Gleitzeit genutzt - trotzdem wurde man angezählt

vom 16.07.2011, 12:47 Uhr

Im Jahr 2000 habe ich mal in einer großen Firma gearbeitet, in der das Arbeitszeitmodell der so genannten Gleitzeit praktiziert wurde. Das wurde mir auch gleich beim Vorstellungsgespräch gesagt. Eine Kernzeit wurde nicht vereinbart, lediglich auf meine 40 Stunden musste ich kommen. Da ich einen Weg von 58 km (eine Fahrt!) hatte, habe ich natürlich zugesehen, mich so früh wie möglich einzustempeln, was meistens so gegen 06:30 Uhr war. Umso früher konnte ich ja wieder gehen, denn wenn man schon so lange fahren muss, was auch immer 45 Minuten gedauert hat (vorausgesetzt, es gab keinen Stau), möchte man ja wenigstens noch etwas vom Tag haben.

Das ging auch eine ganze Weile gut, bis dann plötzlich meine direkte Vorgesetzte ein Gespräch mit mir wollte. Darin erklärte sie mir, dass ihr meine Arbeitszeit nicht paßt. Von wegen, ich würde zu früh gehen und solche Sachen. Also 15:30 Uhr empfinde ich jetzt nicht als früh, aber gut, dazu sage ich jetzt nichts weiter. Jedenfalls hieß es, ich dürfte nicht mehr vor 07:00 Uhr anfangen und nicht vor 16:00 Uhr gehen. Das hat mich natürlich richtig geärgert.

Was sie aber zu dem Zeitpunkt nicht wußte, war, dass ich mich bereits woanders vorgestellt hatte und nur auf die Zusage wartete. Und die kam an genau dem Tag, an dem sie mit mir gesprochen hatte. Ätsch! Das war mir eine richtige, innerliche Genugtuung, ihr am nächsten Tag meine Kündigung zu überreichen! :lol: In dem neuen Job (den ich jetzt immernoch habe) brauche ich nämlich nur 13 km fahren, das ist doch eine eindeutige Verbesserung!

Aber was meint Ihr, kann man die Gleitzeit nicht auch nach eigenen Wünschen gestalten, sofern keine Kernarbeitszeit vereinbart wurde? Es gab ja in der Firma auch Kollegen, die erst gegen 09:00 Uhr erschienen sind, die waren dann zwar auch länger im Büro, aber wenn für diejenigen morgens jemand angerufen hat, mussten das ja auch die anderen übernehmen!

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Wenn Dir das beim Vorstellungsgespräch gesagt wurde, dann hätte ich es auch praktiziert. Denn Gleitzeit heißt, lediglich auf seine Stunden zu kommen und anfangen, wann man möchte. Einige Betriebe haben allerdings die Kernarbeitszeit, aber das schien ja bei Dir nicht der Fall zu sein, also hast Du richtig gehandelt. Bei uns gibt es zwar auch die Gleitzeit, aber ich muss trotzdem immer um acht Uhr anfangen. Verstehen tue ich das auch nicht. Aber wenn ich dann mal zwei Stunden eher gehen möchte, muss ich halt nur früher Bescheid sagen und stocke die Zeit dann an anderen Tagen wieder auf. Finde ich eigentlich ganz praktisch, sehe ich aber nicht direkt als Gleitzeit. Wenn man zu viel Stunden gemacht hat, darf man sich dann auch mal einen Gleittag nehmen.

» Jenna87w » Beiträge: 2149 » Talkpoints: 0,47 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Nun bedeutet ja Gleitzeit nicht, dass man einfach kommen und gehen kann, wann man möchte, sondern es wird eher so gehandhabt, dass man ab eine gewissen Uhrzeit einstempeln kann. Bist Du Dir sicher, dass Dir nicht vorgegeben wurde, ab wann Du mit Deiner Arbeit beginnen durftest? Ich würde das nun nicht so persönlich nehmen und mich nach 11 Jahren noch immer darüber ärgern oder mich damit beschäftigen. Jedenfalls finde ich, es ist nichts dabei, wenn man nun eine halbe Stunde später seine Arbeit beginnt und diese ebenfalls auch eine halbe Stunde später beendet.

Dass man um 7 Uhr die Arbeit beginnen sollte, kann auch daran liegen, dass vorher noch Schichtzulagen fällig wurden. Ich weiß nun nicht, ob diese Schichtzulagen aus der Nachtschicht bis 6 Uhr oder bis 7 Uhr gelten, aber wenn es bis 7 Uhr der Fall ist, ist der Fall doch logisch. Du hättest dann fünf Mal 30 Minuten an Schichtzulagen gehabt und das wollte die Firma dann einsparen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich habe noch nie irgendwo gearbeitet, wo ich mich ein- oder ausstempeln musste; entweder war ich bei Gleitzeit selbst dafür verantwortlich, meine Arbeitszeiten zu notieren und meinem Chef dann mitzuteilen, wie lange ich gearbeitet habe und das wurde verrechnet. Oder ich hatte gewisse Zeiten vorgegeben, die aber nicht kontrolliert wurden, so dass ich eher gehen konnte, wenn ich alles erledigt hatte.

Vor 7 Uhr würde ich aber nie anfangen, das wäre mir viel zu früh, da bin ich doch noch total benebelt vom Schlaf.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ehrlich gesagt wundere ich mich darüber, dass es keine Kernarbeitszeit gab bei der Firma. Kann es vielleicht sein, dass dir das zwar nicht gesagt wurde, aber es so eine Regelung durchaus gab? Denn sonst könnte ja jeder kommen und gehen wann er wollte, wenn nichts vereinbart ist und man nur auf seine Stunden kommen muss. Bei uns gibt es auch Gleitzeit, aber wir haben eine Kernarbeitszeit. Die liegt zwischen 07:30 und 16:30 Uhr. Ich kann natürlich auch mal früher kommen und früher gehen, generell sollte das aber nicht so sein.

