Jeden Sonntag Probleme
Meine Freundin arbeitet als Zeitungszustellerin der Super Sonntag. Sie muss 340 Zeitungen jeden Sonntag austeilen. Vorher muss sie die Werbeprospekte einlegen. Die Anzahl derer ist immer unterscheidlich. In ihrem Arbeitsvertrag steht, dass sie die Zeitungen bis 10 Uhr am Sonntagmorgen ausgetragen haben muss. Sie fährt meist um 4:00 Uhr morgens zu Hause los, schafft es aber dennoch meistens nicht, rechtzeitig fertig zu werden, was aber kaum an ihr liegt. Mitten in der Nacht werden ihr die Zeitungen geliefert. Also in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Da sie zwei Orte weiter wohnt und mit dem Fahrrad erst einmal zur Bushaltestelle, wo die Zeitungen hingeliefert werden, fahren muss, weiß sie nie genau, wann die Zeitungen da sind. Einmal kam sie morgens um 4:00 Uhr dort an und die Zeitungen waren noch nicht da.
Besonders schlimm finde ich, dass ihr manchmal Werbeprospekte fehlen, die sie aber eigentlich haben müsste. In einem Zeitungspaket sind 30 Zeitungen und da sie ja 340 Zeitungen hat, sind es 11 Hauptpakete und ein Paket mit 10 Zeitungen. Bei dem kleinen Paket ist immer ein Zettel bei auf dem steht, welche Reklamationen es gab (z.B. wenn jemand eine Zeitung nicht bekommen hat), welche Werbung schon eingelegt ist und welche meine Freundin noch einlegen muss. Wenn es Abweichungen gibt, muss sie bis 7 Uhr warten und dann anrufen. In letzter Zeit ist es immer so, dass ihr irgendein Einleger (also ein Werbeprospekt) komplett fehlt. Die letzten zwei Sonntage war es am schlimmsten. Am 29.05. war es so, dass ihr einer komplett fehlte, von einem nur 60 Exemplare (statt 340) geliefert wurden, und von zwei anderen nur ca. 220 Exemplare. Als sie dann um 7 Uhr anrief (normalerweise hat sie um die Zeit schon 50-100 Zeitungen verteilt), sagte man ihr, sie solle erstmal warten, bis man sich bei ihr meldete. Man würde versuchen, jemanden zu finden, der ihr die fehlende Werbung bringt. 50 Minuten später rief man sie an und man sagte ihr, dass man keinen Spediteur erreichen würde, sie könne also jetzt ohne die restliche Werbung anfangen auszuteilen. Um die Zeit hatten wir schon 08:00 Uhr.
Als sie die ersten zwei Straßen beliefert hatte, kam sie zurück zu der Bushaltestelle, wo ihre Zeitungen liegen und da war dann auf einmal die fehlende Werbung. Sie musste dann die Werbung noch einlegen und konnte um viertel vor neun weiter machen mit austeilen. um 13:30 war sie dann mit allem fertig und konnte nach Hause fahren. Letzten Sonntag war es so, dass ihr zwei Einleger komplett fehlten und die ganzen Zeitungen und Werbungen so unter die Bushaltestelle gelegt wurden, dass alles nass wurde und total zersaust war. Es sah wirklich aus, als hätet man es ihr einfach so aus dem Wagen dort hin geschmissen. Sie rief dann um sieben Uhr an und hat alles geschildert. Wieder sollte sie warten, diesmal kamen aber keine neuen Einleger. Sie war um zwanzig vor zwölf mit austeilen fertig, musste aber eigentlich um 12 Uhr schon auf dem Pferd sitzen, weil sie Reitstunde hatte. Das hat sie natürlich kaum schaffen können, weil sie ersteinmal vier Kilometer mit dem Fahrrad fahren musste.
Meine Freundin hat nun zum Ende des Monats gekündigt und wird diesen Job nur noch drei Mal machen müssen, wenn alles gut geht. Wie würdet ihr reagieren? Die richtigen Arbeitgeber können ja kaum was dafür, wenn die Spediteure so einen Mist bauen. Wäre dieses Verhalten ein Grund für eine außerordentliche Kündigung?
Hat Deine Freundin nicht die Möglichkeit, die Zeitungen gegebenfalls mit dem Auto auszutragen und von zu Hause aus loszulegen? Ich stelle mir das gerade mit der Situation mit den noch einzulegenden Prospekten ziemlich schwierig vor, weil es eben nicht nur ein paar Zeitungen, sondern eben über 300 sind. Die müssen ja auch transportiert werden, das ginge mit dem Auto besser, würde sich aber wahrscheinlich nicht lohnen. Da sie aber die Stelle sowieso gekündigt hat, ist es vielleicht eine Überlegung wert und vielleicht auch, ob Du ihr dabei nicht irgendwie helfen könntest. Mein Freund verteilt auch manchmal sonntags die Zeitungen oder einen Teil, um mir etwas mehr Schlaf zu gönnen. Aber ich hoffe nun, dass Du nicht denkst, Du müsstest ihr helfen, ich bin nur immer froh, wenn ich von meinem Freund die Hilfe bekomme. Auch damals, als mein älterer Bruder Zeitungen verteilt hat, haben wir ihm geholfen.
