Absichtlich ungenügendes Zigarettensortiment?

Eine Bekannte von mir, die ebenfalls noch Schülerin ist, arbeitet am Wochenende als Aushilfe an der Tankstelle an der Kasse. Neulich waren ich und mein Freund nun auch mal wieder dort tanken und haben uns dann auch noch einige Getränke im Shop gekauft. Dabei hatten wir dann vor uns zwei ältere Menschen, die sich lang und breit darüber beschwert haben, dass die Tankstelle nie die Zigaretten da habe, die sie kaufen wollten, immer seien es zu wenige und schon so schnell ausverkauft, es sei eine Unverschämtheit und wieso man denn nicht daraus lerne und mehr bestelle?

Meine Bekannte erzählte mir dann in der Schule, dass das schon so ginge, seit sie da arbeitet (seit zwei Jahren). Jeden zweiten Samstag würden neue Zigaretten angeliefert und dann im Laufe der Woche sind diese schon wieder ausverkauft und bis zum nächsten Samstag meckern dann zahlreiche Kunden darüber, dass ihre gewünschten Zigarettenmarken oder Größen nicht mehr zu kaufen sind und werden dann ab und an auch mal ziemlich wütend über diesen Zustand, der immerhin schon recht lange andauert, da die Tankstelle sich scheinbar weigert, das Sortiment zu vergrößern.

Meine Bekannte meinte nun auch zu mir, dass sie ohnehin den Verdacht habe, die Leiterin der Tankstelle, die nämlich sehr gegen das Rauchen ist, würde das absichtlich machen, weil sie den Leuten das Rauchen vergraulen will, indem sie größere Strecken und mehr Aufwand auf sich nehmen müssen, um ihre Zigaretten zu kaufen. Mehr Zigaretten zu bestellen, wäre nämlich an sich kein Problem.

Darüber musste ich nun schmunzeln und habe überlegt, ob das ein Wunschdenken der Leiterin ist oder ob das so tatsächlich funktionieren dürfte. Ich glaube aber, dass es nicht wirklich die beabsichtige Wirkung hat, denn für die meisten Menschen wird es wohl kein großes Problem sein einfach in den nächsten Supermarkt zu gehen und sich dort die Zigaretten zu kaufen oder? Außerdem werden selbst die Anwohner sich irgendwann daran gewöhnen und woanders kaufen, selbst wenn diese Tankstelle am nächsten liegt. Wie seht ihr das? Kennt ihr Geschäfte wo ihr schon mal das Gefühl hattet, dass diese extra immer von einem Produkt zu wenig da haben? Glaubt ihr das diese Strategie funktioniert um einigen Leuten das Rauchen zu vergraulen?

Ich glaube nicht, dass es die beabsichtigte Wirkung hat. Es gibt ja auch noch genügend Supermärkte, wo es überall Zigaretten zu kaufen gibt. Außerdem gibt es ja auch noch im Notfall die Automaten. Ich finde das nicht gerade gerechtfertigt von der Leiterin, denn wenn sie so denkt, sollte sie keine Tankstelle leiten. Dort gibt es nämlich jede Menge Zeug, wovon die Menschen abhängig werden könnten. Und wenn sie davon einfach weniger in die Regale stellt, wird das keinen abschrecken. Die Tankstelle ist ja auch eigentlich nur eine bequeme und schnelle Alternative zum Supermarkt. Sie muss dann halt mit Umsatz Einbußen leben. Denn an Tankstellen wird neben dem Tanken hauptsächlich noch Zigaretten gekauft.

Ich kenne auch Läden, wo bestimmte Produkte immer Mangelware sind. Aber ich habe noch nie geglaubt, dass der Marktleiter dann einen vom Konsum abhalten wolle. Beispielsweise kenne ich das von einem superschlecht geführten Rewe-Markt, wo man auch manchmal gewisse Grundnahrungsmittel nicht mehr kaufen kann oder wo Freitagabends absolut kein Brot mehr im Regal ist. Aber da denke ich, dass das eher an einem schlecht geführten Supermarkt liegt als an so einer Strategie. Daher denke ich auch nicht, dass das extra gemacht wird. Aber ich muss auch sagen, dass ich nie auf die Zigaretten im Laden achte, weil ich einfach so etwas nicht kaufe.