Für mich wäre 15:30 Uhr als Feierabendzeit sehr früh, bei uns kann man oft nicht vor 16:30 Uhr Feierabend machen, es ist eher mal später. Ich kann auch verstehen, dass deine Chefin da vielleicht nicht so einverstanden war, denn es geht ja auch um die Ansprechzeiten in einem Büro. Wenn du so früh da bist, frage ich mich natürlich, ob um diese Uhrzeit schon etwas los ist und wenn du so früh gehst, ob danach noch Kunden anrufen. Bei uns wäre das gar nicht möglich, denn um 06:30 Uhr wäre totenstille, viele fangen später an und rufen dann natürlich auch am Nachmittag später erst an. Vielleicht wollte sie das einfach gewährleistet haben.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Wenn es so gewesen ist, dann verstehe ich den Sinn der Gleitzeit gar nicht. Die Firma hat doch das Gleitzeit-Modell, und wenn keine Arbeitszeiten im Vertrag stehen, dass man nicht früher oder später als eine bestimmte Uhrzeit gehen darf, dann ist es doch völlig gerechtfertigt, wenn du wegen des Staus früher kommst und auch früher demnach Feierabend machst.

Wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre, hätte ich mir nochmal genau den Arbeitsvertrag durch gelesen. Und wenn dort wirklich nichts drin steht, dann hätte ich den erst einmal vorgelegt. Aber da du ja sowieso eine neue Arbeitsstelle hattest, war das ja egal.

Leider bin ich bisher noch nicht in den Genuss der Gleitzeit gekommen. Würde ich auch gerne haben, und dann auch am besten so früh wie möglich mit der Arbeit beginnen, damit ich frühzeitig nach Hause kann und auch noch etwas vom Tag habe.

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» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich kenne es auch von einer Stelle so, dass es eine Gleitzeit oder besser Vertrauensarbeitszeit gab. Damals war ich auch recht frei in der Wahl meiner Arbeitszeit, allerdings war es dort auch so, dass man sich nicht völlig frei war. Die Arbeitszeit musste natürlich in dem Bereich liegen, in dem dann auch die meisten Anfragen oder Aufgaben zu erledigen waren, wobei es aber auch in Ordnung war,m zumindest eine Stunde eher anzufangen, um einmal am Tag ungestört arbeiten zu können.

In so einem konkreten Fall kann es natürlich sein, dass es schon eine Kernarbeitszeit gab und man einfach von den Angestellten erwartet hat, dass diese sich mit frei zugänglichen Dokumenten darüber informiert. Vielleicht wurde auch einfach erwartet, dass die Angestellten selbst erkannten, wann die meiste Arbeit anfiel und und dementsprechend auch ihre Arbeitszeit gestalteten. In dem all war es wohl eh nicht die richtige Stelle, aber künftig würde ich so etwas klären, auch wenn ich schon eine andere Stelle hätte. Denn einfach so auf die anderen zu schimpfen ist auch recht kindisch. Eine Klärung wäre sinnvoller, weil man so auch für spätere Arbeitsverhältnisse Erfahrungen sammeln könnte.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich arbeitete mal in einem Labor, in dem wir auch Gleitzeit hatten. Damit ich noch etwas vom Tag habe, hatte ich auch so früh angefangen. Mein damaliger Chef bat mich dann aber erst um 7 Uhr zu kommen, weil ich sonst die erste Halbestunde alleine im Labor wäre und wenn dann etwas passiert wäre keiner da, der mir helfen könnte. Das leuchtete mir ein und so habe ich dann meine Arbeitzeit auch etwas verschoben.

Aber es war eine Bitte und keine Ansage, zumal ich die Kernzeit auch nicht verletzte. Wenn ich meinem Chef mitteilte, dass ich doch mal früher anfangen möchte, weil ich an dem Tag noch die 250 km zu meinen Eltern fahren wollte, dann war das auch in Ordnung. Allerdings erledigte ich dann in der Zeit, bis die Ersten eintrudelten meine Schreibtischarbeit und so begab ich mich nicht selber in Gefahr.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Mir scheint das alles in allem sehr früh – um halb sieben ist doch im Büro noch gar nichts los, da bist Du ganz allein, kannst Dich nicht mit Kollegen absprechen. Auch Anrufe von Kunden wird es so früh nicht geben, nachmittags, wenn Du dann schon weg bist, rufen sicher ab noch viele an. Von daher kann ich gut nachvollziehen, dass ein dermaßen zeitiger Arbeitsbeginn nicht erwünscht war.

Gleitzeit ist ja meinem Verständnis nach auch eher dafür da, dass einige die Chance haben, länger zu schlafen und nicht so früh aufstehen zu müssen. Damit verlagert sich der ganze Aktivitätslevel eher auf den Abend: man muss nicht so früh raus und kann damit am Abend vorher länger wach bleiben; es wird einem also nichts vom Tag genommen, sondern man macht alles etwas später.

Außerdem ist es sicherlich für die Gesundheit auch nicht so gut, ständig noch mitten in der Nacht aufzustehen, um so früh auf Arbeit zu sein (Biorhythmus). Konzentration und Belastbarkeit sind so früh ja noch recht gering und es wäre auch für die eigene Leistungsfähigkeit besser, etwas länger zu schlafen.

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