Bei mir ist es ja so, dass die Prospekte maschinell eingelegt werden, so dass die Zeitungen fix und fertig ankommen. Manchmal ist mal etwas mit dem Einlegen schief gegangen, das sind aber nur wenige Zeitungen, die ich auch dann austauschen kann. Ich bekomme immer ein wenig mehr angeliefert, als ich benötige. Die übrig gebliebenen Zeitungen werden dann im Altpapier entsorgt. Daher kann ich dazu nichts sagen. Wobei früher bei meinem Bruder die Zeitungen auch mit den Prospekten bestückt werden musste, aber das hat dann immer mein Opa übernommen, der sowieso ein Frühaufsteher gewesen ist. Die Zeitungen wurden damals als auch jetzt zu Hause angeliefert und werden in der Regel so platziert, dass diese nicht nass werden.
Dass die Auslieferungsfahrer nicht immer rechtzeitig da sind, erlebe ich hier mit der Tages- als auch mit der Sonntagszeitung. Am Sonntag ist es bei mir nicht so schlimm, da diese erst bis 11 Uhr verteilt sein müssen und ich mit meinen 180 Zeitungen auch gut damit zurecht komme, selbst, wenn ich allein unterwegs bin. Natürlich kann ich mir für sonntags auch eine bessere Beschäftigung vorstellen, aber von nichts kommt nichts. Dafür habe ich hin und wieder Probleme mit der Anlieferung der Tageszeitung. Die soll zum einen bis 6 Uhr verteilt werden, aber das bekomme ich maximal montags hin, weil ich dort keine Post dabei habe und auch nur dann, wenn der Fahrer um 3h 30 da gewesen ist. Das ist sehr selten der Fall. Gegen 4 Uhr ist eigentlich die Durchschnittszeit und so verzögert sich die Auslieferung der Zeitungen eben auch bei mir etwas. Aber nach Rücksprache und Klärung mit dem Verlag wurde mir gesagt, dass aufgrund der hiesigen Lage und weil die Zusteller hier als letztes die Zeitungen angeliefert bekommen, auch etwas länger Zeit haben, um die Zeitung dem Kunden zu bringen. Manchmal kommt auch etwas unvorhergesehenes dazwischen, so dass die Zeitungen bei mir erst gegen 5 Uhr sind, wie es im Winter oft der Fall war, aber auch, wenn späte Fussballspiele sind oder der Druck nicht funktioniert. Ich habe zum Glück nun keine Kunden, die sich deswegen beschweren - Ausnahme ist die ältere Dame, von der ich hier mal berichtet habe. Aber auch diese Beschwerde ist wohl nicht ganz so ernst zu nehmen.
Ich weiss nun nicht, ob die Unzuverlässigkeit der Auslieferungen ein Grund für die ausserordentliche Kündigung wäre. Aber ich würde mich als Deine Freundin schon beim Verlag oder beim Vertriebsinspektor darüber beschweren. Das habe ich selbst auch getan und ich habe auch mit einem der beiden Fahrer ausgemacht, dass ich von ihm informiert werde, wenn die Zeitungen später kommen. Jedenfalls kann der Verlag dann überlegen, sofern es mehrere Beschwerden gibt, vielleicht den Spediteur zu wechseln und jemand anderes diesen Job übernehmen zu lassen. Wegen einer Beschwerde wird so etwas nicht in die Wege geleitet, aber vielleicht gibt es eine andere Lösung. Ich würde mich nun aufgrund der Aufgabe dieser Tätigkeit aber mich nicht weiter damit befassen, sondern so gut es geht, die letzten 3 Wochen hinter mich bringen. Ob sich die Leute dann beschweren, ist ja so gesehen egal, wobei ich ja schon immer dafür plädiere, auch bis zum letzten Arbeitstag die Arbeit ordentlich auszuführen. Nur liegt es ja nicht immer an einen selbst.
Lass mich Raten, deine Freundin bekommt für den Stress, gerade mal 50 Euro im Monat? Würde ich mir nicht antun. Ich bin froh das unsere Fahrer einigermaßen Pünktlich sind und wenn ich weiß das es so viel Werbung ist das ich die allgemeine Zeitung dadurch verspätet zustelle, würde ich die Werbung beim zweiten Durchgang verteilen. Das ist aber bei uns halt anders, da du anscheinend die regionale Sonntagszeitung austrägst und bei mit ist es die Tageszeitung und meckert keiner wenn er seine Prospekte erst Mittag bekommt. Allerdings müssen die Zeitungen bis 6 Uhr im Briefkasten sein.
