Abneigungen gegen (gefährliche) Reiseländer
Bei Domian rief heute eine Musikerin an, die allein mit ihrer Gitarre um die Welt reist und in Slums spielt und trotz einiger weniger brenzliger Situationen noch nie wirklich Angst hatte.
Obwohl ich selbst noch wenig herum gekommen und aus Europa noch nicht raus gekommen bin, finde ich so was klasse. Auch ist mir natürlich klar, dass solche Reisen für viele Menschen ein absolutes No-Go wären. Dies ist für mich auch völlig in Ordnung. Dennoch frage ich mich, warum viele ihren eigenen Maßstab an andere anlegen.
Dies habe ich im kleineren Rahmen schon selbst erlebt und bin mir sicher, dass es bei außergewöhnlicheren Zielen noch viel schlimmer ist. Oftmals geht es ja darum, was nicht alles passieren kann und das man sich in unnötigen Gefahren aussetzt. Es ist vermutlich in brasilianischen Slums gefährlicher als in einer deutschen Neubausiedlung, aber ich denke wir sind nicht dazu gemacht, uns vor jeglichen Gefahren zu schützen.
Was mich aber doch manchmal verwundert ist, sind so manche Vorurteile. Während viele islamische Republiken oder auch Länder mit vorwiegend islamischer Religion potentiell erst mal gefährlich gelten, hat in Spanien kaum jemand Angst, auch als es beinahe regelmäßig zu Anschlägen der ETA kam.
Nachvollziehbar ist es für mich, dass es Orte gibt, für die man über eine gewisse Reiseerfahrung verfügen sollte. Wer plant, zu Fuß den Mittelpunkt einer Wüste aufzusuchen oder mit Menschen mitten im Bürgerkrieg sprechen möchte, sollte sich mehr vorbereiten, als wenn man in die Hauptstadt eines Entwicklungslandes fliegt. Was mich aber oftmals wundert, sind die Vorurteile gegen gewisse Regionen oder gar ganze Länder. Weil in Großstädten Ägyptens mal Demonstrationen stattfinden, leidet plötzlich der Tourismus des ganzen Landes darunter. Auch während der Demonstrationen hörte man in den Medien lediglich die Nachrichten aus den betroffenen Städten und dazu Reisewarnungen und die Meldungen, dass Touristen ausgeflogen werden. Dabei war es nachweislich an alle touristischen Orten zu keinem Zeitpunkt gefährlich und auch die gefürchteten Versorgungsengpässe traten nicht ein. Ganz abgesehen davon, habe ich auch an deutschen Tankstellen schon "Ausverkauft" Schilder an der Zapfsäule gesehen!
Habt ihr Angst vor fremden Kulturen? Möchtet ihr, dass es im Urlaub möglichst genauso ist wie zu Hause? Oder würde es euch reizen Orte zu besuchen, wo man mehr Einheimische als Touristen trifft?! Hat vielleicht jemand von euch Erfahrungen mit ungewöhnlicheren Reisezielen?
Angst vor fremden Kulturen? Ganz im Gegenteil. Ich führe eigentlich sogar eine fremde Kultur aus, den Orientalischen Tanz, der bei uns wohl eher belächelt wird und Bauchtanz genannt wird. Es ist ein wirklich atemberaubend schöner Tanz, den hier leider nicht viele ausführen. In vielen Ländern ist er sehr wichtig und gehört einfach zur Kultur dazu.
Sehr schade also, dass viele Leute fremde Kulturen einfach ablehnen, weil sie wahrscheinlich Angst davor haben. (Doch wovor eigentlich?) Ich finde es sehr schön, neue Kulturen kennen zu lernen. Man entwickelt sich doch selbst auch weiter wenn man lernt, wie andere Menschen leben.
Auch im Urlaub scheue ich nicht vor fremden Dingen zurück, und es sollte dort auf keinen Fall sein wie zu Hause, ich möchte ja mal etwas Neues kennen lernen. Außerhalb Europas war ich leider noch nie, doch ich würde sehr gerne in fremde Länder reisen. Freundliche Einheimische dort zu treffen wäre natürlich das Beste das mir passieren könnte.