Allerdings ist mir beim Alkohol aufgefallen, dass dort auch manchmal Ebbe ijm Regal herrscht. Aber das ist irgendwie in jedem Geschäft der Fall und wohl auch keine Absicht. Es betrifft eigentlich auch nur diese Fruchtwein-Gemische (diese bunten Flaschen, beispielsweise Cool Up). Abgesehen von Geschäften, die so etwas nur ab und zu führen (z.B. Netto), gibt es in Läden, die das tendenziell führen, aber auch immer mal leere Kartons und nichts mehr davon zu kaufen da haben. Ich denke aber, dass das nicht die Absicht ist, sonder es einfach daran liegt, dass der Markt den Konsum eben etwas unterschätzt hat (an anderen Tagen sind diese Produkte dann nämlich massenweise zu kaufen).

Ich denke nicht, dass das funktionieren kann. Ich bin zwar nicht zigarettensüchtig und habe noch nie Zigaretten geraucht, aber das Ganze ist ja eine Sucht und da wird man sich nicht einfach mit "Marke ausverkauft" zufrieden geben, sondern eben durch die Abhängigkeit einfach zu einem Kiosk oder einem Automaten gehen und sich dort seine Drogen kaufen. Dass einen das vom Rauchen abschreckt, das dürfe höchstens bei Gelegenheitsrauchern so sein, die vor der Party noch schnell Zigaretten holen wollen und wo diese Tankstelle die einzige Verkaufsmöglichkeit in der Nähe ist (+ kein Auto vorhanden, mit dem man sie sich anderswo besorgen könnte). Aber da die meisten Raucher keine Gelegenheitsraucher, sondern Abhängig sind, dürfte das nicht funktionieren.

Davon abgesehen finde ich es zwar sehr nett, wenn sie andere Leute von ihrer Sucht abbringen möchte und denen helfen möchte, aber einmal müssen diejenigen das auch selber wollen und ihre Methode ist ungeeignet. Aber da sie ja auch Geschäftsfrau ist, würde ich eher sagen, dass sie da einen gewissen Profit verweigert, den sie machen könnte. Ich würde, wenn ich eine Tankstelle führen würde, auf jeden Fall Zigaretten anbieten, auch wenn ich gegen das Rauchen an sich bin - aber da verdient man doch dran und ob die Leute rauchen, können sie ja wohl selber entscheiden, da sie ja beim Kauf alt genug sein müssen. Ich denke auch, dass sie sich dadurch, dass sie ständig die Zigaretten asuverkauft hat, eher mal einige Kunden vergrault, die dann von Vornherein in eine andere Tankstelle / Kiosk / Supermarkt gehen (ich würde jedenfalls, wenn ich zigarettenabhängig wäre, diesen Shop von Vornherein meiden und gleich woanders kaufen).

Könnte das Ganze nicht auch andere Gründe haben? Vielleicht ist ja der Stauraum nicht ausreichend, um einmal die Woche noch mehr Zigaretten zu ordern und die dann zu lagern. Und vielleicht kann man nicht Mitte der Woche noch mal nachbestellen, wenn die Zigaretten zur Neige gehen. Ich kann mir auch vorstellen, dass es ein Schutz für Überfälle sein soll, dass der Laden einfach nicht genügend Zigaretten da hat. Ich weiß nicht, in was für einer Gegend du wohnst, aber hier hört man zumindest ab und zu mal von Überfällen auf Tankstellen.

Ich habe letzte Sommerferien zwei Wochen an dieser Tankstelle als Aushilfe gearbeitet und weiß daher, dass es genug Stauraum gibt. In den Regalen unter den Zigaretten liegen meistens nur ein oder zwei Stangen und der Lagerraum an sich ist niemals voll. Das Problem an sich war mir damals nach nur zwei Wochen Arbeit nicht gänzlich klar, allerdings weiß ich, dass die Filiale ansonsten recht ordentlich geführt wird, daher, es gibt von allen Produkten, seien es Getränke, Kabbereien oder das Bistro immer genug, nur die Zigaretten fehlen manchmal auffällig.

