Alltäglicher Rassismus in Deutschland

vom 25.01.2011, 21:05 Uhr

Nun nimm das mal nicht so - ich unterstelle dir keine bösen Absichten oder Rassismus aber du hast es ungewollt, äußerst ungeschickt ausgedrückt - für mich eine Einladung. Dass ich dich nach dem bisher Gelesenen nicht für rassistisch halte, hast du jetzt verstanden?

LittleSister hat geschrieben:[...] Fakt ist trotzdem, dass Menschen anderer Kulturen nun mal eine andere Mentalität.
Sicher ist der Kölner auch anders als der Hamburger und der Berliner anders als der Münchner. Der Südtiroler ist bestimmt auch völlig anders als der Wiener. Ist denn der Niederländer 5 km hinter der deutschen Grenze mental anders, als der Niederländer 100 km dahinter? Ich weiß, das ist provozierend, aber es soll nur zeigen, dass der Maßstab der Herkunft sehr fragwürdig ist.

LittleSister hat geschrieben:[...]Ich wohne in einem Stadtviertel das hier als Klein Istanbul bezeichnet wird. Die meisten Probleme habe ich persönlich aber mit der türkischen Mentalität.
Vielleicht liegt das vor allem daran, dass du in Klein Istanbul wohnst. Dorthin zieht es nun mal eine besondere Klientel und Jugendliche sind dann nochmal besonders "seltsam". Das trifft aber in ähnlicher Form auch auf deutsche Jugendliche zu und zwar je ungebildeter, desto schlimmer, je mehr, desto lauter und penetranter. Meinst du, der 30-jährige türkische Ingenieur als Nachbar würde dich auch so nerven? Meinst du, du kannst von der Metalität der hier lebenden Türken auch auf die des türkischen Studenten in Istanbul schließen?

Meine Erfahrung auf der Welt, es gibt Ar*chlöcher und es gibt nette Menschen und das überall. Die weitaus meisten Menschen wollen einfach nur in Ruhe und Frieden leben. Die Probleme des Alltags ähneln sich. Natürlich hat jede kulturelle Gruppe so ihre Eigenheiten, aber ein bisschen Lebensrisiko ist halt immer.

LittleSister hat geschrieben:[...]Und ich sagte nur, aber immerhin zahlen sie hier auch Steuern etc. Und mal im Ernst- wo wäre Deutschland heute ohne die ausländischen Mitbürger?
Und weil wir ja in Zukunft angeblich aussterben, werden wir auch noch ein paar davon benötigen.

Das Argument des Steuerzahlers fällt öfter mal in Hinsicht auf das Thema Wahlberechtigung. Ich halte das aber für ziemlich Banane. Zum einen meinen die einen damit die Lohn- und Einkommensteuer, ohne sich darüber bewusst zu sein, wie wenig Leute die eigentlich zahlen - sollen die dann (auch als Deutsche) nach der Logik weniger oder kein Wahlrecht haben? Zum anderen ahnen die wenigsten, dass der Anteil der Lohn- und Einkommensteuer am gesamten Steueraufkommen einen immer geringeren Anteil hat. Und dann kämen wir an den Punkt, wo wir sagen müssten, jeder der hier fleißig einkauft und Auto fährt, zahlt eine Menge Steuern, ergo darf er wählen. Will sagen, das Steuerargument als Wahlberechtigungsvoraussetzung hinkt zumindest mal. Dass es dem deutschen Michel trotzdem manchmal Eindruck macht, das liegt dann vermutlich an der deutschen Mentalität, die immer einen gewissen Gehorsam gegenüber der Obrigkeit gezeigt hat.

» Meerbuscher » Beiträge: 398 » Talkpoints: -14,49 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde das Thema Tafel und Nationalitäten einfach heikel. Wie gesagt, kommt halt schnell eher auf, die Ausländer wollen was umsonst, aber das Hauptproblem dürfte wohl die Kommunikation sein.

