"Arbeit nur für Deutsche" ausländerfeindlich?

vom 10.07.2009, 14:54 Uhr

Ich finde diese Aussage nicht ausländerfeindlich. Man muss es mal so sehen, im eigenen Land sollten auch die Landsleute Vorrang haben, was die Vergabe von Arbeitsstellen angeht. Es gibt hier genug arme und/oder arbeitslose Deutsche und die sollte man eben zuerst einstellen, finde ich. Denn ich bin auch der Meinung, bevor man Geld in andere Länder verschleudert, sollte man erst die Mißstände im eigenen Land beseitigen. Davon gibt es hier sicher mehr als genug!

Das Problem ist eben nur, dass man heutzutage immer gleich als rassistisch abgestempelt wird, wenn man so etwas ausspricht. Und das ärgert mich gewaltig, denn irgendwann muss auch mal Schluss sein mit diesem bescheuerten Schubladendenken. Wir, bzw. unsere Generation und auch schon die unserer Eltern können doch nun wirklich nichts mehr für das, was damals passiert ist! Und warum sollen wir immernoch dafür bluten?! Das sehe ich nicht ein und ich sage auch ganz offen das, was ich oben schon angesprochen habe. Andere Länder würden es sicher nicht anders handhaben, denke ich.

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Jacqui_77 hat geschrieben:Ich finde diese Aussage nicht ausländerfeindlich.

Was mich ein wenig wundert, weil ich nicht wüsste, wie man zivilisiert mehr Ausländerfeindlichkeit in so wenige Worte packen könnte. Zwar ist richtig, dass der Satz "aus einem Zusammenhang" gerissen worden ist. Aber die Einschränkung auf die Nation, nachdem es "immer Arbeit" gäbe, ist ein Maximum an Diskriminierung. Stell dir mal vor, du wärst eine rassistisch und nationalistisch gesinnte Arbeitgeberin - wie würdest du denn anders das Formulieren, was hier gesagt worden wäre und wo ist dann der inhaltliche Unterschied?

Jacqui_77 hat geschrieben:Man muss es mal so sehen, im eigenen Land sollten auch die Landsleute Vorrang haben, was die Vergabe von Arbeitsstellen angeht.

Und warum "muss" man das so sehen? Weil vielleicht "Blut dicker als Wasser" ist? Wenn man mal unterstellt, dass das Ariertum selbst für dich keine wesentliche Rolle im Bezug auf das Menschenbild spielt, würde ich von dir wissen, was "deine Landsleute" von "Ausländern" unterscheidet. Gerne auch die in Deutschland geborenen Ausländer. Was soll jetzt den "Vorrang" begründen?

Jacqui_77 hat geschrieben:Es gibt hier genug arme und/oder arbeitslose Deutsche und die sollte man eben zuerst einstellen, finde ich.

Aber begründen könntest du es nur mit dem "Gefühl". Jedenfalls dann, wenn du dich nicht offen als nationalistisch und rassistisch outen wollen würdest. Was ist denn der Unterschied, gerne noch mal die Frage, zwischen einem Sergei, der als Russlanddeutsche seit zwei Wochen in Deutschland lebt und Hakan, welcher seit seiner Geburt als Türke vor z.B. 30 Jahren in der Bundesrepublik sozialisiert wurde? Was außer einer obskuren Blut-und-Boden Ideologie siehst du, was dich mehr mit Sergei als mit Hakan verbindet, so dass du ernsthaft sagen kannst, dass eben "der Deutsche" zu bevorzugen ist?

Jacqui_77 hat geschrieben:Denn ich bin auch der Meinung, bevor man Geld in andere Länder verschleudert, sollte man erst die Missstände im eigenen Land beseitigen. Davon gibt es hier sicher mehr als genug!

Dieser Meinung kannst du natürlich sein, auch wenn es in etwa der Meinung entspricht, dass die Schwerkraft schon so in Ordnung ist. Denn, so sehr du das auch nicht glauben magst, gab es zu keinem Zeitpunkt eine Bundesregierung (und die Zeit davor lassen wir mal aus) wurde "Geld in anderen Ländern verschleudert". Ganz im Gegenteil - selbst heute noch werden legitime Forderungen eben aus dem Ausland erfolgreich abgewiesen. Woher nun deine Unterstellung (die ich dieser "Meinung" entnehme) kommt, es wäre anders, bleibt wohl dein Geheimnis.

Jacqui_77 hat geschrieben:Das Problem ist eben nur, dass man heutzutage immer gleich als rassistisch abgestempelt wird, wenn man so etwas ausspricht.

