Erste Ohrringe

Diese "medizinischen Ohrstecker" vom Juwelier sind der größte Betrug. Die sind aus Nickel und entweder mit Silber oder Gold einfach nur überzogen und fertig, nix Titan oder Chirugenstahl! Anders ist ein Preis von 5€ für zwei Ohrringe plus Schießen nicht zu erklären, Leute. Wenn ihr wirklich langfristig Spaß haben wollt, dann ist es das Beste, zum Piercer zu gehen und sich die Löcher stechen zu lassen. Es ist teuer, 40€ pro Loch sind da der Durchschnittspreis, aber es lohnt sich. Ich kann völlig verstehen, dass das 98% der Menschheit zu teuer ist. Auch ich habe den fehler gemacht und bin zu Juwelieren gefahren für die 5 Lobes (=Ohrlöcher, für Laien) und habe vllt 30€ gezahlt für alle, Heute bereue ich es allerdings etwas.

Erstens weiß ich nun, nachdem ich mich zweck meines Helixpiercings genauer informiert hatte, dass diese Juweliere zu 95% keine Ausbildung gemacht haben, die sie in irgendeiner Weise zum Schießen berechtigt. Das heißt, ein Stümper hat an meinem Ohr rumgefummelt und wenn der abgerutscht wär und in den Knorpel geschossen hätte (was bei dem dritten auf der rechten Seite nicht ganz so abwegig gewesen wäre), wäre mein Ohr sprichwörtlich im Eimer. Ein durchschossener Knorpel entzündet sich mit 100%iger Wahrscheinlichkeit richtig fett und mein Ohrläppchen amputieren zu lassen, darauf habe ich weniger Lust.

Zweitens ist schießen pures Gift für die Ohren. Wenn deinen Töchtern ihre Ohrlöcher mal nicht mehr Gefallen sollten oder es Probleme damit gibt und sie sie zuwachsen lassen müssen, bleibt diese äußerliche Narbe für immer und innendrin bleibt verknorpeltes, hartes, ekliges Gewebe. Schneid mal mit ner Schere nen Loch in ein Papiertaschentuch und dann nimm ein anderes und hau ne Zirkelspitze durch, da sieht man den Unterschied zwischen Stechen und Schießen recht gut. dasselbe läuft nämlich in deinem Ohrläppchen ab. Ein zweites Schießen nach einem Zuwachsen, egal aus welchem Grund, tut höllsich weh und ist nicht gerade gesund für das Gewebe.

Der dritte Punkt ist das Material. Wie oben schon erwähnt, könnten die Kinder sehr wohl allergisch reagieren auf die gepriesenen "medizinischen Ohrstecker", wie gesagt, ist einfach Nickel. Eine Alternative ist der Piercer, eine andere, dass man wenigstens im Internet oder im Studio in der Nähe nach Steckern aus Titan oder Chirugenstahl guckt, diese steril verpackt lässt und mitbringt, damit der Juwelier diese als Erstschmuck einsetzen lassen kann. Kleine Kinder sind ja oft sehr weinerlich und ich würde mir das Geschrei nicht anhören wollen, wenn da ne fette Entzündung drin ist (die ich auch schon durchhabe mit den schönen geschossenen Löchern).

Der vierte Punkt ist die Hygiene. Bis jetzt war ich in einem Juweliergeschäft, das für jeden Kunden eine neue Pistole benutzt hat - diese war jedoch nichtmal steril verpackt . Beim Piercer nimmt der eine sterilisierte Kanüle und sticht die durch, diese wird danach entsorgt und für den nächsten Kunden gibt es eine neue. Oftmals werden in Jueweliergeschäften der Kosten halber einfach immer ein und dieselbe Pistole gebraucht, flüchtig mit Desinfektionsspray eingesprüht (was den Keimen keinesfalls den gar ausmacht) und losgeschossen. Wenn der vor mir ne Blutvergiftung oder ne ansteckende Krankheit hatte und ich ein schwaches Immunsystem besitze, gute Nacht.

Punkt 5 ist für dich wahrscheinlich uninteressant und unvorstellbar momentan, aber der Vollständigkeit halber erwähne ich ihn. Wer sein Ohrloch dehnen möchte, völlig egal wann, der wird mit einem geschossenen Ohrloch so seine Probleme haben. Ein mit Geduld gedehntes, gestochenes Ohrloch wächst problenlos wieder zu, bei einem geschossenen ist das deutlich schwerer. Beim Stechen wird das Gewebe heilgelassen und später mitgedehnt. Das geschossene Ohrloch hat aber zerstörtes Gewebe - und dies wird sich nie wieder vollständig zusammenzuziehen, ohne hässliche Narben zu hinterlassen.

Meine Tochter hat nun seit fast zwei Wochen ihre langgewünschten Ohrringe. Wir haben es in dem Juweliergeschäft machen lassen, welches mir von meinem besten Freund empfohlen wurde. Seine Töchter haben auch schon die Ohrlöcher dort bekommen und nie Probleme damit gehabt.

Das ganze lief so ab, das meine Tochter erstmal gezeigt bekam, welche Ohrringe zur Auswahl stehen. Diese waren alle einzeln und steril verpackt. Nachdem sie sich für ein Paar entschieden hatte, wurde ihr genau erklärt wie die Löcher gemacht werden. Die Inhaberin zeichnet die Löcher erst auf dem Ohrläppchen an, so das meine Tochter sich mit den Punkten im Spiegel betrachten konnte.

Vor dem Stechen nahm sich die Inhaberin des Geschäftes selbst Einweghandschuhe, desinfizierte die Ohrläppchen auch ordentlich und danach wurde erst das Loch gestochen und die Ohrringe kamen rein. Dazu empfahl sie uns noch ein paar Tropfen, welche man in der ersten Woche zweimal täglich vorne und hinten direkt ans Loch machen sollte und in der zweiten Woche halt einmal täglich.

Meine Tochter hat schon am nächsten Tag die Stecker selbst gedreht und hat keinerlei Probleme mit den Löchern. Es hat sich nichts entzündet dabei und bis auf den kurzen Schmerz beim stechen, tat bisher auch nichts weh.

Dieser Mythos, dass man Ohrstecker, die frisch geschossen sind, drehen soll, hält sich leider hartnäckig. Das Ohrloch ist ja eine offene Wunde. Und wenn ich ne Schramme am Knie habe - winkel ich das Bein dann richtig oft an, damit die Wunde heilt oder lasse ich mein Bein lang und lasse die Wunde in Ruhe? Richtig, ich fummel einfach nicht dran rum.

Genauso verhält es sich mit den Ohrsteckern. Niemals drehen, das verlängert den Heilprozess. Da kann nichts festwachsen. Dieser Eindruck entsteht, weil sich natürlich Wundsekrete bilden, die hart werden. Diese Wundsekrete sind jedoch völlig normal und gehören zum Abheilen dazu. Um diese zu entfernen einfach den Ohrstecker rausnehmen und desinfizieren.

Bisher hat mir noch kein Piercer gesagt, dass ich an meinen Piercings rumdrehen soll und bei mir hat sich noch nie was entzündet, im Gegenteil.