Und so Leid es mir tut, wenn ich so Sachen erzähle, von Menschen die sich bei der Tafel beschweren, man würde die diskriminieren, weil sie Ausländer sind, fällt mir spontan eine dunkelhäutige Frau ein, die echt jede Woche das selbe Theater machte. Und in dem Ausmaß nur sie. Ich mag aber mit meinen Erlebnissen halt nicht auf eine Bevölkerungsgruppe ( oder Hautfarbe oder Nationalität) zielen und habe deshalb bewusst nur Ausländer und Deutsche geschrieben. Wobei ich denke, in jeder Stadt setzt sich der Ausländeranteil anders zusammen. Hier fallen vor allem halt Türken als Ausländer in die Ausländerquote. In anderen Städten sind es wahrscheinlich mehr Russen und so weiter.

Und zu den Kostproben- die gibt es auf unserem Wochenmarkt, der an sich hauptsächlich deutsche Stände hat, auch. Karstadt bietet die in seiner Lebensmittelabteilung auch regelmäßig an.

Mit Jugendlichen habe ich kein Problem, vielleicht auch einfach weil ich zu weit von dieser Altersgruppe entfernt bin. Lieber Meerbuscher ich bin 37 Jahre alt. Und wie gesagt, ich habe kein Problem mit einzelnen, nur weil ich mal mit irgendwem aneinander geraten bin. Und meine negativsten Erfahrungen mit der türkischen Mentalität habe ich an sich erst vor einem guten Jahr gemacht. Aber das ist halt auch was, was ich halt als typisch für Türken und Südländer erlebt habe. Wenn ich dieser Situation aus dem Weg gehen kann, dann tue ich es. Und es ist an sich auch was total unbedeutendes, aber mich stört es halt einfach.

Und ich bin in dem Stadtviertel aufgewachsen. Mit der Umgebung hatte ich nie ein Problem. Wobei die Kriminalitätsrate, je näher man ins Zentrum des Viertels kommt, sicherlich höher ist. Sprich es liegt nicht an meinem "dauerhaften" Umgang mit Türken.

Und ich denke, dass man sich im eigenen Land auch einfach anders verhält und denke deshalb, man kann einen türkischen Studenten in Istanbul nicht mit einem türkischen Studenten in Deutschland, der wahrscheinlich auch hier geboren und aufgewachsen ist, vergleichen. Ich würde mich im Ausland wahrscheinlich auch anders verhalten als in meinem Heimatland.

Zu den Steuern. Ich schrieb ja, in einem bestimmten Rahmen. Ich persönlich verstehe nicht wirklich, warum ein Mensch, der sagen wir entweder hier geboren ist und eine ausländische Staatsangehörigkeit hat oder in jungen Jahren nach Deutschland zum Arbeiten kommt, bis zum 67. Lebensjahr fleißig in die Rentenversicherung einbezahlt und dann gejammert wird, dass die Ausländer ja deutsche Rente bekommen. Genauso wenig verstehe ich, warum man von ihnen fordert, halt die Abgaben zu zahlen, aber sie keinerlei Mitbestimmung haben. ( Ich beziehe mich weiterhin auf die Gruppe an ausländischen Mitbürgern, die jahrzehntelang Leben). Sie haben sich an deutsche Rechten und Pflichten zu halten und sehr viele tun das auch, dürfen aber nichts beeinflussen. Verstehe ich auch nicht. Ich spreche hier nicht von dem Tourist oder Au Pair die ein paar Monate in Deutschland leben.

Steuern war eventuell ein schlechtes Argument. Aber in Verbindung mit dauerhaft hier wohnen, zieht es vielleicht wieder. Ansonsten denke ich generell an so Sachen wie Rechtssystem. Auch Ausländer müssen sich dem deutschen Rechtssystem beugen. An unzählige Pflichten, die sie auferlegt bekommen, wie wir Deutschen auch. Nur mit dem Unterschied, dass wir auf beides zumindest ein wenig Einfluss haben, mit einem kleinen Kreuzchen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Im Alltag gibt es leider ziemlich viel Rassismus, und oft fällt einem das auch gar nicht auf. Es sind diese Vorurteile, die einfach in den Köpfen sind und die man nicht loswird.