Also will das heißen: nur weil man sich rassistisch äußert, sollte man nicht als Rassist bezeichnet werden? Solange du dir nicht klar bist, worauf dein Bezug auf "deine Landsleute", "dein Volk" beruht, solltest du mit der Kritik vielleicht ein wenig leiser sein.

Jacqui_77 hat geschrieben:Und das ärgert mich gewaltig, denn irgendwann muss auch mal Schluss sein mit diesem bescheuerten Schubladendenken.

Du forderst einen Schluss von einem "Schubladendenken" und sortierst die Menschen in Nationalitäten ein? Das ist nicht dein ernst bzw. so kurz kannst du doch unmöglich gedacht haben? Was kann denn wirklich bescheuerter sein, als das unterscheiden der Menschen nach der Rasse? Wozu und warum soll das denn gemacht werden? Was ist dein Hintergrund, tatsächlich so eine diskriminierende Grundhaltung an den Tag zu legen?

Jacqui_77 hat geschrieben:Wir, bzw. unsere Generation und auch schon die unserer Eltern können doch nun wirklich nichts mehr für das, was damals passiert ist!

Mal davon abgesehen, dass das noch nicht mal annähernd das Thema hier ist, will ich darauf hinweisen, dass die "Früchte" dessen, was damals war, sehr wohl noch von "uns" und den Eltern genutzt werden und weder die Tätergeneration noch irgendeine der folgenden Generationen mehr an Wiedergutmachung betrieben hat, als unbedingt notwendig.

Aber egal was "damals" war, rechtfertigt werde was von damals noch was von heute, dass Menschen diskriminiert werden. Allein wenn sich die Grundhaltung weiter so hält oder der von "damals" annähert, sollte aber Grund genug sein, sich dagegen zu wehren!

Jacqui_77 hat geschrieben:Und warum sollen wir immer noch dafür bluten?!

Wann haben deine Eltern oder - besser - du jemals "dafür geblutet"? Das schockt mich ein wenig und zeigt, dass bzgl. Aufarbeitung noch rein gar nichts geschehen ist. Offensichtlich sieht der gemeine Deutsche sich immer nur als Opfer. Erst als "erstes Opfer" des Nationalsozialismus, dann als "Opfer" der Alliierten und der Russen im Krieg, anschließend als "Opfer" der Weltmächte und nun als "Opfer" von denen, die "uns bluten lassen". Mehr an Geschichtsrevisionismus ist eigentlich im bürgerlichen Sinn nicht möglich.

Jacqui_77 hat geschrieben:Das sehe ich nicht ein und ich sage auch ganz offen das, was ich oben schon angesprochen habe. Andere Länder würden es sicher nicht anders handhaben, denke ich.

Ich habe ja schon angedeutet, dass ich vermute, dass du andere Dinge nicht einsiehst. Und daher solltest du mal versuchen, weder dich persönlich, noch dich als "Deutsche" oder gar "Deutschland" als bedauernswertes Opfer zu sehen. Das einzige Opfer "Deutschlands" war es, dass es 45 Jahre lang verwehrt geblieben ist, selbst "Kriege" zu gestalten. Doch auch diese "dunklen" Zeiten sind zurück. Und Deutschland spielt sich in die gleiche Liga zurück, wie vor den Weltkriegen. Traurig ist aber die Gewissheit, dass das dann immer bedeuten kann, dass wieder eine Katastrophe für die Menschheit bevorsteht.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Jacqui_77 hat geschrieben:Ich finde diese Aussage nicht ausländerfeindlich. Man muss es mal so sehen, im eigenen Land sollten auch die Landsleute Vorrang haben, was die Vergabe von Arbeitsstellen angeht. Es gibt hier genug arme und/oder arbeitslose Deutsche und die sollte man eben zuerst einstellen, finde ich. Denn ich bin auch der Meinung, bevor man Geld in andere Länder verschleudert, sollte man erst die Mißstände im eigenen Land beseitigen. Davon gibt es hier sicher mehr als genug!

Das Problem ist eben nur, dass man heutzutage immer gleich als rassistisch abgestempelt wird, wenn man so etwas ausspricht. Und das ärgert mich gewaltig, denn irgendwann muss auch mal Schluss sein mit diesem bescheuerten Schubladendenken. Wir, bzw. unsere Generation und auch schon die unserer Eltern können doch nun wirklich nichts mehr für das, was damals passiert ist! Und warum sollen wir immernoch dafür bluten?! Das sehe ich nicht ein und ich sage auch ganz offen das, was ich oben schon angesprochen habe. Andere Länder würden es sicher nicht anders handhaben, denke ich.


