichen Einschätzung und ob man mit dem Mensch an sich klar kommt. Ob "die Chemie stimmt". Leider gibt es gerade unter den Psychologen so viele unfähige, unsympatische Menschen, bei denen ich wirklich nicht verstehen kann, wie sie anderen bei ihren Problemen helfen sollen.
Am besten ist Vorfühlen und wenn man merkt, man kann den Psychologen nicht ausstehen, sollte man sofort einen anderen aufsuchen. Ich höre immer wieder Beschwerden und Mäckern über Psychologen. Einfach direkt einen anderen aufsuchen.
Wenn dein Bruder nur eine Gesprächstherapie möchte, sollte er zu einem Psychotherapeuten gehen. Dazu braucht er eine Überweisung. Diese kann auch der Hausarzt ausstellen. Er kann allerdings auch nur mit der Krankenkassekarte hingehen und zahlt halt die 10 Euro. Allerdings darf ein Psychotherapeut in der Regel nicht weiter überweisen. Sprich bei einem Besuch eines anderen Arztes im selben Quartal werden dann noch mal die 10 Euro Praxisgebühr fällig.
Wenn dein Bruder auch medikamentöse Unterstützung brauchen sollte, ist er bei einem Neurologen/ Psychiater besser aufgehoben. Auch hier kann man nur mit dem Krankenkassenkärtchen hingehen und zahlt halt die 10 Euro Praxisgebühr. Allerdings dürfen Neurolgen/ Psychiater auch überweisen. Zumindest zum Hausarzt.
Psychiater/Neurologe und Psychotherapeuten findet man über das Telefonbuch. Oder man gibt bei Google.de den Wohnort und den Suchbegriff Psychologe oder Psychiater ein. Ausserdem gibt es die Möglichkeit über die Krankenkassen oder die Kassenärztliche Vereinigung an eine Liste der niedergelassen Psychotherapeuten zu kommen.
Wenn man eine Liste hat oder die Telefonnummern halt über das Internet gefunden hat, kann man an sich nur rumtelefonieren. Die meisten Psychotherapeuten haben eine Warteliste von sechs bis zwölf Monaten. Meistens ist nur ein Anrufbeantworter dran. Da kann man seinen Namen und Telefonnummern hinterlassen und die Therapeuten rufen dann meistens auch zurück.
Auf alle Fälle kann man bei jedem Psychotherapeuten fünf Probesitzungen machen. Da kann man dann entscheiden, ob man mit dem Therpaeuten zusammen arbeiten kann oder nicht. Der Therapeut wird auch in dieser Zeit entscheiden, ob er den Patienten nimmt oder nicht.
Wenn es ganz eilig ist, kann man auch mal nach Selbsthilfegruppe suchen. Auch hier bei Google einfach den Wohnort und als Suchbegriff Selbsthilfegruppen eingeben. Die meisten Selbsthilfegruppen sind in der Regel in irgendeiner Form an das örtliche Gesundheitsamt gekoppelt. Da kann man also auch nachfragen. Ausserdem haben die meisten Gesundheitsämter auch einen Sozialpsychiatrischen Dienst, den man auch in Anspruch nehmen kann. Das kostet an sich nichts und ist relativ unverbindlich.
Bei mir war es damals so, dass ich mich aufgrund von Depressionen, Minderwertigkeitskomplexen und Angstzuständen in professionelle Behandlung begeben wollte. Ich rief mehrere Therapeuten in der Nähe meines Wohnortes an und ließ mich auf eine Warteliste setzen. Was ich nämlich damals nicht wusste, die Wartezeit auf einen Termin kann bis zu einem Jahr dauern! Und so lange hat es bei mir dann in der Tat auch gedauert, bis sich endlich eine Therapeutin gemeldet hat. Wir vereinbarten ein Erstgespräch, in dem sie herausfinden wollte, worum es bei mir geht, also um die Vorgeschichte zu erfahren. Danach sagte sie mir, dass sie sich vorstellen kann, mit mir zu arbeiten und so sollte ich immer einmal pro Woche für eine Stunde zu ihr kommen.
Außerdem war ein so genannter Konsiliarbericht vom Hausarzt notwendig, den ich aber ohne Probleme bekommen habe, genauso wie die Zusage für die Kostenübernahme meiner Krankenkasse, das muss nämlich erst beantragt werden, sonst müsste man die Behandlung selber bezahlen. Wenn die Krankenkasse aber diesen Bericht und eine Einschätzung des Therapeuten hat und eine Behandlung als notwendig erscheint, wird die Behandlung auch übernommen, ich hatte da keinerlei Probleme.
Und dann ging diese Behandlung bei mir knapp 3 Jahre. Es waren immer nur Gespräche, mehr nicht. In der ersten Zeit ging es allerdings hauptsächlich um meine Selbstzweifel und der daraus resultierenden Eifersucht. Später dann waren auch meine Depressionen ein Thema. Da eine Therapeutin aber keine Medikamente verschreiben darf, schickte sie mich zu einer Fachärztin für Psychiatrie, früher hieß es wohl Neurologe. Die verschrieb mir dann das Medikament Paroxetin, mit dem es mir bald auch besser ging.
Ob nun die Therapie geholfen hat, kann ich schlecht einschätzen, denn als ich mich von meinem damaligen Freund getrennt hatte und mit meinem jetzigen Lebenspartner zusammen kam, brauchte ich auch das Medikament nicht mehr, so dass ich es letztendlich auch abgesetzt habe. Ich denke, die Therapie hat mir geholfen, besser mit der jeweiligen Problemsituation umzugehen und sie zu verstehen, aber auch die Änderung in meinem Leben hinsichtlich des Partners wird ihren Teil dazu beigetragen haben.
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