Ich bin sehr weltoffen und verstehe die Leute nicht, die andere Kulturen verachten oder Einheimische insgeheim eher vermeiden möchten. Ein friedliches Zusammenleben auf der Erde ist auch nur dann möglich wenn wir uns und unsere Kulturen gegenseitig akzeptieren.
Ich würde jetzt einmal die derzeit wirklich gefährlichen Länder wie Afghanistan, Tunesien oder Syrien wirklich ausklammern, da zieht mich absolut nichts hin. Auch als es dort noch relativ ruhig war habe ich nicht den Wunsch verspürt die schönsten Wochen des Jahres dort zu verbringen. Auf Bali dagegen würde ich jederzeit wieder meinen Urlaub verbringen. Die dort lebenden Menschen sind absolut freundlich und können nichts für diese weltfremden Spinner die das Urlaubsparadies terrorisieren.
Dagegen würde ich für Ägypten keine Reise planen. Die Leute dort sind mir absolut zu unberechenbar und ich habe auch nicht das Terroristenmassaker bei Abu Simpel vor etlichen Jahren vergessen. Natürlich würde ich mir gerne einmal die Pyramiden ansehen oder eine Nilkreuzfahrt unternehmen, aber nicht unter dem gegenwärtigen dort herrschenden Klima. Auch nach Sri Lanka würde ich nicht fahren wollen, dort herrscht anscheinend niemals Ruhe. Vor einigen Jahren hatten wir gerade die Reisekataloge für dieses Land gewälzt und wollten am nächsten Tag zur Buchung schreiten als ich so nebenbei zufällig in der Zeitung las dass die Tamilen das größte Heiligtum in die Luft gesprengt hatten und dabei noch 100 Tote zu beklagen waren.
Im Grunde lasse ich mich also schon ein bisschen bei meiner Urlaubsplanung von der gegenwärtigen politischen Lage leiten. Aber wie gesagt, es gibt genügend andere Ziele wohin ich ausweichen kann und die ich auch noch nicht kenne.
Hooker, ich weiß, dass viele Leute so denken wie du. Darum ging es mir ja auch in diesem Thread. Allerdings kann ich es weiterhin nur sehr bedingt nachvollziehen.
Auch in Deutschland lehnt sich die Bevölkerung schon mal gegen die Regierung auf. Dabei werden von Polizisten im Einsatz nicht nur friedliche Demonstranten verletzt, sondern es gab sogar schon Polizisten im Undercover-Einsatz, die von ihren "Kollegen" verletzt wurden. In den Urlaubsgebieten Tunesiens war es ebenso ruhig wie in jenen Ägyptens, als Deutschland alle Flüge strich! Was können die friedlichen Menschen, die vom Tourismus leben oder auch viele andere, die mit Protesten nichts zu tun haben dafür, dass anderswo demonstriert wurde. Auch in Frankreich zum Beispiel brannten schon ganze Straßenzüge. Terrorismus gab es wohl schon fast überall auf der Welt. Und überall sind es weltfremde Spinner, von denen dieser ausgeht.
Die Vergangenheit zeigte den Menschen auch oft genug, wie gefährlich es sein kann, direkt am Wasser zu leben. Auch denke ich nicht, dass die medizinische Versorgung auf Bali auch nur annähend so gut ist, wie in Europa. Ich würde trotzdem ebenfalls hin fliegen. Aber nicht weil ich es dort für sicherer empfinde, als in Tunesien, Aserbaidschan oder Berlin.
Also ich habe leider noch keine wirklichen Erfahrungen solcher Art, da ich auch noch nicht außerhalb Europas Urlaub gemacht habe. Aber reizen würde es mich schon einmal etwas anderes zu erleben und neue, völlig fremde Kulturen kennen zu lernen.