Das klingt mal wieder nach diesem typischen "Ich bin nicht ausländerfeindlich, aber..."-Gehabe vieler Landsleute. In anderen Ländern gibt es das sicher auch, aber mir fällt das hier in Deutschland wirklich oft genug auf. Die Leute halten sich für Gott weiß wie tolerant und weltoffen und machen ihre Ausländerfreundichkeit daran fest, dass sie in einer türkischen Fast-Food-Bude etwas kaufen oder ihren Sommerurlaub in Griechenland verbringen. Anschließend werden dann doch wieder solche Argumente herausgehauen, an denen man ganz deutlich erkennt, wie es wirklich um die Einstellung zu Ausländern bestellt ist.

Wie ich bereits geschrieben habe, habe ich nichts dagegen, wenn man in bestimmten Berufen schaut, ob ein Bewerber, dessen Muttersprache nicht Deutsch ist, ausreichende Fähigkeiten mitbringt, um den Job adäquat auszuführen. Jemand, der gerade mal ein paar Brocken Deutsch spricht, kann sich vielleicht morgens beim Bäcker ausreichend verständigen, aber er kann sicher keine Kunden über komplizierte Anlagemöglichkeiten in einer Bank informieren. Neben der reinen Sachkenntnis sollte der Bewerber eben auch die Sprache beherrschen - in manchen Jobs mehr, in manchen weniger bis gar nicht.

Natürlich gibt es in diesem Land, so wie überall, ärmere und wohlhabendere Menschen. Manche können etwas dafür, andere weniger. Dennoch sehe ich das überhaupt nicht als Grund an, zunächst den deutschen Bewerbern Jobs zu geben, bevor man einen ausländischen Bewerber überhaupt in Betracht zieht. Ich bin der Meinung, dass man den besten Bewerber für die Stelle aussuchen sollte. Wenn das dann ein Ausländer ist - na und? Was ist, wenn der deutsche Bewerber nur mittelmäßige Referenzen mitbringt, während der Ausländer eindeutig besser qualifiziert ist? Warum sollte man einen vermutlich sehr guten Mitarbeiter ziehen lassen und damit an eine andere Firma verlieren, und sich stattdessen mit jemandem begnügen, der vielleicht nur mittelmäßige Arbeit abliefert. Selbst wenn ein Gleichstand zwischen den Bewerbern herrschen würde, bin ich nicht dafür, automatisch den Deutschen vorzuziehen. Ein Stück weit Sympathie schwingt immer mit und wenn diese dann mal gegen den deutschen Bewerber spricht, ist das auch in Ordnung.

In manchen Branchen ist es übrigens so, dass diese ihren Bedarf an kompetenten Arbeitnehmern gar nicht mit den deutschen Bewerbern decken können. Auch wenn es noch so viele arme Deutsche gibt, heißt das ja nicht, dass diese alle kompetent sind. Wenn ein Krankenhaus einen Arzt sucht, was in manchen Bereichen aktuell schwer genug ist, gibt es oftmals gar nicht genug Bewerber - deutsche schon gar nicht, weil diese oft auch lieber ins Ausland gehen oder in anderen Bereichen arbeiten. Da bringt es dem Krankenhaus aber nichts, wenn in der Region zahlreiche arme Deutsche zu hause sitzen, einfach weil ihnen die Qualifikation fehlt. Dieser Fall ist keineswegs ein Luxusproblem einiger weniger Betriebe aus dem Medizinsektor. In vielen Bereichen fehlt nicht nur Personal - sondern vor allem das richtige Personal - und das kommt dann eben oft auch aus dem Ausland.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich bin grundsätzlich hier auch der Meinung, dass die bloße Aussage dieser Frau, dass ihr Unternehmen für Deutsche immer Arbeit hätte, tatsächlich ausländerfeindlich ist und somit nicht in Ordnung geht. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass hier etwas zugrunde liegt, dass ich schon des Öfteren bemerkt habe: Häufiger werden solche Aussagen von Menschen getätigt, die zu dumm, zu faul oder einfach nicht rethorisch versiert genug sind, um genauer auszuführen, was sie damit meinen, denn wenn man nachfragt, erfährt man tatsächlich nicht selten, dass mit Aussagen dieser Art gemeint ist, dass eine bestimmte Sprachbeherrschung des Arbeitnehmers wichtig ist.