Ich weiß ja nicht was deine Freundin sonst noch macht, ob sie anderweitig arbeiten geht oder noch zur Schule, vielleicht wäre es besser wenn sie sich mal bei der regionalen Tageszeitung bewirbt, da ist auch die Bezahlung besser und die Fahrer sind pünktlicher. Auf der anderen Seite müsste sie dann aber 6 Tage die Woche früh laufen und aufstehen.
Wir haben auch mal eine zeitlang Zeitung ausgetragen. Mit den einzulegenden Prospekten hatten wir auch oftmals Probleme. Entweder waren es die falschen, es waren zu viele oder zu wenig oder sie waren schlicht und ergreifend gar nicht da. Wir haben uns stets aufgeschrieben, was es für ein Problem gab und das auch gemeldet.
Glück hatten wir aber in dem Sinne, dass die Zeitungen immer rechtzeitig da waren und wir es auch nicht übermäßig weit hatten. Einmal hatten wir aber so viele Prospekte zum Einlegen, dass es auch länger gedauert hat. Wirklich Beschwerden gab es allerdings auch da nicht.
Wie du richtig festgestellt hast, kann der eigentliche Arbeitgeber kaum etwas dafür. Der kann nur die Beschwerden von deiner Freundin annehmen und weitertragen. Es ist auch sehr schwer für diesen kurzfristig noch Ersatz zu finden, wenn deine Freundin einfach jetzt schon nicht mehr will. Ich würde sagen: Augen zu und durch und drei Wochen ist eine absehbare Zeit.
Ich denke mal, dass deine Freundin absolut richtig gehandelt hat, indem sie den Job gekündigt hat. Sie hat sich ja ohne Ende abgemüht und zum Dank gibt es dann vielleicht noch Beschwerden, weil sie nicht rechtzeitig mit dem Austragen fertig geworden ist. Sowas muss man sich bestimmt nicht antun. Auch wenn jetzt die Ennahmequelle erst mal weg ist, bin ich überzeugt, dass deine Freundin wieder etwas Neues finden wird, was vielleicht leichter zu machen ist. Wenn die Zeitung nicht in der Lage ist, ihr die Exemplare vollständig und rechtzeitig zuzustellen, so ist das bestimmt nicht die Schuld deiner Freundin. Wenn das einmal passiert wäre, so hätte man das vielleicht noch tolerieren können, aber jeden Sonntag geht das wirklich nicht.
Auch ich habe vor vielen Jahren einmal Zeitungen ausgetragen. Allerdings waren das täglich gerade mal 30 Zeitungen. Doch dafür musste ich 20 km ländliche Gegend um meinen Heimatort abfahren. Mit ländlicher Gegend meine ich unbefestigte Gartenwege, die bei Regen total verschlammt waren, so dass ich mit dem Auto nicht mehr durchkam. Nach gerade mal 14 Tagen habe ich den Job aufgegeben, da wirklich sowohl mit dem Auto als auch mit dem Moped kein Durchkommen war. Die Zeitungsfirma hat mir das auch nicht übel genommen, weil innerhalb des letzten halben Jahres schon mehr als 10 Personen diese Tour übernommen und nach kurzer Zeit wieder gekündigt hatten. Insofern war das bei mir auch die richtige Entscheidung.
Mir wird einiges aus Deinem Beitrag leider nicht ganz schlüssig, vor allem nicht, wen genau Deine Freundin nun angerufen nachdem ihr diese Zeitungen so zerfleddert hingeworfen worden waren – bei der ausliefernden Spedition? Oder beim Verlag, für den sie die Zeitungen austrägt?
Ganz grundsätzlich denke ich, dass *steph* wieder mal richtig liegt, in diesem Fall nämlich damit, dass Deine Freundin sich mit Beschwerden und Problemen an ihren direkten Arbeitgeber, also den Zeitungsverlag, für den sie austrägt, wenden sollte, um dort über Missstände zu unterrichten und sich hinterher bei Nichtmeldung nicht vorwerfen lassen zu müssen, einen Fehler gemacht zu haben.
Da Dein Thread nun bereits einige Wochen zurückliegt, gehe ich davon aus, dass die drei Mal, die sie zum Zeitpunkt Deiner Threaderstellung noch hätte austragen sollen, bereits hinter ihr liegen und ihre Kündigung nun wirksam geworden ist. Sie wird diesen Zeitungsausträgerjob also vermutlich nun nicht mehr machen, und ich denke, das wird für Deine Freundin sicherlich die beste Lösung sein. Vielleicht findet sie einen anderen Job, der ihr leichter fällt und bei dem die Konditionen und vor allem die Zuarbeit besser stimmen als hier in ihrem vorangegangenen Job.
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