Menschen die sich nicht anpassen
Für mich klingt das eher so, als wenn deine Freundin keine eigenen Interessen hat und nun erwartet, das er alles für sie aufgibt. Warum sollte er das tun? Ich finde es enorm wichtig, wenn in einer Beziehung jeder Hobbys oder Gewohnheiten hat, welche der Partner nicht mitmacht. Sowas nennt man persönlichen Freiraum.
An den Tagen, wo er eben Training, Sauna oder Stammtisch hat, kann sie doch auch was allein für sich unternehmen. Man muss doch nun auch als Paar nicht die gesamte Freizeit miteinander verbringen. Würde mir persönlich auch auf den Nerv gehen, wenn man ständig nur zusammen was macht.
Was den Wohnungsputz angeht, so hat eben jeder seinen eigenen Stil. So wie deine Freundin halt täglich etwas macht, machen eben andere einmal in der Woche den grossen Angriff. Auch daran ist nichts auszusetzen, denn jeder muss da seinen eigenen Weg finden, was ihm besser liegt.
Ich finde, dass man sich durch verschiedene Charaktereigenschaften eher ergänzen kann, als dass sich Gegensätze wirklich anziehen. Ich denke, dass es so auf die Dauer dann nicht gut gehen kann, wenn man eben so gegensätzlich ist.
Aber mir stellt sich auch die Frage, wie man denn eine Beziehung führen kann oder sein bisheriges Leben zu verändern. Wie passt der Partner dann überhaupt hinein? Und für mich sieht es dann eher so aus, als wenn man den Partner gar nicht einbeziehen möchte. Ich denke, dass das gar nicht möglich ist, eine funktionierende Beziehung zu führen, aber nichts dafür zu verändern. Solche Änderungen machen einen dann doch eigentlich auch glücklich und gehören eben dazu.
An Stelle deiner Freundin würde ich auch mal mit meinem Partner reden und ihm klar machen, dass es so nicht gehen kann. Sie ist damit unglücklich und sollte ihm dies auch sagen. Er findet vielleicht alles gut so wie es ist und merkt gar nicht, dass sie darunter leidet. Nur durch ein Gespräch werden die Beiden klären können, was sie stört und daran etwas ändern. Ich glaube aber, dass ich an Stelle deiner Freundin diese Beziehung nicht lange leben könnte, wenn sich nichts verändert. Ich käme mir nur als Anhängsel vor und sie ist ja anscheinend gar nicht wirklich in seinem Leben integriert. Da muss sie sich doch ausgeschlossen fühlen. Mir würde es so gehen.
Das klingt nach einer schwierigen Situation. Ich denke, in einer gut funktionierenden Partnerschaft müssen beide Parteien Kompromisse eingehen, sonst wird es über kurz oder lang nicht funktionieren. Und wenn einer immer nur gibt und der andere aber nur nimmt, geht das nicht lange gut. So eine Beziehung hatte ich auch mal. Mein damaliger Freund hatte Schicht gearbeitet und war obendrein auch noch Mitglied im örtlichen Tischtennisverein. Das hieß im Klartext, wenn er am Freitag mal früher aus der Spätschicht kam, was so gegen 18:00 Uhr war, hat er sich dann aber nicht auch mal mit mir beschäftigt, nein, da musste er zum Training. Und das, obwohl ich ihn die ganze Woche über schon kaum gesehen hatte, denn wenn er nach Hause kam, habe ich schon geschlafen und war nur kurz wach, um wenigstens mal "Hallo" zu sagen und sich ein paar Worte zu erzählen.
Diese Beziehung ist aufgrund seines Freiheitsdrangs auch in die Brüche gegangen, nach fünfeinhalb Jahren habe ich mich dann von ihm getrennt. Zumal er auch immer am liebsten jeden Samstag weggegangen wäre, saufen. Ich bin nun so gar nicht der Typ dafür, so dass wir schon einen Kompromiss geschlossen hatten, nur noch jeden zweiten Samstag in die Kneipe zu gehen, aber in Wirklichkeit war auch das mir zu viel. Was ich also sagen will, ist, wenn einer immer "den Kürzeren zieht" und sich irgendwann zu sehr für den anderen verbiegen muss, wird es krachen.
In meiner jetzigen Beziehung ist es so, dass ich mich eigentlich gar nicht anpasse. Das heißt, ich stehe nicht auf Weihnachten und auch nicht auf Familienfeiern. Wenn mein Freund unbedingt mal am Wochenende seine Eltern besuchen möchte, habe ich damit kein Problem, aber ich fahre nicht mit. Würde ich es machen, würde ich im Grunde etwas gegen meinen Willen tun, weil ich eigentlich gar keine Lust auf Kaffee-Kränzchen habe und lieber am PC sitzen würde. Gut, an Weihnachten fahre ich dann schon mit, aber das mache ich dann Anstands halber, Lust habe ich trotzdem nicht, weil ich mich immer langweile. Mein Freund weiß das aber auch und wir haben uns dahingehend quasi "zusammengerauft".
Ich sehe es hier nun nicht wirklich so, dass Deine Bekannte alles für die Beziehung tut und ihr Partner seinerseits hingegen gar nichts, sondern bei mir entsteht nach Deiner Erzählung vielmehr der Eindruck, dass der Partner Deiner Bekannten sein Leben lebt und sie kein eigenes hat. Sie will anscheinend unbedingt an seinem Leben teilhaben und weiß, wenn sie das nicht kann, nicht sonderlich viel mit sich anzufangen.
Dass der Partner hingegen eigene Hobbys hat und diesen auch nachgehen will, finde ich in einer Beziehung aber völlig normal und würde das auch noch nicht als rücksichtslos bezeichnen, warum auch? Nur, weil er einen Teil seiner Zeit auch mal ohne seine Partnerin verbringen will? Das muss doch weder bedeuten, dass es zwischen ihnen nicht gut läuft noch dass er rücksichtslos ist.
Und Du schreibst selbst, dass beide sich wahnsinnig lieben, also inkludiert dies auch den Partner Deiner Bekannten. Offenbar ist Dir oder ihr bereits aufgefallen, dass er große Gefühle für sie hat, also kann man rückschließen, dass er nicht deshalb sein „Ding durchzieht“, weil seine Gefühle weg sind und sie ihm mehr oder weniger egal ist. Richtlinie2 liegt deshalb meiner Meinung nach genau richtig, denn auch ich denke, dass es hier an der Kommunikation irgendwie hapert. Vielleicht sollte Deine Bekannte ihren Partner wissen lassen, dass er ihrer Meinung nach zu viel Zeit ohne sie verbringt und zu wenig zu geben bereit ist.
Dass es sich hier um zu wenig Entgegenkommen seinerseits handelt, kann ich eigentlich nämlich nicht wirklich feststellen, wenn ich Deinen Text lese. Ich denke deshalb ebenfalls, dass Deine Freundin sich zu viel alleine mit den Beziehungsproblemen beschäftigt, die sie empfindet und dass sie diese mit ihrem Partner besprechen sollte, bevor sie sie Dir erzählt. Ich will Dir nicht zu nahe treten, aber ich würde wohl das, was mich stört, zunächst mal meinem Partner gegenüber ansprechen und erst dann, wenn ich das getan hätte und nicht wüsste, wie ich weiter verfahren soll, ratsuchend zu einer Freundin gehen, um mir von ihr irgendeinen hilfreichen Rat zu erhoffen.
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