Den Film, von dem du sprichst, kenne ich nicht, aber Ausländerfeindlichkeit im Alltag begegne ich natürlich auch öfters. Hier im Ruhrgebiet, wo ich lebe, ist es umso extremer, weil hier natürlich mehr Ausländer leben. Zum Beispiel werden bei uns in der Gegend öfters nationalsozialistische Aufkleber auf Laternen oder Poller geklebt. Vor ein paar Wochen habe ich noch entdeckt, dass in unserer Straße jemand eine ziemlich eindeutige Parole an einen Stromkasten geschrieben hat. Mich regt das immer unheimlich auf, und meistens nehme ich mir dann einen Edding mit, um solche Sprüche zu "korrigieren". Ich finde, es ist wichtig für Leute mit Migrationshintergrund, dass nicht alle Deutschen Sarrazin-Fans sind. Wie soll sich denn auch jemand in eine Gemeinschaft integrieren, wenn er ständig das Gefühl hat, dass er unerwünscht ist??

In meiner Schule wird die Sache mit ein wenig mehr Humor gesehen. Zum Beispiel machen sich Migranten einen Spaß daraus, lauhals: "Türken raus!" zu rufen. Daran sieht man, dass sie sich die ganzen rassistischen Äußerungen zum Glück nicht so zu Herzen nehmen.

» <green day> » Beiträge: 403 » Talkpoints: 40,56 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ach, green-day - heißt "NSDAP" für dich auch "Nazis Sind Dumme Asoziale Penner"? Das ist die wahre Aussage hinter diesem Kürzel. Wobei, das mit dem "Türken raus" - wer hat das denn gebrüllt? Vielleicht Kurden? Die meinen das nachher vielleicht noch ernst.

Ansonsten - daß hier jetzt schon viele wieder "Migranten" oder "Migrationshintergrund" schreiben, zeigt einmal mehr, wie empfindlich die Gesellschaft doch ist. "Political Correctness" ist der größte Mist, den ich bisher erlebt habe, weil es schlicht und einfach unehrlich ist. Ein Ausländer ist nun mal ein Ausländer, aber das ist per se doch keine Beleidigung. Genauso wie ein Arsch eben ein Arsch ist, egal was er im Personalausweis stehen hat.

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» fushicho » Beiträge: 371 » Talkpoints: 17,15 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Warum Menschen rassistisch sind? Das kann vielerlei Gründe haben. Denken wir nur an die NS-Zeit zurück, oder besser: die Zeit der Judenverfolgung, die sehr früh beginnt. Wenn du aufwächst und dir immer wieder von allen Seiten erzählt wird, dass Juden schlechte Schmarotzer, Betrüger und Lügner sind und sie eine lange Nase haben, würdest du das in irgendeiner Form anzweifeln, wenn wirklich alle in deinem Umfeld so denken? Nein, warum denn auch? Wenn alle das so sehen, muss da in deren Augen was Wahres dran sein. Manche werden da reingeboren und bekommen das von klein auf immer wieder erzählt.

Oder aber jemand hat richtig schlimme Erfahrungen mit Ausländern gemacht. Glaubst du, wir Deutschen werden im Ausland freundlich empfangen? Gerade viele alte Leute hassen uns immer noch, weil wir ihnen im 2. Weltkrieg Freunde und Familie genommen haben.

Oder aber man hat keine eigene Meinung und labert nur das nach, was einige andere Rassisten auf der Straße ablassen, die gibt es leider auch. Aber wenn es tatsächlich so viele Menschen in Deutschland gäbe, die rechts eingestellt sind, würden sicher mehr die NPD wählen.

» Mauchen » Beiträge: 222 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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