Und das finde ich wiederum blöd. Ich finde es regelrecht ätzend, dass viele diese wichtigen Unterschiede nicht deutlich machen und gar nicht erst darauf hinweisen, dass sie für bestimmte Tätigkeiten Leute suchen, die eben bestimmte Voraussetzungen erfüllen müssen, was für einen Arbeitgeber ja erstmal völlig normal ist und auch in Ordnung geht. Dass die Sprache eine dieser Voraussetzungen sein kann, ist auch klar und erstmal nicht weiter schlimm als Aussage. Das dann aber mit einem „nur für Deutsche“ abzutun, finde ich äußerst schwach und ich würde mich als Deutscher wohl nun auch nicht mehr in diesem Unternehmen bewerben, allein, weil mir solche Aussagen gegen den Strich gehen und ich es nicht leiden kann, wenn sich jemand nicht die Mühe macht, genauer auszuführen, was er meint.

Solange der Betreffende einfach nur diese Aussage macht, dass er für Deutsche immer Arbeit habe und somit den Satz in Richtung „für Nichtdeutsche dementsprechend nicht“ offenlässt, interpretiere ich die Aussage auch erstmal genau so. Warum sollte ich als Zuhörer solcher Aussagen denn versuchen, mein Bild von meinem Gesprächspartner zu verbessern, indem ich den Satz in anderer Hinsicht für ihn vervollständige? Nachfragen, ob das bedeutet, dass Ausländer grundsätzlich nicht eingestellt werden, wäre wohl eine Maßnahme. Dass das während dieses Fernsehgesprächs niemand gemacht hat, ist traurig. Die Antwort hätte mich doch sehr interessiert.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Die Aussage der Frau ist leider bittere Realität. Ich war auch einige Zeit lang arbeitssuchend, habe aber keinen deutschen Pass. Einige Unternehmen haben mir damals klipp und klar gesagt, dass sie keine ausländischen Mitbürger einstellen würden, selbst wenn diese ein nahezu perfektes Deutsch beherrschen. Solch eine Einstellung finde ich persönlich ziemlich schade.

Selbst wenn man den Fernsehbeitrag nicht vollständig gesehen hat, kann man durchaus einen gewissen Rassismus hinein interpretieren, auch wenn der Satz nicht ganz so stark in die Richtung der Parolen der NPD geht. Aber ich muss andererseits noch dazu sagen, dass die Deutschen als Arbeitstiere bekannt sind und man jedoch auch durchaus hinein interpretieren könnte, dass fleißige Mitarbeiter gerne gesehen sind. Nur können nur Deutsche mit anpacken?

Meiner Meinung nach sollte man jedoch Bewerber nicht unbedingt nach der Herkunft beurteilen, sondern danach ob sie in den Beruf und das Unternehmen hinein passen oder ob sie die benötigten Kompetenzen aufweisen. Deutsche Politiker schreien immer nach Fachkräften wegen einem Mangel an Fachkräften. Aber wenn alle Unternehmen solche Sätze wie die Frau äußern würden, dann würden viele Arbeitsstellen unbesetzt bleiben.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Diesen einen Satz werte ich definitiv als rassistisch. "Für Deutsche habe ich immer Arbeit", so pauschal würde ich das nicht entscheiden. Wenn zwei Menschen vor mir stehen, einer Türke und der andere Deutsche und der Türke mehr Berufserfahrung und bessere Qualifikationen hat, ich würde ohne zu zögern den Türken nehmen.

Etwas anders verhält es sich allerdings, wenn zwei Personen, einer deutsch und der ander meinetwegen Albaner und beide dieselben Qualifikationen haben und sich in der Probezeit gleich gut machen. Da würde ich auch eher den Deutschen nehmen, denn ich finde, dass zuerst die gut qualifizierten Arbeiter aus unserem Land eine Chance bekommen sollten, einfach weil es immer noch unser Land ist, in dem wir leben.

Man hört trotzdem oft von frustrierten Migranten, dass die Deutschen ja solche "Nazis" seien, wenn sie nicht genommen worden sind. Ich würde behaupten, dass die Minderheit der Deutschen so denkt wie die Frau aus dieser Sendung, sonst würde die NPD im Bundestag vertreten sein und wir hätten längst nicht so viele Ausländer hier in Deutschland. Wenn man dem Ausländer den Job nicht gibt, ist man leider oft der Rassist, aufgrund unserer Vergangenheit sind wir leider leicht in eine Schublade gesteckt - und der arme wehrlose Ausländer hat natürlich einen Grund gefunden und weist jegliche Mitschuld von sich.

» Mauchen » Beiträge: 222 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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