Ich finde man sollte das auch irgendwie von einem normalen Urlaub abgrenzen. Wenn ich in den Urlaub fahre, dann will ich am Strand liegen und mich entspannen und nicht im Land herumreisen und Forschungen anstellen. DAzu würde ich dann einen extra Urlaub machen.
Aber Alles in Allen würde ich auch sehr gerne mal einen Abenteuerurlaub machen, in eienem fremden Land, weit weg mit einer anderen Kultur, anderen Menschen - einfach etwas aufregendes.
@trisa
So richtig kann man das zwar nicht vergleichen, aber wenn ich es mir recht überlege möchte ich lieber als Unbeteiligter bei einer Demonstration in Deutschland etwas mit dem Gummiknüppel abbekommen als in Ägypten an historischer Stätte hingerichtet werden. Das war damals so eine Exekution in Ägypten, ich glaube es waren knapp über 100 Touristen die erschossen wurden, und die Sicherheitsorgane waren machtlos und konnten ihre Touristen nicht schützen.
Wie auch immer, mir gefällt es einfach nicht wenn mein Hotel wie eine Festung bewacht wird, ich die Ausflüge nur unter Polizeibewachung und im Konvoi machen kann und ich jegliche Menschenmassen meiden muss. Deine Frage im Eingangsthread zielt ja auch in Richtung Toleranz und Vorurteile und da muss ich dir ganz klar sagen dass ich damit große Probleme in Ägypten habe um mal bei diesem Beispiel zu bleiben. Ich war ja schon dort und habe für mich beschlossen dort nicht mehr meinen Urlaub zu verbringen. Das muss aber jeder selber mit sich ausmachen. Es mag ja sein dass dort andere Sitten und Gebräuche herrschen und alle Beteiligten damit zufrieden sind, ich kann mich aber damit nicht anfreunden zum Beispiel total verhüllte Frauen am Frühstückstisch oder im Pool zu sehen auch wenn es sich dabei um die einheimische Bevölkerung handelt. Auch mag ich es nicht aufdringlich angebettelt oder zum Kaufen animiert zu werden, ob der Verkäufer oder der Bettler damit seinen Lebensunterhalt verdienen muss ist mir im Prinzip egal. Für den bin ich auch nur eine wandelnde Bank die er gerechterweise und ohne Skrupel ausnehmen kann. Auch ist es mir unverständlich wie man in so einem Dreck hausen kann und seine Umwelt so verschmutzt ohne sich darüber Gedanken zu machen. Sicherlich hat die tägliche Nahrung Vorrang wenn man nichts zu Essen hat, aber man kann schon einmal darüber nachdenken warum sich dort einer der modernsten Armeen von Afrika befindet.
Das sind einfach andere Kulturen die man zwar kennen lernen, aber nicht lieben muss. Deshalb reicht es mir zum Teil völlig aus diese ganzen Kulturen aus der Ferne zu betrachten. Die von dir erwähnten Unwetterkatastrophen sind dagegen eine ganz andere Sache. Darauf kann ich mich einigermaßen einrichten, also die Reisezeiten mit Bedacht wählen. Bei der medizinischen Grundversorgung weiß ich auch vorher wo ich eventuell Abstriche machen muss. Mir geht es einfach um die geistige Haltung der Bevölkerung und auch die politische Führung (USA) die mich von einem Urlaub abhalten lässt. Das hat also im weitesten Sinne nicht unbedingt immer etwas mit den fremden Kulturen zu tun.
@hooker
Auch in Deutschland sind schon Menschen bei Polizeieinsätzen gestorben. Teilweise hatte diese gar nichts damit zu tun und waren nur zufällig am falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Und es ist ja längst nicht üblich, dass Touristen irgendwo einfach niedergeschossen werden. Das Risiko wird in einigen Ländern zwar höher eingestuft, aber radikale Gruppierungen gibt es überall auf der Welt. Ebenso gestörte Persönlichkeiten, die andere durch ihre Aktionen in Gefahr bringen oder gar mutwillig bedrohen oder töten. Ich weiß nicht, ob in Deutschland mehr Jugendliche bei Amokläufen in Schulen getötet wurden, als Touristen in einem Land an historischen Stätten. Letztendlich sind alles Einzelfälle.