Überfälle werden es wohl auch nicht sein, auch wenn ich das nicht von Vornherein ausschließen möchte. Unsere Gegend ist sehr ruhig, ländlich und wenn hier mal wer vom Fahrrad fällt und sich das Knie aufschürft ist das schon eine Sensation. Auch werden an dieser Tankstelle die Kassenabschöpfungen, die ja auch versicherungstechnischen Gründen regelmäßig gemacht werden müssen nicht eingehalten (laut meiner Bekannten immer noch nicht, so wie es auch bei mir im Sommer nicht der Fall gewesen war). Möglicherweise ist es also wirklich nur eine Art Sturheit von Seiten der Leiterin her, die damit natürlich einen gewissen Profit verweigert, zweifellos.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Tankstellenleiterin versucht, ihre Kunden vom Rauchen abzuhalten oder zu entwöhnen. Das ist Unsinn. So weit geht die Liebe zu Mitmenschen nicht, dass man sich dadurch seinen Umsatz kaputt macht. Es muss also andere Gründe haben. Es könnte sein, dass es sich hierbei um eine bestimmte, gängige Marke handelt, wo auch Lieferengpässe entstehen. Wäre ich ein notorischer Zigarettenraucher, wäre es mir egal, ob ich ein paar Schritte weiter gehe zum Supermarkt und mir dort meine Ration hole. Außerdem würde ich gleich stückmäßig mehr kaufen, dann entfiele das Fragen in der Tankstelle.

Die Tankstellenpächter verdienen nur ganz wenig am Benzin. Die Haupteinnahmen laufen also über Raucherartikel, Getränke, Süßigkeiten, Zeitschriften und kleinere PKW-Reparaturen oder dergleichen. Es wird also kein Tankstellenpächter so dumm sein und wissentlich weniger Zigaretten bestellen, wenn er weiß, dass gerade die Sorte verlangt wird. Kein Kunde würde sich durch das Nichterhalten seiner Zigarettenmarke vom Rauchen abhalten lassen.

Diese Methode halte ich eher für absurd und komplett undurchführbar, als dass man mit diesen Mitteln auch nur irgendeinen Erfolg erzielen könnte. Wenn die Leute nämlich an der Tankstelle keine Zigaretten bekommen, dann wächst doch die Sucht nach den Zigaretten noch mehr und wenn man diese dann im nächsten Supermarkt endlich gefunden hat, dann werden sie doch erst recht gekauft, sogar noch in größeren Mengen bei manchen Leuten. Das ist einfach menschlich und das konnte ich bei mir auch schon beobachten, natürlich nicht bei Zigaretten, aber mit anderen Waren.

So habe ich eine Zeitschrift die ganze Zeit lang gesucht, dabei wusste ich nur den Titel der Zeitschrift, und ich war mir eigentlich noch gar nicht sicher, ob ich wirklich den Inhalt sinnvoll finde und ich die Zeitschrift überhaupt benötige. Allerdings war sie in nahezu jedem Laden in meinem Heimatort ausverkauft, sodass ich mit dem Fahrrad in den nächsten Ort gefahren bin. Dort war aber auch Dürre angesagt, sodass ich in die nächste Kleinstadt fahren musste, um an die Zeitschrift zu kommen.

Dort habe ich mir dann eben gesagt, dass ich nun so lange gefahren bin und so viel in diese Zeitschrift investiert habe, dass es nun auch sinnlos wäre, einfach wieder ohne die Zeitschrift heim zu fahren. So sensationell war der Inhalt nämlich nicht. Aber ich war eben so erschöpft und wollte auch wieder nicht mit leeren Händen die lange Heimreise antreten. Also habe ich mir die Zeitschrift einfach gekauft und war am Ende trotzdem enttäuscht. Hätte ich sie gleich beim Zeitungskiosk neben an gefunden und hätte dort die Möglichkeit gehabt, sie durchzublättern und dann über meinen Kauf noch einmal nachzudenken, ich hätte sie nie im Leben gekauft. Aber so sah ich mich schon fast zu einem Kauf gezwungen, dumm gelaufen.

Ich finde aber ebenfalls nicht, dass der Verkäuferin ein Vorwurf zu machen ist, wenn sie halbwegs Menschenverstand besitzt, und den braucht man als Leiterin schließlich, dann wird sie es bestimmt nicht beabsichtigen, die Zigaretten zu einem Leerbestand zu führen. Dann hat es eben einfach andere Gründe, die man hier vielleicht gar nicht heraus finden kann. Wie wäre es denn, sie einfach mal richtig offen darauf anzusprechen? Schließlich wird es doch sie sicherlich etwas angehen, wenn die meisten Kunden verärgert sind und keine Ware bekommen, schließlich kommen diese dann so schnell auch nicht mehr wieder, oder?