Ich kenne keine Ägypten-Urlauber und auch niemand der dort lebt(e), der im Polizeikonvoi Ausflüge machte. Richtig ist, dass es in Ägypten viele Clubanlagen gibt, aber nicht ausschließlich. Und dabei geht es auch nicht primär darum, Touristen zu schützen, sondern der Grund ist vielmehr, dass es rundherum oft weniger zu sehen gibt und deshalb viele Angebote in den Clubs gemacht werden. Das ist in manchen spanischen Regionen aber nicht anders. Auch auf Ibiza kann man zwei Wochen Urlaub machen, ohne die Clubanlage auch nur ein einziges Mal zu verlassen. Und manch einer, der Mal einen Ausflug bucht, verlässt in der Gruppe mit dem Bus die Anlage und wird pünktlich zum Abendessen mit dem Bus wieder bis auf das Gelände gefahren. Auch stehen dort am Eingang "Kontrollposten" , die darauf achten, wer auf das Gelände kommt. Dies sehe ich eher als eine Art Urlaub an, die von einzelnen bevorzugt wird.
Wenn ich natürlich eine bestimmte Kultur nicht in meiner Nähe haben möchte, dann ist es wohl wirklich das Beste, in entsprechenden Regionen keinen Urlaub zu verbringen. Wobei dies nun meiner Meinung nach nichts mit ungewöhnlichen Reisezielen zu tun hat. Wenn ich eine Ablehnung gegen bestimmte Kleidung an den Tag lege, dann kann ich mich in Bayern zwischen Trachten und Dirndl ebenso unwohl fühlen. Und wenn dann noch "Grüß Gott" dazu kommt, obwohl ich keinen Gott grüßen möchte, wird es nicht wirklich besser.
Bezüglich der Bettlerei und Straßenverkäufern ist es aber überall auf der Welt so, dass dort wo viele Touristen zusammenkommen, auch Leute etwas verkaufen wollen oder betteln. In Wien wurde ich an jeder Ecke angesprochen, ob ich mir nicht auf irgendwelchen Fotos was ansehen möchte, andere hielten mir ihre Spendendose unter die Nase und manche Bettler knieten auf der Straße. Ebenso knien auch in Düsseldorf überall Männer mit Becherchen, vermutlich Roma-Frauen mit ihren Kleinkindern rufen "bitte bitte", andere halten einem einen Zettel unter die Nase, der erklärt, dass sie Taubstumm sind oder nicht meine Sprache sprechen und Leute mit fehlenden Gliedmaßen sitzend sabbernd mit Pappzettel vor sich im Rollstuhl. Und dazwischen möchte man mir Zeitungen, Brillenreinigungsmittel, ein gutes Tierschutzgewissen, Weltanschauungen, Wachturm-Zeitungen, ADAC-Mitgliedschaften, Sprachkurse und manch undefinierbares Zeugs verkaufen. Zur Weihnachtszeit kommen dann noch Leute mit Spendendosen oder Lamas und Eseln dazu. Am Bahnhof möchte zwar niemand mein Gepäck tragen, wie in manch anderen Ländern, was aber eher am wachsamen Auge der Polizei und des Sicherheitsdienstes liegt. Dafür braucht man Geld für den Zug, zum Telefonieren, für etwas zu Essen oder als "Lohn" weil man den Fahrkartenautomaten erklärt. Ob die Menschen nun damit ihren Lebensunterhalt verdienen oder von jemanden gezwungen werden, ist auch hierzulande den meisten egal.
Was ich durchaus nachvollziehen kann, ist dass jemand nicht auf gewöhnten Standard oder Luxus verzichten möchte. Oder sich am liebsten auf deutsch verständigt. Oder nicht lange fliegen möchte. Oder einfach nur entspannen. Wobei die Arten der Entspannung ja durchaus sehr unterschiedlich sein können.
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