Ich finde es ein wenig schwierig, einen Laden zu führen, der nun mal unter anderem Artikel verkauft, die man selbst als Inhaberin nicht unterstützt. So wie es hier ja beschrieben ist. Wenn ich Rauchern das Rauchen erschweren mag, ist der Verkauf von Zigaretten sicherlich schwierig. Nur sind halt Zigaretten typische Tankstellenware und das hätte sich die Besitzerin vielleicht vorher überlegen sollen.

Ich rauche ja auch. Ich stopfe allerdings. In Läden in denen ich erst an der Kasse nach dem Tabak fragen muss, kaufe ich erst gar keinen. Da kann ich persönlich keinen Vergleich machen. Eine Zeit lang habe ich den Tabak bei Netto ( damals noch Plus) mitgenommen. Die haben den auch an der Kasse raus gegeben. Da wusste ich aber was ich will. Da es aber immer schwierig war, weil man nie wusste, ist der Tabak nun da oder nicht und ich oft genug dann doch wo anders hin musste, habe ich mich gleich anders orientiert. Ich verstehe also auch die Kunden nicht, die dort jede Woche auf ein Neues jammern. Ich sage mir dann immer, die wollen mein Geld nicht und gehe gleich wo anders hin.

Ansonsten kenne ich die Situation ähnlich aus dem Kiosk im Krankenhaus. Dort in der Nähe ist kein anderer Laden, beziehungsweise darf man halt als Patient die Klinik aus versicherungstechnischen Gründen nicht einfach verlassen und die nächsten Geschäfte sind schon weiter weg. Das Sortiment in dem Laden ist zwar recht groß, aber auch sehr teuer. Artikel mit festen Preisen, wie halt Zigaretten, Zeitschriften und Bücher werden allerdings zum aufgedruckten Preis verkauft. Aber alles wo man den Preis selber fest legen kann, ist immens teuer. Zigaretten haben die natürlich auch. Auch eine recht große Auswahl. Mit Tabak sieht es dann aber schwierig aus. Gelegentlich mal die teuren Tabaksorten, wie HB und ähnliche. Nur die meisten Menschen die Zigaretten stopfen, machen das ja wegen des Preises. Sprich die kaufen selten die teuren Tabaksorten. Und es gibt durchaus Tabaksorten im mittleren Preissegment, wie Pall Mall zum Beispiel. Obwohl sie Pall Mall Zigaretten in allen Variationen haben, ist Tabak dort schwer zu bekommen. Bestellen gestaltet sich auch schwierig. Ich gehe mittlerweile davon aus, dass sich die Betreiber sagen, die Leute die hier Tabak kaufen wollen, sind eh Patienten und die haben keine andere Möglichkeit. Wenn sie ihrer Sucht nach kommen wollen, werden sie statt Tabak Zigaretten kaufen und daran verdient man sicherlich mehr.

@Cid: Mit Menschenliebe hat das in dem Punkt nichts zu tun, ich denke bei dieser Frau wäre es schon eher eine Art Gehässigkeit, a la noch mehr Zigaretten bestellen wir nicht! Kaputt gemacht wird der Umsatz damit auch nicht, es sind ja nur einige Kunden die dann meckern, weil ihre bevorzugte Größe nicht da ist, die meisten weichen auf andere Zigaretten und anderen Tabak aus. Bestimmte Marken sind es auch nicht, das ganze Sortiment ist einfach lückenhaft, aber selbstverständlich ist auch mir klar, dass kein Raucher sich von beeinflussen lässt, es ärgert nur immer wieder den einen oder andere, Sprüche wie ''Ihr kriegt das auch nie auf die Reihe'' tauchen hier häufiger auf.

@fcbtill: Wieso sollt meine Bekannte sie darauf ansprechen, es ist doch nicht ihre Sache. Getan hat sie das aber trotzdem schon, die Antwort ist stets ''Ah lass die Kunden doch meckern, Samstag kommen neue''.